Vorschau: Fortuna Düsseldorf – FC Bayern München

Justin Trenner 22.11.2019

Düsseldorf, Belgrad, Leverkusen, Gladbach, Tottenham, Bremen, Freiburg, Wolfsburg – die letzten Wochen des Kalenderjahres haben es in sich. Nicht nur für Flick, sondern gerade für den FC Bayern beginnt jetzt eine Phase, die für den weiteren Saisonverlauf vorentscheidend sein kann.

Vier Punkte Rückstand auf Tabellenführer Borussia Mönchengladbach gilt es in den kommenden Wochen aufzuholen. Auf dem Weg dorthin ist es Flick bereits gelungen, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Die Basis ist also gelegt, doch jetzt muss Kontinuität folgen.

Aus allen Richtungen ist zu hören, dass der neue Mann an der Seitenlinie ein Menschenfänger sei. Jemand, dem man nicht nur gern zuhört, weil er gut reden kann, sondern vor allem jemand, der Kompetenz ausstrahlt. Es scheint, als wären gerade seine taktischen Anpassungen bei der Mannschaft gut angekommen. Die Frage wird sein, ob er es nun schafft, darauf aufzubauen und seinen anfänglichen Erfolg zu verstetigen.

FC Bayern: Von der Ausnahmesituation in den Alltag

An einem schönen Abend in München kann es im Knüller jeder. Zumindest konnte sich dieser überspitzte Eindruck in den letzten Jahren zunehmend verfestigen. 5:1, 4:1, 6:0, 5:0, 4:0 – so lauten die Ergebnisse in der Bundesliga gegen den BVB in der Allianz Arena seit 2015. Trainer waren seitdem Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Jupp Heynckes, Nico Kovač und Hans-Dieter Flick.

Die Vorgänger von Flick hatten allesamt unterschiedlich erfolgreiche Karrieren beim FC Bayern. Eine Schlussfolgerung könnte demnach sein, dass die Bedeutung dieses Spiels für sich genommen enorm, im größeren Kontext der Saison aber eher gering ausfällt. Insbesondere Ancelotti und Kovač schafften es nicht, die ansprechenden Leistungen der Mannschaft in dieser Begegnung auf den Rest der Saison zu übertragen.

Hier liegt also nun die größte Herausforderung für Flick. Seine Aussagen, seine Ausstrahlung und das, was schlussendlich vom Team umgesetzt wurde – alles spricht im Moment für ihn. Doch es gibt neben der Frage, ob er Konstanz schaffen kann, noch weitere offene Aspekte, die er erfolgreich gestalten muss. Schafft er es zum Beispiel, die Spieler zu reintegrieren, die in seiner ersten Woche außen vor waren?

Thiago als entscheidender Schlüssel?

Gerade bei Thiago dürfte das für die kommenden Wochen entscheidend werden. Mit Blick auf das Spitzenspiel in Gladbach wird der Spanier in Bestform gebraucht. Er kann ein Spiel nicht nur strukturieren, er kann es auch stabilisieren. Sein Einsatz und seine Zweikampfstärke sind gerade in der deutschen Öffentlichkeit sehr unterschätzt.

Schafft Flick es, Thiago zurück zu alter Stärke zu führen, wäre das ein weiterer Eckpfeiler für seine vorläufig bis Weihnachten datierte Amtszeit. Auch die Positionsfrage bei Joshua Kimmich gilt es zu klären. Gegen Piräus und Dortmund zeigte der 24-Jährige jeweils, dass er auf der Sechserposition ein Spiel lenken und kontrollieren kann. Es tat den Bayern gut, diese Präsenz in der Schaltzentrale zu haben. Dadurch war ihr Spiel weniger ausrechenbar.

