Vorschau DFB Pokal: FC Bayern München – FC Schalke 04

Justin Trenner 27.02.2017

In unserer Vorschau berichteten wir vor einigen Wochen davon, dass die Schalker Probleme im Ballbesitz haben. Sie erspielen sich zu wenige Chancen, kommen zu selten in das letzte Drittel und wirken etwas statisch in ihrem Spiel.

Das ist jedoch nur gegen 16 Bundesligisten ein Problem für Königsblau. Was wir damals im Vorbericht schon vermuteten, bestätigte sich schließlich auch im Bundesliga-Duell. Muss die Weinzierl-Elf das Spiel nicht selbst machen, ist sie gefährlicher.

(Grafik: Michael Böck)

Spielvorschau

Das liegt vor allem daran, dass sie gut verteidigen kann. Schalke steht in seiner 5-2-3-Grundordnung sehr kompakt, aber auch flexibel. Hinzu kommt eine intensive Laufarbeit, mit der sie die Räume schnell schließen können. Nur fünf Teams haben in der Liga weniger Gegentore kassiert als die Knappen. Selbst ohne Naldo gab es gegen den Ball wenige Probleme.

Teamvergleich

Badstuber hat seine Aufgabe bisher gewohnt solide erfüllt und bringt sich immer mehr in das Schalker Aufbauspiel ein. Höwedes profitiert auf der Halbverteidiger-Position von der Absicherung und kann so immer wieder vorstoßen. Nastasic macht ebenfalls einen soliden Job. Lewandowski wird es deshalb erneut sehr schwer haben, hinter die Abwehrkette zu kommen.

Schalkes kompaktes 5-2-3 deckt nicht nur das Zentrum effektiv ab, sondern ist auch in der Breite sehr stabil. Es lässt sich zudem flexibel in ein 3-4-3, 5-4-1 oder 5-3-2 verändern.

Die Bayern müssen ihren Stürmer deshalb besonders gut einbinden und ihn unterstützen. Thomas Müller zeigte gegen Hamburg seine beste Leistung seit einiger Zeit. Wenngleich die Hanseaten deutlich mehr Räume anboten, als Schalke das tun wird, sollte ihm das Selbstvertrauen gegeben haben. Zusammen mit dem aufrückenden Thiago könnte Bayern für wichtige Entlastung in der Zentrale sorgen.

Das ist deshalb ein wichtiger Aspekt für das Pokalspiel, weil Schalke es in der Bundesliga sehr gut verstanden hat, die beiden Flügelspieler des Rekordmeisters herauszunehmen. Arjen Robben hatte zwar 53 Ballkontakte, brachte aber nur 73% seiner Pässe an einen Mitspieler. Zwei Torschüsse, eine Torschussvorlage und lediglich ein erfolgreiches Dribbling unterstreichen seinen eher mageren Auftritt.

Douglas Costa gelang zwar etwas mehr (drei Torschussvorlagen, zwei Abschlüsse, zwei Dribblings), aber auch der Brasilianer war gut zugestellt. Er kam ebenfalls auf eine unterdurchschnittliche Passquote von 70%.

Die Bayern haben die Halbräume so schwach besetzt, dass die beiden Außenspieler ohne Alternative waren. Überdies fehlte es an Kreativität, um beiden etwas Platz zu schaffen.

Hier könnte Thomas Müller eine wichtige Rolle einnehmen. Beim letzten Mal musste er viele Aufgaben Thiagos übernehmen, mit denen er schlicht überfordert war. Der Spanier ist jedoch zurück und könnte so gemeinsam mit dem Angreifer die offensive Zentrale bespielen.

Dies würde nicht nur den Flügelfokus etwas lockern, sondern auch für eine bessere Raumbesetzung sorgen. Müllers Läufe könnten zudem etwas mehr Platz für Robben bringen, dessen Einbindung gegen die starke Defensive der Gäste sehr wichtig ist.

Die Bayern müssen ihre Flügelspieler entweder mit mehr Personal in engen Zonen (hier rot eingezeichnet) unterstützen oder schnell auf die andere Seite verlagern (hier grün).

Gegen Hamburg, aber auch gegen Mainz und Wolfsburg hat man in dieser Saison gesehen, dass eine offensive Ausrichtung dem Spiel der Münchner deutlich mehr Tempo verleiht.

Auch, wenn wir uns zuletzt in einem Kommentar für die Einsatzzeiten von jungen Spielern eingesetzt haben, wäre es vielleicht gut, wenn Ancelotti an der Hamburg-Elf wenig verändert.

