FC Bayern München: Work hard, Party Harder
Ein kurzes Verzögern im richtigen Moment, ein Chop und der Abschluss ins Glück: Bei Pernille Harder funktioniert derzeit fast alles. Die Kapitänin des dänischen Nationalteams erzielte beim 4:0 gegen den VfL Wolfsburg abgeklärt das 1:0 für den FC Bayern.
Vor dem 2:0, eine direkt verwandelte Ecke von Klara Bühl, war es ebenfalls Harder, die einen Konter entscheidend vorangetrieben hatte. Die Krone setzte sie ihrer Leistung allerdings mit dem Zuspiel auf Lea Schüller auf: Aus dem Zentrum heraus spielte sie einen Pass mit perfekter Schärfe in die Tiefe. Die Angreiferin musste nur noch einschieben. Absolute Weltklasse.
Der deutliche Sieg des FC Bayern resultierte aus vielen kleinen Puzzleteilen, die am Samstagabend perfekt ineinander griffen. Eine besondere Qualität dieses Teams ist es, dass sie nicht allzu abhängig von einer Spielerin sind. Und doch ist Harder zumindest offensiv der wichtigste Baustein für Alexander Straus.
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FC Bayern: Schwächste Phase ohne Pernille Harder
Das zeigt sich auch an den Ergebnissen in dieser Saison. Mit Harder in der Startelf gab es wettbewerbsübergreifend elf Siege und drei Unentschieden. Fehlte die Dänin oder wurde sie nur eingewechselt, holten die Bayern sieben Siege, vier Unentschieden und hinzu kam eine Niederlage gegen Ajax.
Zufall? Vielleicht. Riesig ist der Unterschied rein an den Ergebnissen gemessen nicht. Aber ohne Harder taten sich die Münchnerinnen offensiv deutlich schwerer. Gerade in der Champions League fehlte die Unterschiedspielerin auf allen Ebenen.
Interessant ist dahingehend auch die Torquote von Lea Schüller. Die Stürmerin traf in den acht Partien ohne Harder nur ein einziges Mal (beim 1:1 gegen Ajax). Gegen Leipzig (3:0) bereitete sie zwei Tore vor. Auch ihren Treffer beim 1. FC Nürnberg kann man noch hinzuzählen, da Harder erst später eingewechselt wurde. Dann sind es zwei Torerfolge und zwei Assists in neun Spielen. In sechs dieser Spiele war sie an keinem Tor direkt beteiligt.
Seit dem Harder-Comeback sind es acht Tore und eine Vorlage in zehn Einsätzen. Vor der Verletzung der Dänin kam Schüller auf zwei Treffer und einen Assist in drei Partien und der Anfangsphase gegen Essen, in der sich Harder die Verletzung zuzog.
Pernille Harder: Darum ist sie so wichtig für den FC Bayern
Auch hier ließe sich die Frage stellen, ob Kausalität entsprechend Korrelation bedeutet. Abschließend klären lässt sich das nicht. Die Tendenz aber ist recht klar. Wer das Zusammenspiel der beiden Angreiferinnen beobachtet, erkennt, wie sie voneinander profitieren.
Beim 3:0 wird das Zusammenspiel der beiden sehr deutlich. Harder hat eine enorme Präsenz im Zentrum, kann dort immer wieder Gegenspielerinnen binden und ist auch unter Druck häufig anspielbar. In dem Fall bindet sie zwar keine Gegenspielerin, weil das Wolfsburger Mittelfeld nahezu komplett aufgerückt ist, aber sie ermöglicht mit ihrer Präsenz, dass Schüller sich auf die rechte Seite bewegen kann, wo sie nicht mehr so im Fokus steht.
