FC Bayern München – SV Werder Bremen 2:0 (1:0)
Mit 17 Titeln sind die Bayern der Rekordsieger des Wettbewerbs, gefolgt vom Gast aus Bremen, der den Pokal bereits sechs Mal gewonnen hat. Trotz der großen Historie beider Vereine waren die Rollen vor dem Spiel klar verteilt, wie auch die letzte Partie in der Bundesliga aufzeigte.
Falls Ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola setzte gegen Werder Bremen auf seine etablierte 4-1-4-1-Grundausrichtung. Diese variierte wiedermal durch Lahms Hybridrolle, in der er bei Ballbesitz stets ins Mittelfeldzentrum rückte. Personell veränderte der Katalane die Startelf auf einigen Positionen. Im Vergleich zum Schalke-Spiel rotierten Martínez, Alonso, Ribéry und Müller in die Mannschaft. Sie ersetzten Benatia, Rafinha, Vidal und Costa. Während Götze erstmals seit seiner Rückkehr zum zweiten Mal in Folge in der Startelf stand, blieb für Thiago wie schon im letzten Spiel nur der Platz auf der Bank.
Werder-Trainer Viktor Skripnik gestaltete sein System im Vergleich zum letzten Auftritt in München etwas mutiger. Damals agierten die Bremer in einer 5-4-1-Ausrichtung sehr passiv und abwartend. Im aus dem Bundesliga-Alltag bekannten 4-2-3-1 traute sich Werder in München diesmal jedoch mehr zu. Die beim letzten Aufeinandertreffen fehlenden Fritz, Junuzovic, Bartels und Pizarro ersetzten Veljkovic, Galvez, Öztunali und Ujah. Außerdem stand Sternberg etwas überraschend in der Startformation, der somit Garcia auf die Ersatzbank verdrängte.
Die Bayern kamen etwas nervös in die Partie und zeigten sich gelegentlich vom teilweise hohen Pressing der Bremer beeindruckt. So war es Ribéry, der in der dritten Minute den ersten Konter der Gäste durch einen leichtfertigen Ballverlust einleitete. Lahm konnte die daraus resultierende Halbchance jedoch klären. Nach einem Fernschuss von Yatabaré in der fünften Minute bekamen die Hausherren jedoch Kontrolle in ihr Spiel. Die erste Großchance hatten Ribéry, Götze und Bernat nach guter Hereingabe von Coman, doch der Ball segelte abgefälscht am Tor vorbei (10.).
Ein vergebener Konter von Werder Bremen (11.) sollte dann die vorerst letzte Halbchance für die Skripnik-Elf sein. Bayern kontrollierte das Geschehen vor allem mit Lahm, Alonso und Götze im Mittelfeld und kreierte über die schnellen Außenspieler immer wieder Durchbrüche. Lewandowski (15. und 25.) sowie Ribéry und Götze (27.) hatten die besten Möglichkeiten zur Führung. Auch Coman (28.) hätte mit einem Schuss von der rechten Seite für das erste Tor sorgen können.
Wiedermal sollte es ein Standard sein, der die Münchner auf Kurs brachte. Xabi Alonsos Ecke beförderte das Spielgerät genau auf Müllers Kopf, der sträflich frei stand, weil sein Gegenspieler weggerutscht war. Der 26-Jährige ließ sich diese Chance nicht nehmen und köpfte zur 1:0-Führung ein (30.). Die Bayern konnten in den Minuten danach den Druck weiter erhöhen und eine weitere Halbchance durch Thomas Müller herausspielen (33.). In eine ruhigere Phase hinein hatte Bremen jedoch die große Chance zum Ausgleich. Nach gutem Pressing des Gegners ließ Neuer sich zu einem Ballverlust provozieren. Yatabaré verpasste es dann aber den zurückeilenden Torwart zu überlupfen (40.). So ging es mit dem 1:0 in die Pause.
Bayern kam dann stärker aus der Kabine. Bremen hatte zwar weiterhin gute Pressing-Situationen in denen sie die Gastgeber zum langen Ball zwingen konnten, aber Chancen gab es außer einem Fernschuss in der 56. Minute zunächst nicht. Die großen Möglichkeiten hatten weiter die Bayern. Lediglich Comans verpasste Hereingabe (56.) und ein schlecht zu Ende gespielter Konter von Müller (57.) bewahrten Bremen vor dem zweiten Gegentor. Guardiola wechselte dann erstmals und brachte Benatia für Bernat (58.) sowie wenig später Thiago für den starken Mario Götze (60.). Anschließend kam auch Skripniks Mannschaft wieder ins Spiel. Eine von Vestergaard nur knapp verpasste Flanke (60.) und ein weiterer Schuss aus der Distanz (61.) eröffneten eine druckvolle Phase der Gäste.
