Vorschau: FC Bayern München – SL Benfica

Justin Trenner 26.11.2018

Durch den 0:2-Sieg im Hinspiel ist die Ausgangsposition eine sehr gute. Eigentlich sollte der FC Bayern in der Lage sein, sich souverän für die Runde der letzten Sechzehn zu qualifizieren. Eigentlich. Denn in Tagen, in denen die Münchner aus ihren letzten sechs Heimspielen nur einen Sieg gegen Athen mitnehmen konnten, scheint nichts mehr unwahrscheinlich.

Unentschieden gegen Augsburg, Freiburg, Düsseldorf und eine Niederlage gegen Gladbach. Hinzu kommt ein schmeichelhafter Punktgewinn gegen Ajax. Zum Saisonstart war das so nicht abzusehen. Bei aller Kaderkritik konnte damit auch nicht ernsthaft gerechnet werden.

Die Qualität der Spieler ist weiterhin vorhanden. Zumindest auf dem Niveau, auf dem die genannten Spiele stattfanden. Seit Wochen sind allerlei Probleme benannt. Einzig die Reaktion fehlt. Einerseits von Spielern, die nicht als Einheit auftreten. Andererseits vom Trainer, der keine Lösungen findet und sie nicht mal intensiv zu suchen scheint.

Das letzte Spiel unter Niko Kovač?

Innerhalb kürzester Zeit befindet sich die Mannschaft an einem Punkt, an dem ein Trainerwechsel unausweichlich scheint. Das ist zum Teil ihr eigenes Verschulden. Als Arjen Robben mit uns über Heynckes und van Gaal sprach, sagte er etwas ganz entscheidendes: „Am Ende bist du als Trainer verantwortlich, aber die Spieler müssen es machen auf dem Platz. Du kannst so viel wollen, aber du brauchst dann auch die Spieler, die das ausführen.“

Niko Kovač will einen direkten Fußball spielen lassen, für den ihm die Spieler fehlen. Die hohen Achter, das vertikale Spiel, das hohe Risiko – mit Thiago, Tolisso, Coman und einem fitten James würde es vielleicht anders aussehen. Vielleicht wäre die Mannschaft dann einen Tick sicherer und schneller. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ein Bayern-Trainer mit diesen Umständen klarkommen muss.

Kovač forderte Flexibilität ein, die er selbst nicht umsetzen konnte. Wenn dein Kader nicht den Fußball spielen kann, den du verlangst, dann musst du etwas ändern. Das Zusammenspiel aus Trainer und Mannschaft funktioniert nur, wenn sich beide Seiten über einen Weg einig sind. Offensichtlich sind sie das nicht. Und so droht das Spiel gegen Benfica für Kovač zum letzten Auftritt zu werden.

Ein absolutes Mismatch

Dienstag sitze er noch auf der Bank, sagte Hoeneß. Seine Aussagen klangen zwischen den Zeilen, als würde er einen Abschied bereits vorbereiten. Es wäre ein Eingeständnis eines eigenen Fehlers. Allerdings eines, das auch Größe abverlangt.

Denn Hoeneß, Rummenigge und Salihamidžić waren es, die gemeinsam Trainer und Kader zusammenstellten. Sie haben das Mismatch zu verantworten. Kritik an Spielern, die sich intern gegen Kovač positionieren und sich selbst wichtiger nehmen als die Mannschaft, ist ebenso berechtigt wie Kritik am Trainer. Letztendlich haben es aber die Bosse zu verantworten.

Sie haben einen Trainer geholt, dessen Spielweise und Ideen nicht zu Spielern passen, die dominanten Fußball spielen wollen. Sie haben dem Trainer einen Kader an die Hand gegeben, der seine Ideen nur teilweise umsetzen kann. Und so sind es auch sie, die die aktuelle Situation zu verantworten haben.

Alternativlosigkeit

Eine Situation, in der Benfica als Gegner kaum eine Rolle spielt. Es muss nun irgendwie ein Sieg oder mindestens ein Unentschieden her. Gegen eine Mannschaft, die sehr tief und kompakt verteidigen, aber auch schnell umschalten und mit dem Ball agieren kann. Bereits das Hinspiel zeigte, dass Benfica das Potenzial hat, den Bayern wehzutun. Damals waren die Münchner allerdings noch selbstbewusst und in besserer Gesamtverfassung.

Ein Mutmacher ist, dass auch Benfica keine sonderlich überragende Saison spielt. In der Liga stehen sie mit 20 Punkten aus zehn Spielen auf Platz vier – vier Punkte hinter Tabellenführer Porto. International liegt der letzte große Auftritt ebenfalls länger zurück. Für den FC Bayern geht es nun darum, Zeit zu gewinnen. Entweder für Kovač, um ihn bis Winter irgendwie durchzuschleppen, oder um eine Alternative auf dem Markt zu finden. Doch wer soll es machen? Alternativen gibt es nur wenige und keine ist so zufriedenstellend, dass ein Jubelsturm der Fans zu erwarten wäre.

Die Mission Saisonrettung läuft. Mal wieder. In der Bundesliga mussten bereits jetzt die Ziele auf die direkte Champions-League-Qualifikation korrigiert werden. In der Champions League geht es zunächst nur darum, das Achtelfinale zu sichern.

Wie geht es weiter?

Gewinnt Benfica in München mit 0:3, droht sogar die Europa League, wenn der FC Bayern das letzte Spiel in Amsterdam verliert. Man mag kaum daran denken, dass das tatsächlich möglich ist. Immerhin, und das ist dann auch schon der einzige Strohhalm, an den man sich klammern kann, haben die Münchner bisher zumindest eine gute Einstellung gezeigt, wenn viel auf dem Spiel stand.

Es wird in jedem Fall eine spannende Restzeit im Jahr 2018. Wie lange bleibt Niko Kovač noch Trainer? Wer soll ihn ersetzen? Beweist der dann, dass im Kader doch mehr Qualität steckt als derzeit angenommen wird? Und passt dieser Trainer in einen langfristigen Plan oder wird er erneut nur eine Saison zu Ende bringen? Der Blick geht bereits über das Spiel gegen Benfica hinaus. Doch dort muss der FC Bayern erstmal ein ganz wichtiges Ziel erreichen.

Das Thesen-Duell

Die Regeln findet ihr hier. Die Zahl für These 3 wurde diesmal von Fatbardh gewählt. Kurzfristige Änderungen sind bis zum Spieltag noch möglich.

Ergebnis des letzten Spieltags: Justin 3,6 : 1,8 Fatbardh

Zwischenstand insgesamt: Justin 48 : 45,2 Fatbardh

Justins Tipps

  1. Torschütze: Thomas Müller
  2. Freie These: Bayern spielt wieder nicht zu Null.
  3. Über/Unter 2,5: Über!
  4. Aufstellung: Neuer – Kimmich, Süle, Boateng, Alaba – Martínez – Sanches, Goretzka – Müller, Lewandowski, Ribéry

Fatbardhs Tipps

  1. Torschütze: Renato Sanches
  2. Freie These: Bayern gewinnt das Spiel.
  3. Über/Unter 2,5: Über!
  4. Aufstellung: Neuer, Kimmich, Süle, Boateng, Alaba, Martínez, Sanches, Goretzka, Müller, Lewandowski, Ribéry