So kann sie ihre enormen Qualitäten beim Finden der richtigen Tiefenläufe ausspielen und muss sich nicht darauf konzentrieren, im Zentrum genau das zu tun, was Harder in dieser Situation macht. Als Harder fehlte taten sich die Bayern schwer, einen Ersatz für diese Rolle zu finden. Schüller musste ihre Spielweise anpassen oder wurde in einigen Spielen kaum eingebunden. Steht Harder auf dem Platz, kann sie deutlich variabler agieren, auf die Flügel ausweichen oder im Zentrum von ihrer hohen Ballsicherheit profitieren.
Mal tauchte auch Harder in den Halbräumen oder auf den Flügeln auf und Schüller übernahm in der Zentrale.
Harder als Nadelspielerin beim FCB
Doch auch unabhängig vom hervorragenden Zusammenspiel mit Schüller ist Harder eine Schlüsselspielerin für den FC Bayern. Nominell schien sie in Wolfsburg als rechte Flügelspielerin zu starten. Auf dem Platz bewegte sie sich aber immer da, wo sie gerade gebraucht wurde. Ihre Rolle war klar: Bälle festmachen, verteilen, selbst hin und wieder die Tiefe attackieren und eine Verbindungsspielerin sein.
Immer wieder tauchte sie in engen Zwischenräumen auf, um dort aufzudrehen oder das Spiel zu verlagern. Sie ist die perfekte Nadelspielerin für die bayerische Offensive – also eine Spielerin, die ganz bewusst in diesen engen Räumen eingesetzt wird, um Gegenspielerinnen auf sich zu ziehen. Das funktioniert nur mit Spielerinnen, die das technische Niveau und die Gedankenschnelligkeit mitbringen, um pressingresistent genug zu sein. Harder kann das.
Ein gutes Beispiel dafür war die Flanke von Giulia Gwinn in der Anfangsphase der Partie, die beinahe ins lange Eck gesegelt wäre, jedoch von der Latte abprallte. Voraus ging der Szene eine gute Positionierung von Harder, die sich im Zehnerraum trotz vieler Gegenspielerinnen behauptete, den Ball einmal zur Seite legte und dann in den Lauf von Gwinn spielte.
Ein essenzielles taktisches Mittel in der Strategie von Straus, der den Flügelspielerinnen Raum verschaffen möchte, indem im Zentrum möglichst viele Spielerinnen gebunden werden. Harders Qualitäten helfen sehr dabei, das erfolgreich zu tun.
Pernille Harder: Das sagen die Zahlen
In ihren bisher 17 Einsätzen für den FC Bayern kommt die beidfüßige Offensivspielerin auf neun Tore und fünf Assists. Alle 85 Minuten ist sie direkt an einem Torerfolg beteiligt.
4,43 ihrer Aktionen pro 90 Minuten führen in der Bundesliga zu einem Abschluss – das können beispielsweise Dribblings, Fouls, Pässe, abgewehrte Schüsse sein. Ligaweit der fünftbeste Wert, bei den Bayern ist nur Klara Bühl besser (5,37). 0,91 Harder-Aktionen führen pro 90 Minuten derweil zu einem Tor – vierter Platz in der Liga, Bühl kommt auf 1,07. Spitzenreiterinnen der Kategorien sind Svenja Huth (6,01) und Alexandra Popp (1,25).
Harder zählt in nahezu allen offensivrelevanten Datenbereichen zu den besten Spielerinnen der Bundesliga, aber auch zu den besten in Europa. Bedenkt man, dass sie erst im Sommer kam und lange Zeit innerhalb der Saison ausfiel, ist ihre Leistung nochmal stärker zu bewerten.
Mit ihrem Auftritt in Wolfsburg hat sie unterstrichen, wie wichtig sie für den FC Bayern ist. Es bringt recht wenig, im Konjunktiv auf die Vergangenheit zu schauen. Doch die These, dass es mit einer spielfitten Harder in der Champions League für die K.-o.-Phase gereicht hätte, ist nicht allzu weit hergeholt. Und so gibt es beim FC Bayern dann vielleicht doch zumindest eine kleine Abhängigkeit von einer Spielerin. Was mehr ein Kompliment für Harder ist, als Kritik an den Münchnerinnen.
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