FC Nöttingen – FC Bayern München 1:3 (1:3)
Vor dem Spiel lag das Hauptaugenmerk vor allem auf Kimmich, der weitere Pluspunkte im direkten Duell mit Xabi Alonso sammeln wollte. Sowie Mario Götze, um den es während der letzten Woche viele Spekulationen gab.
Falls Ihr es verpasst habt:
Die Münchner gingen die Partie mit der nötigen Ernsthaftigkeit an und durch einen Handelfmeter von Arturo Vidal früh in Führung. Zachmann hatte im Strafraum den Ball klar mit dem Oberarm gespielt (4.). Mit der Führung im Rücken kam der FC Bayern zunächst gut in die Partie. In einem 3-4-3 Grundsystem konnte sich vor allem Costa auf der linken Außenbahn immer wieder durchsetzen und Flanken in die Mitte schlagen. Nach gut 15 Minuten nahmen die individuellen Fehler der Münchner zu. Gerade der Aufbau vom 6er-Raum auf die Außenbahn bzw. in die Halbräume erwies sich immer wieder als anfällig. Zum einen wirkte Kimmich phasenweise zu überhastet und suchte zu sehr den Vertikalpass. Auf der anderen Seite stimmte die Abstimmung mit Vidal nicht. Beide hatten Probleme sowohl den horizontalen als auch vertikalen Abstand zu halten. Die bereits erwähnten Ballverluste nutzten die Nöttinger sehr geschickt. Meist über die bayerische linke Abwehrseite wurden Konter vorgetragen. So fiel auch der zwischenzeitliche Ausgleich. Nach einem Fehlpass von Kimmich kam Nöttingen gut ins Umschalten. Alaba verlor den direkten Zweikampf gegen Schürg. Dieser legt zurück auf Hecht-Zirpel, der im zweiten Versuch Ulreich überwinden konnte (16.). Trainer Michael Wittwer hatte seine Elf sehr gut eingestellt. Mit dem Anstoß erzielten die Münchner aber die erneute Führung. Vidal, der sich mit Lahm im 8er-Raum bzw. auf dem rechten Flügel immer wieder abwechselte, legte einen Ball an die Strafraumkante zurück. Mario Götze zog kurz zur Seite und verwertete im Fallen flach ins linke Eck. Nach einer Trinkpause stellte Pep Guardiola leicht um. Bernat sicherte defensiv nun deutlich mehr ab. Die Dreierkette wurde schneller zur Viererkette umfunktioniert. Zusammen mit dieser Veränderung agierte Boateng nun deutlich offensiver. Er nutzte den Raum, der sich aus der mannorientierten 4-4-2-Deckung Nöttingens ergab. So fiel auch der nächste Treffer: Boateng zirkelte wuchtig vom Strafraum auf das gegnerische Tor. Der Schuss wurde zunächst geblockt, landete jedoch über Umwege bei Lewandowski. Dieser hatte aus kurzer Distanz wenig Mühe (26.).
In der Pause wechselte Pep Guardiola Højbjerg für Arturo Vidal ein. Dieser war in einer Szene unglücklich auf den Ellenbogen gefallen. In der 55. Spielminute betrat Arjen Robben für Philipp Lahm die Partie, der fortan auch die Kapitänsbinde übernahm. Die Partie verlor an Tempo, aber der FC Bayern konnte sich regelmäßige Chancen erspielen. Götzes Schuss mit rechts wurde vom Nöttinger Keeper Kraski gehalten und auch Arjen Robbens Schlenzer landete nicht im Netz. Dante betrat für Kimmich den Platz und platzierte sich als linker Innenverteidiger im Defensivverbund. Alaba übernahm offensivere Aufgaben. Fraglich hier, ob Jerome Boateng nicht eine Pause verdient gehabt hätte, da er sich in der zweiten Trinkpause kurz behandeln ließ und öfters härter gegen ihn eingestiegen wurde. 29.486 Zuschauer sahen im Kalrsruher Wildparkstadion dann noch eine Großchance des Fünftligisten. Die lange Freistoß-Hereingabe von links flog zwischen Dante und Alaba hindurch zum Nöttinger Schürg, der Volley ins FCB-Tor drücken wollte. Ulreich machte sich mit einem guten Reflex groß und wehrte den Schuss ab. Wohl seine beste Szene in der Partie, da er Schüsse mehrfach nach vorn abprallen ließ und für Risiko sorgte.
