Vorschau: Borussia Dortmund – FC Bayern München

Justin Trenner 03.03.2016

Pep Guardiola möchte das natürlich ändern, doch es gibt sicher dankbarere Aufgaben, als einen Vorsprung in Dortmund zu verteidigen oder gar auszubauen. Mit Thomas Tuchel hat sich dort wiederum einiges verändert in dieser Saison. Wie Luca schon richtig für uns analysierte, haben sie ihr System stark auf den Ball fokussiert statt gegen ihn zu spielen. Das „Klopp’sche“ Umschalten wurde dabei aber nicht verlernt. Acht Konter-Tore konnte der BVB bereits erzielen und steht damit auf Platz Zwei hinter dem Rivalen Schalke 04.

Vergleicht man Dortmund aus der letzten Saison mit der Tuchel-Elf, fallen einem die Unterschiede auch in den Statistiken auf. Unter Klopp spielten sie 456 Pässe pro Spiel, die sich mit dem neuen Trainer auf 575 gesteigert haben. Nur Bayern hat in der Liga mehr aufzuweisen (680). Außerdem hat sich der durchschnittliche Ballbesitzwert von 53,3% unter Klopp, auf 60,4% gesteigert. Auch die Passquote von 83,4% ist erheblich besser als die 76,7% der Vorsaison. Speziell letzteres ist ein Merkmal, das den neuen BVB auszeichnet. Mittlerweile spielt man geduldigen Fußball und wartet auf die Lücken in der gegnerischen Formation. Das hilft den Dortmundern vor allem gegen kleinere Gegner die tief hinten drin stehen. Das größte Problem mit Jürgen Klopp war das Finden von Lösungen gegen ebensolche Mannschaften.

Dennoch – und das ist ein wichtiger Punkt für das Spiel am Wochenende – ist der BVB auch in der Lage das Spiel dem Gegner zu überlassen und abzuwarten. Die Qualitäten im Umschaltspiel haben sie keinesfalls verlernt und das macht sie zu einem unangenehmen Gegner für den FC Bayern. Neben den vier von Luca analysierten Schlüsselspielern hat der BVB auch Spieler wie Marco Reus, oder Shinji Kagawa, die an guten Tagen jedem Gegner Kopfschmerzen bereiten können. Dortmund schießt 15,4 Mal auf das Tor des Gegners, was fünf Schüsse weniger sind, als bei den Bayern (20,4). Dennoch erzielte der BVB mit 59 Toren genauso viele wie der Rekordmeister. Sie stellen mit 22,1% Chancenverwertung die zweiteffektivste Offensive der Liga, denn nur Gladbach ist besser (22,2%). Bei Bayern gibt es hier hingegen klares Verbesserungspotential (17,3%). Besonders wenn Müller und Lewandowski nicht treffen, gibt es wenige Spieler, die echte Torgefahr ausstrahlen.

Dortmund ist auch in der Defensive stabiler geworden. Mittlerweile lassen sie nur noch acht Schüsse pro Spiel zu, was nur 1,2 mehr sind als beim Kontrahenten aus München. In den letzten zehn Spielen blieben sie sieben Mal ohne Gegentor, während die Bayern nur fünf der letzten zehn Spiele zu Null beendeten. Borussia Dortmund hat darüber hinaus eine sehr Zweikampfstarke Innenverteidigung. Hummels gewann 72% seiner Duelle, was in der Liga seinesgleichen sucht und auch Sokratis steht mit 68% sehr weit vorne im Vergleich mit anderen Verteidigern. Sokratis wird allerdings gegen die Bayern ausfallen, was gleichzeitig eine Chance für den Rekordmeister ist. Die Schwächen in der Verteidigung wurden durch das angepasste System, das uns Luca erklärte, zwar etwas kaschiert, doch gab es auch in den vergangenen Wochen immer wieder Szenen, in denen man die Abwehr des BVB unter Druck gesehen hat. Das isolieren eines Außenverteidigers, sowie das ständige Anlaufen des zweiten Innenverteidigers neben Hummels sind Wege, um für Ballgewinne gegen diese Mannschaft zu sorgen. Subotic und Bender sind die Kandidaten für die Startelf und beide haben ihre Defizite im Aufbauspiel. Darüber hinaus wird es für die Bayern wichtig sein dem BVB den Übergang vom Mittelfeld- in das Angriffs-Drittel zu erschweren. Gündogan und Weigl sind die Spieler, die es im Mittelfeld zu stoppen gilt. Schafft man es die Verbindungen von Gündogan zu Mkhitaryan, Aubameyang und Reus zu verhindern, ist das Offensivspiel des BVB deutlich zäher.

Im eigenen Ballbesitz wird der FC Bayern vor allem auf sich selbst achten müssen. In den letzten Wochen häuften sich Ungenauigkeiten im letzten Drittel, die in Dortmund härter bestraft werden, als gegen jeden anderen bisherigen Gegner. Sollte es zu Ballverlusten kommen, muss das Gegenpressing sofort greifen, sonst ist das Umschaltspiel der Dortmunder nicht zu verhindern. Können die Bayern in diesem Bereich eine ähnliche Leistung wie in Turin abrufen, wird es sehr schwer für Dortmund zu Entlastungsangriffen zu kommen. Guardiola und Tuchel sind die vielleicht besten Trainer der Liga, wenn es darum geht sich auf den Gegner einzustellen und vorzubereiten, was diese Begegnung nochmal unvorhersehbarer und spannender macht. Alles in allem erwartet uns ein hochinteressantes Spiel, das nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Trainerbänken entschieden wird.

Statistiken zum Spiel

Die letzten fünf Spiele gegen den BVB

Bilanz

  • 110 Spiele gab es zwischen beiden Mannschaften. 51 Mal gewannen die Bayern, 28 Duelle gingen an den BVB und bereits 31 Mal trennten sich beide mit einem Unentschieden.
  • Mit 3,1 Toren pro Spiel zählt auch diese Begegnung zu den Torreichen Partien. 203 Treffer erzielte der FC Bayern, 138 der BVB.
  • Beide Mannschaften dominieren nicht nur in dieser Saison die Liga. Von den letzten 22 Meisterschaften gingen 18 nach München, oder Dortmund.

Funfacts

  • Der FC Bayern ist das stärkste Team zu Hause, hat allerdings ein Heimspiel mehr auf dem Konto als der BVB und nur zwei Punkte Vorsprung. Gewinnt Dortmund, übernehmen sie in dieser Statistik die Führung. Die letzte Niederlage zu Hause gab es für den BVB übrigens gegen die Bayern am 4. April 2015 (0-1).
  • Im Jahr 2016 hat der BVB noch kein Pflichtspiel verloren. Es gab neun Siege und ein Unentschieden gegen Hertha BSC.
  • In 45 von 52 Bundesliga-Spielzeiten wäre der BVB Tabellenführer gewesen, was die herausragende Leistung beider Mannschaften unterstreicht.
  • Seit der Niederlage im Hinspiel in der Allianz Arena holten die Dortmunder zwei Punkte mehr als der FC Bayern.
  • Es ist natürlich auch das Duell der beiden Torjäger. Aubameyang traf 22 Mal, Lewandowski erzielte 23 Treffer. Der Stürmer des BVB traf in den letzten elf Bundesliga-Heimspielen immer mindestens ein Mal. Zusammen kommen beide auf 45 Tore. Das letzte Mal, als die beiden führenden der Torjägerliste zusammen auf 45 Tore zu diesem Zeitpunkt kamen, war 1973/74. (Gerd Müller und Jupp Heynckes).
  • Lewandowski (23) und Müller (17) erzielten bisher gemeinsam 40 Tore in der Liga. Das beste Duo des BVB besteht aus Aubameyang (22) und Mkhitaryan oder Reus (9), die zusammen auf 31 Treffer kommen.
  • Mkhitaryan ist zusammen mit Raffael der beste Vorlagengeber der Liga. Beide konnten bereits zehn Torvorlagen geben. Douglas Costa folgt ihnen mit neun Assists.
  • Beide Teams erzielten bisher 59 Tore, was deutlich dem Bestwert entspricht. Auf die beiden folgen Gladbach (49) und Wolfsburg (36).
  • Guardiolas Rückrunden-Bilanz könnte wieder ein Thema werden. Letzte Saison hat der Katalane mit seiner Mannschaft nur 12 von möglichen 30 Punkten gegen die Mannschaften geholt, die am Ende die Plätze zwei bis sechs belegten. In der Hinrunde holte der FC Bayern noch 11 von 15 möglichen Punkten, während in der Rückrunde nur noch einer der restlichen 15 Punkte an die Bayern ging. Ein Unentschieden gegen Leverkusen, sowie die Niederlage gegen Mainz, die derzeit auf Platz 5 stehen lassen das Thema zumindest weiter offen.

Fünf Thesen zum Spiel

  1. Der FC Bayern wird nicht mehr als zwei Tore schießen.
  2. Borussia Dortmund wird mindestens ein Treffer gelingen.
  3. David Alaba wird nicht in der Innenverteidigung, sondern als Außenverteidiger starten.
  4. Traditionen müssen aufrecht erhalten werden und deshalb wird ein Ex-Borusse für den FC Bayern treffen.
  5. Da ich meiner Hauptberufung als Optimist nachkommen muss: Der FC Bayern wird dieses Spiel gewinnen.

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