Allianz Frauenfußball Bundesliga: SV Werder Bremen vs. FC Bayern München Frauen

Bayern-Frauen drehen Rückstand in Bremen zum Kantersieg

michelle Trenner 14.05.2018

Ein wichtiger Sieg, weil auch Freiburg gegen Frankfurt punktet und mit Blick auf die Champions League noch an den Bayern vorbeiziehen kann.

Falls Ihr es verpasst habt

Trotz druckvollen Beginns der Bayern waren es die Bremerinnen, die früh in der Partie die Führung übernahmen. Nach einem Foul von Bayern-Kapitänin Melanie Behringer verwandelte Marie-Louise Eta den fälligen Freistoß in der siebten Minute direkt. Auch Bayern hatte die Möglichkeit, durch einen Freistoß den Ausgleich zu erzielen, doch der Schuss von Behringer stellte keine Gefahr dar.

Die Bayern erhöhten den Druck. Ausgangspunkt im Aufbauspiel war häufig Verena Faißt, die sich auch vorne mit einschaltet. In der Spielentwicklung vom zweiten ins letzte Drittel des Spielfelds ging dann viel über die Mitte. Gerade Behringer und Dominika Škorvánková waren sehr aktiv und suchten Abschüsse. Aber auch die Achse über rechts mit Leonie Maier und Sara Däbritz schob das Bayernspiel offensiv an.

Die meisten Ballverluste hatten die Roten im Bremer Strafraum zu verzeichnen. Die Konterchancen spielte Bremen allerdings zu behäbig aus, um sie zu nutzen. Für die Bayern setzte Behringer einen Schuss an die Latte, auch Bremen kam nochmal gefährlich vor das Tor von Manuela Zinsberger – doch die konnte die Situation entschärfen. Ein Schuss von Jill Roord wurde geblockt. Mehreren Distanzschüssen fehlte es an Präzision. Bremen hielt weiterhin mit einer starken Leistung dagegen. Die Bayern hatten Probleme, in die gefährlichen Räumen einzudringen und dort die entscheidenden Pässe an die Mitspielerin zu bringen. Auch nach dem Abschluss von Verena Faißt mussten die Bayern weiterhin auf den Ausgleich warten, bis kurz vor der Pause eine Kombination über Škorvánková und Rolser zum 1:1 von Sara Däbritz führte.

Die Halbzeit über fegte ein Unwetter über den Platz, doch pünktlich zum Anpfiff strahlte die Sonne wieder. Bayern-Trainer Thomas Wörle brachte Gina Lewandowski für Melanie Leupolz ins Spiel, die zuvor immer wieder den Weg aus dem defensiven Mittelfeld auf außen gegangen war. Bei Bremen kam Lisa Josten für Jessica Golebiewski.

Lewandowski zahlte ihren Einsatz postwendend mit einem Tor zurück. Nur 39 Sekunden nach Wiederanpfiff bekamen die Bayern auf der gleichen Position wie zuvor bei der 1:0-Führung von Bremen einen Freistoß. Melanie Behringer legte den Ball auf Carina Wenninger, die zog den Pass in die Mitte, von wo aus Lewandowski ihn mitten ins Tor knallte. So schnell, wie im Norden das Wetter umschlug, hatten die Bayern die Spielstand gedreht 1:2.

Was dann folgte, war ein Rausch, in den sich die Bayern spielten. Behringers Pass auf Maier konnte von Bremens Torhüterin Lena Pauels noch gestoppt werden. Doch schon bald darauf markierte Däbritz nach Pass von Rolser, die nun viel aktiver ins Spiel eingebunden war, ihr sechstes Saisontor und das 1:3. Behringer setzte einen Freistoß über das Tor. Jill Roord legte das 1:4 durch Rolser auf, bevor die das Feld für Mandy Islacker verließ.

Bremen war ebenfalls noch zu einzelnen Torchancen gekommen – mal parierte Zinsberger gegen die Freistoßschützin Eta, mal verzog Cindy König den Ball aus der Distanz weit über das Tor, aus dem Zinsberger weit vorgerückt war, ein drittes Mal war es Carina Wenninger, die den Konter über König gerade noch löschen kann – doch die Resignation Bremens war deutlich zu spüren.
Und dennoch kam Werder nochmal ran. Die fällige Ecke nach Wenningers Rettungstat landete zunächst an der Latte. Verena Volkmer schaltete am schnellsten und verkürzte auf 2:4.