Eine Rückkehr von Thiago ins Mittelfeld schließt nicht aus, dass Kimmich weiterhin im Zentrum agieren kann. Zumindest in der Konstanz schien das Zusammenspiel zwar noch nicht zu funktionieren. Sollte Flick aber mit den beiden planen, könnte sich bald zeigen, ob das unter anderem an der fehlenden Grundstruktur unter Kovač lag. Denn trotz einiger Kritikpunkte hatte diese Konstellation auch ihre positiven Aspekte. Auf dem Papier hätten die Bayern mit ihnen nämlich eine perfekte Mischung aus Aggressivität und Spielstärke im Mittelfeld. Die Mannschaft wirkte beispielsweise in Leipzig, auf Schalke und in der ersten Halbzeit gegen Paderborn gut ausbalanciert. Das lag auch an Kimmich und Thiago. Punktuell klappte es also. Die entscheidende Frage ist: Können sie das über einen längeren Zeitraum zeigen?

Eine Stammelf wird nicht funktionieren

In seiner ersten Woche setzte Flick im Mittelfeld auf Goretzka, Müller und Kimmich. Einerseits, weil er diese Spieler besser kennt. Auf der anderen Seite aber überzeugten Thiago, Corentin Tolisso und Philippe Coutinho zuletzt auch weniger. Dass eine klare Entscheidung für eine Stammelf nicht so wirklich funktioniert, zeigten die letzten Monate mit Niko Kovač.

Ab jetzt muss Flick deshalb möglichst viele Spieler in seine Pläne integrieren, dabei aber auch klare Hierachien schaffen. Das klingt nach viel Arbeit für eine begrenzte Amtszeit, doch bekommt er die vielen Egos nicht unter einen Hut, wird es schnell unangenehm. Nicht, weil die Mannschaft einen schlechten Charakter hätte, sondern weil das der Alltag im Umgang mit Top-Spielern ist.

Wenn im Moment aber einem Mann an der Säbener Straße zuzutrauen ist, dass er das schafft und darüber hinaus noch den strukturellen Grundstein für seinen Nachfolger legt, dann ist es „Hansi“ Flick.

Fortuna Düsseldorf: Altbewährte Mittel oder neue Ansätze?

Mit Fortuna Düsseldorf dürfte die Bayern am Wochenende weniger ein Gegner wie Borussia Dortmund als einer wie Piräus erwarten. Den Münchnern wird sich ein kompakter und aggressiver Gegner entgegenstellen, der zunächst darauf bedacht sein wird, sein eigenes Tor zu verteidigen, um im zweiten Schritt Nadelstiche nach vorn zu setzen.

Dabei setzten die Düsseldorfer in den beiden letzten Aufeinandertreffen unter anderem auf eine schnelle Überbrückung des Mittelfelds. Gerade über lange Bälle (flach wie hoch) in den offensiven Halbraum versuchten sie, ihre schnellen Spieler in Laufduelle mit den damals tempomäßig unterlegenen Innenverteidigern der Bayern zu schicken.

Diesmal wäre eine solche Strategie wohl nicht sehr erfolgsversprechend. Sollte Flick bei seiner Viererkette bleiben, stehen mit David Alaba und Javi Martínez zwei Spieler im Zentrum, die sich nur selten überrumpeln lassen. Außerdem standen die Bayern in den letzten beiden Spielen mit und ohne Ball deutlich kompakter als noch unter Kovač.

Dreier- oder Viererkette?

Ein mögliches Mittel für Düsseldorf bleiben aber Angriffe über die Außenbahnen mit anschließenden Flanken. Mit Rouwen Hennings hat Fortuna vorne einen Stürmer, der besonders wegen seiner klugen Laufwege ein gefährlicher Kopfballspieler ist. Drei seiner bisherigen neun Treffer erzielte er mit dem Kopf, fünf seiner insgesamt 25 Abschlüsse waren ebenfalls Kopfbälle.

Die Positionen auf den Außenbahnen besetzte Funkel in den letzten Wochen unterschiedlich. Mal agierte er mit zwei Linksverteidigern – der gesetzte Niko Gießelmann hinten und Markus Suttner davor. In anderen Partien stand der nominelle Mittelstürmer Dawid Kownacki auf der linken Offensivposition.