Schiedsrichter Robert Kampka pfiff die Partie ohne große Nachspielzeit ab und der FC Bayern zog in die nächste Pokalrunde ein. Ein solider Auftritt mit einigen Highlights und Problemstellen gleichermaßen. Der FC Nöttingen verkaufte sich hervorragend ohne dem Rekordmeister, der phasenweise viel Tempo herausnahm, sehr gefährlich zu werden.
3 Dinge, die auffielen:
1. Die Formfindung von David Alaba
Nach langen Verletzungen braucht der Körper und auch der Kopf viel Zeit, um wieder an das alte Niveau anzuknüpfen. Nicht selten dauert es fast noch mal so lange, wie die eigentliche Ausfallzeit, bis der ursprüngliche Form- und Spielrhythmus wieder gefunden ist. Dies war beim DFB-Pokal gegen Nöttingen auch bei David Alaba zu sehen. Pep Guardiola plant den Österreicher wohl zunächst als linker Innenverteidiger innerhalb einer Dreierkette ein. Hier ist das Anforderungsprofil an einen Spieler aber besonders hoch. Gerade im ballbesitzgeprägten, aber konteranfälligen System von Pep Guardiola. Die beiden äußeren Verteidiger müssen einen großen Raum abdecken, im Bedarfsfall früh in die Zweikämpfe kommen und so gefährliche Gegenangriffe unterbinden. Hier hatte David Alaba die größten Probleme gegen den Fünftligisten. Immer wieder wurden die Zielspieler Hecht-Zirpel oder Schürg auf der Seite von Alaba halbhoch angespielt. Dieser hatte in solchen Situationen sichtlich Mühe. Zwangsläufig fiel das zwischenzeitliche 1:1 auch begünstigt durch eine schlechte Zweikampfführung von Alaba. Zur Halbzeit konnte er lediglich 33% seiner direkten Duelle gewinnen. Im weiteren Spielverlauf – mit einer etwas offensiveren Rolle – konnte er sich auf 67% hocharbeiten. Wie auch gegen Wolfsburg zu sehen war: David Alaba braucht noch Zeit bis er seine alte Leistungsstärke wieder erreicht hat. Es fehlt noch das oft zitierte Timing. Da es aber außer ihm wenig Alternativen auf dieser Position gibt (Badstuber ist immer noch verletzt), wird er sich die Form wohl nur über Spielpraxis holen können.
2. Vorbereitung ist kein Pflichtspiel
Joshua Kimmich bekam von Pep Guardiola die Chance weitere Spielpraxis zu sammeln. Xabi Alonso, der verhältnismäßig viel beim Audi-Cup gespielt hat, saß nur auf der Bank und wurde später auch nicht eingewechselt. Kimmich indes konnte Alonso seine Rolle nicht streitig machen. Zu überhastet reagierte er in vielen Situationen – zu oft versuchte er das Spiel auch dann schnell zu machen, wenn es nicht ging bzw. nicht nötig war. Am Ende standen elf Fehlpässe, was deutlich zu viele sind für seine Position und Rolle als Aufbauspieler. Auch die Abstimmung mit Arturo Vidal war nicht immer optimal, ist aber angesichts der geringen gemeinsamen Spiel- und Trainingszeit durchaus erklärbar.
