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Bundesliga Vorschau: Bayern 04 Leverkusen

Christopher Trenner 28.08.2015

Evolution statt Revolution. Mit diesen Schlagwörtern lässt sich die Kaderpolitik von Bayer 04 Leverkusen zur aktuellen Saison beschreiben. Am 1. Spieltag standen mit Kramer und Tah lediglich zwei Neuzugänge in der Startelf. Wobei Kramer noch nicht mal ein richtiger Neuzugang ist. Nach zwei Jahren Aufenthalt bei Borussia Mönchengladbach ging es nun wieder rheinaufwärts zurück zu seinem Jugendklub Leverkusen. Kramer passt perfekt in das Pressing-Spiel von Roger Schmidt. Wobei das Pressing weniger stark auf direkte Balleroberung ausgelegt ist, sondern auf das Zustellen der Passwege. Gutes Anlaufen der Gegenspieler soll die Passwinkel bzw. -möglichkeiten so verkleinern, dass der Gegner förmlich zu Fehlern im Aufbau gezwungen wird. Kramer, der unglaublich viele Bälle Antizipieren und Abfangen kann, ist prädestiniert für dieses Spielsystem. Im 4-2-2-2 von Roger Schmidt spielt er neben Lars Bender den zweiten Sechser.

Neu kam auch Jonathan Tah, ein hoffnungsvolles Talent aus Hamburg. Dieser spielte sich aufgrund der schweren Verletzung von Ömer Toprak sofort in die Startelf von Leverkusen. Im Sturm tauschte Bayer den etwas glücklosen Josip Drimic mit Admir Mehmedi vom SC Freiburg aus. Unglücklicher verlief die Verpflichtung von Charles Aránguiz. Er war gefühlt nicht einmal 24 Stunden in Leverkusen, bevor er sich die Achillessehne riss und nun fast ein Jahr lang ausfallen wird.

Den Verein verlassen haben zwei Gesichter, die mit Leverkusen untrennbar verbunden schienen. Zum einen Simon Rolfes, der seine Karriere beendete und Gonzalo Castro, der den Verein nach über zehn Jahren Richtung Dortmund verließ. Von dort kam Kevin Kampl, ein Musterschüler von Roger Schmidt in Salzburg, von dem man in Dortmund am Ende die erhofften Leistungen doch nicht gezeigt bekam. Für das Spiel gegen den FC Bayern dürfte er aber noch keine Option sein. Mit Jonatan Soriano kommt ein weiterer Schüler von Schmidt. Er allerdings ohne Umwege direkt aus Salzburg. Möglich wurden dieser Last-Minute-Transfer durch den Verkauf von Heung-Min Son an Tottenham.

Bisheriger Verlauf der Saison

Für Leverkusen wird es am Samstag bereits das 6. Pflichtspiel in dieser Saison werden. Von diesen wurden fünf gewonnen. Drei sogar ohne Gegentor. Lediglich im Hinspiel zur Champions League Qualifikation leistete sich die Elf von Roger Schmidt einen Ausrutscher. In einer ausgeglichen Partie erzielte Keita in der 77. Minute den Siegtreffer für Lazio. Geholfen hat es wenig, denn das Rückspiel verloren die Römer diesen Mittwoch klar mit 3:0. Somit erfüllte Bayer Leverkusen alle bisherigen Saisonziele. Als Quervergleich kann die Partie gegen die TSG Hoffenheim herangezogen werden. Sowohl Bayern München als auch Bayer Leverkusen gewannen die Partie 2:1. Beide lagen früh zurück, konnten die Partie aber spät bzw. sehr spät noch drehen. Auch vom gesamten Spielverlauf her glichen sich die Spiele.

Leverkusens zweites Bundesligaspiel lag zwischen den beiden wichtigen Champions League Qualifikationsspielen gegen Lazio Rom. Roger Schmidt stellte auf einigen Postionen aufgrund von Belastungen bzw. leichten Verletzungen um. Die Partie konnte Leverkusen dennoch so dominant aufziehen, wie das Spiel gegen Hoffenheim. Da aus der Partie heraus kein Treffer gelang, musste letztlich Hakan Çalhanoğlu mit einer Standardsituation das Spiel entscheiden. Eine weitere Qualität im Spiel der Werkself.

Worauf muss der FC Bayern achten?

  • Sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das Pressing von Leverkusen ist ungewöhnlich, aggressiv und kann selbst eingespielte Mannschaften aus dem Konzept bringen. Spannend wird zu sehen sein, ob es nach mittlerweile drei Partien in den letzten zwölf Monaten zu Veränderungen im taktischen Bereich kommt. In den beiden Bundesligapartien hatte der FC Bayern „nur“ eine Passquote von 81% bzw. 82% – also deutlich unter dem Saisondurchschnitt von 88%. Entscheidend ist hier der Spielaufbau, den wir in einem gesonderten Artikel beleuchtet haben.
  • Umschaltspiel vermeiden. Im Hinspiel in der letzten Saison gelang dies fast perfekt. Bayer 04 Leverkusen kam am Ende der Partie nur auf drei Torschüsse. Im Rückspiel waren es 20. Dort fehlte nach Ballverlusten oft der Zugriff. Das eigene Gegenpressing funktionierte an vielen Stellen nicht wie gewünscht.
  • Standardsitautionen nicht leichtfertig herschenken. Das 1:0 im Rückspiel fiel durch eine besagte Standardsituation und war nach langer Zeit mal wieder ein direkt-kassierter Freistoßgegentreffer für den FC Bayern München. Es ist eine Gradwanderung gegen die eingerückten Flügelspieler Bellarabi, Brandt oder Son (letzte Saison) zu bestehen. Sie gehen in viele Dribblings und suchen den gradlinigen Weg zum Tor. Foulspiele zum Unterbinden sollten angesichts der zu erwartenden Kopfballunterlegenheit und dem Schusstalent von Çalhanoğlu dennoch die Ausnahme bleiben. Çalhanoğlu verwandelte in 67 Bundesliga-Spielen elf Mal einen direkten Freistoß.
  • Eigene Schnelligkeit nutzen. Mit langen Diagonalbällen kann das Pressing von Leverkusen umspielt werden. Die Elf von Roger Schmidt greift dann schnell zum Mittel der taktischen Fouls. In den beiden letzten Bundesligaspielen waren es je 26. Ein astronomischer Wert. Hier gilt es eigene Standardsituationen gut und clever auszuspielen.
  • Selbstbewusstein wieder finden. Gegen die Top-Four der letzten Saison spielte die Elf von Guardiola erstaunlich passiv. Gegen Leverkusen, Mönchengladbach und Wolfsburg war die Bilanz negativ: Bei zwei Siegen gab es ein Remis und drei Niederlagen (4:9 Tore). In der Rückrunde wurden sogar alle drei Spiele verloren. Die ersten beiden Spieltage der laufenden Saison haben gezeigt, dass es wohl vermehrt auf die direkten Duelle ankommt, will man in der Meisterschaft mehr als nur ein Wörtchen mitreden.

Mögliche Aufstellung:

Bayern: Neuer – Rafinha, Xabi Alonso, Alaba – Götze (Thiago), Lahm, Vidal – Robben, T. Müller, Douglas Costa – Lewandowski

Leverkusen: Leno – Hilbert, Papadopoulos, Tah, Wendell – Kramer, Bender – Bellarabi, Calhanoglu – Kießling, Mehmedi

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