Vorschau: Titelvorentscheidung bei RaBa Leipzig?
Auch in Leipzig schaut man mit leichter Sorge auf die Situation des Kaders. Péter Gulácsi und Willi Orban mussten die Länderspielwoche vorzeitig abbrechen, auch Angeliño dürfte nach einem Muskelfaserriss noch nicht bereit für die Partie sein, hinzu kommen Kevin Kampls Gelbsperre sowie die Quarantäne von Marcel Halstenberg. Immerhin: Konrad Laimer befindet sich im Aufbautraining und Dayot Upamecano könnte nach seinem Muskelfaserriss gegen die Bayern wieder in die Startelf rücken.
Auf der anderen Seite haben die Münchner ebenfalls große Probleme. Robert Lewandowski hat sich am Knie verletzt. Bänderdehnung lautet die Diagnose. Welches Band es ist, bleibt hingegen offen. Darüber hinaus sind Jérôme Boateng (Gelbsperre) und Alphonso Davies (Rotsperre, 2 Spiele) außen vor. Damit reihen sich drei Stammspieler ein in die Liste, die bereits mit Douglas Costa (nach Haarriss im Mittelfuß im Lauftraining) und Corentin Tolisso (Sehnenriss) gefüllt war.
Augenhöhe also? Theoretisch könnte man davon ausgehen. Beiden Teams fehlen wichtige Spieler, beide sind nicht ganz zufrieden damit, wie die Länderspielpause verlief. Doch Belastungstechnisch ist es wie so oft in dieser Saison: Die Bayernspieler mussten länger und häufiger für ihre Nationalmannschaften ran. Unter den Spielern, die für die kommende Partie für einen Startelfeinsatz oder eine Einwechslung in Frage kommen, mussten beide zehn Spieler abstellen. Allerdings kommen die Leipziger zusammen auf nur 1503 Einsatzminuten in der Länderspielpause (150,3 pro Kopf), während die Bayern auf 1966 kommen (196,6 pro Kopf).
Insbesondere Joachim Löw hat auf diese Statistik großen Einfluss genommen. Joshua Kimmich (270 Minuten), Leon Goretzka (251 Minuten), Serge Gnabry (266 Minuten) und Leroy Sané (258 Minuten) bekamen keine wirkliche Pause. Bei Leipzig musste nur Alexander Sörloth dreimal über die volle Distanz gehen (270 Minuten) – der hatte allerdings über die gesamte Saison gesehen keine vergleichbare Belastung. Selbst beim österreichischen Verband gab es einen kleinen Vorteil für Leipzig: Marcel Sabitzer spielte nur zwei Partien durch (180 Minuten), während David Alaba bei allen drei ran musste (244 Minuten). RaBa dürfte demnach erheblich frischer sein am Wochenende.
RaBa Leipzig: Auf dem Weg an die Spitze?
Das liegt aber nicht daran, dass sie von irgendjemandem mit Absicht bevorzugt werden. RaBa hat schlicht eine andere Kaderstruktur, setzt vermehrt auf junge Spieler, die in ihren Nationalmannschaften nur selten gestandene Kräfte sind. Dass überhaupt vor der Partie darüber diskutiert wird, dass die Leipziger womöglich frischer sind, liegt darüber hinaus in der Planung des Klubs. Während RaBa seit Jahren kontinuierlich daran gearbeitet hat, den Kader in der Breite ausgewogen aufzustellen, hatten die Bayern in ihrer Planung starke Schwankungen. Von einem breiteren Kader ging man bewusst zu einem dünneren und von dort auch aufgrund der Coronapandemie wieder zu einem breiten.
Das führt zwangsläufig dazu, dass manche Kaderpositionen nicht optimal oder nicht nachhaltig genug besetzt sind. Die Bayern, das steht außer Frage, sind in der Spitze deutlich besser besetzt als Leipzig. Aber während RaBa bei Ausfällen aufgrund der nachhaltigeren Planung in den letzten 4-5 Jahren gleichwertig nachlegen kann, ist bei den Münchnern sofort ein Leistungsabfall zu spüren.
Am Wochenende kann das ein entscheidender Aspekt sein. Bei RaBa ist keine Leistungsdelle zu erwarten. Auch wenn mit Kampl, Angeliño sowie Halstenberg drei wichtige Spieler ausfallen und mit Upamecano vielleicht noch ein vierter hinzu kommt, sind sie stark genug aufgestellt, um das als Team auffangen zu können. Bayern wiederum kam immer wieder ins Straucheln, sobald sie nur in der Viererkette umstellen mussten. Nicht mal weil die individuelle Qualität nicht ausreicht, sondern vor allem, weil viele Spieler aus der zweiten Reihe aufgrund des eng getakteten Terminplans und der fehlenden Sommervorbereitung nach wie vor nicht richtig integriert sind. Das trifft auf hohem Niveau selbst auf Spieler zu, die schon länger dabei sind – beispielsweise Lucas Hernández.
