FC Bayern: Auf welchem Flügel ist Leroy Sané am besten?

Jonas Trenner 01.02.2024

Seit seiner Ankunft gerät Leroy Sané beim FC Bayern München immer wieder in die Kritik. Diese Saison gehört er zwar zweifellos zu den besten Offensivspielern Europas, dennoch muss er sich mitunter Arroganz oder fehlendes Defensivverhalten vorwerfen lassen. Wobei ihm gerade in der aktuellen Saison hinsichtlich seines Einsatzes nichts nachzusagen ist.

Ein weiterer heiß diskutierter Streitpunkt ist seine Position. Die einen sehen ihn besser auf Links-, die anderen wiederum auf Rechtsaußen. Julian Nagelsmann sah in ihm teilweise sogar einen Flügelverteidiger oder einen Zehner. Auch Thomas Tuchel setzte den 27-Jährigen in dieser schon auf beiden Seiten ein.

Mit seiner Kombination aus Tempo und Torgefahr kann Sané schließlich auch auf nahezu jeder Offensivposition performen. Doch auf welcher Position schneidet er statistisch stärker ab? Welche Rolle nimmt er jeweils ein? Und was hat das mit den Außenverteidigern beim FCB zu tun? Wir haben uns seine bisherige Spielzeit genauer angeschaut.

Überwiegend als rechter Flügelspieler begann Leroy Sané die Saison beim FC Bayern im traditionellen 4-2-3-1. Die ersten sieben Bundesligaspiele in Folge startete er auf dieser Position. Insgesamt waren es bislang 17 Pflichtspiele, die der Deutsche den rechten Flügel beackerte.

Im Laufe der Saison setzte ihn Trainer Tuchel jedoch vermehrt auf Linksaußen ein, begründete es letztens auf einer Pressekonferenz unter anderem damit, dass er „seine mit Abstand beste Saison bei Manchester City auf dem linken Flügel“ hatte. Und so waren es insgesamt elf Pflichtspiele, in denen er Sané dort aufbot.

Betrachtet man einzig und allein seine Torbeteiligungen, ist bereits ein deutlicher Unterschied erkennbar. Sieben seiner neun Tore schoss er auf rechts, von seinen elf Vorlagen hatte er dagegen neun auf links. Auf rechts scheint Sané also deutlich torgefährlicher zu sein, während er auf links mehr Tore vorbereitet und Chancen kreiert. Das deckt sich auch mit weiteren, von Sofascore zusammengetragenen Daten.

In der Bundesliga schießt der Angreifer nämlich von rechts im Schnitt 1,5-mal aufs Tor pro Spiel, von links allerdings nur einmal. Auch Dribblings glücken ihm mehr auf rechts (4,8 zu 2,9), er probiert es aber auch häufiger (7,4 zu 5,6). Auf Linksaußen gelingen dem Offensivmann dafür mehr Torschussvorlagen als auf Rechtsaußen (3,5 zu 3). Nur bei den Flanken pro Spiel ähnelt sich die Anzahl seiner Versuche auf beiden Seiten (4,2 von rechts zu 4 von links).

Solche Zahlen sind zwar immer auch abhängig vom jeweiligen Gegner, geben jedoch trotzdem einen geeigneten ersten Überblick.

Statistiken benötigen natürlich eine gründliche Einordnung, bevor man sich ein Urteil erlaubt. Dazu gehört insbesondere Sanés jeweilige Rolle und Positionierung. Auf Rechtsaußen hält der 27-Jährige nämlich recht diszipliniert die Breite und zieht erst am Strafraum in die Mitte.

Vergleiche mit klassischen Flügelspielern wie Arjen Robben bieten sich hier durchaus an, insbesondere weil er ähnlich wie Robben fast ausschließlich in die Mitte zieht und auf Rechts kaum den Weg zur Grundlinie sucht. Exemplarisch zeigt das Sanés Heatmap gegen den FC Heidenheim.

Man sieht regelrecht, wie es den Nationalspieler in die Mitte zieht. Als Linksfuß entspricht das natürlich auch mehreren seiner Stärken und ermöglicht ihm zahlreiche Anschlussaktionen. Entweder zieht er seinen Gegenspieler mit und macht so Platz für einen hinterlaufenden Außenverteidiger oder er geht vorbei und kommt selbst zum Abschluss, was seine höhere Dribbling-, Tor- und Schussquote auf der Seite erklären würde. Auch ein Rückpass ist hier natürlich noch eine Option.

Leroy Sanés Heatmap gegen den FC Heidenheim: ein klassischer Rechtsaußen? (Quelle: Sofascore)

Auf links ist die Rolle des DFB-Kickers dagegen um einiges ungebundener. Sané hält zwar auch hin und wieder die Breite, kann von links und mit seinem schwächeren Fuß allerdings nicht ganz so einfach in die Mitte ziehen. Deshalb positioniert er sich auf links auch um einiges zentraler, bietet sich meist tiefer im linken offensiven Halbraum an oder besetzt teilweise sogar den Zehnerraum.

Damit kommen auf links vor allem Sanés Spielintelligenz und seine gestalterischen Fähigkeiten zum Vorschein. Qualitäten, die bereits Nagelsmann erkannte und fördern wollte. Der FCB-Profi versteht es, sich mit klugen Laufwegen zwischen den Linien anzubieten und im Anschluss gefährliche Aktionen zu kreieren. Auch seine Tiefenläufe sind eine große Gefahr für jeden Gegner.

Hier ist vor allem sein Zusammenspiel mit Harry Kane hervorzuheben, da Sané den Engländer oftmals sucht und als Kombinationsspieler für Doppelpässe verwendet. Auch wenn sein Spiel auf dem linken Flügel anders ist, so ist es nicht zwingend weniger gefährlich.

FCB: Kingsley Coman und die Außenverteidiger beeinflussen Sanés Rolle

Zur Einordnung von Sanés Positionierung gehören selbstverständlich auch seine jeweiligen Mitspieler. Insbesondere die hinter ihm spielenden Außenverteidiger und sein Flügelpartner im 4-2-3-1 sind hier zu nennen und näher zu betrachten.

Auf rechts hatte es der Deutsche nämlich bis jetzt meist mit dem offensiv eher zurückhaltenden Konrad Laimer oder dem einrückenden Noussair Mazraoui zu tun. Es ist also nur logisch, dass Sané die Aufgabe hat, die Breite zu halten und erst am Strafraum in die Mitte zu ziehen, um notfalls dann die nachrückenden und hinterlaufenden Rechtsverteidiger einzubinden.

Auf links war dagegen in jedem einzelnen Spiel Alphonso Davies sein Hintermann. Zwar spielt der Kanadier zurückhaltender und einrückender als zu seiner Anfangszeit beim FC Bayern, dennoch steht Davies im Angriffsspiel relativ hoch und hält häufig die Breite, was Sané eine freiere Rolle erlaubt.

Und dann gibt es ja auch noch Sanés Flügelpartner auf der anderen Seite. Den Großteil der bisherigen Saison war das Kingsley Coman, der ebenso beide Flügel besetzen kann und das auch getan hat. Tuchel begründete die Entscheidung, Coman auf rechts aufzustellen, damit, dass „Kingsley auf der rechten Seite defensiv fast wie ein Außenverteidiger agiert, wenn er nicht den Ball hat“.

Damit gleiche er ein wenig Davies‘ Offensivdrang aus, was jedoch nicht bedeutet, dass Sané sich vor Defensivaufgaben drücken würde. Doch nach der Niederlage gegen Werder Bremen änderte sich die Ausrichtung abermals.

Fazit: Was ist jetzt die optimale Position für Sané?

Was ist jetzt genau die optimale Position von Sané? Was ist die Lösung? Ein passendes Fazit lieferte Tuchel auf besagter Pressekonferenz selbst: „Beides ist eine Option“, stellte der Münchner Übungsleiter klar: „Wir haben beide Möglichkeiten und können es auch je nach Spiel und Gegner ändern.“

Und wenn dieser Artikel eines gezeigt hat, dann, dass Leroy Sané genug Qualitäten hat, um auf beiden Seiten zu glänzen. Bei der derzeitigen Flügelsituation des FC Bayern wird er das auch müssen – unabhängig davon, wer sein Partner ist.



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