Vorschau: AEK Athen – FC Bayern München
Wenn die Pressekonferenz des FC Bayern am Freitag auch nur ein positive Wirkung hatte, dann die, dass kaum jemand mehr über das Spiel sprach. Es wäre äußerst naiv, den Bossen des Klubs genau diese Intention in den Mund zu legen, aber die eigentliche Krise wurde kurzfristig in den Hintergrund gedrängt.
Nicht auszudenken, was erst los wäre, wenn die Mannschaft das Spiel in Wolfsburg nicht gewonnen hätten. Vermutlich wäre das Echo auf diese wirre Veranstaltung doppelt so laut gewesen.
Doch die Bayern gewannen. Nicht unbedingt auf die souveränste Art und Weise, die man sich so ausmalt, wenn der Rekordmeister bei einem maximal durchschnittlichen Bundesligisten zu Gast ist. Auch nicht zwingend mit einer Leistung, die alles vergessen macht. Aber das zu erwarten, wäre ebenso naiv gewesen wie die Überschätzung der Wut-Rede des Präsidenten.
Fünf Stufen, dann Dortmund
Der FC Bayern befindet sich nach seiner Krise zumindest nicht mehr am Boden. Einstellung und Tore helfen, um von einem Fortschritt zu sprechen. Die erste Stufe einer Pyramide, an deren Spitze niemand geringeres als Borussia Dortmund wartet, ist ohne Schaden gemeistert worden. Fünf weitere warten.
Wolfsburg diente den Bayern als Aufbaugegner, der keinesfalls zu unterschätzen war. Gerade in der Anfangsphase schob der VfL sehr aggressiv nach vorn und brachte den Rekordmeister somit ins Schwitzen. Doch sie schafften es nicht, den taumelnden Gegner zu Fall zu bringen. Die Bayern hielten kleineren Rückschlägen diesmal stand. Vielleicht, weil es diesmal keine frühen Gegentore gab.
Vielleicht aber auch deshalb, weil sie die Spielgeschichte diesmal selbst positiver beeinflussen konnten, indem die Chancen genutzt wurden. Ein kurzer Verlust der Kontrolle nach zehn Minuten, der unnötige Platzverweis für Arjen Robben und das Gegentor – es roch mehrmals nach einem Einbruch, den es zuletzt häufig zu beobachten gab. Doch Tore in den richtigen Augenblicken verhinderten ihn.
Loch im Zentrum – trotz Thiago und James
Zumal diese Tore auch zu großen Teilen schön herausgespielt wurden. Die Münchner schlugen in Wolfsburg 18 Flanken, davon nur 11 aus dem Spiel heraus. In Wochen der Ratlosigkeit ist das als klarer Fortschritt zu bewerten. Zumal die Kombinationen in den Halbräumen wieder deutlich verbessert erschienen als noch vor der Länderspielpause.
Trotzdem plagen den FC Bayern im Moment Schwächen im Positionsspiel, die auch zu Problemen im Aufbauspiel sowie im Gegenpressing führen. Das Zentrum verwaist in vielen Szenen trotz Spielern wie Thiago und James. Man sollte meinen, dass diese Spieler allein dafür sorgen sollten, dass es im Zehnerraum viel mehr Bewegungen zwischen die Linien gibt, doch dem war nicht so.
Gegen Wolfsburg gelang es den Bayern oft nicht, mit Tempo in das zweite und letzte Drittel zu kommen, weil die Abstände nicht stimmten. Entweder spielen die Bayern dann direkt auf die Außenbahnen und lassen sich dort stellen oder sie verlieren den Ball bei einem unnötig langen Zuspiel in das letzte Drittel. Mannschaften wie Borussia Dortmund bestrafen diese Nachlässigkeiten eiskalt.
Stufe 2 – AEK Athen
Aber auch Mannschaften wie AEK Athen, der kommende Bayern-Gegner, sind dahingehend nicht zu unterschätzen. So dankbar der Spielplan in der aktuellen Phase der Saison zu sein scheint, so kompliziert kann ein Gastauftritt beim griechischen Meister auch plötzlich werden.
Individuell ist die Mannschaft von Trainer Marinos Ouzounidis den Konkurrenten aus Lissabon, Amsterdam und vor allem München natürlich unterlegen. Doch als Kollektiv ist sie immer für eine Überraschung gut. Auch mit dem Meistertitel rechneten im vergangenen Jahr nur wenige Experten.
