FC Bayern München vs. Turbine Potsdam, AFBL, Mai 2018, Nicole Rolser vs. Johanna Elsig, © Sven Beyrich

Bayern Frauen – Turbine Potsdam 5:0 (1:0)

Andi Trenner 09.05.2018

Durch die Rückkehr von Melanie Leupolz stellte Bayern-Coach Tom Wörle wieder exakt die Startelf um, die vor dem Patzer gegen den USV Jena vier Ligaspiele und das Pokalspiel gegen Turbine Potsdam siegreich gestalten konnten.

Falls Ihr es verpasst habt:

Grundformationen FC Bayern München Frauen 4-4-1-1 vs. Turbine Potsdam 4-4-2Grundformationen: Bayern 4-4-1-1, Potsdam 4-4-2

Gut drei Wochen nach dem Pokalspiel stand das Ligaspiel gegen Turbine Potsdam auf dem Programm, die bis zu diesem Zeitpunkt fünf Punkte Rückstand auf die Bayern hatten und bei einem Auswärtssieg noch berechtigte Hoffnung hegen durften, kommende Saison international zu spielen. Beide Teams gingen dabei von Beginn an engagiert zur Sache und streuten erste Angriffe.

In der 7. Minute holte Manuela Zinsberger zu einem weiten Abschlag aus. Die Potsdamerin Rahel Kiwic unterschätze den Ball, worauf Nicole Rolser nur gewartet und freie Bahn zum Tor von Lisa hatte. Nach einem beherzten Spurt schob Rolser den Ball an Schmitz vorbei zum 1:0 ein. Die Gäste ließen sich dadurch aber zunächst nicht irritieren und kamen in der 11. Minute zu einer hochkarätigen Chance, die Nina Ehegötz zum vermeintlichen Ausgleich nutze. Doch das Schiedsrichtergespann entschied nach einigen Diskussionen auf Abseits – eine fragwürdige Entscheidung. Die aufgebrachten Potsdamerinnen hätten sich jedoch nicht beschweren können, wenn ihr Angriff aufgrund eines Fouls von Svenja Huth an Kristin Demann schon zuvor abgepfiffen worden wäre.

In der Folgezeit setzte sich das Spiel immer mehr im Mittelfeld fort, wobei die Bayern einige Chancen durch Standards hatten – jedoch alle ohne Erfolg. Nach einer guten halben Stunde war es dann die stets gefährliche Huth, die einen Angriff aufs Bayerntor startete, allerdings ebenfalls scheiterte. Nach diesem Warnschuss übernahmen die Bayern immer mehr die Initiative und hatten mehrere starke Angriffe. So spielte Verena Faißt die Abwehr schwindelig und kam zum Abschluss, jedoch paradierte Schmitz erstklassig. Nach der anschließenden Ecke hätte beinahe Carina Wenninger aus guter Position das jetzt längst überfällige 2:0 markieren können, setzte aber den Ball über das Tor. Turbine Potsdam kam nunmehr kaum noch zur Geltung, aber die Bayern versäumten es, den Sack frühzeitig zuzumachen, so dass es zur Halbzeit nur 1:0 stand.

In der zweiten Halbzeit setzten die Bayern die Potsdamerinnen weiterhin unter Druck und versuchten sich an einigen Fernschüssen, die jedoch allesamt das Tor knapp verfehlten. In der 60. Minute warf sich eine Potsdamerin noch in den Schuss von Leonie Maier, der Ball prallte vor die Füße von Rolser, die endlich das 2:0 erzielte. In der 62. Minute wechselte dann Wörle Dominika Škorvánková für Fridolina Rolfö ein. Die Bayern erspielten sich weitere Torchancen und scheiterten mehrmals an Pfosten oder Latte. In der 75. Minute krönte dann Rolser ihre phänomenale Leistung mit einem fantastischen Solo und schob den Ball lässig an Schmitz vorbei ins kurze Eck zu ihrem dritten Treffer.

Kurz darauf hämmerte Škorvánková den Ball in die Mitte, wobei zunächst Rolser knapp verpasste. Maier war allerdings ebenfalls in den Strafraum aufgerückt und erzielte das 4:0. Wörle brachte kurz darauf Mandy Islacker für Melanie Behringer. In der 85. Minute durfte sich dann Rolser ihren wohlverdienten Applaus abholen und machte unter Sprechchören Platz für Lucie Voňková. Kurz vor Schluss war es dann aber Sara Däbritz, die nach einer tollen Aktion auf 5:0 erhöhte. Däbritz hatte sogar noch Doppelpack auf dem Fuß, doch das Schiedsrichtergespannt wähnte den Lattenknaller nicht in vollem Umfang hinter der Torlinie. Überraschend deutlich schlugen die Bayern Potsdam so mit 5:0 und setzten ein deutliches Warnzeichen gen Wolfsburg für das anstehende Pokalfinale.

