VfL Wolfsburg – FC Bayern München 0:2 (0:0)
Die beiden verbliebenen Champions League Teilnehmer trafen bereits zum vierten Mal in dieser Saison aufeinander. Der FC Bayern konnte die letzten beiden Partien mit Mühe, wie beim 5:1 Heimsieg (0:1 Pausenstand) und 3:1 im DFB-Pokal, für sich entscheiden. Erneut im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit stand Robert Lewandowski, der im Hinspiel fünf Tore in etwas unter 10 Minuten erzielen konnte.
Falls Ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola rotierte überraschend wenig im Vergleich zum Auswärtsspiel in Turin. Lediglich Vidal und Thiago standen nicht mehr in der Startelf. In die Mannschaft rückten Alonso und Coman. Taktisch änderte sich dadurch im Vergleich zur Champions League relativ wenig, allerdings war die Ausrichtung durch die nominellen fünf Offensivakteure sogar noch etwas aggressiver. Sicherlich etwas überraschend, dass Guardiola gegen die bevorzugte 4-4-2 Kontertaktik der Gastgeber so viel Risiko ging.
Die Wolfsburger wiederum gingen unverändert in die Partie. Trainer Dieter Hecking hatte allerdings aufgrund einer Vielzahl von Verletzten wenig Möglichkeiten für personelle Veränderungen.
Die Münchner begannen die Partie äußerst druckvoll und hatten schon in der 1. Spielminute durch Costa eine gute Chance. Wolfsburg konnte sich in der Anfangsviertelstunde kaum befreien, weil das Pressing der Bayern gut funktionierte und sie beim Kampf um die zweiten Bälle das glücklichere Händchen hatten. Zwar ergab sich eine Vielzahl von Halbchancen, diese wurden aber meist nicht konsequent genug ausgespielt bzw. war der letzte Pass in den Strafraum zu ungenau. Bayern nutzte das 4-4-2 von Wolfsburg und operierte immer wieder mit langen Bällen auf die beiden Flügelspieler Coman und Robben. Das funktionierte zunächst sehr gut, bis Wolfsburg das Mittelfeld durch ein 4-5-1 mehr verdichte. Gleichzeitig griffen die Niedersachsen ab der 20. bis 25. Minute immer früher an und verhinderten über weite Teilen der verbleibenden Spielzeit in Halbzeit Eins einen kontrollierten Aufbau der Münchner.
Durch lange Abschläge bzw. Klärungen auf Schäfer oder Kruse hatten die Wolfsburger eine gute Option im Spielaufbau und kombinierten sich relativ leicht ins Angriffdrittel. Hier hatten sowohl Lahm als auch Kimmich ab Mitte der ersten Halbzeit immer wieder Probleme. Daraus ergab sich nach 45 Minuten eine ausgeglichene Schussstatistik von 7:7.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine. Doch Pep Guardiola entschied sich früh zu wechseln und brachte Thiago für Douglas Costa (50.) und Franck Ribéry für Robben (56.). Mit diesen Wechseln änderte sich taktisch wenig, allerdings überzeugte vor allem Franck Ribéry durch seine gute Entscheidungsfindung. Der Druck für die rechte Abwehrseite der Wolfsburger nahm spürbar zu. Die Münchner kombinierten sich nun auch sicherer durchs Mittelfeld und kamen zu einer Vielzahl von guten Chancen. Lewandowski hatte erst Pech, dass ein Treffer wegen Abseits nicht zählte (55.) und war nur eine Minute später zu ungenau im Abschluss (56.).
