FC Bayern München: So könnte der FCB gegen Arsenal spielen

Justin Trenner 17.04.2024

Die Situation des FC Bayern München vor dem Duell mit dem FC Arsenal in der Champions League ist eindeutig: Ein Sieg und die Saison lebt noch. Eine Niederlage und die Saison ist so gut wie vorbei.

Zwar geht es in der Bundesliga noch darum, die Qualifikation für die Champions League abzusichern – vor allem der zweite Platz wackelt noch gehörig –, doch emotional würde ein Ausscheiden im Viertelfinale der Königsklasse der ohnehin schon schwierigen Gemütslage rund um den FCB den Gnadenstoß verpassen.

„Vom Verein aus gesehen wäre es eine schlechte Saison, von uns werden Titel erwartet“, sagte Harry Kane auf der Pressekonferenz vor dem Rückspiel: „Es kann aber noch eine großartige Saison werden, wenn wir den Champions-League-Titel holen.“ Eine ambitionierte Aufgabe. Die Bayern haben zweifellos den komplizierteren Weg ins Finale erwischt. Selbst bei einem Weiterkommen, wartet mit Manchester City oder Real Madrid bereits das Beste, was Europa zu bieten hat.

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Doch erstmal gilt es, überhaupt die Runde der letzten Vier zu erreichen. Das Hinspiel lieferte einige Erkenntnisse für den deutschen Rekordmeister. Aber die Verletzungen machen es Thomas Tuchel nicht einfacher. Worauf es ankommt und wie er seine Mannschaft ein- und aufstellen könnte.

FC Bayern München vs. FC Arsenal: Darauf kommt es für den FCB an

Die Ausgangslage ist klar: Ein Unentschieden reicht nicht, es braucht einen Sieg. Für den FC Bayern ist es allerdings ein kleiner Vorteil, dass er das Rückspiel daheim bestreiten kann. In der Theorie bleiben den Münchnern somit 30 Minuten mehr Zeit, um das Duell für sich zu entscheiden.

Inwiefern dieser Heimvorteil den Bayern aber tatsächlich in die Karten spielt, bleibt abzuwarten. Die Konstellation des Hinspiels war für den FCB optimal: Die Erwartungshaltung von außen war gering, der Gegner schien aufgrund seiner Verfassung und Form klar favorisiert zu sein. Jetzt aber hat sich das Blatt gewendet: Augenhöhe, vermeintlicher Heimvorteil, die Erwartung, dass die Bayern das Halbfinalticket buchen.

Arsenal hat sich in dieser Saison bereits sehr flexibel gezeigt, kam in den Auswärtsspielen beim FC Sevilla (43 Prozent), bei Brighton (46 Prozent) und auch in Liverpool (48 Prozent) jeweils auf weniger Ballbesitz als der Gegner. Die Heimspiele gegen Liverpool (43 Prozent), Tottenham (47 Prozent) und Manchester City (49 Prozent) sind hier ebenso zu nennen wie das Champions-League-Spiel gegen Lens (48 Prozent).

Hinzu kommen noch das Duell mit City im Community Shield (45 Prozent) und das Auswärtsspiel bei der Guardiola-Elf vor einigen Wochen, in dem Arsenal nur 28 Prozent Ballbesitz hatte. Interessant: Keines dieser Spiele ging verloren. Vier Unentschieden und sechs Siege gab es aus diesen Spielen, wobei das Unentschieden im Community Shield gegen City siegreich im Elfmeterschießen endete.

FCB vs. Arsenal: Wer will den Ball?

Das wirft also die Frage auf, wer den Ball mehr haben wird. Im Hinspiel kamen die Münchner auf 41 Prozent Ballbesitz. Dass sie eine solche Spielweise auch daheim durchziehen können, zeigten sie in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart erfolgreich. Mikel Arteta wird seine Schlüsse aus dem Hinspiel gezogen haben.

Die große Frage ist, ob sein Fazit lautet, dass man lediglich im letzten Drittel anpassen muss, oder ob er versucht, Bayern stärker aus der Defensivhaltung zu locken. Wie das Spiel letztendlich genau aussieht, wird auch von der Torfolge abhängen. Wer in Führung geht, kann den Spielrhythmus deutlich eher bestimmen.