In dieser Saison starteten die Athener etwas holprig. In der Liga stehen sie mit 13 Punkten aus sieben Spielen auf Platz Vier. Vor allem die Breite des Kaders erlaubt es dem Trainer aber, auf Fehlentwicklungen zu reagieren. Durch die fehlenden finanziellen Mittel sind sie auf einen großen Anteil von jungen Spielern angewiesen. Im Schnitt ist der Kader knapp 25 Jahre jung.
Rotation, Rhythmus und taktische Grundlagen
Nach der 0:3-Niederlage gegen Ajax rotierte Ouzounidis die komplette Mannschaft durch. Elf Wechsel konnten eine weitere Niederlage jedoch nicht verhindern. PAOK Thessaloniki schlug die Hauptstädter mit 2:0. Der große Kader bietet Optionen, aber er verführt auch zu Risiken, die schließlich den Rhythmus der Mannschaft negativ beeinflussen könnten.
Gerade gegen Ajax merkte man AEK an, dass sie längst kein Champions-League-Niveau haben. Vor allem an Aggressivität mangelte es ihnen. Es dauerte zu lange, bis sie den ballführenden Spieler unter Druck setzten und auch die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren zu groß.
Am Dienstagabend ist mit einer Athener Mannschaft zu rechnen, die auf mehr Kompaktheit achten wird. Die Probleme der Münchner sind bekannt. Wenn das Zentrum dicht ist, geht es schnell auf die Außenbahnen und von dort selten in die Gefahrenzonen zwischen den Linien des Gegners. Mit viel Kompaktheit, mehr Aggressivität und guten Umschaltmomenten wird Athen deshalb versuchen, den Bayern wehzutun.
Denn eines ist auch klar: diese junge, ambitionierte Mannschaft ist nicht nur darauf aus, das Spiel des Gegners zu zerstören. Sie will und kann auch selbst ganz gut Fußball spielen.
Balanceakt für Kovač
Niko Kovač muss seine Mannschaft deshalb mit der nötigen Vorsicht einstellen. Jeder Ballverlust kann tödlich sein. Im Olympiastadion von Athen wird es schnell ziemlich laut und ein Hexenkessel wäre nicht förderlich in der aktuellen Situation. Doch zu viel Vorsicht führt manchmal zu fehlendem Risiko, das wiederum das eigene Spiel verlangsamt.
Die Positionen zwischen den Linien müssen besetzt und bespielt werden. Dafür wird es mehr Risiko als gegen Wolfsburg, aber vor allem ein besseres Positionsspiel brauchen. Es liegt an Kovač, die beiden Hebel zwischen Ruhe und Tempo sowie zwischen Vorsicht und Risiko so auszubalancieren, dass die Maschine nochmal ein bisschen besser läuft als am Wochenende.
Schritt für Schritt ist das Motto. Es geht nun darum, auch die zweite Stufe in Athen schadlos zu überstehen, damit der FC Bayern am Ende möglichst stark an der Spitze ankommt.
Das Thesen-Duell
Die Regeln findet ihr hier. Die Zahl für These 3 wurde diesmal von Justin gewählt. Kurzfristige Änderungen sind bis zum Spieltag noch möglich.
Ergebnis des letzten Spieltags: Justin 1,6 : 2,8 Fatbardh
Zwischenstand insgesamt: Justin 30,6 : 26,2 Fatbardh
Justins Tipps
- Torschütze: Robert Lewandowski
- Freie These: Bayern wird über 1,99 expected Goals auf dem Konto haben. Maßstab: understat.com
- Über/Unter 3,5: Unter!
- Aufstellung: Neuer – Kimmich, Boateng, Süle, Alaba – Thiago – James, Müller – Robben, Lewandowski, Gnabry
Fatbardhs Tipps
- Torschütze: Robert Lewandowski
- Freie These: Maximal zwei verschiedene Torschützen bei den Bayern.
- Über/Unter 3,5: Unter!
- Aufstellung: Neuer, Kimmich, Süle, Hummels, Alaba, Thiago, Sanches, James, Robben, Lewandowski, Gnabry
Danke Paul Breitner für die offenen Worte, einer unserer Grössten
Ganz genau das Gleiche habe ich mir auch gedacht. Ich persönlich würde mir wünschen das UH bei nächster Gelegenheit wenn Ihm ein Micro vor die Nase gehalten wird, er klar zurückrudert und eingesteht das ER diesmal einen “Scheißdreck” gesagt hat. Damit würde er Größe zeigen wie Juan Bernat oder dessen Berater.
+1
Nur mal zur Klarstellung:
UH hat nicht die Aussage getätigt “Bernat hat Scheißdreck gespielt”, sondern den Kommentar von Uli Köhler “imitiert”, der bei einem Ausscheiden geschrieben hätte “Bernat hat Scheißdreck gespielt”. Das kommt im Grunde nie richtig rüber.
