Vorschau auf den DFL-Supercup gegen Frankfurt

Justin Trenner 09.08.2018

In Rottach-Egern am Tegernsee brennt den Bayern seit Tagen die Sonne auf den Buckel. Niko Kovač verlangt seinen Spielern dennoch alles ab, sie schwitzen für den Saisonstart. Joshua Kimmich sprach zuletzt von „umfangreicherem Training“, in dem viel Wert auf die Grundlagenausdauer gelegt werde.

Längere und kürzere Sprints, Ausdauertraining, Kraftübungen – Kovač musste sich bereits mit Felix Magath vergleichen lassen. Kimmich ist immerhin davon überzeugt, „dass [ihnen] das während der Saison zugutekommen wird.“

Anderer Tag, gleiche Hitze. Müller und Hummels genießen den Schatten, den ein Golfmobil auf sie wirft. Ihnen bleibt dafür nicht viel Zeit. Kovač ist nämlich schon auf dem Weg, und schickt die beiden Stars zu den Fans, um Autogramme zu schreiben.

Der neue Bayern-Trainer hinterlässt einen guten Eindruck dieser Tage. Auf der einen Seite strahlt er Biss, Leidenschaft und Ehrgeiz während der Trainingseinheiten aus. Klare Ansagen, viele Einzelgespräche, die zur Umsetzung seiner Ideen beitragen sollen. Aber er überdreht diese Verbissenheit nicht.

Bei öffentlichen Terminen wie auf dem Trainingsplatz strahlt Kovač eine Ruhe und Gelassenheit aus, die für die Münchner noch sehr wertvoll sein könnte. Denn jetzt geht die Saison los. Die zunehmende Hitze wird zum Äquivalent des Drucks, der bei den Bayern wieder zunimmt. Für beide Phänomene gibt es nur ein Rezept: einen kühlen Kopf bewahren.

Frankfurt als erster Gradmesser

Schon am Sonntag wird seine Mannschaft sich im ersten Pflichtspiel beweisen können. Die Personallage sieht dafür ganz gut aus: Goretzka und Gnabry werden Schritt für Schritt integriert, und auch James konnte bereits komplette Trainingseinheiten absolvieren. Alle drei haben das letzte Testspiel gegen den FC Rottach bestritten, Goretzka lief mit einem Gipsverband an der Hand auf, der jedoch seinen Einsatz am Sonntag nicht verhindern sollte.

Sanches wird seiner Mannschaft hingegen mit einer Lendenwirbelproblematik noch etwas fehlen, während sich bei Boateng noch kein Wechsel ergeben hat. Der Innenverteidiger absolvierte das Geheimtraining unter der Woche, wie die Abendzeitung berichtete, blieb beim Spiel gegen Rottach allerdings 90 Minuten draußen. Sportdirektor Hasan Salihamidžić verwies auf eine kleinere Muskelverletzung.

In Frankfurt wird Niko Kovač nicht nur auf einen besseren Gegner, sondern auch auf seine Vergangenheit treffen. Noch vor wenigen Monaten hatte er den FC Bayern im Pokalfinale mit der Eintracht besiegt. Natürlich wird er auf die Atmosphäre gespannt sein. Eine schnelle Rückkehr ist nicht einfach – davon kann zum Beispiel Mats Hummels ein Lied singen.

Viel wichtiger ist aber für den Trainer, was er am Sonntag schon testen kann. Bis jetzt hielten sich seine Experimente in Grenzen. Vermutlich deshalb, weil er in jedem Fall auf Altbewährtes setzen wird. Daran ließen die ersten Wochen keine Zweifel.

Peter Hermann wird bald zum Team dazustoßen, der Kader hat sich kaum verändert und generell war der Ansatz von Jupp Heynckes keinesfalls schlecht. Kovač hat keinen Grund dazu, den Stil komplett umzukrempeln. So war in den bisherigen Spielen klar zu sehen, dass weiterhin mit Halbraumüberladungen durch Achter und Angreifer operiert wird. Im Fokus stehen somit erneut die starken Eins-gegen-Eins-Spieler auf den Flügeln.

Gegen Frankfurt hat er aber die Möglichkeit, mehrere Offensivvarianten zu testen. Dass dabei auch ein Pokal vergeben wird, sollte nebensächlich sein. Der Supercup hat nicht den Stellenwert, um einem Sieg alles unterzuordnen.

Zumal auch die SGE gegen die Bayern erproben wird, inwiefern die neuen Ideen von Adi Hütter bereits umgesetzt werden können. In den Testspielen und Trainingseinheiten der Frankfurter war zu beobachten, dass sie noch mehr Druck auf den Gegner ausüben, situativ sogar ins Angriffspressing gehen wollen.

Adi Hütter will die Erfolgsgeschichte von Niko Kovač in Frankfurt fortsetzen. Vielleicht mit einer etwas mutigeren Spielweise.
(Foto: Andreas Schlichter / Getty Images)

Immer wieder trainierte Hütter verschiedene Drucksituationen auf engstem Raum, in denen seinen Spielern der Kopf platzte. Einerseits, um die Entscheidungsfindung in Ballbesitz zu stärken, andererseits, um gezieltes Anlaufen zu trainieren. Die Umschaltmomente sind wichtig.