Doch das kurze Aufbäumen sollte nicht lange währen. Däbritz schnürte ihren Dreierpackte und machte mit dem 2:5 im 14. Einsatz ihr siebtes Saisontor fest. Lewandowski verfehlte knapp. Auf einen harmlosen Freistoß von Werder folgt ein Bayernkonter über Škorvánková außen samt Treffer durch Islacker zum 2:6, die sich mittig frei vor dem Tor postiert nur noch einschieben muss. Sogar die eingewechselte Lucie Voňková kommt nach mehrfachen Versuchen noch zu ihrem Jokertor und markiert den letzten Treffer der Partie zum 2:7. In keinem Spiel der Saison waren mehr Tore gefallen als zwischen Bremen und Bayern an diesem Tag.

3 Dinge, die auffielen:

1. Behringer nach wie vor Fokuspunkt im Team

Auch aufgrund von Verletzungen hatte Behringer schon schwächere Phasen in den vergangenen Monaten. Und obwohl sie auch an diesem Tag mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte, war sie für das Bayernspiel absolut zentral – im Wortsinne. Den Spielaufbau organisierte sie aus der Spielfeldmitte. Gerade in der Anfangsphase hatte sie ein gutes Auge für die freistehende Spielerin. In der Zweikampfführung setzte sie klare Zeichen und war wie üblich bei Freistößen eine Waffe. Diesmal setzte sie dabei nicht ausschließlich auf Direktabschlüsse, sondern band die Mitspielerinnen ein.

2. Nicht die stärkste Partie von Leupolz und Roord

Beide Spielerinnen machten es den unbeteiligten Zuschauern nicht gerade leicht, sich in deren Gedächtnis einzubrennen.
Roord hatte an diesem Tage nicht das große Glück beim Abschluss. Während das Team gerade in der zweiten Halbzeit Tore am Fließband schoss, setzte Roord entgegen ihrer sonstigen Qualitäten die Bälle übers Tor oder daran vorbei. Auch mit Anspielen war sie für die Kolleginnen nur selten zu finden.

Melanie Leupolz ging ungewöhnlich viele Wege aus der Mitte nach links außen, da sowohl Roord, Rolser und Škorvánková die zentralen Räume unter sich aufteilten. Als mit Lewandowski eine erfahrene Außenspielerin kam, konnte diese wesentlich mehr Wucht entfachen.

3. Gegentreffer als Weckruf?

Man kann zwar nicht behaupten, dass die Bayern den Anfang der Partie verpennten, doch erst nach dem 1:0 für Bremen wurde die Dringlichkeit der Bayern, ein Tor schießen zu wollen, richtig spürbar. Dennoch hatte die Bremer Führung lange Bestand. Es gab sogar weitere Möglichkeiten für die Bremerinnen, die Führung auszubauen. Aus dem Spiel gegen Jena war den Bayern die Erinnerung daran nur zu bewusst, dass eine Dominanz im Spiel nicht automatisch zu Toren führen muss. Doch rund um die Halbzeit drehten die Bayern das Spiel. Während Bayern im Laufe der zweiten Halbzeit immer noch einen drauf packen konnte, hatte Werder dem Ganzen immer weniger entgegenzusetzen und verlor schlussendlich verdient das Spiel.

Somit konnten die Bayern zwei Spieltage vor Schluss den zweiten Platz in der Tabelle festigen und haben beste Aussichten, auch in der kommenden Saison wieder an der Champions League teilzunehmen. Wolfsburg hatte unter der Woche im Nachholspiel Bayerns ärgsten Konkurrenten Freiburg geschlagen und am Wochenende mit einem Sieg gegen Essen die Tabellenführung ausgebaut. Freiburg blieb mit einem wichtigen Sieg gegen Frankfurt allerdings in gefährlicher Schlagdistanz zu den Bayern, die im Saisonfinale noch gegen Wolfsburg und Frankfurt antreten müssen. Freiburg bekommt es noch mit Jena und Essen zu tun.