Vorschau: Flick auf dem Prüfstand?

Justin Trenner 15.01.2021

Aufgrund des äußerst erfolgreichen Jahres 2020 ist es gefühlt eine Ewigkeit her, dass die Münchner derart verwundbar waren wie zurzeit. Tatsächlich ist der Herbst 2019 aber gar nicht so lange her. In diesem Artikel wollen wir versuchen, die taktisch geprägten Probleme des FC Bayern zu analysieren.

Umfassend wird das kaum gelingen. Hansi Flick selbst sprach nach dem Ausscheiden gegen Kiel von vielen kleineren Puzzleteilen, die aktuell nicht optimal passen würden. Am Ende dieses Artikels wird aus den von uns beschriebenen Puzzleteilen kein fertiges Puzzle entstehen. Dafür ist die Situation zu komplex. Aber wir wollen dennoch einen Beitrag dazu leisten, sie ein Stück weit zu erfassen und zu erklären.

Darüber hinaus werden wir Lösungsansätze anbieten. In den letzten Tagen haben wir uns mit verschiedenen Trainer*innen unterhalten, deren Arbeitsniveau vom DFB-Level bis zur Kreisliga reicht. Was uns hinsichtlich der Lage des FC Bayern vor allem interessiert hat: Was ist in der aktuellen Coronasituation für Hansi Flick möglich? Und inwiefern sind die Probleme vom Trainer hausgemacht? Die Trainer*innen werden wir nicht nennen, weil die Gespräche nicht mit dem Ziel geführt wurden, daraus einen Artikel zu machen. Dennoch war es uns wichtig, diesen Prozess offen zu legen.

Bayerns größte Probleme

Bevor wir ins taktische Detail gehen, schauen wir nochmal auf die verschiedenen Probleme im Bayern-Spiel:

  • Ladehemmung in der Offensive: Bayern spielt sich in der Bundesliga pro Spiel nur noch 15 Abschlüsse heraus (18,1 in der letzten Saison); auch bei den Expected Goals haben sich die Münchner verschlechtert (2,08 pro Spiel in dieser Saison, 2,42 in der letzten) – die Vergleichswerte zur letzten Saison beinhalten dabei auch die Auftritte unter Niko Kovač (2,32 xG zu 1,21 xGA in den ersten 10 Spielen // 2,46 zu 0,93 danach)
  • Gegentorflut: Die Bayern kassieren massig Gegentore (nach 15 Liga-Spielen schon 24); auch bei den Expected Goals against sind die Werte schlecht (20,7 bzw. 1,38 pro Spiel); im Schnitt lassen die Münchner 1,4 Abschlüsse des Gegners mehr pro Spiel zu als in der letzten Saison (10,7)
  • Fehlende Souveränität: Selbst nach einer deutlichen 2:0-Führung und einer recht dominanten Anfangsphase gelang es den Bayern gegen Gladbach beispielsweise nicht mal, das Ergebnis in die Pause zu bringen. Konstanz ist aktuell ein Fremdwort und die Stärken flackern höchstens phasenweise auf.
  • „Kein Druck auf den Ball“: Diesen Satz hat Hansi Flick in den letzten Wochen schon häufig gesagt. Verbesserung im Spiel selbst gab es nicht. Damit meint Flick vor allem, dass es den Münchnern nicht mehr gelingt, den Gegner an langen Bällen zu hindern beziehungsweise sie so unter Druck zu setzen, dass die Schläge unkontrolliert ausgeführt werden.

Es gäbe sicher noch andere Punkte, doch alle ließen sich vermutlich hier einordnen. Im nächsten Schritt gehen wir ins Detail und schauen uns zunächst einzelne Ursachen für die aufgezählten Schwächen an, um dann zu analysieren, inwiefern es zuvor besser lief und wie Flick dem jetzt entgegenwirken könnte.

Das 4-Phasen-Modell von Louis van Gaal eignet sich gut, um der Aufzählung der taktischen Probleme eine Struktur zu geben. Auch wenn das Modell mittlerweile in der Trainerwelt diskutiert wird, ist es eine gute Grundlage. Allerdings trennen wir unsere Analyse hier nicht strikt in die vier Phasen, sondern in Ballbesitz sowie dem dazugehörigen Umschalten in die Defensive (also bei Ballverlusten) und in die Verteidigungsphase (ohne Ball) sowie dem dazugehörigen Umschalten in die Offensive (Ballgewinne).

Probleme in Ballbesitz und beim Umschalten in die Defensive

1. Einfache Ballverluste – Dynamik ist nicht immer Trumpf

Was die Bayern in der vergangenen Saison unter Flick so stark gemacht hat, ist ein dynamisches Positionsspiel. Das bedeutet, dass Räume bewusst offen gelassen werden, um sie dann im weiteren Verlauf des Spielzugs zu besetzen und zu bespielen. Bei den Bayern sieht das in etwa so aus:

Die Halbräume rechts und links von Kimmich sind größtenteils offen und können von den Spielern in der letzten Linie erlaufen werden. Dargestellt ist die extrem offensive Variante. Oft lässt sich Goretzka auch neben Kimmich fallen, um den Spielaufbau zu unterstützen – gerade gegen druckvolle Teams. Am Prinzip der dynamischen Raumbesetzung ändert das dann aber auch nichts.

Der Vorteil liegt darin, dass der Gegner nicht weiß, wann diese Läufe erfolgen. Bayern kann dadurch mit einem vertikalen Pass das Tempo anziehen und die Gegenspieler unter Druck setzen. Der sich anbietende Spieler hat in er Regel mehr Zeit für seine Anschlussaktion als aus dem Stand heraus, weil der Gegenspieler erst noch Zeit für eine Reaktion braucht.