Während der offensive Ansatz in den ersten Tests scheiterte, war die SGE mit einem etwas tieferen, aber immer noch aggressiven Mittelfeldpressing zuletzt erfolgreicher. Gegen die Bayern ist ebenfalls mit dem vorsichtigeren Ansatz zu rechnen, wobei es auch Phasen geben könnte, in denen sie weiter nach vorn schieben.

So oder so sind die Frankfurter trotz ihrer Abgänge eine physisch herausragende Mannschaft, die es gut versteht, den Ansatz des Gegners ins Chaos zu bringen. Etwas, was sie unter Kovač lernte.

Der wird nun wiederum auf der anderen Seite stehen. Er wird das Chaos nicht mehr erzeugen, sondern Lösungen finden müssen, um es zu beseitigen. Flexibilität, Aggressivität, Ruhe, nicht zu viel Risiko in Ballbesitz – die Vorstellungen des neuen Trainers gleichen aktuell einem großen Puzzle.

Noch kam er nicht dazu, die Einzelteile so zusammenzusetzen, dass seine Idee für die Zukunft offenbart wurde. Lediglich der stark auf die Halbräume fokussierte Spielaufbau fiel auf. Ancelotti hatte damals ähnliche Ideen, scheiterte aber lange Zeit an der adäquaten Besetzung des Zehner-Raums.

Erst jetzt, mit dem Duell gegen seinen alten Arbeitgeber, wird Kovač erstmals mit leichtem Erwartungsdruck umgehen müssen. Von jetzt an werden die Spiele immer wichtiger, und seine Ideen immer sichtbarer.

Supercup, DFB-Pokal und dann der Auftakt gegen Hoffenheim am 24. August. Spätestens dann wird seine Mannschaft erstmals auf gutem Niveau Fußball spielen müssen, um den wichtigen Start in eine richtungsweisende Saison nicht zu verpatzen.

Deshalb ist es gut, dass der FC Bayern am Tegernsee derzeit nicht nur genügend Wasser gegen die Hitze hat, sondern auch einen Trainer, dem es bisher gelingt, mit stetig steigendem Druck ruhig und gelassen umzugehen. Ein kühler Kopf wird im Sommer eben häufig unterschätzt.

Das Thesen-Duell

Für die kommende Saison haben wir uns ein neues Spiel ausgedacht. Fatbardh Aliaj (in den Kommentaren FR7) tat in den Kommentaren zuletzt alles, um unsere fünf Thesen aufrechtzuerhalten. Nachdem wir uns auf Patreon darüber ausgetauscht hatten, dass wir die Thesen gerne zurückbringen würden, entwickelten wir ein neues Konzept: Das Thesen-Duell.

Fatbardh wird die komplette Saison über gegen mich (Justin) antreten. Allerdings nicht – wie gewohnt – mit fünf Thesen, sondern mit drei und einer Vorhersage für die Aufstellung.

Im Detail wird das so aussehen:

  1. These 1: Ein Torschütze wird gewählt. Der Spieler darf aus beiden Mannschaften gewählt werden und es darf auch darauf getippt werden, dass kein Tor fällt. Nicht erlaubt sind Tipps wie: „Lewandowski wird kein Tor erzielen.“ Außerdem wird es nicht erlaubt sein, in zwei Spielen hintereinander den gleichen Torschützen zu tippen.
  2. These 2: Hier darf frei gewählt werden. Allerdings muss die These klar genug für eine Entscheidung sein.
  3. These 3: Vor den Spielen bestimmen die Teilnehmer abwechselnd eine Zahl. Beide müssen sich danach entscheiden, ob mehr oder weniger Tore fallen. Beispiel: Als Zahl wird 2,5 gewählt. Nun müssen sich die Teilnehmer entscheiden, ob sie mit weniger (also maximal 2 Toren) oder mehr (also mindestens 3 Tore) Treffern rechnen.
  4. Außerdem wird die gesamte Aufstellung der Bayern getippt. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem System die Spieler aufgestellt werden.

Für jede richtige These gibt es einen Punkt. Für jeden richtigen Spieler wird es 0,2 Punkte geben. Da im Tor ohnehin so gut wie nie rotiert wird, gibt es dort keine Punkte. Somit sind pro Spieltag maximal 5 Punkte möglich.

Für das Supercup-Spiel testen wir das Format – die Punkte zählen also nicht für die Saison.

Justins Tipps

  1. Torschütze: Kingsley Coman
  2. Freie These: Es werden mehr als drei gelbe Karten verteilt.
  3. Über/Unter 2,5 nach 90 Minuten (gewählt von Justin): Unter!
  4. Aufstellung: Neuer – Süle, Martínez, Hummels – Kimmich, Goretzka*, Thiago, Alaba – Coman, Lewandowski, Ribéry

Fatbardhs Tipps

  1. Torschütze: Robert Lewandowski
  2. Freie These: Die Bayern treffen jeweils nach zwei Standardsituationen.
  3. Über/Unter 2,5 nach 90 Minuten: Über!
  4. Aufstellung: Neuer – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba – Thiago, James, Martínez* – Robben, Lewandowski, Coman

Wir bitten um Feedback zur Umsetzung und kreative Vorschläge für den Namen des „Wettbewerbs“. Diese Saison bekommt Fatbardh für seinen Aufwand in den Kommentaren einen Dauerplatz als mein Gegner. Für die kommende Spielzeit werde ich mir einen neuen Gegner suchen, oder regelmäßig wechseln.

*Wir hatten hier erst Tolisso zu stehen. Da der noch im Urlaub ist, fällt er aber raus.