Leipzig fehlt der letzte Punch
Ihre Schwäche in der Defensive konnten die Bayern in den letzten Wochen und Monaten vor allem durch geballte Offensivpower kaschieren. Nicht nur Lewandowski, der nach wie vor Chancen auf den Müller-Rekord hat, sondern auch Thomas Müller, Gnabry, Coman und Sané haben daran großen Anteil. Der Ausfall des Polen wird dennoch dazu führen, dass Flick einiges umstellen muss. Zu wichtig ist er vor allem wegen seiner Spielweise. Seine Präsenz, seine Unterstützung fürs Mittelfeld, sein Spiel mit dem Rücken zum Tor – all das könnte den Bayern mehr fehlen als die reine Anzahl seiner Tore.
Und hier kommt vermutlich ein Aspekt zum Vorschein, der beim reinen Vergleich der beiden Kader seltener diskutiert wird: Leipzig fehlt ein solcher Ausnahmespieler im Angriff. Es ist sicher von großem Vorteil, wenn jeder Ausfall mehr oder weniger leicht kompensiert werden kann, weil der Kader Optionen hergibt. Aber einen Stürmer, der verlässlich auf einem sehr hohen Niveau agiert und viele Tore schießt, den haben sie bei RaBa nicht (mehr). Das hat im Saisonverlauf schon den einen oder anderen Punkt gekostet. Leipzig kommt bei 48,6 Expected Goals eben auf genau 48 Tore, während die Bayern aus 57,9 xG bereits 78 Treffer erzielten.
Vielleicht wird das am Ende der Unterschied sein, wenn die Meisterschale wieder nach München geht. Doch entschieden ist das noch lange nicht. Leipzig hat nach wie vor gute Karten. Insbesondere im direkten Duell. Schon im Hinspiel zeigten sie, dass sie auf Augenhöhe mit dem FC Bayern agieren können. Unter Julian Nagelsmann hat RaBa noch kein Spiel gegen den Rekordmeister verloren – aber auch noch keins gewonnen.
So könnte Nagelsmann die Bayern knacken
Erwartet werden kann eine Leipziger Mannschaft, die hohen Druck auf die Bayern ausüben wird. Ob Nagelsmann dabei wie im Hinspiel auf eine Viererkette, oder wie in seinen acht vorherigen Duellen mit den Münchnern auf eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette setzt, ist noch unklar. Gut vorstellbar, dass er gerade für den Start der Partie eine defensive Grundabsicherung bevorzugt. Aber auch im eigenen Spielaufbau kann eine Dreierkette gegen Bayerns exzellente Pressingspieler von Vorteil sein. Drei Spieler ziehen tendenziell eben doch einen Mann mehr aus der gegnerischen Formation, um Räume im Mittelfeld zu öffnen.
Gerade in den wichtigen Aufbaulinien (Abwehr und Sechserraum) agieren die Leipziger gern mit Über- oder mindestens Gleichzahl. Ein wiederkehrendes Prinzip in Nagelsmanns Philosophie könnte dabei gut zu zwei Schwächen passen, die die Bayern zuletzt immer wieder offenbart haben. Im Mittelfeld geht es Nagelsmann nicht nur um Überzahl- und/oder Gleichzahlsituationen, sondern vor allem darum, dass die Passwege so kurz wie möglich und so lang wie nötig sind. Vereinfacht gesagt: Ein gepflegtes Kurzpassspiel soll möglich sein, die Spieler sollen sich aber nicht gegenseitig den Raum nehmen und es dem Gegner somit ermöglichen, schnellen Zugriff zu bekommen.