Als das Spiel der Flick-Bayern auf dem Höhepunkt war, waren diese Läufe perfekt aufeinander abgestimmt. Während einige Spieler sich fallen ließen, gingen andere in die Tiefe, um den Raum zwischen den Linien auseinanderzuziehen. Als Anschlussaktion boten sich meist ein Klatscher auf den nachrückenden Sechser, ein direkter Ball auf den Flügel oder ein Aufdrehen mit anschließendem Dribbling oder Kombinationsspiel an.

In dieser Saison stocken diese Aktionen. Die Gründe dafür sind schwer zu ergründen. Es ist möglich, dass die Läufe der Spieler nicht mehr optimal aufeinander abgestimmt sind. Die Bayern schaffen es nicht mehr so konsequent, den Zwischenlinienraum zu öffnen und sich dort Zeit zu verschaffen. Stattdessen gelingt es den Gegnern zu oft, die Bälle abzufangen. Gegen Gladbach führten beispielsweise drei einfache Fehlpässe zu den Gegentoren.

Wird der Ball beispielsweise zu früh gespielt oder abgefangen, kann es zu einer Kontersituation für den Gegner kommen, in der die Bayern in Unterzahl sind. So extrem wie in der Grafik dargestellt ist es nur selten, aber es soll das Problem verdeutlichen.

2. Fehlende Tiefe – zu viele Planlos-Flanken und überhastete Abschlüsse

Daran knüpft die fehlende Tiefe im Spiel der Bayern an. Denn wo Spieler entgegen kommen, sollten idealerweise eben auch welche in die Tiefe gehen. Stehen die Münchner in der letzten Linie aber so wie oben dargestellt, ist es schwerer, für überraschende Tiefenläufe zu sorgen. Gerade Goretzka und Müller sind optimale Spieler für diese Aufgabe.

Das Problem ist, dass Goretzka lange in einer tieferen Rolle gefangen war und dann mit seiner Fitness zu kämpfen hatte. Müller hingegen steckt in einer kleinen Formkrise. Seine Einbindung ins Spiel ist nicht optimal, er vertändelt viele Bälle und kann nicht den Einfluss nehmen wie sonst. Gerade bei ihm und Gnabry ist deutlich zu merken, dass sie überspielt sind. Und so kommt es häufig zu Fernschüssen, die in der Regel wenig Gefahr ausstrahlen.

Steht der Gegner so kompakt wie Kiel, haben die Bayern oft nur noch eine Lösung anzubieten: Flanken. Nicht etwa gut herausgespielte Flanken, sondern schrotflintenartig in den Strafraum gebolzte Bälle. Quasi die „Hail Mary“ des Fußballs. Wir schlagen den Ball einfach mal rein und schauen, ob was möglich ist. Statt dann aber auf zweite Bälle zu gehen, fehlt den Bayern selbst hier zu oft der Zugriff. Strafraumbesetzung und Qualität der Flanken sind in den meisten Fällen nicht gut.

3. Die Rolle der Außenverteidiger

Auch hier ist eine Überleitung zum nächsten Punkt nicht allzu schwer. Die Außenverteidiger sind im Spiel von Hansi Flick sehr wichtig. Nicht nur, weil sie im Pressing gebraucht werden, sondern auch in der Spieleröffnung. In der letzten Saison waren die Bayern im Spielaufbau kaum zu verteidigen, weil sie verschiedene Wege nach vorn hatten. Einer davon war der Versuch, das gegnerische Pressing über die Außenverteidiger zu triggern.

In der Bundesliga versuchen viele Mannschaften, die Außenverteidiger des Gegners zu isolieren und unter Druck zu setzen, weil ein Ballgewinn dort einerseits sehr verlockend ist und andererseits die Außenverteidiger durch die Seitenlinie in ihrem Aktionsradius eingeschränkt sind. Pavard und Davies wurden deshalb immer wieder ganz bewusst in Drucksituationen geschickt. Die Mannschaft konnte sich auf ihre Qualitäten verlassen. Während Pavard sich über sein gutes Passspiel zu befreien wusste, schaffte es Davies über seine Dribblings.

In dieser Saison haben beide damit Probleme. Pavard ist in einer offensichtlichen Formkrise, Davies scheint es an Unterstützung zu fehlen. Die diagonalen Wege zwischen die Linien des Gegners sind gefühlt länger geworden, beide finden die Auswege aus den Drucksituationen nicht mehr zuverlässig genug und leiten damit Konter des Gegners ein.

Lösungsansätze mit dem Ball

Wäre es einfach, für all diese Probleme in Ballbesitz eine Lösung zu finden, hätte Flick sie wohl längst gehabt. Zumal der 55-Jährige in Kolleg*innenkreisen als jemand bekannt ist, der sich und seine Mannschaft ständig hinterfragt. Bisher hat er es mit kleineren Anpassungen versucht, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Darunter war neben personellen Wechseln auch eine konsequent tiefere Positionierung des rechten Verteidigers zu beobachten. Darüber hinaus versuchte Flick sich an einer veränderten Staffelung im Mittelfeld. Statt einer Doppelsechs probierte er ein 4-1-2-3 aus.

Hier könnte vielleicht wirklich der Schlüssel für ein souveräneres Ballbesitzspiel liegen. Als Flick gegen Kiel auf diese Formation wechselte, entwickelten die Bayern mehr Dominanz und Kontrolle in ihrem Spiel, drückten Kiel in der Verlängerung phasenweise hinten rein. Die Spieler hielten sich dann mehr an ihre Positionen auf dem Papier, standen enger beieinander und hatten so auch besseren Zugriff auf den Gegner bei Ballverlusten.