In diese Druckphase der Gäste hatte Wolfsburg ebenfalls die große Chance auf eine Führung. Müller spielte einen unsauberen Rückpass, der von Kruse abgefangen wurde. Dessen Flanke findet Draxler, doch Neuer konnte die Münchner vor einem Rückstand bewahren (64.). In dieser Phase der Partie lag ein Tor in der Luft. In der 66. Minute erzwangen es schlussendlich die Münchner. Ribéry zog relativ zentral mit einem Tempo-Dribbling drei Wolfsburger auf sich und behauptet die Kugel zunächst im Zweikampf gegen Vierinha. Der Ball rollte dann über diesen Umweg zu Lewandowski. Dessen Schuss konnte die Wolfsburger-Abwehr noch blocken, doch Coman schaltete am schnellsten und verwandelte den Abpraller. Sein vierter Saisontreffer markierte das 1:0 am 116. Geburtstag des FC Bayern München.
Nur acht Minuten später war es erneut Coman, der sich zum ersten Mal auf der rechten Seite mit einem Dribbling durchsetzen konnte. Seine Flanke ließ Ribery mit der Brust abtropfen und Lewandowski verwandelte kunstvoll aus dem Stand zum 2:0 (74.). Die Vorentscheidung.
Wolfsburg erspielte sich zwar noch einen guten Abschluss durch Kruse, allerdings brachte die Mannschaft von Pep Guardiola die Partie im Anschluss daran gut zu Ende. Der 2:0 Auswärtssieg bescherte dem FC Bayern einen wichtigen Punktgewinn am Ende einer Phase mit vielen Gastauftritten. Die vorerst letzte von sieben Auswärtspartien in zehn Spielen markierte das Aufeinandertreffen beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund. Für Wolfsburg endete durch die torlose Niederlage eine Serie von 41. Heimspielen in Folge mit eigenem Treffer.
3 Dinge, die auffielen
1. Fünfer Offensive unter ihren Möglichkeiten
Vor dem Spiel gegen Darmstadt lobten wir die fünf Offensivakteure für den hohen Druck und die Vielzahl an Torschüssen, die sich Coman, Costa, Lewandowski, Müller und Robben erspielen können. Im Schnitt waren es weit über 30 Torschüsse pro Partie. Gegen den VfL Wolfsburg setzte Pep Guardiola zum ersten Mal auch auswärts auf die volle Offensivkraft seines Kaders. Dies hatte aber nur mäßigen Erfolg. Zum einen, weil Coman (37%) und Müller (20%) eine deutlich negative Zweikampfbilanz aufwiesen, aber auch weil sich vor allem Costa nur schwerlich ins Spiel einbringen konnte. Wie schon bei seinem Auftritt in Leverkusen, als er ebenfalls im linken Halbraum agierte, hatte er eine schlechte Entscheidungsfindung. Zu früh und zu oft brachte er zu viel Vertikalität ins Spiel der Bayern.
Der Aufbau von Abwehr- über Mittelfeld- bis ins Angriffsdrittel war phasenweise zu schnell und riskant. So konnte Wolfsburg ab Mitte der ersten Halbzeit viele Passwege effektiv zustellen und den Aufbau der Bayern unterbinden. Wolfsburg hatte so – in Ansätzen – gute Konterchancen. Gleichzeitig versuchten besagte Akteure zu oft die Partie aufgrund ihrer individuellen Klasse zu entscheiden, was allzuoft in Eins-gegen-Zwei oder Eins-gegen-Drei Situationen und folgerichtig im Ballverlust endete. Zwar hatte Costa sieben, Coman fünf und Robben drei gewonnene Dribblings, allerdings führten diese selten zu guten Torchancen. Nur Thomas Müller (4 Keypasses) und Coman (1 Keypass) konnten Chancen herausspielen. Zu wenig, gemessen an den Ansprüchen der Spieler.
Das dennoch zwei Akteure aus besagten Trio trafen, zeigt die Qualität des Bayernkaders. 14 Torschüsse (davon nur vier(!) auf das Tor) reichten in dieser Partie für zwei Treffern und dem wichtigen Auswärtssieg.