Im von Nagelsmann häufig präferierten 3-1-4-2 (mit dem Ball) gibt es also einen Sechser, zwei Achter und zwei Offensivspieler, die sich als eine Art Fünfeck positionieren. Die beiden Angreifer sorgen für Tiefe und sollen die Verteidiger gemeinsam mit den weit aufgerückten Flügelverteidigern binden. Oft genug lässt sich einer der beiden Angreifer aber auch fallen, um das Mittelfeld zu verstärken, dann verändert sich die Grundordnung im Zentrum in Richtung 3-2-2-1 plus eben zwei Flügelverteidiger. Gemeinsam mit der aufbauenden Dreierkette sollen die Angreifer den Gegner aber vertikal auseinander ziehen. Gleichzeitig sorgen die drei Mittelfeldspieler durch clevere (Zwischen-)Raumbesetzung dafür, dass der Gegner eine Eröffnung auf einen der drei Spieler erwartet und sich somit auf einen Zugriff einstellt. Dadurch erfolgt im Idealfall ein leichtes Zusammenziehen – also eine engere horizontale Kompaktheit, die die Flügel etwas vernachlässigt. Entweder spielt Leipzig dann tatsächlich einen kurzen Pass auf einen der Mittelfeldspieler, die in der Regel über eine hohe technische Sauberkeit in ihren Aktionen verfügen und in der Lage sind, diese engen Situationen aufzulösen, oder es kommt direkt eine Verlagerung auf die Flügelspieler, die dadurch etwas mehr Raum haben.
Gegen Bayern kann dieses Mittel besonders effektiv sein, weil die Münchner dazu tendieren, sehr kompakt zu verteidigen. In den vergangenen Duellen mit RaBa gab es immer wieder Szenen, in denen Leipzig sich bewusst durch die Spielfeldmitte kombinierte, um anschließend auf einen Außenspieler zu verlagern. Das dürfte auch am Samstagabend wieder eine bevorzugte Variante sein. Aber nicht die einzige. RaBa ist auch ohne Verlagerungen stark darin, sich in den gegnerischen Strafraum zu kombinieren. Bayern muss sich beispielsweise auf viele Positionswechsel, kreuzende Tiefenläufe der Angreifer und Überladung der Halbräume einstellen. Die Nagelsmann-Elf agiert nicht nur mit hoher Präzision, sondern auch mit viel Tempo. Beim Pressing hat sich Nagelsmann in großen Spielen hingegen häufiger mal vertan. Im Halbfinale gegen Paris wirkte sein Team in der letzten Saison viel zu passiv und auch gegen Bayern gab es Phasen, in denen die Anlaufwinkel nicht gut waren.
Doch der 33-Jährige ist sehr lernfähig, wird sich gerade auf den Flick-Fußball, dessen Stärken in der Durchführung der Abläufe und weniger in der Flexibilität in der Anpassung auf den jeweiligen Gegner liegen, etwas mehr eingestellt haben. Vorstellbar ist, dass aus einem höheren Mittelfeldpressing zwei Grundziele verfolgt werden: Einerseits Bayern zur Eröffnung nach außen zwingen und dann aggressiv herausschieben. Dabei wird Nagelsmann darauf achten müssen, dass seine Spieler schnell am ballführenden Spieler sind und die Räume im Rücken der anlaufenden Spieler, vor allem im Zentrum abgesichert sind. Andererseits wird RaBa versuchen, Kimmich (und Goretzka) aus dem Spiel zu nehmen. Selten durch Manndeckung, viel mehr durch Raumverknappung in Bayerns Sechserraum.
Bayern punktet mit Erfahrung und Qualität in der Spitze
Schwächen? Hat Leipzig nur wenige. Die gezwungene Improvisation im Neunerraum ist sicher eine. Mit einem Stürmer der Marke Erling Haaland stünde RaBa vielleicht schon auf Platz 1 in der Bundesliga. Ansonsten zeigte sich im Hinspiel ebenso wie in den Achtelfinal-Partien gegen den Liverpool FC, dass es RaBa an Nuancen fehlt, um sich jetzt schon auf dem ganz großen Niveau anzusiedeln. Ihnen fehlte es in großen Spielen oft an Abgezocktheit, Erfahrung und Durchsetzungsvermögen. Das klingt relativ platt, ist aber eben ein Grund dafür, dass es in der Champions League gegen Paris und Liverpool sowie in den direkten Duellen mit Bayern bisher noch nicht gereicht hat. Der andere ist der Unterschied in der Spitze der beiden Kader.
Das ist der große Vorteil des FC Bayern. Selbst wenn sie nicht ihr bestes Niveau erreichen, gewinnen sie ihre Spiele mit nahezu beeindruckender Konstanz. In dieser Saison nicht immer so nachhaltig und eindrucksvoll wie in vielen Vorjahren, aber bisher ausreichend. Womöglich ist deshalb die Partie am Wochenende gar nicht die entscheidende für den Titel.