Dementsprechend könnte es ein Lösungsansatz sein, das dynamische Positionsspiel gegen ein strikteres und statischeres Positionsspiel zu tauschen. Klarere Achterrollen, engere Staffelung und so auch mehr Unterstützung in Ballnähe. Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer in Ballbesitz enger beieinander steht, hat kürzere Passwege und so weniger Risiko. Verliert man doch in einer überraschenden Situation den Ball, ist man direkt für das Gegenpressing bereit und muss nicht so weite Wege gehen, um sich zu sortieren. Auch die fehlende Tiefe kann dadurch behoben werden, indem man wieder mehr auf Läufe der Achter in die Spitze setzt und insbesondere Goretzka eine passendere Rolle gibt.

Ebenso sind die Nachteile relativ offensichtlich: Bayern verliert an Dynamik und ist leichter auszurechnen, was das Angriffsspiel angeht. Hier müssen sie dann womöglich mehr mit Seitenverlagerungen arbeiten, um die Flügelspieler in Dribblings zu bekommen. Eine Spielweise, die zumindest aus der letzten Dekade bekannt ist. Die individuelle Klasse der Mannschaft sollte aber ausreichen, um auch – überspitzt formuliert – aus dem Stand heraus Chancen zu kreieren. Und vielleicht führen die Vorteile einer statischeren (nicht statisch, sondern statischer als jetzt) Ausrichtung zu mehr Balance und Stabilität.

Mit zwei klareren Achtern würde man zudem die Außenverteidiger natürlicher unterstützen können. Die stehen wiederum im Aufbauspiel manchmal einen tick zu hoch. Besonders Davies beraubt sich zu oft seiner Stärken, indem er fast schon in die letzte Linie schiebt. Kommt er hingegen aus einer weniger hohen Position, kann er mit Tiefenläufen sein Tempo womöglich besser ausspielen – und bei Ballverlusten schneller hinten aushelfen. Flick hat in den vergangenen Pressekonferenzen immer wieder davon gesprochen, dass die Mannschaft schon mit Ball kompakter agieren soll. Gut umgesetzt wurde das in der ersten halben Stunde gegen Gladbach und eben in der Verlängerung gegen Kiel. Hier kann das Trainerteam ansetzen.

Probleme ohne Ball und beim Umschalten in die Offensive

Vorweg: Beim Umschalten in die Offensive gibt es derzeit noch am wenigsten Probleme. Zwar könnten die Bayern aus ihren Ballgewinnen noch mehr machen, aber grundsätzlich ist das einer der Aspekte im Spiel, die noch gut funktionieren.

1. „Kein Druck auf den Ball“

Schwerwiegender ist es, dass die Bayern im Moment zu wenig hohe Ballgewinne verbuchen. In nahezu jeder Pressekonferenz spricht Flick davon, dass seine Mannschaft wieder mehr Druck auf den Ball bekommen müsse. Was meint er damit? Ein Blick auf das erste Gegentor in Kiel zeigt das Problem.

Edit: Lewandowski stand zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem Platz.

Es ist nicht so, dass die Bayern hier extrem viel falsch machen. Der Ball wird vom Innenverteidiger unter Druck auf den Außenverteidiger gespielt. Gnabry macht alles richtig, indem er durchläuft. Auch Sané schiebt gut mit rüber. Während all das passiert, hätte aber Musiala schon schneller reagieren müssen, indem er eben „Druck auf den Ball“ macht, also sofort ins Pressing geht. Stattdessen zögert er den Tick zu lange und erlaubt den langen Ball.

An dieser Stelle wird es schwer für die Bayern, weil sie sehr stark auf die linke Seite und nach vorn geschoben haben. Dabei wäre eine derart hohe Position gar nicht von jedem nötig gewesen. Bei Davies ist es für den Fall eines Dribblings des Außenverteidigers noch okay, dass er höher positioniert ist, aber Hernández muss seinen Vordermann zumindest hier gar nicht so sehr absichern. Selbst wenn der Ball hinter Davies käme, hätte er immer noch genug Zeit, um nachzuschieben. Auch Kimmich wäre noch da. Wenn Hernández hier also tiefer gestanden hätte, hätte er den langen Ball vielleicht noch ablaufen und Süle unterstützen können.

Ein weiterer Punkt ist die Position von Sarr. Der Franzose will hier das Mittelfeld mit absichern, falls Kiel irgendwie den diagonalen Weg findet. Kein komplett falscher Gedanke, aber gerade in der aktuellen Situation der Bayern wäre es wohl sinnvoller, defensiver zu denken und eher gemeinsam mit den beiden Innenverteidigern abzusichern – gerade wenn Davies schon so hoch steht. Zwei hohe Außenverteidiger flogen den Bayern schon häufiger um die Ohren.

Dass die Münchner mit ihrer hohen Positionierung anfällig sind für lange Bälle, hat sich auch schon in der vergangenen Saison gezeigt. Man denke nur zurück an die Spiele gegen Barcelona oder Lyon im Champions-League-Finalturnier. Es ist eben das Risiko, das man bewusst eingeht. Doch im Moment kommt es viel zu oft zu solchen Szenen und so wiegen die Nachteile eben mehr als der Ertrag.

2. Schlechte Abstimmung

Sowohl mit Ball als auch ohne Ball fehlt einfach die Abstimmung. Die Laufwege und Positionierungen wirken deutlich improvisierter als noch in der letzten Saison. Es entsteht der Eindruck, dass einzelne Spieler ständig aus der Reihe tanzen, was wiederum zu solchen Fehlerketten führt.

Die Rotation dürfte da einen großen Anteil haben. Eine eingespielte Viererkette würde wohl dabei helfen, gewisse Abläufe wieder zu verbessern. Es ist schon absurd, wie oft Gegner mit Pässen durch die Lücken zwischen den Innenverteidigern oder zwischen Innen- und Außenverteidiger erfolgreich zu Chancen kommen. Wenn auf Abseits gespielt wird, müssen alle rausrücken. Wenn man sich fallen lässt, müssen alle mitziehen. Beides gleichzeitig geht nicht.

Offensichtlich reicht es nicht aus, das immer wieder anzusprechen. Es braucht Zeit, die Flick nicht hat, um die Spieler wieder aufeinander abzustimmen.

3. Zu kompakte Tiefenverteidigung

Aber die Bayern sind hinten nicht nur anfällig, wenn sie hoch stehen. Selbst wenn sie Zeit haben, sich zu sortieren, stehen sie oft nicht optimal. Schon Julian Nagelsmann machte vor dem 3:3 seiner Mannschaft als Schwachstelle aus, dass die Bayern manchmal zu kompakt stehen. Das führt zu großen Lücken auf den Flügelpositionen, die bei Verlagerungen nur schwer zuzulaufen sind.

Lösungsansätze ohne Ball

Eine Lösung zu formulieren ist hier noch schwieriger als in Ballbesitz. Wenn die Mannschaft trotz kleinerer Anpassungen aber keinen Druck auf den Ball bekommt, dann muss Flick einlenken und etwas größere Dinge anpassen. Möglich wäre beispielsweise ein 10 bis 15 Meter tieferes Pressing – also ein hohes Mittelfeldpressing. Das würde den Bayern zwar die Stärke nehmen, den Gegner unter Druck zu setzen und angesichts der teils schwachen Tiefenverteidigung ist das allein keine Garantie für weniger Gegentore, aber der Versuch sollte zumindest unternommen werden.

Das größte Problem für Flick ist es, dass die nicht funktionierenden Automatismen im Training kaum angegangen werden können. Flick muss sich hier auf wenige Aspekte fokussieren und hoffen, dass das ausreicht, um kurzfristig etwas zu verbessern.

Mit einer etwas tieferen Ausrichtung wäre es zumindest schon mal schwerer, die Bayern mit langen Bällen auszuhebeln. Flick kann sich jedenfalls nicht darauf verlassen, dass die Offensive schon bald wieder besser funktionieren wird und die Gegentore dadurch egal werden.

Der Schlüssel zu mehr Balance liegt womöglich im eigenen Ballbesitz. Schafft Flick es, dort eine kompaktere Grundausrichtung zu etablieren, könnten den Bayern vielleicht ein paar Probleme erspart bleiben. Mehr Geduld, mehr Ruhe, mehr Erholung mit dem Ball – das sind zumindest die Punkte, die Flick auch selbst immer wieder einfordert, weiß er doch darum, dass sein „Vollgasfußball“ nicht über eine ganze Saison, schon gar nicht über eine wie diese funktionieren kann.

Es ist zweifelsohne die Aufgabe des Trainers, einen Energiesparmodus zu etablieren, der dem Team ruhigere Phasen erlaubt. Gleichwohl muss immer wieder der Hinweis erlaubt sein, dass Flick noch keine einzige Sommervorbereitung hatte, um das zu tun. Für Trainer ist diese Phase der Saison elementar wichtig. Insofern wurde der große Erfolg des vergangenen Sommers vielleicht auch ein Stück weit zum Preis einer holprigen Folgesaison erkauft.

Kaderprobleme

Dass viele der kleinen Puzzleteile nicht passen, liegt zu großen Teilen auch an der Veränderung des Kaders im Sommer. Bis auf Sané funktionieren die Neuzugänge noch gar nicht und selbst der hat seine Probleme. Hinzu kommt, dass Spieler wie Tolisso von der Bank keinen Impact haben und etablierte Stammspieler ihre Form suchen (Müller, Gnabry, Alaba, Pavard …). Es gibt also kein Gerüst auf dem Platz, das junge, neue oder formschwache Spieler auffangen kann.

Einen Vorwurf kann man hier aber kaum machen. Dass die Stammspieler überspielt sind, ist den Umständen geschuldet. Auch die fehlende Sommervorbereitung, die bei diesem Spielplan und der Kaderveränderung zwingend notwendig gewesen wäre, hat einen riesigen Anteil an der Situation. Mannschaften in ähnlicher Situation profitieren davon, dass sie eingespielter sind, die jeweilige Achse funktioniert und/oder auch die Spieler von der Bank größtenteils schon integriert sind.

Insofern ist es nicht absehbar, dass die Bayern ihre Probleme einfach so beheben können. Es geht darum, gegen die äußeren Faktoren anzukämpfen und zumindest an so vielen Stellschrauben zu drehen, dass man die notwendigen Ergebnisse einfahren kann. Dazu zählt auch, dass Flick mehr probiert als beispielsweise bei der Niederlage in Gladbach.

Eines ist klar: Für den Trainer ist es eine undankbare Aufgabe. Dennoch wird Flick in den kommenden Wochen verstärkt in den Fokus rücken. Wird er etwas verändern? Wenn ja: Was und wie? Die Trainer*innen, mit denen wir im Austausch waren, sind sich jedenfalls größtenteils einig: Eine Systemumstellung mitten in der Saison ist ohne entsprechende Vorbereitung gefährlich und kompliziert – insbesondere in dieser Saison. Es wird darum gehen, im Rahmen seiner Philosophie die passenden Stellschrauben zu finden, um die Mannschaft zu stabilisieren. Vielleicht wird die Partie gegen Freiburg schon einen ersten Eindruck davon geben, ob ihm das gelingt.



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  1. Das ist MMn wirklich der Schlüssel

    Der Schlüssel zu mehr Balance liegt womöglich im eigenen Ballbesitz. Schafft Flick es, dort eine kompaktere Grundausrichtung zu etablieren, könnten den Bayern vielleicht ein paar Probleme erspart bleiben. Mehr Geduld, mehr Ruhe, mehr Erholung mit dem Ball – das sind zumindest die Punkte, die Flick auch selbst immer wieder einfordert, weiß er doch darum, dass sein “Vollgasfußball” nicht über eine ganze Saison, schon gar nicht über eine wie diese funktionieren kann.

    Alle anderen Punkte sind valide wie das tiefere Preesing. Es müsste MMn auch nicht unbedingt entweder / oder sondern mehr sowohl als auch je nach Situation und Spielphase gedacht werden

  2. Ok, wenn Justin und der Großteil der Trainer das so sehen und auch 918 dem überraschenderweise vollumfänglich zustimmt, ohne den Namen Thiago zu erwähnen, dann waren meine Gedankengänge wohl wirklich naiv.

    Euer Wort in Gottes, Flicks und der Spieler Gehörgang, nicht das uns Freiburg am Sonntag den nächsten bösen Streich spielt.

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Hoffentlich heißt es nach bösem Streich nicht wann hat die Flickschusterei ein Ende.

    2. Ich möchte an der Stelle das „naiv“ zurücknehmen und mich bei dir entschuldigen. Ich wollte damit deine Meinung nicht angreifen, sondern nur deutlich machen, dass ich nicht glaube, dass man sehr starke Veränderungen im System erfolgreich durchführen kann, ohne das entsprechend vorbereiten zu können. Das bedeutet nicht, dass ich oder die Trainer*innen die das sagen die Wahrheit gepachtet haben. Und das kann sich ja auch von Team zu Team bestimmt unterscheiden.

      Ich glaube aber, dass wir uns einiger sind, als es den Anschein macht. Wir sind ja beide dafür, dass Flick defensiver spielen lässt. Ich vielleicht noch einen Tick mehr mit Offensivgedanke als du, aber so ist das halt.

      1. Entschuldigung angenommen.
        Wäre zwar nicht nötig gewesen, da ich ja auch selbst kein Kind von Traurigkeit bin und damit auch was wegstecken muss.
        Schwamm drüber.

        Das wir am Ende das gleiche Wollen (weniger Gegentore) und uns einiger sind, als es den Anschein macht glaube ich auch.

  3. Das ist mal ein Wort.
    Als langjähriger Fahrensmann weißt Du ja was passiert wenn man sie ärgert uns an der Ehre packt.
    Wäre nicht überrascht wenn es gegen die formstarken Breisgauer ein zu null Sieg gibt.

  4. Schöne Analyse, gute Gedanken.
    Aber um auch die „Konkurrenz zu promoten ;-)
    Spox hat heute ebenfalls eine klasse Analyse drin. Zwar ohne größere Handlungsempfehlungen, aber die Situation sehr gut aufgearbeitet. Wirklich lesenswert.

    Davon ab, geht das Gerücht um Schalke wollte evtl. Rafinha in die BL zurückholen.
    1. Würde mir gar nicht gefallen Rafa in einem anderen Trikot zu sehen.
    2. Ich beginne dumme Gedanken zu entwickeln.

  5. Bomben-Artikel, danke dafür!

    Taktisch ist ja dann das meiste gesagt, zwei Aspekte spielen sicher dazu eine große Rolle:

    – wie erwähnt ist eine große körperliche, aber auch mentale Müdigkeit vorhanden, was zu Fehlern und einem Mikro-Nachlassen der Konzentration und auch der Motivation hier und da führen kann, was auf dem Niveau ein Riesenfaktor ist. Letzte Saison haben wir uns zu drei Titeln gepusht, danach fällt man IMMER etwas ab
    – letzte Saison lief alles für uns, diese Saison haben wir auch mal Pech im entscheidenden Moment, so wie beim 2:2 von Kiel, sonst ist es halt ein hart erkämpfter Sieg in einem Scheiß-Spiel und weiter geht’s. So eine Niederlage mit hohem Aufwand zieht dann natürlich nochmal runter

    Diese beiden Faktoren führen dazu, dass die Vollgas-Taktik nicht mehr so läuft, aber eine Umstellung in der Saison läuft ja auch nicht, wie im Artikel gut ausgeführt.
    Die Saison wird einfach nicht so hot, ist auch ein bisschen der Preis fürs Triple und ansonsten der Corona-Müdigkeit und vor allem -Sparsamkeit (Neuzugänge eher schwach bzw. noch nicht integriert) geschuldet. Wird wieder.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Wenn ich es richtig verstanden habe(?), laufen die Empfehlungen im Großen und Ganzen darauf hinaus, die beiden 8er (z. B. Goretzka und Müller) nach hinten zu ziehen und in der Abwehr ebenfalls tiefer zu stehen?!

      Das kann ich absolut nachvollziehen, wenn es um die Defensive geht. Wie Justin schon anspricht, kann das zu mehr Kombinationsspiel im ZM führen, weil 2 zusätzliche Spieler leichter anspielbar sind.

      Es könnte aber auch wieder zum „U des Todes“ führen, bei dem man auf zündende Aktionen über die Flügel angewiesen sein würde.

      Just my 2 cents, großer Dank an MSR für die tolle Analyse.

  6. damit scheint mir alles gesagt. Tolle Analyse.

  7. „Die [xG] Vergleichswerte zur letzten Saison beinhalten dabei auch die teils schwachen Auftritte unter Niko Kovac.“

    @Justin: Die Auftritte unter Kovac waren schwach, die xG’s aber nicht. Es gab auf MSR eine lange Diskussion und sogar einen eigenen Artikel über dieses Phänomen: hohe xG(Differenz) und mangelnder Erfolg.

    Ich möchte noch einen anderen Punkt aufgreifen, der mir im Vergleich zur Vorsaison auffällt: die Zahl der Dribblings pro Spiel ist um über 30% zurückgegangen (von 14,1 auf 9,5).
    Schaut man auf unsere dribbelstarken Spieler, verzeichnen alle deutliche Rückgänge und das obwohl Coman, Gnabry, Sane und Davies eigentlich hervorragende 1:1-Spieler sind. Justin nennt die stockenden Aktionen im Aufbau, ich sehe hier aber auch die Müdigkeit einiger Spieler im Zweifelsfall den Ball abzugeben, anstatt das direkte Duell zu suchen.
    Mit den 9,5 pro Spiel liegt Bayern aktuell auf Platz 50 aller Mannschaften in Europa. Für mich ein alarmierendes Zeichen für ein Team das in seiner grundsätzlichen Ausrichtung Offensivfußball spielt. Diese Zurückhaltung – bei eigentlich mehreren technisch starken Individualisten – dürfte auch ein Grund sein, warum die Anzahl an herausgespielten Chancen so gering ist.