Maximal ein Hereinrotieren von Kimmich könnte gegen die massive Defensive der Schalker Sinn ergeben. Vidal ist in höheren Zonen besser aufgehoben als im Sechser-Raum. Hier macht es vielleicht Sinn, Kimmich etwas tiefer als Thiago zu positionieren und so eine aufbaustarke Variante vor der Abwehr aufzubieten.

Im Spiel der Schalker gegen Hoffenheim konnte man immer wieder beobachten, dass die Knappen besonders dann zu Balleroberungen kamen, wenn die Nagelsmann-Elf im Mittelfeld zu wenig Anspielstationen hatte.

Je länger sich ein Hoffenheimer am Ball befand, umso effektiver wirkte das kompakte Konstrukt des S04. Die Bayern müssen sich also speziell in ihrer Struktur von der besten Seite zeigen.

Ein probates Mittel könnte zudem der lange Ball sein. Hoffenheim knackte die Defensive der Schalker oft mit Chipbällen hinter die Abwehrreihe. Hummels kann diese auch aus weiter Distanz spielen.

Durch die Dreierkette trauen sich Schalkes Innenverteidiger immer mal wieder ins Mittelfeld. Wenn Bayern sich clever anstellt, könnte ein Offensivakteur einen Halbverteidiger der Gäste herausziehen. Anschließend wäre Lewandowski prädestiniert, um den entstandenen Raum zu erlaufen.

Müller oder Thiago könnten immer wieder versuchen, Lewandowski Räume zu öffnen. Hummels ist in der Lage, diesen auch aus weiter Distanz zu bespielen.

Einfache Ballverluste gilt es ohnehin zu vermeiden und in engen Zonen wird es darauf ankommen, den Mitspieler mit mehreren Optionen zu unterstützen. Eine fluide Ballzirkulation sollte oberste Priorität haben, womit auch Geduld gefragt ist.

Vidal eignet sich deshalb vielleicht nicht unbedingt. Der Chilene offenbarte in seinem Passspiel zuletzt viele kleine und einige grobe Fehler. Statt Kimmich sollte auch Alonso wieder eine Option sein.

Der Spanier ist zwar gegen den Ball nicht mehr so effektiv, zeigte aber in Ballbesitz zunehmend bessere Leistungen. Sein vertikales Spiel sorgte in Berlin für eine Verbesserung und wäre sicher auch gegen Schalke hilfreich. Zusammen mit Thiago sollte er gut harmonieren.

Außerdem bringt der Routinier mit seinen diagonalen Bällen eine Qualität mit, die wichtig wäre, um die Fünferkette der Gäste auseinander zu ziehen.

Thiago hingegen dürfte gesetzt sein. Der 25-Jährige ist nicht nur zur Entlastung der Offensivspieler wichtig, sondern auch im Gegenpressing. Schalke schaffte es in der Allianz Arena vor einigen Wochen zu oft, das Pressing der Münchner zu überspielen.

Bayerns Nummer 6 fehlte dabei überall. Spielt der Spanier, ist das Gegenpressing meist effektiv und stabil. Ohne ihn sah das nicht immer gut aus. Schalke hat mit Bentaleb und Goretzka zwei Akteure im Kader, die kleinste Lücken in der Defensivformation der Bayern ausnutzen können.

Thiago und Thomas Müller sind von unschätzbarem Wert für Robert Lewandowski. Gerade gegen Schalkes Fünferkette werden die beiden, insofern sie denn spielen, dem Polen helfen müssen.
(Foto: Christof Stache / AFP / Getty Images)

Wie auch immer die Besetzung im Zentrum aber aussehen wird, ist im Vergleich zum Hinspiel vor allem wichtig, dass das Tempo wieder stimmt. Viele Seitenverlagerungen, vertikales Spiel zwischen die Ketten und eine gute Raumaufteilung werden der Schlüssel zur nächsten Runde sein.

Schalke verteidigt gut, bekommt aber Probleme, wenn der Gegner variabel und schnell spielt. In Umschaltmomenten ist die Weinzierl-Elf am gefährlichsten. Verteidigen die Bayern aber ähnlich stabil, wie meistens in den letzten Wochen, dürfte einem Einzug in das Pokal-Halbfinale wenig im Weg stehen.

Fünf Thesen zum Spiel

  1. Die Bayern schießen mindestens zwei Tore in der regulären Spielzeit.
  2. Sie erreichen zudem die nächste Runde.
  3. Schalke erzielt kein Tor.
  4. Arjen Robben wird an mindestens einem Treffer direkt beteiligt sein.
  5. Müller trifft.

Ein Wort zur Hamburg-Vorschau: Volltreffer. Zumindest die Thesen. Gesamt: 79/145.

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