3 Dinge, die auffielen:

1. Nicole Rolser: Small Giant

In den vergangenen Wochen hatte sie schon des Öfteren Aufmerksamkeit erregt, dieses Mal krönte sie ihre fantastische Leistung mit einem Dreierpack: Nicole Rolser. Es ist schier unglaublich, wo sie ihre Energie hernimmt – ob in der Anfangsphase oder in der 87. Minute, Rolser gibt nie einen Ball verloren, setzt immer nach und sorgt wie schon häufig erwähnt für eine stetige Unruhe bei ihren Gegenspielerinnen. Den weiten Abschlag von Zinsberger antizipierte sie derart gut, dass sie nach dem Fehler der Potsdamerin Kiwic freie Bahn hatte und die Konzentration auch nach langem Sprint für den kühlen Abschluss hochhielt.

Rolser dürfte es schon lange leid sein, auf ihre Körpergröße angesprochen zu werden, doch es ist einfach bemerkenswert, wie sich die kleine Gigantin ein ums andere Mal gegen Größere durchsetzt. Die Leistungen stimmen schon lange, jetzt zieht die Statistik nach. Vielleicht wird sie ja dadurch auch in Kreisen der Nationalmannschaft registriert. Ihre eigene Meinung zum Thema ist hier vermerkt.

2. Flüssige Rochaden

Auffallend war zudem die hohe Laufbereitschaft und Rotation zwischen den Positionen der Bayernspielerinnen. Schaltete sich zum Beispiel eine Innenverteidigerin mit in den Angriff ein, ließ sich entweder Melanie Leupolz oder auch ab und an Melanie Behringer in die Viererkette fallen. Die Außenverteidigerinnen Maier und Faißt konnte immer wieder ihre Laufstärke ausspielen und bis auf die Grundlinie vorstoßen. In diesen Fällen behielten dann die Außen im Mittelfeld die defensive Kontrolle. Maier konnte dabei auch des Öfteren im defensiven Mittelfeld ihr Spielverständnis unter Beweis stellen und sich dabei auf Demann oder Leupolz als Backup sowie Rolfö oder Däbritz für die Außenverteidigung verlassen. Durch die vielen Verschiebungen zwangen die Roten Potsdam permanent zum Stopfen von Löchern und sorgten für Übergabeprobleme. Die erste Elf entwickelt derzeit eine Eingespieltheit, die in der Summe mehr ergibt als die einzelnen Teile.

3. Des einen Freud ist des anderen Leid

Während sich die Stammelf eingroovt, sind die Ersatzspielerinnen vor die Geduldsprobe gestellt. Im Grunde besteht der Kader aus 14 Spielerinnen: die Stammelf sowie Voňková, Škorvánková und Islacker, die nahezu immer eingewechselt werden. Spielerinnen wie Gina Lewandowski oder Viki Schnaderbeck dürfen zwar immer wieder auf Kurzauftritte und seltene Startelfauftritte hoffen, reelle Chancen auf dauerhafte Einsatzzeiten können sie sich derzeit allerdings nicht machen. Spielerinnen wie Lineth Beerensteyn (zumindest meistens auf der Bank) oder Laura Georges (letzten Sonntag nicht mal im Kader) dürften mit der derzeitigen Situation nicht zufrieden sein.

Interessant wird es, wenn Simone Laudehr, die sich derzeit wieder an das Team herantastet und zweifelslos eine Bereicherung für die Mannschaft ist, wieder zur Verfügung steht. Allerdings gibt der Erfolg dem Trainerteam Recht. Solange dem Team in der heißen Phase der Saison nicht die Puste ausgeht, ist jetzt nicht der Zeitpunkt für Experimente. Das internationale Geschäft und ein Titel im Pokal stehen auf dem Spiel.

Bayern – Potsdam
Bayern Zinsberger – Faißt, Demann, Wenninger, Maier – Rolfö (62. Škorvánková), Behringer (83. Islacker), Leupolz, Däbritz – Roord, Rolser (86. Voňková)
Bank Talaslathi, Schnaderbeck, Lewandowski, Beerensteyn
Potsdam Schmitz – Rauch, Elsig, Kiwic, Ilestedt – Meister (75. Kössler), Wälti, Zadrazil, Schwalm (57. Gasper) – Huth, Ehegötz (57. Prašnikar)
Bank Fischer, Schmidt, Cahynova, Aigbogun
Tore 1:0 Rolser (7.), 2:0 Rolser (60.), 3:0 Rolser (75.), 4:0 Maier (77.), 5:0 Däbritz (88.)
Karten Gelb: Roord (70.) / Huth (15.), Schwalm (40.), Gasper (90.)
Schiedsrichter­­innen Ines Appelmann (Alzey), Sonja Kuttelwascher (Ilvesheim), Katharina Menke (Frankenthal), Hanna Schlemmer (Nußbach)
Zuschauer 1.025