Und doch können die Bayern eine Vorentscheidung erzwingen, sollten sie gewinnen. Es mag zunächst paradox klingen, aber vielleicht ist der Lewandowski-Ausfall sogar noch für etwas gut. Hansi Flick ist nicht als jemand bekannt, der vor großen Spielen viel umstellt oder an der Taktik schraubt. Taktische Anpassungen ergeben sich oft als Reaktion aus etwas – wie bei der Rotation in der Champions-League-Gruppenphase gegen Atlético Madrid oder zuletzt gegen Stuttgart.
Wie reagiert Flick auf den Lewandowski-Ausfall?
Als Reaktion auf den Lewandowski-Ausfall stehen Flick nun einige Optionen zur Verfügung, die je nach Umsetzung kleine bis größere Veränderungen am Spielsystem bedeuten würden. Am wenigsten verändern würde sich, wenn Flick Eric Maxim Choupo-Moting als 1:1-Ersatz aufbietet. Der Deutsch-Kameruner ist zwar ein anderer Spielertyp als Lewandowski, doch um die Neunerposition herum würde nahezu alles gleich bleiben.
Favorit ist hingegen Serge Gnabry, der auch in der Nationalmannschaft zuletzt häufig diese Position bekleidet hat. Mit ihm würde sich die Dynamik des Spiels ein Stück weit verändern. Bleibt Flick seinem hohen Pressing und dem Ballbesitzfußball treu, müssten sich die Bayern vor allem in der Chancenerarbeitung ein Stück weit umstellen. Gnabry braucht Räume hinter der gegnerischen Kette, in die er starten kann. Er ist zwar auch gut darin, sich zwischen den Linien anzubieten und sich dort an schnellen Kombinationen zu beteiligen, aber er ist physisch kein Spieler, der mit dem Rücken zum Tor Raum kreieren kann – zumal gegen physisch derart starke und wendige Verteidiger wie Upamecano oder Konaté.
Bayern bräuchte noch mehr Positionswechsel und vor allem gegenläufige Bewegungen. Der Neunerraum müsste dann sehr flexibel besetzt werden – vermutlich durch Tiefenläufe von Goretzka und Müller, oder eben durch Sprints hinter die Kette von Gnabry. Um sich dort Räume zu erarbeiten, könnte Flick sich ein wenig am Unterzahlspiel gegen Stuttgart orientieren. Bayern sollte Leipzig nicht so sehr kommen lassen wie den VfB, aber ein 10-15 Meter tieferes Pressing könnte in der Grundausrichtung durchaus dazu führen, dass man besseren Zugriff auf die oben beschriebenen Mechanismen im Leipzig-Spiel bekommt.
In unserer neuen Podcast-Folge diskutieren wir ab Minute 40:04 wie eine taktische Anpassung aussehen könnte.
Ganz konkret ließe sich das umsetzen, indem Flick zwei in seinem System eigentlich grundlegende Dinge (leicht) verändert: Erstens die Rolle der Außenverteidiger und zweitens der unbedingte Druck auf den Spielaufbau des Gegners. Bei den Außenverteidigern ist es zuletzt so gewesen, dass der ballnahe Spieler hoch agiert hat, um Druck auf den Gegner auszuüben, während der ballferne Verteidiger abgesichert hat. Flick wird ohne Davies auf Hernández als Linksverteidiger setzen (müssen), der offensiv nicht vergleichbar ist mit dem Kanadier. Eine gute Gelegenheit, um auszuprobieren, wie viel Durchschlagskraft sein Team tatsächlich verliert, wenn beide Außenverteidiger pragmatischer und defensivorientierter spielen. Eröffnet Leipzig auf den Flügel, können die Bayern weiterhin druckvoll und aggressiv pressen, allerdings erfolgt dieser primär durch den Außenstürmer.
Das ist möglich, wenn der ballführende Verteidiger des Gegners nicht (immer) attackiert wird. In dem Fall würden also seine Optionen zugestellt werden, statt ihn direkt anzulaufen. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass die Bayern ihre Gegenspieler sauber übergeben. Leipzigs Bewegungsspiel ist sehr dynamisch und wenn ein Gegenspieler nur in einem Bruchteil einer Sekunde aus den Augen verloren wird, kann es schon zu spät sein. Laufen die Bayern aber etwas tiefer an und schieben nur heraus, wenn es die Situation ihnen erlaubt, könnte es für Leipzig deutlich schwerer werden, Tore zu erzielen. Fakt ist: Im Hinspiel ging es bei allen drei Gegentoren zu einfach.
Leipzig und die Mär vom Aufstiegsmärchen
Auch wenn Flick eher konservativ unterwegs ist und sich nur selten von seiner Grundidee abbringen lässt, so ist zumindest eine kleine Anpassung nicht komplett unwahrscheinlich. Die Münchner haben in dieser Saison schon deutlich mehr Phasen gehabt, in denen sie grundsätzlich etwas tiefer agiert haben. Dass das vielen nicht auffiel, liegt auch daran, dass 10-15 Meter tiefer immer noch verdammt hoch sind.
