Vorschau: FC Ingolstadt – FC Bayern München

Justin Trenner 06.05.2016

Dafür geht es am Samstag nach Ingolstadt. Julia, treue Anhängerin des FCI, wird uns ihren Verein näher bringen und auf das Spiel vorausschauen.

Hey Julia, erzähl uns erst ein bisschen was über Dich. Du bist Allesfahrerin, oder? Wie kamst Du zum FCI und was macht Deinen Verein so besonders?

Servus, ja genau, ich nehm alles mit was grade so auf dem Weg liegt. Mal Sandhausen, mal Dortmund.
Angefangen hat alles als mein Bruder auf eine Schule in der Nähe des alten MTV-Stadion gegangen ist. Die Schüler haben Freikarten bekommen aber mein Bruder wollte nicht hin also bin ich mit meinem Papa hingegangen. Das war noch zur Regionalliga-Zeit.

Das Besondere am Verein ist für mich die Nähe zueinander. Große Teile der Fanszene sowie die meisten der Verantwortlichen im Verein sind schon lange dabei. Man hat Auf- und Abstiege zusammen erlebt und gemeistert. Wir haben gelernt miteinander statt gegeneinander zu arbeiten. Das ist oft anstrengend aber auch sehr schön. Dieses Miteinander macht den Verein so besonders für mich.

Ingolstadt spielt für einen Aufsteiger eine sehr unaufgeregte Saison. Wo liegt Deiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg?

Jetzt spielen wir mit einer fast unveränderten Mannschaft eine stabile Bundesligasaison. Ein wichtiger Faktor ist für mich die Ruhe, die hier herrscht. Selbst als es mal schlechter lief haben alle auf Hasenhüttl vertraut. Auch das die Mannschaft fast unverändert blieb hat den Jungs viel Selbstvertrauen gegeben. Viele der Jungs haben sich persönlich enorm weiterentwickelt. Jungs wie Tobi Levels und Mo Hartmann haben mit ihren Leistungen viele überrascht.

Ralph Hasenhüttl wird den Verein wohl verlassen. Kannst Du diesen Schritt nachvollziehen?

Es war klar, dass Ralph ein ambitionierter Trainer ist, der sich weiterentwickeln will. Es wäre schön gewesen, wenn er uns noch durch das schwierige zweite Jahr begleitet hätte, aber Reisende soll man nicht aufhalten.

Wer sind die Schlüsselspieler des FC Ingolstadt und warum?

Enorm wichtig sind für mich unsere Abwehrspieler. Die Jungs haben in den unterschiedlichsten Besetzungen dafür gesorgt, dass wir trotz magerer Torausbeute den Klassenerhalt elegant gesichert haben. Marvin Matip ist als Kapitän hier sicher ein Schlüsselspieler der für Ruhe und Stabilität sorgt. Roger sollte man aber auch nicht vergessen, er hat die ganze Saison bewiesen, wie wichtig er mit seiner Übersicht für die Mannschaft ist.

Im Hinspiel hatten die Schanzer den FC Bayern näher am Punktverlust als es das Ergebnis aussagt. Rechnest Du dir gerade im Heimspiel etwas aus? Wie erwartest du den FCI am Wochenende?

Ich hoffe sehr, dass wir nochmal eine ähnliche Leistung wie im Hinspiel abrufen können. Ich erwarte wie immer Kampf und Leidenschaft und Bock drauf den Bayern die Meisterschaft zu versauen.

Welche langfristigen Ziele hat sich der Verein gesetzt? Geht es nur um die Etablierung in der Bundesliga oder geht auch mehr?

Langfristig ist die Bundesliga sicher das Ziel. Dass man nicht ständig um den Abstieg mitspielen will ist auch klar. Erstmal haben wir noch genug damit zu tun in der Bundesliga anzukommen, die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb wäre in dieser Saison (realistisch betrachtet) viel zu früh gekommen. Mir ist eine nachhaltige Entwicklung lieber als ein Abstecher nach Europa nur um dann wieder abzusteigen.

Wie geht das Spiel aus?

Ich tippe nie.


