FC Bayern München – SV Werder Bremen 5:0 (2:0)
Der FC Bayern hatte die Woche ebenfalls genutzt und konnte Kräfte für die anstehenden Spiele tanken. Auch im Bezug auf die verletzten Spieler sieht es zunehmend besser aus. Martinez konnte schon mit der Mannschaft trainieren und Boateng zumindest schon wieder leichtes Lauftraining absolvieren. So gesehen geht der FC Bayern im Vergleich zu den letzten Spielzeiten eher gestärkt in das letzte Saisondrittel.
Falls Ihr es verpasst habt:
Trotz der spielfreien Tage unter der Woche wechselte Pep Guardiola vor der Partie gegen den SV Werder Bremen durch. Fünf Spieler, die gegen Dortmund noch in der Startelf gestanden hatten, saßen zunächst nur auf der Bank. Benatia, Coman, Thiago, Ribery und Götze rückten in die Startelf.
Zum ersten Mal seit dem Heimspiel gegen Wolfsburg war Robert Lewandowski, der in den letzten zwei Partien nur drei Torschüsse abgegeben hat, auf der Bank. Mit der Aufstellung blickte Pep Guardiola schon sehr weit Richtung Champions League am kommenden Mittwoch, da Arjen Robben nicht mal im Kader der Münchner war.
Auf Seiten der Bremer gab es aufgrund der medial sehr hoch gekochten Diskussion wegen der Gelbsperren von Fritz und Junuzović, einige Umstellungen. Skripnik setzte analog zum Hinspiel wieder auf eine klare Fünferkette mit Djilobodji, Vestergaard und Galvez. Hinzu kam eine kompakte Vierer-Mittelfeldreihe mit zwei Sechsern. Ujah durfte den Stoßstürmer spielen.
Die Münchner begannen druckvoll im zuletzt bekannten 4-1-4-1 System. Durch die Hereinnahme von Benatia kam es zum Comeback von Alaba und Ribery auf der linken Außenbahn. Beide zusammen bespielten die Seite zuletzt vor über einem Jahr. Müller nahm zudem die Position von Lewandowski in der vordersten Spitze ein. Götze war daher kein falscher Neuner, sondern spielte eher im Halbraum bzw. auf der 10er Position.
Fast mit dem ersten gelungen Angriff gehen die Münchner in Führung: Coman lässt Öztunali auf dem rechten Flügel aussteigen und setzt zur Flanke in die Mitte an. Dort verpasst Götze, doch der ebenfalls in den Strafraum aufgerückte Thiago hat aus kurzer Distanz nur wenig Mühe (9.). Dem FC Bayern gelang es in der Anfangsphase gut, Ribery und Coman in isolierte Duelle mit den Außenverteidigern der Bremer zu schicken. Verantwortlich dafür waren gute Seitenverlagerungen von Alonso, aber auch starke Bewegungen im Raum von Thiago und Götze, die immer wieder das Bremer Mittelfeld auseinander zogen, weil sie sich geschickt in den Halbräumen bewegten. Nach ordentlichen Chancen von Ribery (23.) und Götze (26.) leitete abermals Coman einen Treffer ein. Nach einem guten öffnenden Ball von Thiago arbeitete Coman sich bis rechts an die Grundlinie vor und bediente im Rückraum mit einem halbhohen Zuspiel Müller. Der hielt den Fuß rein und profitierte von der etwas unglücklichen Abwehraktion von Wiedwald.
Mit einer verdienten Führung ging es so in die Pause. Bremen kam in den ersten 45 Minuten nur auf 25% Ballbesitz bei einer Passquote von 53%. Zu wenig, um das Spiel der Bayern ernsthaft zu gefährden. Im Vergleich zum Hinspiel gelang es Bremen nicht, die Außenspieler der Münchner mit Überzahl anzulaufen. Es fehlte über weite Strecken die erhoffte Kompaktheit.
