Round-Up: Volles Programm

Maurice Trenner 21.02.2019

Es waren zwei torlose Unentschieden, die in dieser Woche den meisten Bayern-Fans Grund zur Freude und einen Hoffnungsschimmer gaben. Ein Satz, den man vor der Saison so sicherlich nicht erwartet hätte. Doch der Patzer des BVB bei dem Abstiegskandidaten Nürnberg und knapp 24 Stunden später das Remis an der Anfield Road gegen das gefürchtete Liverpool waren genau das – ein Hoffnungsschimmer.

Schwere des Spielplans

In den amerikanischen Sportarten wird häufig vor oder während der Saison die sogenannte strength of schedule untersucht, um zu analysieren, welches Team in der verbleibenden Saison noch die schwierigsten Aufgaben vor der Brust hat. Dieses Prinzip soll in diesem Artikel verwendet werden, um die restlichen Begegnungen im Meisterschaftsduell zu analysieren.

Zwölf Spieltage stehen noch bis zum Saisonende an. Der FC Bayern wird davon sieben Spiele in der heimischen Allianz-Arena austragen, während Dortmund nur noch sechs mal vor der gelben Wand antreten wird. Ein vermeintlicher kleiner Vorteil für den Herausforderer aus der bayrischen Landeshauptstadt.

 FC BayernBor. Dortmund
23. SPBerlin (H)Leverkusen (H)
24. SPGladbach (A)Augsburg (A)
25. SPWolfsburg (H)Stuttgart (H)
26. SPMainz (H)Berlin (A)
27. SPFreiburg (A)Wolfsburg (H)
28. SPDortmund (H)Bayern (A)
29. SPDüsseldorf (A)Mainz (H)
30. SPBremen (H)Freiburg (A)
31. SPNürnberg (A)Schalke (H)
32. SPHannover (H)Bremen (A)
33. SPLeipzig (A)Düsseldorf (H)
34. SPFrankfurt (H)Gladbach (A)

Bayern spielt allerdings noch gegen fünf Mannschaften aus der aktuellen Top-7 der Liga. Die Schwarz-Gelben müssen nur gegen vier solcher Gegner antreten. Der durchschnittliche Tabellenplatz der Münchner Gegner für die restliche Saison ist 9,25. Bei Dortmund sind die Kontrahenten im Mittel leicht schlechter mit Platz 9,67.

Interessanter ist jedoch eine Betrachtung der Punktzahl. Hierzu wurde die Tabelle nach dem 22. Spieltag herangezogen. Der durchschnittliche Widersacher des FC Bayern holte dabei im bisherigen Saisonverlauf 30,83 Punkte und damit über einen Punkt mehr als die Dortmunder Gegner.

Dortmund daheim zum Titel?

Noch detaillierter wird die Analyse, wenn man die Heim- und Auswärtsspiele separat betrachtet und dazu die jeweilige Tabelle heranzieht. Daheim ist der BVB bisher eine Macht. In elf Spielen holte man 29 Punkte, spielte nur gegen Hoffenheim und Berlin unentschieden. Die Münchner sind dabei bisher eher in der Fremde erfolgreich und führen dort die Liga an. In der Heimat schwächelte man mit nur 21 Punkten aus zehn Spielen.

Im weiteren Saisonverlauf muss Bayern daheim noch sieben Spiele bestreiten, unter anderem gegen die auswärts starken Wolfsburger. Der Verein aus der Autostadt belegt in der Auswärtstabelle einen starken dritten Platz und holte auf Reisen fünf Punkte mehr als daheim. Die Heimspiele gipfeln natürlich im direkten Duell um den Titel am 6. April gegen Dortmund, die als zweitbeste Auswärtsmannschaft anreisen.

Die Dortmunder hingegen spielen an diesem Wochenende noch daheim gegen Leverkusen. Danach allerdings kommen für die restlichen fünf Spiele vier Mannschaften, die weniger als einen Punkt pro Spiel in der Fremde holen. Ein Punktverlust der Borussia auf dem Weg zur Meisterschaft im Westfalenstadion scheint also unwahrscheinlich, wenn dieser nicht am Wochenende passiert.

Bei den Auswärtsreisen stehen für beide Teams ähnlich schwere Gegner an. Beide müssen noch zum zweitstärksten Heimteam Borussia Mönchengladbach. Die Dortmunder sogar am 34. Spieltag.