2. Franck Ribery bringt Wende
Wie im Punkt 1. erwähnt litt das Spiel der Münchner oftmals an der fehlenden Geduld bzw. an der richtigen Entscheidungsfindung. Pep Guardiola wechselte beides in der 56. Spielminute ein. Franck Ribery brachte die Übersicht in die Partie, die einem Douglas Costa zuweilen noch fehlt. Sinnbildlich dafür stehen die Vielzahl von Kombinationen, die Träsch und Vierinha ab der 56. Minute förmlich zur Verzweiflung brachten. Sowohl Thiago, als auch Bernat wurden von Ribery viel mehr durch Kombinationen ins Spiel integriert als es vorher Costa mit Coman und Bernat gelungen war. Fast zwangsläufig leitete Ribery das 1:0 ein und bereitete das 2:0 durch Lewandowski vor. Gleichzeitig setzte er Dribblings gezielter ein und gewann in wesentlicher kürzerer Zeit genausoviele wie zuvor Robben in fast 60 Spielminuten.
In den nächsten Wochen werden, wenn alle Offensivakteure gesund bleiben harte Entscheidungen anstehen. Die Formkurve von Costa zeigte zuletzt zu deutlich nach unten, um Franck Ribery nicht von Beginn an zu bringen. Obwohl die Rolle von Ribery als Bankspieler eine sehr interessante seien könnte. Kein anderer Spieler im Kader des FC Bayern versteht es Räume zu nutzen. Diese ergeben sich aber meist erst im Verlaufe der zweiten Halbzeit.
3. Manuel Neuer
In den letzten Wochen war es äußerst ruhig um den Schlussmann der Münchner. Bei den beiden Gegentoren gegen Juventus Turin war Neuer machtlos. Zu klar waren die Abschlusschancen, wobei in der Retrospektive sein Zuspiel vor dem 2:2 auf Philipp Lahm etwas unglücklich wirkte. Diesen minimalen Fehler merkte man Neuer in Wolfsburg nicht an. Im Gegenteil: Neuer hatte am Sieg gegen die Wolfsburger einen beachtlichen Anteil. Acht Torschüsse musste Manuel Neuer abwehren – zum Teil parierte er hochklassige Chancen. In der Anfangsphase gegen Kruse (19.). kratzte er einen Kopfball von der Linie. Etwas später hielt er einen Freistoß von Naldo, der zwar ungenau getreten, aber dennoch unangenehm für den Torhüter war. In der zweiten Hälfte war Neuer wenig involviert, hielt Bayern aber zunächst gegen Draxler (64.) im Spiel und verhinderte erneut gegen Kruse (83.), dass die Partie nochmals an Spannung gewann.
Auch im Spielaufbau zeigte sich Neuer weiterhin stabil. 79% seiner Pässe kamen an. Mit einer relativ kleinen Aufstellung und Spielern ohne ausgeprägtes Kopfballspiel (Wolfsburg gewann 65% der Kopfbälle), ist es für einen Torhüter äußerst unangenehm den Spielfluss der eigenen Mannschaft aufrecht zu halten. Dies gelang Neuer heute besser als in der schwierigen Phase in Turin.
VfL Wolfsburg – FC BAYERN 0:2 (0:0) | |
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VfL Wolfsburg | Casteels – Träsch (72. Schürrle), Naldo (76. Knoche), Dante, Rodriguez – Arnold, Luiz Gustavo – Vieirinha, Draxler, Schäfer (84. Azzaoui) – Kruse |
Bank | Grün, Putaro, Stolze |
FC Bayern | Neuer – Lahm, Kimmich, Alaba, Bernat – Alonso – Robben (56. Ribéry), Müller, Costa (50. Thiago), Coman (88. Rode) – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Benatia, Götze, Vidal |
Tore | 0:1 Coman (66.), 0:2 Lewandowski (74.) |
Karten | Gelb: – / Bernat |
Schiedsrichter | Manuel Gräfe (Berlin) |
Zuschauer | 30.000 (ausverkauft) |