In der zweiten Halbzeit nahm der FC Bayern deutlich an Tempo aus der Partie. Torchancen entstanden zunehmend aus Einzelaktionen, wie bei einem Fernschuss von Thiago (48.). Zwar gelang es Coman immer wieder sich im direkten Duell gegen Garcia durchzusetzen, aber seine Zuspiele waren schlussendlich nicht mehr so zielstrebig, wie noch in der ersten Halbzeit. Die Entscheidung brachte schlussendlich eine Standardsituation. Thiago schlägt eine Ecke auf Ribery. Dieser nimmt den Ball Volley aus 18 Metern. Den Schuss kann Wiedwald noch parieren, aber Müller hatte wenig Probleme den Nachschuss über die Linie zu drücken.
Als die Partie austrudelte, durfte sich noch der eingewechselte Robert Lewandowski in die Torschützenliste eintragen. Galvez vertendelte einen Ball an der Seitenlinie gegen, der Pole konnte somit alleine aufs Tor zulaufen. Mit einem gezielten Abschluss markierte er seinen 24. Saisontreffer (86.). Das war aber noch immer nicht der letzte Treffer. Einmal mehr setzte sich Coman auf der rechten Seite durch und brachte einen scharfen Pass nach innen. Dort wartete erneut Thiago, der seinen ersten Doppelpack im Trikot der Münchner feierte (89.).
3 Dinge, die auffielen:
1. Kingsley Coman, der Teamspieler
Erst vergangene Woche haben wir an dieser Stelle einen Vergleich der vier Flügelspieler im Kader des FC Bayern aufgemacht. Den großen Unterschied zwischen Kingsley Coman und Arjen Robben hat man in diesem Spiel gesehen. Coman sucht er den Weg zur Grundlinie, während Robben eher nach innen zieht und den eigenen Abschluss sucht. Mit seiner Schnelligkeit ließ er vor allem Garcia immer wieder stehen. Besonders dann, wenn es dem FC Bayern vorher gelang, Coman auf der ballfernen Seite so zu positionieren, dass er nur einen Gegenspieler vor sich hatte. Der Franzose gewann gegen Bremen sieben Dribblings, diese resultierten in drei Torvorlagen und weiteren vier Keypässen. Kurzum – Coman zeigte ein überragendes Spiel und meldet mit dieser Leistung auch Ansprüche für die Partie gegen Juventus Turin an. Vor allem die Ruhe am Ball wirkt gegenüber Douglas Costa beeindruckend. Selbst wenn es Bremen gelang, Coman auf der rechten Seite mit zwei bzw. drei Gegenspielern zu stellen, verfiel er nicht in Hektik, sondern suchte nach einer guten Lösung. Das lässt sich auch an der phänomenalen Passquote von 95% ablesen. Dazu hatte er nur drei Fehlpässe über 90 Minuten. Auch die drei Torschüsse, wovon zwei auf das Tor gingen, sollten nicht unerwähnt bleiben. Die Chance Mitte der zweiten Halbzeit (61.), nach einer Flanke von Philipp Lahm, muss bei allen Lob gegen aktivere Gegner dennoch zum Torerfolg führen. Hier liegt weiterhin die größte Schwäche des jungen FCB-Talents.
2. Thiago zeigt Reaktion
90 Minuten saß Thiago gegen Borussia Dortmund auf der Bank. Dies war insofern überraschend, da er eigentlich als ballsicher und sehr stark im Pressing gilt. Dennoch zog Pep Guardiola Arturo Vidal vor. Dies lag wohl in der Form des Spaniers gegen Mainz begründet. Zu oft pendelte Thiago zuletzt zwischen Bundesliga- und Champions-League-Auftritten. Meist kann er sich gegen internationale Gegner nochmals deutlich steigern. In der Bundesliga hingegen hatte er in dieser Saison schon merkwürdig fahrige Auftritte. Der Höhepunkt war sicherlich die Partie gegen Mainz. Das positive vorneweg: Thiago hat Reaktion gezeigt. Immer wieder drang er selbst in den Strafraum ein und bot sich als Abschlussoption an. Sinnbildlich steht hierfür das 1:0 der Münchner. Während Götze die Flanke von Coman knapp verpasste, hielt Thiago mustergültig den Fuß rein. Ähnlich auch am Ende der Partie, als Thiago abermals im Strafraum auftauchte. Sechs von 20 Torschüssen der Münchner gab Thiago ab – mit Abstand die meisten. Aber nicht nur Offensiv überzeugte Thiago, sondern vor allem im Pressing. Immer wieder verhinderte er das Bremer Aufbau- bzw. Umschaltspiel. Die Statistik verbuchte am Ende fünf Interceptions und sechs gewonnene Zweikämpfe. Jeweils Bestwert bei den Münchnern. Die Leistung von Thiago war insofern wichtig, da der FC Bayern Alternativen braucht. Im Idealfall schaukeln sich Thiago und Vidal gegenseitig zu neuen Höchstleistungen. Je nach dem, wie Pep Guardiola den Gegner erwartet, hat er im so verschiedene Optionen bzw. Herangehensweisen.
