Eine Vertrags­verlängerung in den Medien bringt nur Verlierer

Jan Trenner 20.04.2020

Es könnte so einfach sein: Manuel Neuer, 34 Jahre alt, seit 2011 beim FC Bayern und aus sportlicher Sicht eindeutig ein Kandidat für die Vertragsverlängerung.

Doch die Vertragsverhandlungen ziehen sich, ein Ergebnis ist noch nicht in Sicht und mitten in der Corona-bedingten Bundesliga-Zwangspause kommen Details ans Tageslicht, die niemandem gut zu Gesicht stehen, die nicht in die Öffentlichkeit gehören.

Bereits im März berichtete der Kicker über hohe Laufzeit- und Gehaltsforderungen des Spielers:

Während die Verantwortlichen des FC Bayern eine Verlängerung bis 2023 ins Auge fassen, schwebt Neuer ein Arbeitspapier bis 2025 vor […] Die Entscheider des FCB waren eigentlich davon ausgegangen, ein finanzielles Top-Angebot vorgelegt zu haben. Doch Neuer und dessen Berater Thomas Kroth haben angeblich ein Jahresgehalt von 20 Millionen Euro gefordert.Kicker.de, »Vertragspoker um Neuer: Ein Kompromiss ist weit entfernt«

Ob die berichteten Forderungen nun realistisch oder sportlich gerechtfertigt sind, können andere Miasanrot-Autoren besser beurteilen. Ebenfalls, wie sich die bereits bekannten „Unstimmigkeiten“ ob der Nübel-Verpflichtung sportlich auswirken werden. Ohne Frage wird jedoch die Art und Weise, wie sich diese Vertragsverlängerung seitdem entwickelt hat, weder Spieler noch Verein gerecht.

Leider ist nun aber noch nicht Schluss, denn durch das unwidersprochene Wiederholen der Zahlen „20 Millionen Euro Gehalt über 5 weitere Jahre“, hat sich in den Medien immer mehr das Bild eines „Geldgeiers“ verfestigt. Ein Image, das niemand möchte.

Kein Wunder, dass ihm dieses Bild nicht passt. Neuer und sein Berater geben somit ebenfalls ein Interview. Die Süddeutsche Zeitung fasst die Aussagen, auf die wir aufgrund des Mediums nicht verlinken werden, für all diejenigen zusammen, die es bisher nicht lesen konnten. Interessanter als die Zitate ist jedoch die Einordnung:

Seit Tagen war in vertraulichen Gesprächen zu hören, dass Neuer und sein Berater Thomas Kroth sich darüber geärgert hätten – diesen Ärger formulierte Neuer nun in voller Wucht in der Bild. Und damit in jenem Blatt, in dem zuvor die meisten von ihm beanstandeten Details zu lesen waren. Süddeutsche Zeitung, »Ärger in voller Wucht«

Im letzten Satz trifft Benedikt Warmbrunn auch meine Gefühlslage: Wieso dort ein Interview geben, wo die Details veröffentlicht wurden, über die man sich so ärgert? Wieso genau dort eine Richtigstellung formulieren und die Schuld zum Verein schieben? Und wieso dringen derart sensitive Verhandlungsinhalte nach Außen? Wieso versteht es der Verein hier nicht, auch diese Gespräche mit dem notwendigen Respekt und der angebrachten Verschwiegenheit intern zu klären? Wieso sind sportliche Führung und Kapitän in diesen Themen so weit auseinander?

Der FC Bayern findet auf unpopuläre Art und Weise im Boulevard statt und kann eine weitere wichtige Vertragsentscheidung nicht in Ruhe treffen. Manuel Neuer wird, egal wie sich sein Arbeitsverhältnis über den nächsten Sommer hinaus entwickelt, mit dem Schatten des geldgierigen Spielers behaftet sein. 

In der aktuellen Situation steht niemand in einem positiven Licht da. Wir sprechen nicht über das Sportliche, die Perspektive eines Führungsspielers beim FC Bayern oder die langfristige Kaderplanung in München. Wären das nicht die Themen, über die man sich Gedanken machen sollte? Am besten ohne die Öffentlichkeit?

Immerhin: Die Fronten sind noch nicht zu verhärtet. Manuel Neuer möchte auch weiterhin mit dem FC Bayern über seine Vertragsverlängerung sprechen.

Hoffen wir, dass wir das nächste Mal vom Ergebnis dieser miteinander geführten Gespräche lesen. Und nicht erneut nur übereinander geredet wird. Wie auch immer das Ergebnis sein wird. Denn: Bespricht man eine Vertragsverlängerung in den Medien, bringt das nur Verlierer.