Es ist aber davon auszugehen, dass die Bayern auch im Rückspiel versuchen werden, ihre taktische Ausrichtung aus dem Hinspiel weitestgehend zu wiederholen. Kurz erklärt bedeutet das, die Mitte kompakt zu halten und Arsenal bewusst etwas Raum auf den Flügeln zu geben, um sie zu Flanken oder risikoreichen Einzelaktionen zu zwingen.

Kann Arsenal sich nicht durch die Halbräume und das Zentrum nach vorn kombinieren, wirkt das Offensivspiel oft auch deshalb etwas zahnlos, weil ein echter Neuner fehlt, der notfalls mal per Kopfball treffen kann. Nach einer schwächeren Anfangsphase gelang den Bayern das im Hinspiel gut.

So könnte der FC Bayern gegen Arsenal spielen

Aus diesen Grundgedanken könnte sich die Aufstellung für Tuchel ergeben. Dass Manuel Neuer und Leroy Sané zurückkehren, hatte der Trainer auf der Pressekonferenz angekündigt. Sacha Boey (Muskelfaserriss), Kingsley Coman (Muskelbündelverletzung), Serge Gnabry (Muskelfaserriss) und Bouna Sarr (nach Kreuzbandriss noch nicht fit) fehlen verletzt. Hinzu kommt die Gelbsperre von Alphonso Davies.

Das macht es für Tuchel besonders kompliziert. Zwar hatten Davies und auch Gnabry zu Beginn des Hinspiels ihre Probleme mit der starken rechten Seite des FC Arsenal, doch je länger das Spiel dauerte, desto besser kamen sie mit Bukayo Saka, Ben White und Martin Ödegaard zurecht. Für den FC Bayern ist es ein klarer Nachteil, diese Konstellation nun verändern zu müssen.

Tor: Manuel Neuer bringt Sicherheit

Manuel Neuer scheint sich erstmal auf die Champions League zu konzentrieren. Der Kapitän feierte im Hinspiel sein Comeback nach einem Muskelfaserriss, fehlte aber gegen Köln wieder gänzlich im Kader. Seine Rückkehr ist von riesiger Bedeutung. Auf unserem neuen WhatsApp-Kanal stellten wir die Frage, wessen Rückkehr wertvoller für die Bayern ist: Die von Neuer oder die von Sané? 83 Leute stimmten für den Torwart ab, nur 32 gingen an Sané.

Neuer ist vor allem mit seinen Qualitäten im Aufbauspiel ein zentraler Faktor gegen Arsenals hohes Pressing. Da ist es extrem hilfreich, mit Neuer jemanden zu haben, der nicht nur ins Aufbauspiel eingebunden werden kann, sondern der die Vorhaben des Gegners auch erkennt und dann lösen kann. 

So überspielte er vor dem 2:1 in London geschickt das Pressing und brauchte den Ball auf die rechte Seite, wo dann der Treffer entstand.

Abwehr: Wie baut Tuchel die linke Seite um?

Drei der vier Positionen in der Defensive dürften fest vergeben sein. Tuchel legte sich Ende Februar auf Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger fest und kam seitdem nicht mehr davon ab.

In der Innenverteidigung scheinen Eric Dier und Matthijs de Ligt gesetzt zu sein. Dayot Upamecano patzte am Wochenende erneut, auch Minjae Kim scheint nicht in Form zu sein. Bleibt die bereits aufgeworfene Frage nach dem Davies-Ersatz. Die wahrscheinlichen Optionen: Raphaël Guerreiro und Noussair Mazraoui.

„Wir werden die Entscheidung nach dem Abschlusstraining heute Abend treffen“, sagte Tuchel am Dienstag auf der Pressekonferenz: „Ich muss dann auch mal mit Nous sprechen, wie es ihm überhaupt geht. Er hatte die letzten zehn Wochen überhaupt keinen normalen Rhythmus. Krankheit, Verletzung, Fastenmonat.“

Im Abschlusstraining sollen laut Medienberichten sogar beide für die erste Elf auf dem Platz gestanden haben: Mazraoui als Außenverteidiger, Guerreiro davor als weitere Absicherung. Im Hinspiel musste Gnabry wegen der hohen Ausrichtung Arsenals teilweise als fünfter Verteidiger mitarbeiten.

