Round-Up: Statistisches Saisonende

Maurice Trenner 13.05.2018

In der Saison 2017/18 holten die Münchner insgesamt 84 Punkte, was die viertbeste Bundesliga-Saison aller Zeiten darstellt. Damit überbot der Rekordmeister zum fünften Mal in sechs Jahren die von Jürgen Klopp 2012 prophezeite „historische Marke“ von 81 Punkten. Eine Leistung, die man gar nicht hoch genug würdigen kann und eventuell auch der erneut schwächelnden Konkurrenz ankreiden muss.

Auch das Torverhältnis von +64 egalisierte die viertbeste Saison der Roten, wobei die 28 Gegentore der höchste Wert seit der Saison 2010/11 darstellten – damals 40 Gegentore. Dafür erzielte der frischgebackene Meister mit 92 eigenen Treffern jedoch zum erst sechsten Mal überhaupt mehr als 90 Treffer.

Für die weitere Analyse wollen wir etwas mehr ins Detail gehen und greifen dazu auf Statistiken des großartigen Twitterers Michael Karbach zurück, der diese auf seiner Website auch für alle weiteren Vereine aufstellt.

Formkurve auf Meisterniveau

Die erste Statistik, die hier näher dargebracht werden soll, ist eine Formkurve. Zur Erstellung dieser wird ein gleitender Durchschnitt der Punkte aus den letzten zehn Spielen gebildet. Ein Wert größer zwei Punkte aus zehn Spielen ist dabei gut und reicht in den meisten Fällen für die direkte Qualifikation zur Champions-League. Dieser Bereich ist in Grün dargestellt.

Stabil über die gesamte Saison mit zehn perfekten Spielen über den Winter.
(Quelle: BStat)

Da immer die letzten zehn Spieltage betrachtet werden, macht die Statistik erst nach dem zehnten Spieltag Sinn, weshalb auch nur Spiele unter Jupp Heynckes aufgeführt sind. Zur besseren Übersicht sind Siege in Grün, Unentschieden in Schwarz und Niederlagen in Rot aufgeführt.

Aus dem Diagramm kann man entnehmen, dass der FC Bayern unter Heynckes die Bundesliga quasi nach Belieben dominierte. Für eine Phase von zehn Spielen, vom 14. bis 23. Spieltag, konnte man gar alle Spiele gewinnen und erst ein Unentschieden gegen Berlin im späten Februar durchbrach diese Serie, weshalb auch der Schnitt von 3.0 Punkten/Spiel wieder absank.

Die Leistung und Konstanz der Münchner wird vor allem offensichtlich, wenn man die Formkurven der Konkurrenz betrachtet. Einzig Schalke konnte für mehr als zwei Spieltage einen Schnitt von mindestens 2.3 Punkten/Spiel halten. Nur neun Teams, also gerade einmal die Hälfte der Liga, schafften es mindestens einmal für zehn Spiele durchschnittlich 2.0 Punkte/Spiel oder mehr zu holen.

Mit verdienten Siegen zum Titel

Wer mit 21 Punkten Vorsprung Meister wird, muss nicht argumentieren, ob der Titel verdient errungen wurde. Wir wollen dennoch auf die Zahlen blicken.

Als Statistik wird für diesen schwer objektiv erfassbaren Begriff „verdient“ der Unterschied zwischen der Tordifferenz und der Expected-Goals-Differenz betrachtet. Ein expected Goal (xG) berechnet dabei, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Abschluss zum Torerfolg führt, wobei u.a. Position des Abschlusses und Anzahl Gegenspieler bis zum Tor als Kriterium verwendet werden.

Die Meisterschaft der Münchner war mehr als nur verdient, selbst die Niederlage gegen Hoffenheim hätte nicht passieren müssen.
(Quelle. BStat)

In der Grafik werden nun die beiden Tordifferenzen – real und expected – gegeneinander aufgetragen. Errungene Siege sind dabei rechts und in grün aufgetragen, während der „Verdientheitsgrad“ von oben nach unten abnimmt. Dadurch wird die Darstellung in vier Bereiche aufgeteilt, z.B. rechts oben ein verdienter Sieg. Zur besseren Übersicht sind Heimspiele in Groß- und Auswärtsspiele in Kleinbuchstaben gekennzeichnet. Außerdem sind Hinrundenspiele von eckigen Ecken und Rückrundenspiele von abgerundeten Ecken umrandet.

In nur sechs Spielen wiesen die xG eine negative Tordifferenz für die Münchner aus. Davon verlor man drei Spiele, u.a. auch das letzte Heimspiel gegen Stuttgart, gewann zwei und spielte einmal unentschieden. Nicht einmal lag die xG-Differenz bei kleiner minus zwei Toren, was für knappe Spiele sprach, die durch Kleinigkeiten entschieden wurden.

Bei der ersten Saisonniederlage gegen Hoffenheim sieht das Modell sogar eine unverdiente Niederlage, da die xG-Differenz für einen Bayern-Sieg sprach. Der Stellungsfehler vorm 1:0-Führungstreffer der Hoffenheimer fällt hierbei allerding nicht ins Gewicht.

Insgesamt weist die Statistik nun drei verdiente und eine unverdiente Niederlage für die Münchner aus. Den zwei unverdienten Siegen stehen insgesamt 25 verdiente Siege gegenüber, wobei die drei Unentschieden auch zumindest laut Statistik unglücklich waren. Hier ist vor allem das letzte Ancelotti-Spiel mit dem 2:2-Remis gegen Wolfsburg nach 2:0-Führung zu nennen. Der Fehler von Ulreich wird hier ebenfalls statistisch nicht erfasst.

Viele Abschlüsse und noch mehr Ballbesitz

Abschließend soll noch kurz auf die Offensive der Münchner eingegangen werden. Dazu werden die Anzahl der Torschüsse im direktem Vergleich mit dem Gegner dem eigenen Ballbesitzanteil gegenübergestellt. Über die gesamte Saison hatte der Rekordmeister im Schnitt 66,5% Ballbesitz und schoss 17,7 mal pro Spiel auf das gegnerische Tor ab. Beides sind Bestwerte in der Bundesliga.

Nur selten hatte der Gegner mehr Abschlüsse, noch seltener hatte er länger den Ball.
(Quelle: BStat)

Auch diese Statistik unterstreicht, wie dominant das Team von der Isar in der Bundesliga auftritt. Nur zwei Gegner, nämlich Frankfurt und Dortmund, schafften mehr Ballbesitzphasen als die Münchner in einer Partie. Wobei dieses Ergebnis aufgrund des Trainingsspiel-Charakters der Partie gegen die Eintracht angezweifelt werden darf. Ebenfalls konnten nur fünf Mannschaften das Torschuss-Duell mit den Bayern für sich entscheiden.

Auffällig ist die Korrelation der Münchner zwischen Ballbesitz und Abschlüssen, welche durch die blaue Linie angedeutet ist. Diese zeigt sich bei anderen Teams weniger deutlich, wobei auch in diesem Fall keinesfalls eine Gerade entsteht.

Weiterhin wird offensichtlich, dass ein reines Plus an Torschüssen kein Garant für einen Sieg ist. Bei den Niederlagen in Hoffenheim und Gladbach hatte man beispielsweise ein deutlicheres Chancenplus als bei Siegen gegen Schalke oder Augsburg. Ein gleiches Fazit kann auch für den Ballbesitzanteil gezogen werden.

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