Round-Up: Shoppen in der Reschke-Rampe

Maurice Trenner 31.05.2019

„Bayern kauft die Bundesliga leer“ ist ein oft bedienter und mindestens so häufig widerlegter Mythos. Ist es doch gerade der BVB, der die meisten und teuersten Spieler von der nationalen Konkurrenz ins Ruhrgebiet lockte. Dreizehn der 28 Spieler im letztjährigen Kader stammen von einem Verein aus der Bundesliga. 158,6 Millionen haben die Borussen dafür über die Ladentheke gehen lassen.

Der Rekordmeister aus München hat hingegen nur neunmal bei den direkten Gegnern zugeschlagen und liegt damit im Ranking nur auf Rang Vier. Nach bezahlter Ablöse belegt man mit stolzen 118 Millionen Euro jedoch den zweiten Platz.

Bayern kauft nur von Top-Clubs

Wir wollen noch etwas tiefer in dieses Thema eintauchen. Dazu hat unser Statistik-Guru Lukas die Daten von Transfermarkt.de ausgewertet und bewertet, welcher Verein seit 2016 am meisten Spieler von den besten fünf Vereinen der Bundesliga geholt hat. Diese fünf sind: FC Bayern, BVB, Schalke 04, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach.

Transfers der Bundesliga-Vereine seit 2016 nach Alter und Top-Clubs
(Grafik: Lukas)

In der Grafik sind die Prozentzahlen der Spieler, die von den Spitzenvereinen verpflichtet wurden, dem durchschnittlichen Alter der Neueinkäufe gegenübergestellt. Als Gesamtmenge wurden dabei alle Transfers als Bezug genommen, also nicht nur die aus der Bundesliga.

Auffällig ist, dass der FC Bayern – wie erwartet – über allen Vereinen thront. Aus dem aktuellen Kader treffen die Auswahlkriterien auf Goretzka und Hummels zu. Allerdings muss man zudem die vor 2016 verpflichteten Spieler betrachten, unter anderem Neuer und Lewandowski.

Eine weitere Besonderheit ist, dass die Einkäufe des FC Bayern seit 2016 vergleichsweise jung sind. Nur Hummels, Wagner und Rudy waren zum Zeitpunkt ihrer Verpflichtung älter als 26 Jahre. Die beiden letzteren haben den Verein jedoch bereits wieder verlassen. Ihnen gegenüber stehen beispielsweise Coman, Davies und Sanches, die in ihrer ersten Saison 20 Jahre oder jünger waren.

Erfahrung alleine macht keinen Erfolg

Ebenfalls interessant beim Blick auf die Grafik ist, dass es kein Patentrezept für Erfolg ist, ältere und damit erfahrene Spieler zu verpflichten. Von den vier Teams mit den im Schnitt ältesten Transfers beendeten zwei Mannschaften die Saison im unteren Tabellenviertel. Hannover 96 stieg sogar ab.

Am anderen Ende des Spektrums stehen mit Borussia Mönchengladbach und Red Bull Leipzig zwei Mannschaften, die am jüngsten einkauften und sich beide diese Saison fürs internationale Geschäft qualifizierten.

Dass nach dem FC Bayern die beiden Vereine mit der höchsten Prozentzahl an Transfers von Spitzenclubs ausgerechnet die nächstes Jahr zweitklassigen Teams aus Hamburg und Stuttgart sind, erscheint fast schon grotesk. Große Namen, aber zu wenig Qualität. Mit diesen Worten könnte man beispielsweise die Verpflichtungen von Castro, Aogo und Hahn abstempeln.

Jünger in die Zukunft

Auch in der kommenden Transferperiode ist beim FC Bayern erstmal kein Umdenken zu erwarten. Zwar verpflichtet man mit Pavard und Arp zwei Spieler von eben jenen Zweitliga-Vereinen aus Hamburg und Stuttgart, doch mit Lucás kommt ein Spieler von einem internationalen Top-Verein. Knapp ein Viertel der bayerischen Neuzugänge seit 2016 kam von einer der besten fünfzehn Mannschaften Europas.

Alle drei Spieler eint jedoch, dass sie Jahrgang 1996 oder jünger sind. Mit Ribéry, Robben und Rafinha verliert man zusammengerechnet 104 Lebensjahre Erfahrung. Sollten zudem James und Boateng den Verein verlassen, wie momentan zu erwarten ist, würde man den Altersschnitt deutlich senken.

Auch die aktuell in der Presselandschaft spekulierten Namen Sané und Rodrigo würden in das Beuteschema der Münchner passen. Beide kommen von internationalen Spitzenvereinen und haben ihre besten Jahre noch vor sich. Der Umbruch schreitet voran.

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