Die letzten 24 Bundesliga-Spiele gegen einen Aufsteiger konnten die Bayern gewinnen. Gelingt ihnen das ein 25. Mal, sind sie deutscher Meister.

Dafür müssen sie den FC Ingolstadt bezwingen. Deren Trainer, Ralph Hasenhüttl, hat dort ein starkes Team aufgebaut. Vor der Saison gab es viele Zweifler. Zwar marschierte die Mannschaft durch die zweite Liga, aber einige befürchteten, dass es mit der geringen Anzahl an Neuzugängen dennoch eng werden könnte. Doch die Schanzer bewiesen das Gegenteil. Derzeit stehen sie zwei Spieltage vor Schluss auf Platz 9, haben 40 Punkte und sind somit sogar vor dem Vizemeister sowie Pokalsieger aus Wolfsburg.

Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei die viertbeste Defensive der Liga. Nur die Bayern (15), Borussia Dortmund (31) und Bayer Leverkusen (36) haben weniger Gegentore bekommen als der FC Ingolstadt (37). Hasenhüttl setzt dabei zumeist auf ein 4-4-2-Mittelfeldpressing, lässt die Mannschaft jedoch sehr stark variieren. Mögliche Abwandlungen sind da eine 4-3-3-Grundordnung, aber auch im 4-1-4-1 hat man die Schanzer bereits gesehen. In einigen Spielen waren auch Mannorientierungen zu beobachten. Im Hinspiel gegen die Bayern agierte der Aufsteiger so beispielsweise sehr mutig. Der Rekordmeister hatte lange Zeit Probleme mit dem starken Pressing der Hasenhüttl-Elf und wurde erst besser, als man selbst besser vorrückte.

Ingolstadt versteht es in der Grundordnung die Abstände zu halten, im richtigen Augenblick herauszurücken und Drucksituationen zum perfekten Zeitpunkt zu kreieren. Mit 22,1 Interceptions pro Spiel liegen sie auf Rang drei. Lediglich Bremen (25,6) und Leverkusen (22,2) haben mehr. Gegen den Ball zählen sie zu den besten Teams der Liga. Zehn Mal konnte der Torhüter Ramazan Özcan schon zu Null spielen. Damit steht er auf Platz 6 der Bundesliga und muss sich nur Hitz (11), Jarstein (11), Bürki (12), Leno (13) und Neuer (20) geschlagen geben. Schaut man auf die Tabelle, wird auch deutlich dass die Probleme ganz woanders liegen.

In 32 Spielen sind den Ingolstädtern erst 30 Tore geglückt. Hannover 96 (29) ist das einzige Team mit weniger Toren. Die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl hat die schlechteste Tordifferenz (-7) unter den derzeit besten zehn Teams der Liga. Schuld daran ist eine katastrophale Chancenverwertung von nur 11,8%. Niemand lässt im Schnitt mehr Chancen liegen als der FCI. Elf ihrer 30 Tore erzielten sie per Standard, sieben weitere vom Elfmeterpunkt. Nur 12 Tore gelangen den Schanzern aus dem Spiel heraus, was ebenfalls dem schlechtesten Wert der Liga entspricht.

Speziell bei Standardsituationen sind sie jedoch sehr gefährlich. Pascal Groß führt diese für gewöhnlich aus. 2,9 Torschussvorlagen gibt der zentrale Mittelfeldspieler pro 90 Minuten und 2,2 Abschlüsse kommen von ihm selbst. Zwar konnte er erst ein Mal treffen und nur vier Tore vorbereiten, aber dennoch zählt Groß zu den wichtigsten und gefährlichsten Spielern der Schanzer. Die Tore schießen in der Regel Moritz Hartmann (10) und Lukas Hinterseer (6). Außer den beiden gibt es keinen Spieler mit mehr als zwei Toren.

Gegen die Bayern ist eine ähnliche Vorgehensweise wie im Hinspiel zu erwarten. Ingolstadt hat die Klasse bereits gehalten und somit alle Ziele erreicht. Ein Heimsieg und die damit erneut verschobene Meisterfeier wäre dementsprechend ein schöner Bonus für sie. Im ersten Aufeinandertreffen der beiden setzte Hasenhüttl auf viele Mannorientierungen, ein hohes Pressing und frühe Balleroberungen. Das überraschte Pep Guardiolas Team sichtlich, sollte im Rückspiel jedoch einkalkuliert werden.