Da Suttner gerade in der Defensivarbeit etwas geübter ist, könnte das für Funkel gegen die Bayern den Ausschlag geben. In der Grundausrichtung ist wie in den letzten beiden Aufeinandertreffen eher mit einer Viererkette zu rechnen. Zwar experimentierte Funkel zu Beginn der Saison mit einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette, doch zuletzt setzte sich das bewährte 4-2-3-1 wieder durch. Vielleicht spekuliert der Trainer auch darauf, dass die starke Defensivarbeit von Kingsley Coman und Serge Gnabry gegen Dortmund eine positive Ausnahme war. Verteidigen sie nicht mit, gibt es Räume für Düsseldorf. Und weniger Unterstützung für den noch unerfahrenen Alphonso Davies – sollte er weiterhin spielen.

Gestiegene Erwartungshaltung

Die Bayern dürfen sich wahrscheinlich auf zwei kompakte Viererketten, vielleicht sogar auf eine enge 4-5-Staffelung hinter Hennings einstellen. Gegen Dortmund kam man vor allem über Gegenpressingsituationen zu gefährlichen Abschlüssen. Das wird gegen Düsseldorf allein deshalb schon schwieriger, weil sie mit dem Ball kein so großes Risiko gehen werden wie der BVB.

Im ersten Spiel unter Flick gelang es den Bayern zwar, die eigene Defensive zu stärken, doch das Spiel nach vorn war weiterhin zäh. Nun hatte das neu zusammengesetzte Trainerteam etwas Zeit, um sich konzeptionell etwas einfallen zu lassen. Zwar waren viele Spieler mit ihren Nationalmannschaften unterwegs, doch ein weiterer Fortschritt zum Auftritt gegen Piräus sollte der Anspruch sein.

In München hat sich eine Blase der Euphorie gebildet. Flick ist dafür hauptverantwortlich. Nach der Ausnahmewoche folgt nun aber der Alltag. Kann er die Euphorie nicht dorthin übertragen, droht die Blase schnell zu platzen. Es ist ihm zuzutrauen, dass er das vermeiden kann. Nachdem die Erwartungen an ihn aber recht gering waren, hat er die Messlatte mit der Leistung im Knüller so hoch gelegt, dass sie nun stark gestiegen sind. Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht.

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Spieltagssieger

Gabi und kurtha entscheiden den Knüller-Spieltag mit jeweils 20 Punkten für sich. Ich habe mal wieder versagt und bin auf Platz 75 zurückgefallen. Aus mir wird keine Glücksfee mehr. Na ja, hier die Top 5:

  1. Edlan – 154 Punkte (0 Spieltagssiege)
  2. Isarläufer – 149 Punkte (0 Spieltagssiege)
  3. Beltiboy – 148 Punkte (0 Spieltagssiege)
  4. Dominik – 147 Punkte (0,33 Spieltagssiege)
  5. Jona_Brauni – 146 Punkte (1 Spieltagssieg)

Lahmsteiger: Platz 75 – 122 Punkte (0 Spieltagssiege)

So läuft es gegen Düsseldorf …

Zurück im Alltag! Düsseldorf wird es den Bayern gehörig schwer machen. Nach einer zähen halben Stunde kommen die Gäste aber ins Spiel. Vor der Halbzeit fällt noch ein Tor für die Bayern. Die Frage wird sein, ob Düsseldorf aus der guten Anfangsphase was machen kann. Je nachdem geht es also mit 1:1 oder 0:1 in die Kabinen. Danach bestimmen die Münchner das Geschehen. Einige ausgelassene Chancen lassen sie aber zittern. Mit einer tollen Schlussphase steht dann der insgesamt souveräne 0:3-Erfolg. (Düsseldorf machte also nix aus der guten Anfangsphase.)

So könnte Bayern spielen …

4-3-3: Neuer – Pavard, Martínez, Alaba, Davies – Kimmich – Thiago, Müller – Gnabry, Lewandowski, Coutinho

Es fehlen: Hernández, Süle, Arp, Boateng (gesperrt); Coman trainierte wieder unter der Woche, es bleibt aber fraglich, ob Flick ihn nicht lieber schont

So läuft der Spieltag …

Dortmund 4:1 Paderborn
Leverkusen 2:1 Freiburg
Düsseldorf 0:3 Bayern
Frankfurt 2:1 Wolfsburg
Bremen 1:2 Schalke
Union 1:2 Gladbach
Leipzig 3:1 Köln
Augsburg 2:1 Hertha
Hoffenheim 2:1 Mainz