3. Das nächste Comeback
Mario Götze kam nicht schlecht in die Bundesligasaison 2015/2016. Mit seinem Startelfeinsatz gegen Borussia Dortmund im Topspiel der Hinrunde schien er endlich angekommen beim FC Bayern. Umso ärgerlicher war daher die Verletzung, die er sich wenige Tage später während einer Länderspielreise zu zog. Über vier Monate war Götze nicht mehr auf dem Platz für die Münchner. In der Zwischenzeit kehrten Ribery und Robben zurück, die Leistungsdichte in der Offensive nahm deutlich zu. Götze muss um seinen Platz kämpfen, will er noch eine Rolle im Kader 2015/2016 spielen. Pep Guardiola muss nicht mehr moderieren. Für ihn ist das Projekt FC Bayern nach der Saison beendet. Für Götze soll es wenn möglich weiter gehen. Ein Schritt in diese Richtung war der Startelfeinsatz nach langer Wartezeit.
In der 24. Minute kam Götze nach einer guten Ablage aus ca. 16 Metern zum Abschluss. Zwar konnte Wiedwald den Schuss gerade noch parieren, doch zeigte diese Szene, welche Qualitäten Götze mitbringen kann. Explosivität zwischen den Linien. Einen guten Abschluss. Gegen Bremen agierte Götze in der Müller Rolle, was ihm über weite Teilen der Partie sicherlich entgegen kam. In der Summe war es ein couragierter Auftritt. 48 Ballaktionen in knapp 55 Minuten sind für diese Position in Ordnung. Zum Vergleich: Müller hatte mit knapp 20 Minuten mehr Spielzeit sogar noch 5 Ballkontakte weniger. Zwar hatte er auch zwei leichtfertige Ballverluste, diese sind wohl mit der langen Pause aber erklärbar. Für Götze wird es jetzt wichtig sein, immer da zu sein. Sicherlich ist er keine Option für das Spiel gegen Turin. Aber es werden weitere Bundesligaspiele wie jetzt gegen Werder Bremen anstehen. Hier muss er sich anbieten und beweisen, dass er zum FC Bayern gehört.
FC Bayern München – SV Werder Bremen 5:0 (2:0) | |
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FC Bayern München | Neuer – Alaba, Benatia, Kimmich (68. Rafinha), Lahm – Alonso – Ribery, Thiago, Götze (54. Rode), Coman – Müller ((74. Lewandowski) |
Bank | Ulreich, Vidal, Costa, Bernat |
SV Werder Bremen | Wiedwald – S. Garcia (77. U. Garcia), Djilobodji, Vestergaard, Galvez, Gebre Selassie – Öztunali (46. Kleinheisler), Veljkovic (46. Lorenzen), Grillitsch, Yatabaré – Ujah |
Bank | Tremmel, Fröde, Guwara, Eggestein |
Tore | 1:0 Thiago (09.), 2:0 Müller (31.), 3:0 Müller (66.), 4:0 Lewandowski (86.), 5:0 Thiago (90.) |
Karten | Gelb: Ribery / Gebre Selassie, Djilibodji, U. Garcia |
Schiedsrichter | Winkmann (Kerken) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |