FC Bayern München am Deadline Day: Winterblues auf dem Transfermarkt

Florian Trenner 01.02.2024

Es war ein Tor, das in die Geschichtsbücher des FC Bayern eingegangen ist. Dabei war es kein Treffer, der einen Titel brachte. Und nein, der 4:0-Endstand am 28. Spieltag der Saison 1999/2000 war noch nicht einmal spielentscheidend.

Und doch: Es war der erste Treffer eines polnischen Spielers im FC-Bayern-Dress, lange Zeit vor Robert Lewandowski trug sich Mittelfeldmann Slawomir Wojciechowski in die Torschützenliste ein. Der einzige Makel: Es sollte kein weiterer Treffer mehr folgen. Wojciechowski wurde im Winter 1999 vom FC Aarau verpflichtet und ging – eineinhalb Jahre, sieben Pflichtspiele und fünf Titel später – wieder in den Aargau zurück.

Ein Transferflop mit Ansage? Vielleicht. Sportliche Gründe für eine Beschäftigung des Polen gab es trotz sechs Toren in 22 Spielen in der Hinrunde 1999 nur wenige. Schon damals war der Bayern-Kader sehr gut und breit aufgestellt. Zudem wurde bereits mit Verkündung des Transfers gemunkelt, dass die Bayern Wojciechowski nur unter Vertrag nehmen, um dem finanziell angeschlagenen Ex-Verein von Trainer Ottmar Hitzfeld unter die Arme zu greifen.

FC Bayern: Von Wojciechowski bis Blind

Beim FC Bayern galt lange die Devise: „Wer sich im Winter verstärken muss, hat im Sommer geschlafen.“ Und ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Im Sommer wurden die Hausaufgaben gemacht und im Winter wurde über die auf dem Transfermarkt umtriebige Konkurrenz meist der Kopf geschüttelt.

Neben Wojciechowski hat der FC Bayern in 25 Wintertransferfenstern lediglich elf weitere Spieler verpflichtet – allein in diesem sind es zwei weitere, mit Bryan Zaragoza könnte noch ein dritter dazukommen. Zum Vergleich: Borussia Dortmund nahm im selben Zeitraum 27 neue Spieler im Winter unter Vertrag, Tomas Rosicky feierte damals sein Debüt sogar beim DFB-Hallenmasters.

Doch warum ist der FC Bayern in den letzten Jahren aktiver auf dem Transfermarkt gewesen als zuvor? Nicht immer ist die Antwort hierzu im Sommer zuvor zu finden. Ohne die schwere Verletzung von Manuel Neuer wäre ein Transfer von Yann Sommer nie in Frage gekommen.

Auch João Cancelo, Daley Blind und Serdar Tasci kamen als Reaktionen auf die langen Krankenakten von Lucas Hernández bzw. Mehdi Benatia. Alphonso Davies und Breno hingegen wurden als Investition in die Zukunft und als Vorgriff auf die neue Saison gesehen und sollten sich frühzeitig und in Ruhe in München akklimatisieren.

Mit bekanntem, tragischem Ausgang beim brasilianischen Innenverteidiger. Bei Luiz Gustavo und Sandro Wagner war der Sachverhalt ein anderer. Bei beiden sahen die FCB-Verantwortlichen ein fehlendes Puzzleteil. Spieler, die man im Sommer nicht verpflichten konnte oder wollte.

Bixente Lizarazu wurde damals nach halbjähriger Abstinenz zurückgeholt und besetzte ohne Anlaufschwierigkeiten erneut die linke defensive Außenbahn. Bleibt noch Landon Donovan. Der US-Amerikaner galt als Wunschspieler von Jürgen Klinsmann.

Und so viele Dinge Klinsmann beim FC Bayern auch in die richtigen Bahnen leitete – größerer Staff, Leistungszentrum –, bei Donovan lag die sportliche Leitung in ihrer Bewertung gänzlich falsch. Nach zwei Monaten war die Leihe von Donovan schon wieder Geschichte. Das wohl kürzeste Intermezzo eines Neuzugangs in München – lest hier mehr dazu.

FC Bayern: Neue Spieler müssen nicht Dier sein.

Man sieht: Jeder der Winterneuzugänge hatte seine eigene Geschichte. So manch einer wurde lediglich als Notnagel verpflichtet, einige wenige konnten auf sich aufmerksam machen und spiel(t)en jahrelang eine gute Rolle im Bayern-Ensemble.

Ein Wintertransfer muss also nicht immer etwas schlechtes und das Eingeständnis eines Versäumnisses sein. Manchmal tut frisches Blut einer Mannschaft auch gut. Neue Reize setzen, den Konkurrenzkampf im Training erhöhen.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Im Laufe der Zeit haben sich die Intensität und die Anzahl der Spiele erhöht. Hinzu kommen äußere Umstände wie eine Corona-Pandemie. Die Belastungen der Spieler sind groß und die Kaderstärke sollte daraufhin angepasst werden. Vor zehn Jahren zählte der Kader des FC Bayern 28 Feldspieler. In der aktuellen Saison sind es sechs Feldspieler weniger.

Natürlich ist es nicht zielstrebig, den Kader mit lauter Weltklasse-Spielern aufzublähen. Das ist weder finanziell machbar noch sportlich sinnvoll. In der Vergangenheit gelang es den Verantwortlichen aber immer öfter, eine gesunde Mischung zwischen Weltklassespielern, gehobenen Bundesligaspielern und interessanten Talenten zusammenzustellen. Diese Mischung geht dem aktuellen Kader, auch wegen eines schwächeren Nachwuchs, aktuell abhanden.

Die gute Nachricht? Nicht nur in München ist das so.

Und dann ist es vielleicht gar nicht weiter verwunderlich, dass im schnelllebigen Fußballgeschäft gerne im Winter nachgerüstet wird: Sind die ersten Ziele verfehlt oder gefährdet, der erste Spieler länger verletzt oder plötzlich in Gedanken bei der Konkurrenz, muss schnell Ersatz her. Der Trainer fordert öffentlich neues Personal und auch der Fan lechzt nach Transfernews. Here we go.

♥ Artikel teilen

Jetzt teilen!

Jetzt teilen!