Das macht die Wortwahl natürlich nicht besser, aber es ist doch etwas anders als es meist dargestellt wird.
Dass er sich das ganze Kapitel “Bernat” hätte sparen können ist glaube ich unstrittig.
Wer unserem (positions)Spiel extrem weiterhelfen würde, wäre dieser Mesut Özil von Arsenal. Der brilliert dort von Spiel zu Spiel, während die Mannschaft eine Serie von 10 Siegen in Folge aufzuweisen hat. Er ist zwar kulturell ein wenig fremd aufgrund seiner Religion, seines Aussehens und seiner Körpersprache (er kann anscheinend auch nicht den Text der Nationalhymne!!) aber er ist ein verdammt guter Fußballspieler. Aber was sag ich da, ich bin mir sicher, dass Hoeneß und Rummenigge die Kaderplanung im Griff haben
Ich halte deinen Kommentar für Satire.
Hmm ich finde das jetzt schwierig. Wenn du meinst Satire in Bezug auf Özil, dann nein. Özil ist einer der besten Mittelfeldstrategen der Welt und er würde unserem (zumindest in der aktuellen Situation) Spiel sehr gut tun. Wenn du mit Satire meinen Beitrag insgesamt meinst, wird es schwieriger. Ich halte meinen Beitrag eher für zynisch-pessimistischen Galgenhumor.
Ich denke höchstens diese Satire-Definition kommt meinem Beitrag relativ nahe:
“Nähe zu Formen der Komik und zur Parodie, von denen sie sich durch die kritische Haltung unterscheidet”
Also wäre mein Beitrag höchstens satirisch in Bezug auf Ulli Hoeneß, den ich seit Freitag für einen fast schon verachtenswerten Menschen halte
Özil ist natürlich ein großartiger Spieler. Sein Tor am Wochenende: ein Traum.
Aber um etwas Wasser in den Wein zu gießen:
1) Bei den 10 Siegen (3 davon gegen sehr schwache Gegner in EuropaLeague und Pokal) war kein Spiel gegen ein anderes der Top6 Teams dabei. Die beiden Spiele gegen Top-Teams zu Saisonbeginn wurden verloren.
2) So brillant war Özil bisher nicht. Bei Whoscored steht er z.B. auf Platz 38 der notenbesten Spieler der diesjährigen Premier League Saison. Seine Durchschnittsnote von 7,19 ist gut, keine Frage, aber weit weg von der Weltspitze. Und übrigens sein schwächster Wert, seit er bei Arsenal spielt. Was wiederum zeigt, wie gut er insgesamt ist (war?)…
3) Eines der Vorurteile gegenüber Özil: Er taucht gegen starke Gegner ab. In den bereits erwähnten Niederlagen gegen City und Chelsea war er sehr schwach.
Losgelöst davon wäre ein 30-jähriger, teurer Spieler natürlich definitiv nicht das gewesen, was der FCB-Kader diese Saison gebraucht hätte. Schon gar nicht fürs offensive Mittelfeld, wo wir mit James bereits einen herausragenden Zehner haben und mit Müller, Goretzka und Co. weitere Spieler, die zwar anders spielen, aber dennoch um die gleichen Einsatzzeiten konkurrieren.
Ja, ich glaube deine Analyse ist sehr treffend!
Ich würde nur einwenden, dass viele Gegner gegen Özil-Mannschaften ihn speziell aus dem Spiel nehmen, was das Argument, er tauche ab, deutlich schwieriger erscheinen lässt. Hinzu kommt noch, dass es sehr selten vorkommt, dass Özils Mannschaft sehr stark und er sehr schwach spielt.
Abgesehen davon, sollte ich auch mehr darauf hinaus, dass Hoeneß’ Özil-Bashing nicht nur in Trumpischer Manier eine jahrelange Tradition der Aufklärung (Stichwort Vernunft, Rationalität) begräbt, sondern auch noch inhaltlich so haarstreubend falsch ist, dass es mir alles zusammen zieht.
Ich denke Kovac wird nur minimal rotieren, höchstens auf zwei Positionen.
Da Ribery nicht dabei ist, dürfte auch Gnabry wieder starten. Und eigentlich am Samstag erneut. Darauf bin ich sehr gespannt. Das wären zum ersten Mal diese Saison mehrere Startelfeinsätze in Folge. Ich hoffe, dass das bei ihm endlich für einen Schub sorgt. Potential hat er, zeigen konnte er es bisher noch kaum.