In der 62. Minute war es so weit und der Ball war zum ersten Mal im Tor von Manuel Neuer. Allerdings irregulär, denn Alaba wurde gehalten und Schiedsrichter Stieler entschied richtigerweise auf Freistoß. Bremen machte in dieser Phase der Begegnung sogar das Spiel und es gab kaum noch Entlastungsangriffe der Münchner. Guardiola reagierte erneut und brachte in der 67. Minute Arturo Vidal für Kingsley Coman. Wie so oft reichte dem FC Bayern aber eine Situation um den Deckel drauf zu machen. Nach einer klaren Schwalbe von Vidal pfeift Stieler zu Unrecht Elfmeter, den Thomas Müller schließlich verwandelt (71.). Zwar kommt Sternberg in dieser Situation mit offener Sohle, doch trifft er den Chilenen keinesfalls. Fehlentscheidung.
Bremens Motivation war dadurch gebrochen und Skripnik wechselte zwei Mal (72.). Ujah kam für Pizarro und Öztunali ersetzte Yatabaré. Thomas Müller hatte in der 74. Minuten sogar die Gelegenheit auf 3:0 zu erhöhen, doch sein Schuss wurde gleich doppelt geblockt. Das Spiel war nun entschieden und das merkte man beiden Mannschaften an, auch wenn Bremen sein Glück weiter in einer offensiven Staffelung suchte. Die Genauigkeit im Pressing kam den Gästen aber abhanden, was zu einer weiteren großen Chance von Vidal (80.) führte.
Skripnik nutzte noch seine letzte Wechselmöglichkeit und brachte Kleinheisler für Fritz (84.). Alaba (85.), Djilobodji (89.) und eben jener Kleinheisler (91.) vergaben die letzten Halbchancen des Spiels und so zogen die Bayern mit einem 2:0-Erfolg ins Finale ein.
3 Dinge, die auffielen:
1. Götze und Thiago
Mario Götze durfte sich wieder von Anfang an präsentieren und zeigte dabei eine ansprechende Leistung. Immer wieder positionierte er sich im linken oder rechten Halbraum zwischen den Ketten des Gegners und ermöglichte so eine fluide Ballzirkulation. Im Gegensatz zu seinen letzten Auftritten verlor Götze in diesem Spiel kaum einen Ball. Immer wieder harmonierte der 23-Jährige speziell mit Franck Ribéry sehr gut. Entweder unterstützte er den Franzosen durch kluge Läufe oder indem er ihm als Anspielstation diente. Auch Götzes Zug zum Tor war deutlich verbessert im Vergleich zu den letzten Wochen. Bis zu seiner Auswechslung hatte er zwei Torschussvorlagen und 46 Ballkontakte. Durch seine klugen Positionierungen war Götze ein wichtiges Element um die hochstehenden Bremer im Zentrum zu beschäftigen. Auf diese Leistung kann er durchaus aufbauen.
Speziell nachdem er in der 60. Minute durch Thiago ersetzt wurde, merkte man eines ganz deutlich: Der Spanier ist aktuell überhaupt nicht in Form. Eine Zweikampfquote von 25% (Götze mit 54%), keine Torschussvorlage und vier Fehlpässe sind komplett untypisch für ihn. Auch in den letzten Wochen konnte er mehrfach nicht überzeugen, was dann auch rechtfertigt, dass der 25-Jährige häufig nur auf der Bank saß. In diesem Spiel war Götze tatsächlich “der bessere Thiago” und brachte alle Fähigkeiten mit, die den Spanier sonst auszeichnen. Es wird spannend zu sehen, ob Götze diese Chance im Endspurt nutzen kann. Aktuell sind beide eher Teilzeitkünstler als konstante Stammkraft, doch die Tendenz zeigt zumindest bei Mario Götze nach oben.
2. Javi Martínez ist unverzichtbar
Ein anderer Spanier ist hingegen ein Garant für die Münchner. Martínez überzeugte wiedermal mit 62% gewonnenen Zweikämpfen, einer Passquote von 90% und einer starken Präsenz in den Luftduellen. Auch in der Offensive kann er bei Standards alleine durch seine Anwesenheit mehrere Spieler binden und dann selbst zum Abschluss kommen, oder Platz für weitere Spieler kreieren. Ein geblockter Schuss, vier Tacklings, fünf Interceptions und sechs klärende Aktionen waren speziell in der starken Phase von Werder Bremen essenziell für die Guardiola-Elf. Javi Martínez ist rechtzeitig vor den Spielen gegen Atlético Madrid in Topform. Da die aktuelle Leistungsfähigkeit von Jérôme Boateng eine große Unbekannte ist, ist das sehr wichtig für die Defensive.