    Die Idee mit den zwei 8ern finde ich interessant und könnte aktuell etwas Ruhe in den Aufbau bringen. Der Nachteil dürfte sein, dass Kimmich auf der 6 etwas vergeudet ist. Sein Spiel lebt von weiten Flanken und langen Bällen, mit denen er Spielzüge eröffnet. Hat er zwei 8er vor sich, müsste er vermutlich eine stärkere defensivere Rolle einnehmen und – wenn er Müller und Goretzka nicht ständig überspielen will – sich auf den ersten Pass konzentrieren. Da wäre er als AV vermutlich wertvoller. Vorteil: man könnte Roca bringen.

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Hey! Hatte das noch stärker in Erinnerung, aber hier nochmal die Werte:
      xG zu xGA
      10 Spiele Kovač: 2,32 zu 1,21
      24 Spiele Flick: 2,46 zu 0,93

      Schüsse möchte ich jetzt nicht nochmal nachrecherchieren, sind jetzt auch nicht so entscheidend als Wert wie die Qualität. Ich ändere meinen Satz dennoch nochmal. Was ich sagen wollte: Der Vergleichswert wäre nochmal besser, wenn man nur Flicks Spiele nehmen würde.

      1. Hey, super
        Ich habe nach dem Frankfurt-Spiel / Entlassung Kovac (10. Spieltag):
        2,42 (for) zu 1,36 (against)
        XPoints: 20.47

        Da ich auf die frei zugänglichen Daten zugreife und ihr vermutlich bezahlte Services habe, werden deine Werte im Zweifelsfall genauer sein.

      2. Ich nutze die StatsBomb-Daten, die bei fbref.com frei zugänglich sind. Nicht so schön aufbereitet wie bei understat, aber mMn tatsächlich „genauer“. Ich muss irgendwann mal einen Artikel dazu schreiben, aber auch hier lässt der Terminkalender nix zu.

  8. Wiederhole mich hier. Die Liga wird wieder unterbrochen werden. Noch härtere Maßnahmen unter gleichzeitiger Beibehaltung des Spielbetriebs sind nicht vermittelbar.

    Antwortsymbol5 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht!

    2. Bin da nicht so sicher.
      Brot und Spiele.

    3. Doch, natürlich ist das. Die Leute sollen zuhause bleiben und mit Fußball ruhig gestellt werden.

      1. Und so blöd das klingt, angesichts der tristen Geisterspiele und der teils erschreckenden Qualität der BL und der nervigen Reporter: Für mich ist Samstag, ab 15:30, Sky, wirklich ein angenehmer Fixpunkt in diesen Zeiten. Da weiß ich wenigstens, wo ich rumhängen werde und löse mich von irgendwelchen Foren hahaha

    4. Das macht die Premier League auch nicht, obwohl England (noch) deutlich größere Probleme mit der aggressiveren Virusvariante B 1.1.7 hat. Zum anderen werden die Clubs darauf hinweisen, dass der Spielplan sowieso schon so dicht gedrängt ist bis zur EM, wie soll man, insbesondere wenn die CL KO-Spiele beginnen, noch weitere Spiele in den Terminkalender quetschen?

  9. Ich finde die Analyse super – vielen Dank dafür!

    Die entscheidende Frage, die sich nun stellt, ist: Wie kann man das beheben? Nur mit Umstellungen auf dem Feld wird es ja nicht getan sein. Mann muss die Abläufe ja auch üben können. Nur wann? Und dieser Punkt wird mir bei den Forderungen an den Trainer gerne übersehen. Natürlich muss Flick etwas probieren, aber die Erwartungen daran sollten nicht zu hoch sein, denn die Dinge müssen trainiert werden. Und das ist eben der entscheidende Unterschied zur Zeit davor. Wenn Flick im Winter zwei, drei Wochen Zeit gehabt hätte, dann wäre es schon viel leichter. Hat man ja im letzten Winter gesehen, was er dort erreicht hat. Und da hier ja einige dann doch immer wieder die Kritik an Kovac mit der nun ausbleibenden Kritik an Flick vergleichen: Flick hat eine kleine Wintervorbereitung vor 1 Jahr gehabt. Kovac eine (nicht optimale) Post-WM und eine komplette Sommervorbereitung (2019) plus eine Winterpause 18/19. Damals wurde ihm gerade die Post-WM-Vorbereitung zugute gehalten. Das sollte dann bitte auch bei Flick gelten, der noch nicht einmal ordentlich 4 Wochen am Stück mit der Mannschaft arbeiten konnte. Dazu eine mental und körperlich hochbelastete Mannschaft durch diese Zeit führen muss, ohne dass er im Sommer Spieler bekommen hätte, die Impulse geben konnten (vielleicht mit Ausnahme von Sané), aber wichtige Spieler verloren hat.

    Also: Flick sollte versuchen, etwas zu ändern. Gerade im oben angesprochenen Sinne. Aber die Aufgabe ist um Längen schwerer als die Anforderungen an die Trainer des FCB zuvor. Und so sollten wir da geduldiger sein – zumal er beweisen hat, dass er zu ganz Großen fähig ist.

    Antwortsymbol10 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Das ist die berümte Katze, die sich in den Schwanz beißt.
      Es müssen Dinge trainiert werden, aber wann wenn man weder eine vernünftige Vorbereitung hat noch zwischen den Spielen entsprechende Zeit, kommt da eben das dabei heraus, was notwendig ist..
      Von einer vernünftigen mentalen Regeneration ganz zu schweigen.

