Vorschau: FC Bayern München – FC Augsburg
Wir befinden uns im Jahre 2020 nach Christus. Ganz Deutschland muss chancenlos mit ansehen, wie der Rekordmeister aus München erneut die Bundesliga erobert. Ganz Deutschland? Nein! Eine von unbeugsamen Schwaben bevölkerte Kleinstadt hört nicht auf, den Bayern Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die bayerischen Legionäre …
Denn wenn die kleinen Schwaben aus Augsburg den großen FC Bayern aus München zum Tanz bitten, wurde es zuletzt wild: 1:1 in der Allianz Arena im September 2018, ein knapper 3:2-Erfolg in Augsburg im Rückspiel der vergangenen Saison und ein 2:2 an selber Stelle am 8. Spieltag der laufenden Spielzeit.
Augsburg war zuletzt tatsächlich so etwas wie das kleine und aufmüpfige gallische Dorf, das dem großen Imperium ein Bein stellen möchte. Allerdings nur im Zeitraum dieser drei Partien. Denn vorher hagelte es für den FCA gerade in München hohe Niederlagen. Ohnehin spricht die Heimbilanz der Bayern gegen Augsburg eine klare Sprache: 12 Siege, ein Unentschieden, zwei Niederlagen.
FC Augsburg: Bayern erneut als Sprungbrett?
Trainer Martin Schmidt wird dennoch alles daran setzen, den aus Augsburger Sicht recht guten Lauf gegen den Serienmeister fortzusetzen – und den schlechten in der Liga zu beenden. Vier Punkte aus den letzten acht Bundesliga-Partien: Nur Werder Bremen (3) war in diesem Zeitraum schlechter.
Wer zur großen Verteidigungsrede ansetzen möchte, kann anführen, dass die Gegner mit RaBa Leipzig, Borussia Dortmund, Union (Auswärts), Frankfurt, Freiburg, Leverkusen und Gladbach besonders schwer zu bespielen waren. Einzig das direkte Duell mit Konkurrent Bremen konnte gewonnen werden. Gewissermaßen ist hier auch eine Analogie zur Hinrunde zu erkennen. Damals gab es bis zum 11. Spieltag nur einen Saisonsieg, aber immerhin vier Unentschieden – eines davon eben gegen die Bayern.
Dann setzte Augsburg plötzlich zu einer Serie von sechs ungeschlagenen Spielen an. Paderborn, Hertha, Mainz, Hoffenheim und Düsseldorf wurden besiegt, in Köln gab es ein Remis. Die Frage wird sein: Kann Augsburg erneut das Bayern-Spiel für einen Aufschwung nutzen? Und wenn ja, wie?
Abstimmungsprobleme
In der Grundausrichtung sollten die Bayern mit zwei Möglichkeiten rechnen: 4-1-4-1 oder ein flexibles Fünferkettensystem. Letzteres sollte Augsburg zuletzt in Leverkusen eine höhere Grundstabilität geben. Ohnehin schiebt der FCA nur selten weit nach vorn, sondern konzentriert sich eher auf ein kompaktes und aggressives Mittelfeldpressing. Doch so richtig abgestimmt wirkte die Fünferkette noch nicht. Gerade bei schnellen Seitenverlagerungen hatten die Schwaben ihre Probleme.
Die defensiven Außenpositionen sind bereits im gesamten Saisonverlauf eine Schwachstelle des FCA. Zu leicht lassen sich dort Spieler aus ihrer Position ziehen und öffnen so den Weg für die gegnerischen Angreifer. Sie bringen damit zusätzlich ihre Mitspieler in Schwierigkeiten, wie diese rekonstruierte Szene aus der zweiten Halbzeit gegen Leverkusen zeigen soll:
Die Werkself überlädt die rechte Seite und provoziert so, dass der linke Verteidiger des FCA, Philipp Max, herausgerückt ist (siehe unterster grauer Pfeil). Dadurch fühlt sich der linke Halbverteidiger dazu genötigt, den Weg des Leverkuseners nach außen mitzugehen. Allein diese kleine (Fehl-)Entscheidungskette führt ferner zum Verschieben des rechten Teils der Abwehrkette.
Doch Max trägt hier nicht allein die Verantwortung. Im rot markierten Bereich steht einer der Augsburger Innenverteidiger zwischen seiner eigenen Abwehrkette und dem den Ball attackierenden Augsburger. In dieser Szene hat er dort überhaupt keinen Mehrwert. Wenige Sekunden vor dem rekonstruierten Standbild fühlte er sich aber verantwortlich dafür, den ballführenden Spieler Leverkusens zu doppeln. Als er merkte, dass dies sinnlos ist, war es bereits zu spät. Die beschriebene Kette an Entscheidungen war bereits im vollen Gange, Leverkusen verlagerte das Spiel (eigentlich sogar noch viel zu langsam) und erspielte sich eine Großchance über die linke Seite.
Offensiv hui, hinten pfui
Nun kann das als der große Unterschied zwischen einer kleinen und einer größeren Mannschaft akzeptiert werden. Doch Schmidts Augsburg zeigt eben öfter mal solche Schwächen und das gegnerunabhängig. Noch hat der FCA sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Schaffen sie es aber nicht, diese Abstimmungsprobleme einzugrenzen, wird es nicht nur in München, sondern vor allem mit dem Klassenerhalt schwer.
