Vorschau: 1. Runde im Pokal gegen Drochter­sen/Assel

Justin Trenner 17.08.2018

Für den Rekordmeister soll es nur ein Warmlaufen für die Saison werden. Erwartet wird eine ähnliche Situation wie beim letzten Testspiel am Tegernsee. Eine Art Sommerkick, die die Bayern aber mit der nötigen Seriosität angehen müssen. Andernfalls, und eigentlich nur dann, könnte es unangenehm für sie werden.

Der feine Unterschied: das Niveau der SV Drochtersen/Assel ist dann doch schon deutlich höher als das des FC Rottach-Egern. Gerade in der Defensivarbeit können sie es dem einen oder anderen Gegner schonmal sehr schwer machen.

Im August 2016, ebenfalls in der 1. Pokalrunde, verlangten sie Borussia Mönchengladbach alles ab. Lediglich ein Tor von Julian Korb in der 56. Spielminute machte letztendlich den Unterschied. In dieser Saison haben sie nach fünf Spielen in der Regionalliga Nord bereits 13 Punkte auf dem Konto. Das Selbstbewusstsein für eine weitere Defensivschlacht ist also gegeben – trotz bisher sieben Gegentoren.

Damals war alles besser…

Die Chancen für kleine Mannschaften, den großen FC Bayern tatsächlich früh zu stürzen, sind allerdings verschwindend gering geworden. Die letzten großen Sensationen liegen weit in der Vergangenheit. 2004 und 2007 verloren die Münchner jeweils gegen Alemannia Aachen, die damals allerdings in der zweiten beziehungsweise in der ersten Liga spielten.

Bis ins Jahr 2000 muss man zurückblicken, um eine richtig große Sensation zu entdecken. Damals bezwang der 1. FC Magdeburg – damals Oberligist – den FC Bayern in der zweiten Runde des Pokals mit 5:3 im Elfmeterschießen. Es war zugleich das letzte Mal, dass der Rekordpokalsieger vor dem Achtelfinale ausschied.

Ohnehin war es damals nicht allzu unüblich, dass ein Klub wie der FC Bayern an einer unterklassigen Mannschaft scheitert. 1994 verloren sie in der ersten Runde gegen die TSV Vestenbergsgreuth, 1991 gegen den FC 08 Homburg in der zweiten Runde und 1990 ebenfalls in der ersten Runde gegen die TSG Weinheim.

Am 8.März des Jahres 1987 waren die Bayern sogar schon mal im Landeskreis Kehdingen unterwegs. Damals organisierte der Bäckermeister und selbsternannte Fußball-Enthusiast Hans-Jürgen Kühlcke ein Spiel gegen den FCB. Kühlcke, damals u.a. als Obmann bei der SG Freiburg/Oederquart tätig, hatte mehrfach Spitzenteams in den Landkreis geholt – er beschaffte vorher auch Duelle mit Inter Mailand, Werder Bremen, dem HSV oder dem FC St. Pauli.

Mit einer Top-Elf gegen die Kehdinger

Lothar Matthäus, Andreas Brehme, Hans Dorfner, Lars Lunde, Michael Rummenigge, Dieter Hoeneß oder Roland Wohlfahrt – alles, was Rang und Namen hatte, lief für den FC Bayern auf. Die Kehdinger Auswahl bestand aus den besten Spielern aus Bützfleth, Dornbusch, Freiburg/ Oederquart und Drochtersen/Assel, die mit sieben Akteuren und dem Trainer den größten Anteil der Auswahl hatten.

In einem Spiel, an das sich wohl viele Menschen im Umkreis noch heute gerne zurückerinnern, gelang es der Auswahl, den Favoriten mit 5:3 zu besiegen. Wenn es also eine Mannschaft in Deutschland gibt, die eine positive Bilanz gegen den FC Bayern hat, dann ist das die Kehdinger Auswahl.

Deutscher Meister 1987, aber für die Kehdinger Auswahl reichte es nicht.
(Foto: Bongarts / Getty Images)

Heute ist die Distanz zwischen Amateuren und Profis aber so groß wie sie nur sein kann. Die Entwicklung des Fußballs hat dafür gesorgt, dass ein Ausscheiden des FC Bayern so unwahrscheinlich ist, dass nicht mal die überaus kritische, manchmal sehr harte Miasanrot-Redaktion keinerlei Gründe sieht, weshalb die Münchner nächste Woche nicht mehr Teilnehmer des DFB-Pokals sein sollten.

Aber wer weiß? Vielleicht haben wir uns ja nur einlullen lassen und ein Team aus Kehdingen wird erneut zum Bezwinger des großen FC Bayern München – wie 1987, als Uwe Dräger, Stürmer der SV D/A, in der 82. Minute Norbert Nachtweih, Libero des FCB, tunnelte und Torwart Dekeyser überwand.

Für den Fußball wäre es ein schönes Szenario, wenn Marcel Andrijanic kurz vor Schluss zu einem ähnlichen Solo ansetzt, Hummels links liegen lässt und ganz Drochtersen/Assel, Kehdingen und Deutschland jubeln lässt. Für den FC Bayern weniger.

Sollte das passieren, wäre es ohnehin viel wahrscheinlicher, dass es nur ein Ehrentreffer ist. Und so hält sich die Aussagekraft dieses Duells in Grenzen. Kovač wird für die nötige Seriosität sorgen, während man sich in Kehdingen vielleicht an das Jahr 1987 zurück erinnern wird. Was für aufbrausende Zeiten, die der 1993 geborene Autor dieses Artikels zwar nicht miterlebte, aber immerhin nachfühlen konnte.

Das Thesen-Duell

Die Regeln findet ihr hier. Die Zahl für These 3 wurde diesmal von Fatbardh gewählt. Kurzfristige Änderungen sind bis zum Spieltag noch möglich.

Justins Tipps

  1. Torschütze: Robert Lewandowski
  2. Freie These: In der ersten Halbzeit fallen mehr Tore als im zweiten Durchgang.
  3. Über/Unter 4,5 nach 90 Minuten: Unter!
  4. Aufstellung: Neuer – Kimmich, Süle, Hummels, Rafinha – Martínez – Goretzka, Thiago – Coman, Lewandowski, Ribéry

Fatbardhs Tipps

  1. Torschütze: Kingsley Coman
  2. Freie These: Die Bayern spielen zu Null.
  3. Über/Unter 4,5 nach 90 Minuten: Über!
  4. Aufstellung: Neuer, Kimmich, Süle, Hummels, Bernat, Sanches, Goretzka, Thiago, Robben, Lewandowski, Coman