      Und genau das Problem wurde ja schon vor Saisonbeginn von allen Verantwortlichen angesprochen.
      Man ist ja nicht von dieser Entwicklung überrascht worden, sondern hat sie kommen sehen. Und wann war eben aufgrund der ganzen Begleitumstände nicht in der Lage entgegenzusteuern.
      Wenn man mal die normale Arbeitswelt als Vergleich nimmt. Wir schreiben Mitte Januar 2021 und den letzten regulären „Jahresurlaub“ hatte das gesamte Team Spieler und Staff im Sommer 2019.
      Da würde der geneigte Arbeitnehmer aber so langsam ganz schön sauer und würde genauso auf der letzten Rille laufen.
      Ich weiß nicht, ob die geschätzten Forumsteilnehmer alle mal so nebenbei in den vergangenen eineinhalb Jahren auf ihren verdienten Urlaub verzichtet haben.
      Und da stimme ich dir, Herrispezial völlig zu – da muss man vielleicht einmal etwas geduldiger sein.

    2. Wir sollten geduldiger sein?
      Sagt einer, der zwei Minuten nach Spielbeginn hier im Forum mit der großen Keule auf einzelne Spieler eindrischt.

    3. Das Problem an Herris Aussage ist nur, dass schon in der Hinrunde 18/19 auf Kovac eingeprügelt wurde. Warum ist man nicht einfach so ehrlich zu sagen dass man Kovac von Anfang nicht wollte?

      Wir sind das erste Mal seit 20 Jahren in der zweiten Runde des DFB Pokals rausgeflogen. Haben eine Defensive die ihren Namen nicht verdient. Und für Flick werden Ausreden über Ausreden gesucht.

      Irgendwie kommt mir in den letzten Tagen immer wieder Udo Lattek in den Sinn. Der hatte 74 auch den Europacup der Landesmeister geholt. Als es in der Folgesaison nicht lief, ging er zu Neudecker und meinte „Herr Präsident, es muss sich etwas ändern.“ Darauf der „Jawohl – Sie sind entlassen“ ;-)

      Ich bin nicht der Meinung dass man Flick entlassen sollte. Aber man sollte seine Arbeit hier einfach mal etwas kritischer und sachlicher sehen. Ja – er hat bescheidene Rahmenbedingungen diese Saison. Aber trotzdem einen Kader mit hoher Qualität. Und es ist nun mal sein Job als Trainer, sich etwas einfallen zu lassen.

      1. Dass Flick sich was einfallen lassen muss, das sieht hier wohl fast jeder auch so. Nur ist es eben ein Problem, das auch so umzusetzen, dass es gut klappen kann, weil eben die Zeit fehlt, mal ordentlich Inhalte zu trainieren und nicht nur zu regenerieren.

        Die Aussage vom Kader mit hoher Qualität teile ich nur zum Teil. Wir haben Abgänge, die wichtig waren. Außerdem Spieler, die einfach durch sind, weil sie lange Zeit ohne wirkliche Pause spielen mussten. Und auf dem Papier haben wir 13 oder 14 Feldspieler von hoher Qualität, aber davon sind einige aus nachvollziehbaren Gründen von ihrer Topform entfernt und derzeit überspielt, andere haben eine wirklich gute Form über einen längeren Zeitraum noch nie bei uns erreicht und daher den Beweis (bisher) schuldig geblieben, dass sie unseren Kader zu einem Topkader machen (Tolisso, Sané. Hernandez). Und dann kommen noch Verletzungen dazu, die immer mal wieder auftreten. Und am Ende haben wir oft eine Mannschaft am Start, die höchstens auf dem Papier top ist, aber eben nicht, wenn man sich die tatsächlichen Leistungen anschaut. Was nützt mir Tolisso, wenn er so gut wie nie eine wichtige Rolle in unserem Spiel einnimmt? Dann ist er auf dem Papier Nationalspieler und 40 Mio teuer gewesen – aber faktisch kein Topspieler. Was nützt mir ein Costa, wenn er brasilianischer (Ex-?)Nationalspieler ist und Top-Verdiener bei Juventus Turin, aber bei uns keine offensiven Akzente setzen kann? Wenn man die Probleme dieser Saison in den Blick nimmt, muss man eben auch feststellen, dass wir zu wenig Spieler in der 2. Reihe haben, die uns weiterhelfen., wenn der 1. Anzug nicht perfekt passt. Und dass das passieren könnte (oder würde), ist angesichts der langen Saison 19/20, des Spielplans in dieser Saison und der fehlenden Sommer- und auch Winterpause ja nun keine totale Überraschung.

      2. Herri, ich wäre hinsichtlich Qualität des Kaders zu einer Diskussion bereit wenn wir gerade im Achtelfinale der CL gegen ein Top Team ausgeschieden wären. Aber wir haben bei einem Zweitligisten versagt – dafür soll die Qualität nicht mehr ausreichen?

        Du wirfst Sane vor etwas schuldig geblieben zu sein. Aber Du ignorierst dass der Rest des Teams um ihn herum gerade nicht funktioniert. Das macht es für ihn schwer, und ich bin der Meinung dass er bis jetzt angesichts der Umstände halbwegs im Soll ist.

        Bei Hernandez hast Du die Meinung weil Du ihn nicht magst. Objektiv gesehen liegst Du daneben. Lediglich bei Tolisso stimme ich Dir zu – ich glaube inzwischen auch nicht mehr dass er es bei uns packt.

      3. Richtig, wir sind gegen einen Zweitligisten ausgeschieden. Der aber seit zwei Jahren in der zweiten Liga gut aussieht. In einer anstrengenden Saisonphase. Auswärts. Bei ungemütlichem Wetter. An sich würde ich Dir recht geben, dass es dennoch reichen muss. Aber aktuell sind die Umstände auch nicht gerade für uns.