Die Ausgangslage ist jedenfalls klar: Gewinnen die Bayern, dürften sie Meister sein. Bei einem Unentschieden sind die Münchner immerhin noch klar favorisiert. RaBa hingegen braucht unbedingt den Sieg, um weiterhin eine realistische Chance auf den Titel zu haben. Mit nur einem Punkt Vorsprung wäre der Druck für die Münchner enorm. Angesichts der Belastung dürfte RaBa sogar einen kleinen Vorteil haben. Sie gehen nicht nur frischer in das Top-Spiel, sondern haben in den kommenden Wochen auch weniger englische Wochen als die Bayern. Die wiederum müssen rund um die Champions-League-Spiele gegen Paris komplizierte Aufgaben wie Union Berlin oder Wolfsburg lösen. Ein Patzer wäre hier nicht komplett abwegig. Zumal Flick irgendwann rotieren muss. Sein ehemaliger Weggefährte Joachim Löw hat ihm keinen Gefallen getan. Der Bayern-Trainer muss es nun ausbaden.
Aber auch für Leipzig ist durchaus Druck im Kessel. Zwar wird im Umfeld gern versucht, die eigene Qualität etwas herunterzuspielen – Storys vom Aufstiegsmärchen und wie großartig der jetzige Erfolg doch bereits sei werden vorgeschoben, um die Fallhöhe möglichst gering zu halten. Es ist das klassische Ablenkungsmanöver. Ob man diese Geschichten in Leipzig selbst ernst nimmt: fraglich. Doch auch dort weiß man darum, dass diese Chance vielleicht nicht so schnell wiederkehrt. Im Sommer droht ein noch nicht abzuschätzender Umbruch. Upamecanos Wechsel zu den Bayern steht fest, auch Konaté steht vor einem Transfer und so ergeht es einigen Spielern vielleicht ähnlich. Auch Julian Nagelsmann ist sehr begehrt auf dem Markt und könnte in den kommenden Jahren womöglich eine neue Herausforderung suchen.
Leipzig ist vorbereitet, so viel steht fest. Allein der Transfer von Dominik Szoboszlai aus Salzburg zeigt, dass man strategisch gut aufgestellt ist – auch wenn man selbst nicht zugeben will, wie strategisch durchdacht das Verhältnis zu anderen Klubs unter dem Dach des Brauseherstellers ist. Zurückgeworfen wird man vermutlich dennoch erstmal. Und so wäre ein verpasster Sieg am Samstag eben kein eingeplanter Ausrutscher eines vermeintlich viel kleineren Klubs auf dem Weg nach oben, sondern einer, über den man sich sehr ärgern würde, weil es auch mit den Mitteln RaBas nicht so einfach ist, sich vom europäischen Sprungbrett zur Matte zu entwickeln, auf der Stars endgültig ankommen. Zu groß ist die Möglichkeit, den FC Bayern in dieser Saison erstmals spürbar anzugreifen. Zu gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass das in den nächsten 2-3 Jahren zum Dauerzustand wird.
Die FC Bayern Frauen in der ARD
Am Sonntag um 14:00 Uhr steht auch für die FC Bayern Frauen eine wichtige Partie auf dem Programm. Beim VfL Wolfsburg geht es um den Einzug ins Pokalfinale. Die Bayern gehen nach dem Einzug ins Halbfinale der Champions League mit breiter Brust in die Partie. 26 Siege in 26 Pflichtspielen sind eine unglaubliche Serie. Die Wolfsburgerinnen wittern hingegen ihre vielleicht letzte Chance auf einen Titel. Unter der Woche sind sie deutlich gegen den Chelsea FC (kommende Gegnerinnen der Bayern im Halbfinale) aus der Champions League ausgeschieden und in der Bundesliga beträgt der Rückstand auf die Bayern nach wie vor 5 Punkte.
Wolfsburg und Bayern sind aktuell die stärksten deutschen Mannschaften und dementsprechend hoch sind die Erwartungen an die Partie. Schon das Hinspiel in der Liga hatte einiges zu bieten. Die ARD überträgt die Partie am Sonntag live. Seid dabei und unterstützt die Bayern Frauen auf ihrem Weg zu möglichst vielen Titeln dieses Jahr. Die Partie könnte zum Knackpunkt der Saison werden – für beide Teams und in alle Richtungen.