Kimmich hatte in diesem Spiel aber auch gute Momente: Wenn er in der 1. Halbzeit gut ins Gegenpressing gekommen ist, konnte er einige Bälle in aussichtsreicher Position erobern. Auch das Zusammenspiel mit Götze auf engstem Raum war gut, kam aber nur selten vor, da Götze seine Rolle deutlich offensiver interpretierte als Vidal. Weniger gut waren seine Versuche sich aus der zum Teil starken Mannorientierung von Nöttingen zu lösen. In etlichen Szenen versuchte er sich nicht aktiv genug aus der Umklammerung zu lösen und überlies den Spielaufbau dann lieber den Innenverteidigern. So wurden aber die Abstände bzw. die Passlänge zu den Vorderleuten sehr lang. Demzufolge sind 85 Ballkontakte in bei 79% Bayern-Ballbesitz eher unterdurchschnittlich. Er wird sich steigern (müssen), wenn er in den nächsten Spielen eine Alternative zu Xabi Alonso sein will. Das Potential dazu besitzt er definitiv.
3. Bemühter Mario Götze
In dieser Woche hatte Mario Götze so viel Aufmerksamkeit wie seit dem WM-Finale 2014 nicht mehr. In den Medien wurde viel geschrieben und verkürzt dargestellt. Entscheidender für seinen sportlichen Werdegang beim FC Bayern ist aber seine Leistung auf dem Platz. Während der Vorbereitung in China hatte Götze zunächst nur wenig Einsatzzeit. Allerdings vertraute Pep Guardiola während der Spiele gegen den AC Milan und Real Madrid unter der Woche auf ihn. Auch beim DFB-Pokal bekam Götze nun zunächst den Vorzug. Die Rolle, die er dabei ausführen durfte, kam ihm sichtlich mehr entgegen als die Rolle als Flügelspieler. Götze durfte den Freigeist im Bayernspiel mimen. Mal unterstützte er Costa auf der linken Außenbahn, mal Lahm auf der Gegenseite oder versuchte fast auf Höhe des 6er-Raums das Spiel durch Kurzpässe anzukurbeln.
Meist gab es auch ein Muster bei den Angriffen – beispielhaft aus der 2. Halbzeit: Über Rafinha wurde der Ball zu Robben auf die Außenbahn gebracht, Götze kreuzte den Laufweg und schuf so Raum für Robben oder war selber Anspielstation. Zudem suchte Götze immer wieder selbst den Abschluss. Am Ende stammten fünf von 16 Bayern-Torschüssen von ihm. Mustergültig verwandelte er in einer turbulenten Phase kurz nach dem Ausgleich wieder zu Führung. Allerdings waren einige Aktionen von zu viel „Kopf-durch-die-Wand“ geprägt. Vier Foulspiele und nur eine Torschussvorlage fassen diesen Aspekt gut zusammen. Positiv formuliert: Götze wollte sich zeigen. In der Summe war dies auch eine ordentliche Leistung. Besser, als über weite Teilen der Rückrunde. Ob es aber für einen Startplatz zum Bundesligaauftakt reichen wird, muss Pep Guardiola beantworten.
FC NÖTTINGEN – FC BAYERN 1:3 (1:3) | |
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Nöttingen | Kraski – Walter, Brenner, Fuchs, Schmidt – Gür (77. Schenker), Schneckenberger, Zachmann (82. Neziraj), Bilger – Hecht-Zirpel (70. Bitzer) – Schürg |
Bank | Dups – Bischoff, Hohn, Bitzer, Bräuning |
FC Bayern | Ulreich – Rafinha, Boateng, Alaba, Bernat – Vidal (46. Hojbjerg), Kimmich (74. Dante) – Lahm (55. Robben), Götze, Costa – Lewandowski |
Bank | Neuer – Benatia, Alonso, Müller |
Tore | 0:1 Vidal (5./Handelfmeter), 1:1 Hecht-Zirpel (16.), 1:2 Götze (17.), 1:3 Lewandowski (26.) |
Karten | Gelb: Zachmann / Vidal, Boateng, Bernat |
Zuschauer | 29.486 (ausverkauft) |