Justin, auf deiner Grafik kann man doch schön sehen, wo das Problem lag – und das ist ja auch hier schon oft genug thematisiert worden. Wo ist denn der 6er? Viel weiter hinten geht es bei eigenem Ballbesitz ja nicht mehr. Und das ist genau das, was auch hier immer wieder zu lesen war. Martinez und Spieleröffnung. Und dann hast du eben das Loch im Mittelfeld zum einen und die zugestellten Außenbahnen. zum anderen. Trotz eines vorgeschobenen LV steht immer noch eine “Viererkette” mit Ball hinter der Mittellinie. Damit kannst du aber keine Defensive wirklich erschrecken.
Sicherheit ist ja gut und schön, aber der 6er ist nun mal das Herzstück, wenn es um die Spieleröffnung geht. Und wenn die meistens aus Querpässen besteht, wird das halt nicht viel.Seit Wochen sieht man den eklatanten Unterschied auf dieser Position zwischen einem Martinez und einem Thiago. Und immer wieder kommt dann die Variante vom Samstag und immer wieder stellt man danach fest: Hinten zwar stabil, aber das mit dem Spielfluß und dem Aufbau…..
ich bin sehr gespannt, was man heute abend sehen wird.
Und wer Athen gegen Benfica gesehen hat, weiß auch, dass man die nicht unterschätzen sollte.
also Leute ich habe in der 1. Hz mal wieder speziell auf MArtinez geachtet. Also es ist keine Übertreibung, wir spielen im Angriff mit einem Mann weniger, wenn es Eishockey wäre, dann könnte man bei Ballgewinn MArtinez rauslassen und einen anderen reinholen (wüsste im Moment aber auch nicht wen, da wären wir wieder bei der Transferpolitik). Wirklich er bietet sich nicht an, sondern versteckt sich im Deckungsschatten, wird auch fast gar nicht von den Mitspielern kaum gesucht bzw. angespielt.Hey Leute ich kann doch nichts mit dem Ball, bitte nicht anspielen, vorher war er tatsächlich mal links vorne frei und brachte eine so erbärmliche Flanke ins Nirvana. Kovav scheint ja jetzt erstmal eine Formation sich einspielen lassen zu wollen, ich kann die Aufstellung bei dem Kader nachvollziehen bis auf MAartinez auf der 6. Das verstehe ich einfach nciht. Thiago auf der der sechs war doch eine Entdeckung von Kovac , warum rückt er davon ab. Ach so Robben ist einfach traurig, tut richtig weh, Ribery erspart er es ja bereits, aber Robben, gut aber wer stattdesen und damit wäre wir wieder…bei der..genau Kaderplanung
Wir haben zwar viele Baustellen, aber wenn was wäre wohl zumindest gehen solche Gegner möglich, wenn Coman fit wäre? Robben ist ja quasi nur noch Anspielstation. Aber viel kommt da sonst nicht von ihm. Ansonsten wäre mein Rat an Kovac, mal Ecken trainieren zu lassen. Wenn schon der Rest seines Trainings nicht wirklich positive Effekte auf dem Rasen zeigt.
Gnabry gegen Athen. Was für ein Lichtblick der Junge, wenn drumherum noch ne gute Mannschaft wäre…
+1
Und wie Müller gegen Gnabry abstinkt!
Ich würde sagen: “Gnabry spielt immer!”
Wenn Robben keine in der Bundesliga nicht gesperrt wäre, hätten Gnabry und Müller von Anfang an gespielt.
Und wann erlöst Kovac Arjen Robben?
Harte Kost…
ich verlange Schmerzensgeld, was für ein grausamer Kick selbst die 2 Tore haben nur kurz was verändert
Auch wenn sie Ergebnisse wieder Stimmen, muss man festhalten, dass es spielerisch nach wie vor arm ist. Ich denke, Kovac wird die Saison nur überstehen, wenn die Vereinsführung sich nicht eingestehen möchte, Fehler gemacht zu haben. Aber wenn man bedenkt, was Tuchel oder Favre (die wir beide hätten bekommen können) andernsort abliefern, dann muss man feststellen, das wir eine Fehlbesetzung auf der Bank haben. Harzige Spiele gibt es ja immer mal, aber das ist seit langer Zeit das erste Mal, dass diese Phase nun mehr als 1 Monat andauert. Die beste Nachricht heute war, dass es endlich, endlich, endlich mal wieder ein Spiel ohne Gegentor war (das man das bei dem angeblichen Defensivfetischisten Kovac so betonen muss, sagt ja auch mehr als genug aus).