        Und was Sané und Hernandez angeht: Das sind die beiden teuersten Transfers der Vereinsgeschichte (Tolisso dann an Nr. 3). Und bisher war keiner von den beiden in einem Spiel auch nur ein einziges Mal der Unterschiedsfaktor. Wer so viel kostet, muss einfach mehr leisten. Ich kaufe mir doch keinen Sportwagen und erwarte dann, dass ich damit souverän durch die 30er-Zone fahren kann. Nein, der muss Vollgas fahren und die anderen zumindest ab und zu mal abhängen. Zumal die Spieler keine jungen Talente mehr sind, sondern reichlich Erfahrung haben. Und das ist der Maßstab, den ich dann anlege. Hernandez hat gegen Kiel die Abwehr auch nicht zusammengehalten. Ebenso wenig hat Sané die Gegner auseinandergespielt. Und dann sollte man schon hinterfragen, was diese Spieler uns als Gegenleistung für die horrenden Einkaufssummen bieten. Das ist auch der Grund, warum ich mit Kimmich, Gnabry, Müller, Alaba und Co. immer nachsichtiger bin und sein werde.

      4. @Herrispezial: ich finde beim Anspruch, den man an jemanden stellt, sollte vor allem das Gehalt eine Rolle spielen. Somit hast du in diesem Fall Recht, wenn du sagst, dass von Sane und Hernandez noch zu wenig kommt. Nur weil Müller zufällig im Dunstkreis von München geboren ist, und nur weil man bei Alaba früh genug dran war, sehe ich aber nicht ein, warum man mit ihnen mehr Nachsicht haben sollte. Dafür, dass sie nicht gekauft werden mussten, können sie nämlich relativ wenig.

      5. @willy: Stimmt, das Gehalt sollte auch mit berücksichtigt werden. Aber Alaba oder Müller kosten dem Verein ungefähr das Gehalt, das Sané oder Hernandez auch bekommen. Und die Letztgenannten kosten zudem noch die Ablösesumme – was dann pro Jahr nochmals eine erhebliche Millionensumme zusätzlich bedeutet. Hernandez müsste 8 Jahre bei uns bleiben, damit er „nur“ noch 10 Mios pro Jahr Extrakosten verursacht hat. Insofern ist das immer eine Gesamtinvestition, die man dort m.E. betrachten muss.

      6. Man muss das m.E. etwas trennen.
        Bei der Beurteilung der Leistung und Bedeutung des Spielers sollte man sich sich eher in Richtung Gehalt orientieren. Weil, wie oft gesagt, für Ablösesummen kann ein Spieler nur sehr bedingt etwas.
        Bei der Beurteilung des Managements muss man zwangsläufig das Gesamtpaket betrachten, weil das die für den Verein maßgebliche Größe ist.
        Problem dabei: Ablösesummen sind i.d.R. sehr transparent, während Gehälter, abgesehen von echten Leaks, immer nur Gemunkel sind.

      7. Für mich gehören Gehalt und Ablöse deswegen zusammen, weil sie die Kosten sind, die dem Verein nunmal für die Spieler entstehen. Natürlich kann ein Spieler seine Ablöse nur bedingt beeinflussen, aber die Sichtweise aus Perspektive der Spieler ist für die Betrachung der Gegenleistung, die der Verein dafür erhält, nachrangig. Wichtig ist: Was kostet mich ein Spieler (insgesamt) und was bekomme ich dafür?

  10. Schade, dass der Sportclub nicht analysiert wird. Da läuft mal wieder einiges ausgezeichnet. Vor der Saison verliert man die wertvollsten Spieler: Waldschmidt, Koch und Schwolow. Prompt hat man anfänglich Probleme, zum Teil aber auch mehr ergebnistechnisch als bezüglich der Leistung. Doch jetzt zeigt sich immer mehr, dass der Kader sehr klug zusammengestellt ist. Mit Santamaria wurde gezielt die grösste Baustelle, die eines strategischen Sechsers, geschlossen. Mit Demorivic wurde ein junger recht universeller Stürmer geholt als Ergänzung zu den Rollenspielern Petersen und Höller. Richtig gut läuft es seit der Umstellung auf die Dreierkette. Mit Lienhart und Schlotterbeck hat man spielstarke Leute in der letzten Reihe. Das zentrale Mittelfeld mit Höfler und Santamaria kann sich durch die bessere Absicherung spielerisch nun voll entfalten. Vorne sind die Positionen der Halbstürmer mit Grifo und Sallai qualitativ hochwertig besetzt. Auch der schnelle Günter ist als Schienenspieler gut. Die Mannschaft ist insgesamt sehr ausgeglichen besetzt und auch die Bank absolut sinnvoll zusammengestellt. Natürlich sind die Einzelspieler qualitativ nicht mit Bayern zu vergleichen (ob gleich sich ein Lienhart im Moment durchaus mit unseren Innenverteidigern messen lassen kann), aber die Mannschaft insgesamt hat Hand und Fuss. War bislang Freiburg hauptsächlich durch mannschaftliche Geschlossenheit, Intensität und taktische Disziplin stark, so weiss sie inzwischen zumindest an guten Tagen auch spielerisch zu gefallen. Lienhart, Santamaria, Höfler, Grifo und Sallai sind alles Leute, die durchaus gut kicken können. Freue mich sehr auf das Spiel morgen!

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  12. […] das in dieser Saison für einen Trainer besonders problematisch ist, haben wir an anderer Stelle schon mehrfach diskutiert. Auch die jüngsten Aussagen von Jürgen Klopp und Julian Nagelsmann […]

  13. […] Wiederholung der vielfältigen Gründe dafür ausbleiben. Diese könnt ihr beispielsweise hier oder hier nochmal […]

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