Die Münchner werden viel rotieren. Nach Dienstag herrscht zunächst Leere. Ein großes Ziel ist weggebrochen und Guardiolas Aufgabe ist es nun, den Meistertitel fix zu machen, um die Köpfe frei zu bekommen und sich auf das wichtige Pokalfinale gegen den BVB zu fokussieren. Sollten die Bayern den Titel nicht perfekt machen können, wäre das schlecht für die Köpfe der Spieler. Es wird sicher keine selbstverständliche Aufgabe nach allen Geschehnissen eine gute Leistung abzurufen, aber natürlich ist es der Anspruch des FC Bayern in Ingolstadt die drei Punkte mitzunehmen.

Ralph Hasenhüttl leistet hervorragende Arbeit in Ingolstadt.(Foto: Alexander Scheuber / Bongarts / Getty Images)
Ralph Hasenhüttl leistet hervorragende Arbeit in Ingolstadt.
(Foto: Alexander Scheuber / Bongarts / Getty Images)

Statistiken zum Spiel

Die letzten Spiele gegen den FC Ingolstadt

Bilanz

  • Der FC Bayern ist somit gegen Ingolstadt bereits ohne Gegentor und ohne Niederlage.
  • Das dritte Aufeinandertreffen der beiden wird zugleich auch das erste Auswärtsspiel der Bayern gegen Ingolstadt sein.

Fun Facts

  • Die Meisterschaft wird so spät entschieden wie zuletzt vor sechs Jahren (2009/10).
  • Der FC Bayern würde die Meisterschaft zum zehnten Mal in Folge auswärts oder auf dem Sofa gewinnen.
  • Zehn der 19 Pflichtspielniederlagen kassierte Guardiola als Bayern-Trainer im April und Mai.
  • Seit der Winterpause haben die Münchner im Schnitt weniger als zwei Tore pro Bundesliga-Spiel geschossen.
  • Ein Sieg gegen Ingolstadt wäre der 25. Sieg in Folge gegen einen Aufsteiger für die Bayern.
  • Es ist das letzte Auswärtsspiel Guardiolas. In bisher 100 Bundesliga-Spielen holte er im Schnitt 2,51 Punkte pro Spiel. Das schaffte bisher noch kein Trainer in der Geschichte. 80 Siege, 11 Unentschieden und 9 Niederlagen stehen auf seinem Konto. In seiner ersten Saison holte er mit seinem Team 90 Punkte, 2014/15 waren es 79 und jetzt steht er bei 82 Punkten und kann noch auf beeindruckende 88 Punkte kommen.
  • Mit 37 Gegentoren hat der FC Ingolstadt nicht nur die viertbeste Defensive der Liga, sondern auch eine der besten aller Aufsteiger seit Gründung der Bundesliga. Bestwert sind 38 Gegentore der Bayern in der Saison 1965/66.
  • Manuel Neuer braucht noch ein Zu-Null-Spiel für einen neuen Bundesliga-Rekord. Aktuell steht er bei 20 Spielen ohne Gegentor.
  • In der Rückrunde verloren die Ingolstädter noch kein Heimspiel. Das gelang sonst nur Dortmund.
  • Mathew Leckie und Kingsley Coman sind laut bundesliga.de die beiden schnellsten Bundesliga-Spieler.
  • Die Bayern haben kein Bundesliga-Spiel nach einem Champions-League-Auftritt verloren.

Fünf Thesen zum Spiel

  1. Der FC Bayern wird in Ingolstadt zum vierten Mal in Folge Meister.
  2. Die Münchner schießen nicht mehr als zwei Tore.
  3. Guardiola wird im Vergleich zum Atlético-Spiel mindestens auf sechs Positionen rotieren.
  4. Bayern spielt zu Null.
  5. Lewandowski trifft.

Zwei der fünf Thesen aus der Gladbach-Vorschau trafen ein und hinzu kommen noch drei richtige von der Atlético-Vorschau. Insgesamt macht das eine Quote von 35/65 und 53,85%.