Wenn man die Heim- und Auswärtstabelle in Betracht zieht und die durchschnittliche Punktzahl berechnet, bestätigt sich dieser Trend. Die Gegner der Bayern holen auswärts im Schnitt 1,34 Punkte pro Spiel, während die der Dortmunder mit 1,09 Punkten deutlich schwächer sind. Für die Auswärtsspiele sind die Punktzahlen in etwa gleich mit 1,69 Punkten pro Spiel bei den Münchner Kontrahenten und 1,66 Punkten bei denen der Schwarz-Gelben.

Die durchschnittliche Tabellenposition in der Heim- und Auswärtstabelle beträgt bei den Gegnern des Rekordmeisters 8,58 und bei den Widersachern der Borussia 10,33. Erneut ein Vorteil für den BVB.

Nachteil englische Wochen?

Durch das Ausscheiden im DFB-Pokal fällt den Dortmundern eine zusätzliche Belastung weg. In der Champions-League steht der letztjährige Vierte ebenfalls vor dem Aus, während die Münchner sich berechtigte Hoffnungen auf ein Weiterkommen machen dürfen.

Für den Spielplan führt dies zu einigen Überschneidungen. So müssen die Münchner beispielsweise unter der Woche vor dem wohl entscheidenden direkten Duell gegen Dortmund (06.04.) das Pokal-Viertelfinale gegen Heidenheim (03.04.) bestreiten. Die extra Regenerationszeit und Vorbereitungszeit wird Favre sicher gut zu nutzen wissen.

Es könnte zur ersten Entscheidung am letzten Spieltag für die Münchner seit 2001 kommen. Damals jubelten die Bayern und Kapitän Effenberg.
(Bild: Andreas Rentz/Bongarts/Getty Images)

Sollten die Münchner in beiden Pokalwettbewerben ins Halbfinale einziehen, drohen weitere unschöne Überschneidungen. So fände ein Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale (09./10.04.) direkt im Anschluss an das Spiel gegen Dortmund (06.04.) und ein potentielles Rückspiel im Halbfinale (07./08.05.) direkt vor dem Kracher in Leipzig (11.05.) statt.

Nun ist dies gewiss noch weit weg, aber dennoch darf zumindest angezweifelt werden, ob der kleine Kader der Münchner mit der gegebenen Verletzungsanfälligkeit mehrerer Spieler für diese Wochen geschaffen ist. Zwangsläufig wird Kovač wieder auf die Rotation setzen müssen, um die Belastung von einigen Spielern zu steuern und einen wochenlangen Drei-Tages-Rhythmus zu vermeiden.

Auch können einzelne Sperren, wie die von Müller und Kimmich im Achtelfinale gegen Liverpool, den sowieso schon kleinen Kader weiter verkleinern.

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  1. Auf jeden Fall ist es mal schön zu sehen das die vollmundigen Dortmunder momentan einen Dämpfer nach dem anderen einfangen.
    Wenn die jetzt noch zuhause gegen Bosz’s Truppe und dann auswärts bei Hertha patzen könnten wir schon einen Vorsprung vor dem direkten Duell haben.
    Vorausgesetzt wir legen uns nicht weiter die Eier selber rein und spielen zumindest Unentschieden bei BMG.

    Realistisch gesehen muss man darauf hoffen das andere Schwaecheln denn wir auf unsere Staerken setzen koennen.

    Denke es bleibt bis zum Ende offen sofern beide Teams von weiteren Verletzungen verschont bleiben.

  2. sollte wir gegen Liverpool weiterkommen kann man die Meisterschaft getrost mit den Jungen spielen und sich voll und ganz auf die CL konzentrieren. das wäre jedenfalls meine Taktik, befürchte aber dass sich Kovac das nicht leisten “darf”.
    Somit werden sich die Verletzungsanfälligen verabschieden und dann werden die nächsten Runde mit Davies und Sanchez in der Startelf sein…

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Und wie er das dürfte!
      Dem Präsidium könnte doch nichts besseres passieren als das Kovac hier einen Zidane hinlegt.
      Meisterschaft? Klar, verlieren will niemand. Aber in München dürfte niemand ernsthaft an dieser Meisterschaft hängen. Gesamtkonstellation, Produkt Bundesliga usw.

