Arsenals Arteta: Was der FC Bayern lernen kann

Andreas Trenner 15.04.2024

Nachdem Mikel Arteta seine Spielerkarriere im Jahr 2016 beendete, begann er schnell eine neue Reise als Trainer.

Seine Zeit als Co-Trainer unter Pep Guardiola bei Manchester City war prägend und brachte wichtige Erfahrungen mit sich. Die Rückkehr zu Arsenal im Jahr 2019, diesmal als Cheftrainer, wurde von den Fans mit großer Begeisterung aufgenommen.

Die Hoffnung war groß, dass er den Club zu vergangener Größe zurückführen könnte.

Mikel Arteta: Klare taktische Ausrichtung und Spielphilosophie

In den Anfangstagen seiner Amtszeit brachte Arteta eine erfrischende neue Dynamik ins Team und etablierte eine klarere taktische Ausrichtung. Eine der auffälligsten Veränderungen war die Einführung eines flexiblen Spielsystems, das sich je nach Gegner und Spielsituation anpassen konnte.

Arteta bevorzugte oft eine 4-2-3-1-Formation, die jedoch auch zu einer 3-4-3-Formation umgeformt wurde, insbesondere gegen stärkere Gegner oder in defensiven Situationen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf einer verbesserten Defensivorganisation und -disziplin. Arsenal wurde kompakter und disziplinierter in der Rückwärtsbewegung, was zu einer insgesamt stabileren Defensive führte. Arteta legte großen Wert auf das Pressing und die Balleroberung in gefährlichen Zonen, um schnelle Gegenangriffe zu initiieren.

Darüber hinaus betonte Arteta die Bedeutung von Ballbesitz und ballorientiertem Spiel, um Kontrolle und Dominanz auf dem Platz zu erlangen. Spieler wurden ermutigt, Positionen zu rotieren und sich in bestimmten Situationen nach vorne zu bewegen, um Angriffe aufzubauen und Räume zu schaffen.

Eine der größten Veränderungen im Vergleich zum vorherigen Trainer war möglicherweise die intensive Fokussierung auf die taktische Disziplin und das Verständnis der Spieler für ihre Rollen und Aufgaben auf dem Platz.

Unter Arteta schienen die Spieler besser organisiert und hatten eine klarere Vorstellung davon, was von ihnen erwartet wurde, insbesondere in Bezug auf Verteidigungsarbeit und Ballbesitzspiel.

Artetas Ansatz in drei Säulen

1. Positionsspiel

Arteta setzt auf ein dynamisches Positionsspiel, bei dem die Spieler ständig ihre Positionen anpassen, um Räume zu öffnen und Überzahlsituationen zu schaffen.

Die Spieler sind gut darin geschult, kurze Pässe zu kombinieren und den Ball schnell zu bewegen, um die gegnerische Verteidigung auseinander zu ziehen. Im Hinspiel war dieses Spiel sehr gut in Hälfte eins gegen die linke Abwehrseite der Bayern zu sehen. 

2. Pressing

Arsenal ist bekannt für sein aggressives Pressing, das den Gegner zu Fehlern zwingt und den Ball schnell zurückgewinnt. Die Spieler arbeiten eng zusammen, um Räume zu schließen und den Gegner unter Druck zu setzen.

Im Hinspiel war Manuel Neuer mehrfach “Opfer” des Pressings, konnte sich aber teilweise grandios dagegen wehren und befreien. 

3. Struktur

Arteta hat Arsenals Spiel mit einer klaren Struktur versehen, die sowohl in der Offensive als auch in der Defensive funktioniert. Die Spieler wissen genau, wo sie sein sollen und was von ihnen erwartet wird. Teilweise erschien dieser Ansatz im Hinspiel ein wenig zu „verkopft“, dennoch ist Struktur eine der großen Stärken in Arsenals Spiel. 

Ansatz funktioniert nicht sofort

Unter seiner Führung zeigte Arsenal seit 2019 Anzeichen von Verbesserungen in Organisation, Disziplin und Defensive. Einige Spieler erlebten eine positive Entwicklung, und es schien, als ob der Club auf dem richtigen Weg sei.

Ein Höhepunkt dieser Zeit war der Gewinn des FA Cups in der Saison 2019/2020, ein bedeutender Erfolg, der das Vertrauen in Arteta und seine Vision stärkte. Doch trotz dieses Triumphs gab es auch Herausforderungen, man landete im Jahr 2020 und 2021 jeweils nur auf Platz acht der Premier League. 

Die Leistung blieb eher inkonsistent, und es gab Schwierigkeiten, sich in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren. Vor allem Verletzungen, Formschwankungen einiger Schlüsselspieler und taktische Probleme trübten die positiven Aussichten.

Vertrauen zahlt sich aus

Doch das Vertrauen in Mikel Arteta bleibt trotz der Herausforderungen bei Arsenal aus mehreren Gründen bestehen. Zum einen hat er als Spieler und Trainer eine starke Verbindung zum Verein und versteht die Kultur und die Erwartungen der Fans.

Zum anderen glaubt man an seine Fähigkeiten und wird belohnt: Nach Platz fünf im Jahr 2022, steht Arsenal im Jahr 2023 auf Platz zwei und ist in der Champions League nun bis ins Viertelfinale gekommen (gegen den FC Bayern). Im Jahr 2024 kämpft man außerdem weiterhin um die Meisterschaft der Premier League. 

Was der FC Bayern lernen kann

Für den FC Bayern könnte es daher wichtig sein, ähnliche Vertrauensprinzipien zu pflegen, denn für Artetas Erfolg brauchte der Club Geduld nach den folgenden Prinzipien:

  1. Die Klubführung von Arsenal war von Anfang an von Artetas Projekt überzeugt. Sie sahen in ihm den richtigen Trainer, um den Verein wieder in die Spitze zu führen.
  2. Arsenal verfolgt eine langfristige Ausrichtung und ist nicht bereit, für kurzfristigen Erfolg seinen Trainer zu wechseln.
  3. Trotz der durchwachsenen Ergebnisse in den ersten Spielzeiten war für die Klubführung erkennbar, dass Arteta Fortschritte mit der Mannschaft erzielt.

Der Druck beim FC Bayern, kurzfristig erfolgreich zu sein, ist selbstredend größer als bei Arsenal, die national auch eine ganz andere Konkurrenzsituation haben.

Dennoch täte der FCB gut daran, würde er sich geduldiger zeigen und dem nächsten Trainer ernsthaft Zeit geben, auch eine tiefere Krise zu überstehen – insofern denn endlich ein Trainer gefunden wird, von dem man überzeugt ist.

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