Dabei haben die Augsburger so großes Potenzial, können im Prinzip für jeden Gegner äußerst unangenehm sein. Gerade im Umschaltverhalten gelingt es ihnen oftmals sehr gut, zielsicher Gefahr auszustrahlen. Vorne haben sie mit Florian Niederlechner einen Stürmer, der seit Jahren konstant Tore in der Bundesliga macht. Eine wichtige Konstante für das große Saisonziel: den Klassenerhalt. Aber auch Alfred Finnbogason, der sehr offensiv ausgerichtete Philipp Max und Rechtsaußen Marco Richter sind in der Lage, jedem Bundesligateam in Kontersituationen wehzutun.
Augsburg hat die siebtmeisten Tore der Liga erzielt (36), aber gleichzeitig eben die viertmeisten kassierten (50). Und diese Dysbalance sorgt im Endeffekt dafür, dass es trotz eines guten Kaders nicht zu mehr reicht.
Der FC Bayern und die Einbindung von Thomas Müller
Vielleicht reicht es aber zu einem Achtungserfolg gegen die Bayern, wenngleich das bei der aktuellen Form des Rekordmeisters etwas hochgegriffen wirkt. Trotzdem: Schalke zeigte am Dienstagabend, dass die Münchner nicht unverwundbar sind. Gerade ohne Robert Lewandowski fehlte es der Mannschaft von Hansi Flick an Abstimmung. In einer neuen Folge „Mia san Rotstift“ analysieren wir die Probleme, die der Rekordmeister mit den tief verteidigenden Schalkern hatte:
Augsburg wird auf die hier angesprochenen Ballverluste lauern und womöglich zielsicherer nach vorn spielen als es Schalke tat. Joshua Kimmich zurück ins Mittelfeld zu versetzen, könnte bereits reichen, um mehr Kontrolle über das Spielgeschehen zu erhalten. Vor allem sind es aber Thomas Müllers Läufe, die gegen den FCA eine große Waffe sein können.
Die vorher erklärten Abstimmungsprobleme und Müllers raumöffnende Bewegungen könnten ein ähnlich großes Missmatch für die Schmidt-Elf ergeben wie für die TSG Hoffenheim am vergangenen Wochenende. Müller schaffte es dort mehrmals, die rechte Abwehrhälfte nach innen zu ziehen und damit den Raum auf dem Flügel für Verlagerungen zu öffnen.
Nur braucht Flick gegen den FCA dann ähnlich gute Anschlussaktionen. Auf Schalke fehlte zu oft jemand, der den geöffneten Raum dann auch betrat. Es könnte deshalb gut sein, dass der Trainer wieder Joshua Zirkzee von Anfang an bringt, der hervorragend mit Müller zu harmonieren schien.
Konzentration, Spannung, Intensität
Für den FC Bayern gibt es am Wochenende nur den Sieg. Auf ihrem Weg zur achten Meisterschaft in Folge sind es die vielen kleinen Punkte, die am Ende entscheidend sind. Zwar konnten sie ihren Vorsprung auf RaBa Leipzig erhöhen, aber angesichts des Restprogramms beider Klubs bedeutet das noch nicht viel.
Wir befinden uns im Jahre 2020 nach Christus. Und die Frage ist, ob ganz Deutschland weiter chancenlos dabei zusehen muss, wie die Bayern ihre einmalige Dominanz fortsetzen. Eine von unbeugsamen Schwaben bevölkerte Kleinstadt will den Bayern Widerstand leisten und dazu beitragen, dass die bayerischen Legionäre auf ihrem Weg zum achten Titel in Serie noch aufgehalten werden.
Ob sie das schaffen, hängt von vielen Faktoren ab. Der wichtigste dürfte sein, wie konzentriert der FC Bayern diese Pflichtaufgabe annimmt. Denn diese enorme Intensität und Spannung dauerhaft aufrecht zu erhalten, ist genau das, was fast unmöglich ist. Das zeigte nicht zuletzt der Auftritt auf Schalke. Aber dass die Bayern diese Art von Spielen aktuell trotzdem mehr oder weniger souverän gewinnen können, spricht eindeutig für sie.
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Spieltagssieger
17 Punkte und Sieg für L.S., ratzersatz und Rico. Die Top 5:
- Stiepel-Arne – 297 Punkte (0 Spieltagssiege)
- Edlan – 294 Punkte (0 Spieltagssiege)
- zoot_jw – 293 Punkte (0,17 Spieltagssiege)
- c_ehser, dain – 292 Punkte (0 Spieltagssiege)
Lahmsteiger: Platz 85 – 256 Punkte (0 Spieltagssiege)
So läuft es gegen Augsburg …
Hat am letzten Wochenende schon gut geklappt: Es wird verdammt zäh! Bayern tut sich lange schwer, gewinnt am Ende aber trotzdem noch deutlich mit 3:1.
So könnte Bayern spielen …
4-2-3-1: Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Thiago – Müller, Goretzka, Gnabry – Zirkzee
Es fehlen: Süle, Perišić, Coman, Lewandowski (alle verletzt)
So läuft der Spieltag …
Paderborn 2:1 Köln
Hertha 1:2 Bremen
Wolfsburg 1:3 Leipzig
Freiburg 2:1 Union
Schalke 1:2 Hoffenheim
Leverkusen 2:1 Frankfurt
Gladbach 3:2 Dortmund
Bayern 3:1 Augsburg
Mainz 1:0 Düsseldorf