  3. DO wird sich absehbar wieder festigen, spätestens, wenn Reuss wieder dabei ist. Beide Mannschaften dürfen sich im Grunde keine Patzer mehr erlauben, aber da die Rückrunde noch lang ist, werden sie in den verbleibenden Partien noch Punkte lassen.
    Vorentscheidend wird das direkte Duell, nicht nur wegen der 3 Punkte, sondern aufgrund des psychologischen Effekts. Denn wer in dieser Partie auf der Strecke bleibt, wird diese Niederlage nicht so einfach “aus den Klamotten kriegen”.
    Ein Fehler wäre es, alle Kraft und Konzentration auf die CL zu richten, da selbst nach einem Weiterkommen gegen Liverpool die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges aufgrund der unzureichenden Offensivstruktur unter Kovac deutlich geringer ist, als die Chance, noch an DO vorbei zu ziehen!

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. “Ein Fehler wäre es, alle Kraft und Konzentration auf die CL zu richten, da selbst nach einem Weiterkommen gegen Liverpool die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges aufgrund der unzureichenden Offensivstruktur unter Kovac deutlich geringer ist, als die Chance, noch an DO vorbei zu ziehen!”

      selbst für den mit Abstand CL-favoriten Man City, die so gut wie sicher (über 98% taxiert) im Viertelfinale sind, werden die Chancen die CL zu gewinnen nicht mal halb so hoch (25%) geschätzt, als dass die Bayern noch Meister werden (55%) diese Saison…

      wenn wir weiterkommen (wofür wir nach dem Hinspiel als knapper Favorit gehandelt werden, vorher wars knapp Liverpool) werden wir übrigens recht klar wieder in den Top4 sein bzgl. der CL-chancen, absehbar auf ähnlichem Niveau gehandelt wie Barca & PSG, aber sehr deutlich vor Real & Atletico…

      So miese Stimmung bzgl. unserem Verein/Trainer wie in der Kommentarsektion auf MSR findet man wohl nirgendwo sonst in Europa, lol

      1. Ich habe allerdings generell (also nicht nur bei MSR) das Gefühl, dass die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte CL-Erfolge total falsch und in der Regel unrealistisch eingeschätzt werden.
        Spiele von Liverpool, Man City, Barca, Real, Bayern, Juve, Atleti, PSG gegeneinander sind fast immer Münzwürfe. Spiele gegen BVB, United, Tottenham vielleicht ein bisschen einfacher, lass da mal die Favoriten 60-40 vorne sein.

        Das heißt mit ein bisschen Lospech ist die Chance selbst für Pepsche AllStar-Teams immer größer, nicht mal ins Halbfinale zu kommen als ins Halbfinale zu kommen.
        Die Wahrscheinlichkeit, die CL nicht zu gewinnen (nicht ins Finale/HF zu kommen), ist immer VIEL höher als sie zu gewinnen. Ist logisch, wird aber in Bewertungen von CL-Saisons viel zu oft ausgeblendet.

      2. @Josef:
        Danke! DAS wird mir auch viel zu oft ignoriert! Treffen schon im Achtelfinale zwei europäische Schwergewichte aufeinander, muss es nunmal einen der beiden treffen. ;-)
        Ohne (Los)-Glück gewinnt man eben nicht den Henkelpott!

  4. Das Restprogramm spricht in der Tat für den BVB, was die Gegner und deren Heim- bzw. Auswärtsbilanzen angeht…ABER den Faktor “Nerven” und Erfahrung sollte man bei der jungen BVB-Truppe nicht unterschätzen…

    Reus scheint für das Spiel gegen Leverkusen ja (leider) wieder fit zu sein. Wäre der Kerl ähnlich lange wie Coman ausgefallen, bzw. hätte der BVB auf Sancho / Reus so lange verzichten müssen, wie wir immer wieder auf unsere Winger, hätten sie auch niemals so lange auf Platz 1 gestanden.
    Unser eigenes Unvermögen mit den 6 verschenkten Punkten gegen A’burg, F’burg und D’dorf hat ein Übriges dazu getan.
    Und dass wir trotz einer, für unsere Verhältnisse, schlechten Saison überhaupt noch eine Chance auf die Schale haben, sagt auch einiges über die wirkliche Leistungsstärke des BVB, Gladbach und Co. aus…

    Wie auch immer, ich hoffe, dass Leverkusen am Wochenende zumindest einen Punkt aus Dortmund mitnimmt. Blöd nur, dass die Bosz-Truppe ausgerechnet gestern einen Dämpfer hinnehmen musste und zudem Bellarabi ausfällt :(

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