Eine Außenseiteroption: Kim als reinen Zerstörer aufzustellen. Tuchel machte vor einigen Tagen zwar Andeutungen, erklärte aber auch, dass jetzt nicht die Zeit für große Experimente sei.

Zentrales Mittelfeld: Defensivfokus?

Im Hinspiel gab es kaum Alternativen zu Konrad Laimer und Leon Goretzka auf der Doppelsechs. Kimmich wurde als Rechtsverteidiger gebraucht, Guerreiro und Aleksandar Pavlović fehlten verletzt.

Nun sind die beiden Rekonvaleszenten zurück und boten gegen Köln eine ordentliche Leistung. Sowohl Pavlović als auch Guerreiro könnten mehr spielerische Qualität für den in London neben Goretzka abfallenden Laimer einbringen. Ändern zu wollen scheint Tuchel jedoch nichts.

Der Trainer sah vor einer Woche vor allem gegen den Ball ein starkes Zentrum und sagte: „Ich glaube nicht, dass wir die beiden nach dem Hinspiel auseinanderreißen werden.“ Zumal er sich bei Pavlović noch nicht sicher sei, ob er ohne Spielrhythmus die richtige Option wäre.

Die Aussagen des Trainers verstärken die These, dass die Bayern das Duell wieder aus einer defensiveren Haltung heraus angehen und versuchen werden, Arsenal mit klugem Pressing zu überlisten.

Offensive: Ein Akt der Balance

Auch im Offensivbereich wird Tuchel wohl versuchen, möglichst wenig zu verändern. Viele Optionen sind ihm dafür ohnehin nicht geblieben. Kingsley Coman, der eigentlich als Gnabry-Ersatz prädestiniert gewesen wäre, hat sich am Wochenende verletzt. So dürften Harry Kane, Jamal Musiala und Leroy Sané ihre Plätze sicher haben.

Sané müsse wegen seiner anhaltenden Beschwerden „auf die Zähne beißen“, erklärte Tuchel. Bleibt noch eine Position offen. Hier muss Tuchel eine Balanceentscheidung treffen. Entscheidet er sich tatsächlich für Guerreiro, wird dieser Linksaußen spielen und vor allem defensiv viel Unterstützungsarbeit leisten.

Die Alternative ist Thomas Müller, der mit seiner Erfahrung im Zentrum eine wichtige Rolle spielen kann – es wäre sein 150. Einsatz in der Champions League. Dann würde Musiala auf die linke Seite rutschen. Der 21-Jährige ist defensiv aber längst nicht so stabil wie beispielsweise Gnabry es wäre. Ein mindestens kleines Risiko.

Mathys Tel und Bryan Zaragoza scheinen eher keine Optionen für die Startelf zu sein.

Bayern gegen Arsenal: Entscheidet die Bank?

Beide Teams starten mit der Ausgangslage, dass ein Tor zum Halbfinale reichen könnte. Insofern wäre es möglich, dass beide etwas abwartender starten als im Hinspiel. Auch ein Spielverlauf, in dem es lange offen und ausgeglichen bleibt, wäre denkbar.

Wie so oft an langen Fußballabenden könnte die Bank entscheidend werden. Hier haben die Bayern einen recht klaren Nachteil. Tuchel kann offensiv mit Tel, Zaragoza und auch Eric Maxim Choupo-Moting nur drei Spieler bringen, bei denen zudem unklar ist, wie gut sie aktuell drauf sind. Arteta wiederum kann auf einen nahezu kompletten Kader zurückgreifen. Nur Innenverteidiger Jurrien Timber fehlt verletzt (Kreuzbandriss).

Aufstellung des FC Bayern: Zwei Varianten

Und so bleiben Tuchel im Kern zwei Varianten für das Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Arsenal: Eine defensive und eine etwas weniger defensive.

Variante 1 (defensiv): Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Mazraoui – Laimer, Goretzka – Sané, Musiala, Guerreiro – Kane

Variante 2 (weniger defensiv): Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Mazraoui (Guerreiro) – Laimer, Goretzka – Sané, Müller, Musiala – Kane



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