3. Bayern reicht durchwachsene Leistung
Die Bayern präsentierten sich ein weiteres Mal in dieser Saison in keiner allzu guten Verfassung. Zwar begannen sie die Partie sehr konzentriert und gingen verdient mit 1:0 in Führung, doch verpassten die Münchner es dann das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Das Tempo war anschließend nicht mehr so hoch und zu wenig Chancen wurden herausgespielt. Werder Bremen kam in der Schlussphase der ersten Halbzeit, aber besonders ab der 60. Minute zu sehr vielen Ballbesitzphasen. Der Plan von Viktor Skripnik ging über weite Strecken der Partie auf. Zwar hatte man in der Defensive oftmals Probleme wenn die Bayern mit schnellen Seitenverlagerungen Eins-gegen-Eins-Situationen erspielen konnten. Doch schaffte es Werder auch in aussichtsreiche Pressingsituationen in der Offensive zu kommen. Mehrmals gelang es den Bremern das Aufbauspiel der Gastgeber so zu stören, dass denen nur noch der unkontrollierte lange Ball blieb. Das beste Beispiel dafür war die große Chance von Yatabaré in der 40. Minute als Neuers Ballverlust nur deshalb nicht zu einem Gegentor führte, weil der Abschluss zu spät und ungenau kam.
In der zweiten Halbzeit waren es wieder die üblichen Probleme im Spiel der Bayern: Ungenauigkeiten im letzten Drittel, leichtfertige Ballverluste von Thiago – und diesmal auch Vidal – sowie fehlende, klare Torchancen. Gerade die fehlende Struktur im Spiel des Rekordmeisters war in Teilen der zweiten Halbzeit nicht zu erklären. Obwohl Werder viel Platz geboten hat, gab es statt großen Chancen meist nur gute Ansätze, die nicht gut ausgespielt wurden. Gleich mehrere Konter konnten die Bayern nicht konsequent zum Abschluss bringen und viele Flanken fanden nicht den Mitspieler. Die Münchner hatten 30 Minuten lang alles unter Kontrolle, um dann das Spiel leichtfertig aus der Hand zu geben. Bremens hohes Pressing war gut, aber Bayerns Lösungen auch viel zu wenig. In der Phase von der 60. Minute bis zum 2:0 durch Thomas Müller hätte Bremen den Ausgleich durchaus verdient gehabt, weil sie in der Allianz Arena sowohl situative Kontrolle, als auch gute Chancen hatten. Am Ende hatte der FC Bayern lediglich 13 Abschlüsse von denen nur drei den Weg aufs Tor fanden. Auch 84% Passquote unterstreichen, dass Werder Bremen im Pressing an diesem Abend sehr viel richtig gemacht hat.
Der Kontrollverlust, den Guardiolas Mannschaft zwischenzeitlich hatte, darf in der Champions League nicht passieren. Zu viele Ballverluste, zu viele Unkonzentriertheiten und vor allem zu wenig eigene Chancen gegen ein Team, das eigentlich genug Platz geboten hat, waren schlussendlich zu wenig an diesem Abend. Hätte der Schiedsrichter eine richtige Entscheidung in der 71. Minute getroffen, wäre es nicht zum Elfmeter gekommen und Werder hätte vermutlich noch eine Chance gehabt. Dass ausgerechnet zwei ruhende Bälle die einzigen Tore brachten, zeigt wie schwer sich die Bayern getan haben. Es war ein äußerst glückliches Ende für sie, das als vermutlich letzter Warnschuss verstanden werden sollte. Hält man den Fokus nur bis zur Führung hoch, wird es gegen jeden Gegner schwer und ganz besonders gegen Teams wie Atlético Madrid.
FC Bayern München – SV Werder Bremen 2:0 (1:0) | |
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FC Bayern München | Neuer – Lahm, Martínez, Alaba, Bernat (58. Benatia) – Alonso – Coman (67. Vidal), Götze (60. Thiago), Müller, Ribéry – Lewandowski |
Bank | Ulreich – Rafinha, Rode, Costa |
SV Werder Bremen | Wiedwald – Gebre Selassie, Djilobodji, Vestergaard, Sternberg – Grillitsch – Yatabaré (Öztunali), Fritz (83. Kleinheisler), Junuzovic, Bartels – Pizarro (73. Ujah) |
Bank | Tremmel – Galvez, S. Garcia, Fröde |
Tore | 1:0 Müller (30.), 2:0 Müller (71./Foulelfmeter) |
Karten | Gelb: – / Fritz |
Schiedsrichter | Tobias Stieler (Hamburg) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |