Round-Up: Warum Martinez teurer als Tolisso war

Maurice Trenner 22.06.2017

Erst zwei Mal in der Vereinsgeschichte hat der FC Bayern mehr als 40 Millionen Euro in die Hand genommen, um einen Spieler zu verpflichten. Beim ersten Mal im Jahr 2013 kam der damals 23-jährige Javi Martinez aus dem baskischen Bilbao, um die Defensive der Münchner zu verstärken. Mit Tolisso wechselt nun ein Spieler zum FC Bayern, den ebenfalls viele Fans nicht auf dem Schirm gehabt haben dürften, und das für die neue, vereinsinterne Rekordsumme von – in Worten – einundvierzig einhalb Millionen Euro.

Im letzten Transfersommer blickten wir im Blog bereits auf die teuersten Bayern-Transfers der Vereinshistorie. Damals setzten wir diese Ausgaben ins Verhältnis zu den Umsätzen aus der Vorsaison, um den “relativen Preis” des Spielers zu bestimmen. Als “teuerster” Spieler wurde dabei Roy Makaay mit einem Umsatzanteil von 12,1% ermittelt und Javi Martinez landete nur auf Platz zwei mit 10,7%. Durch den kontinuierlichen Anstieg des Bayern-Umsatzes beträgt der “relative Preis” für Tolisso in dieser Berechnungsmethode mittlerweile sogar nur noch 6,6%.

Brasilianer kosten Unsummen

Für den Vergleich in diesem Transfersommer blicken wir auf das Verhältnis des teuersten Bayerntransfers zum weltweit teuersten Transfer. Wie entwickeln sich die Bayern-Ausgaben für ihre “Königs-Transfers” im Vergleich zum internationalen Wettrüsten? Steigt der FC Bayern durch den Tolisso-Transfer in die höchste internationale Stufe der Klubs auf, die jedes Jahr Unsummen für Spieler ausgeben? Wir haben uns die Statistiken dazu angeschaut.

Übersicht der weltweiten und vereinsinternen Transferrekorde über die Jahre. Die rote Fläche stellt den prozentualen Anteil zwischen dem FCB-Rekordtransfer und dem weltweiten Rekordtransfer dar.

Die ersten beiden Rekordtransfers der Münchner in unserer Übersicht sind verglichen mit den heutigen Summen wahre Schnäppchen. In den Jahren 1998 und 2000 verpflichtet Bayern die beiden Brasilianer Giovanne Elber und Paulo Sergio für 6,5 bzw. 6,6 Millionen Euro. Erst vor wenigen Tagen ging der Transfer von Serge Gnabry über die Bühne – für 8 Millionen Euro.

Zeitgleich wechselt ein 21-jähriger Brasilianer von Barcelona zu Inter Mailand. Ronaldo wird mit 28 Millionen Euro zum weltweit teuersten Spieler, ein Rekord der nur ein Jahr später durch einen weiteren Brasilianer – nämlich Denilson, der für 31,5 Millionen Euro zu Betis Sevilla wechselt – übertroffen wird. Es ist die Zeit der teuren Brasilianer.

Zwei Bayern-Rekordtransfers unter sich.
(Bild: Sebastian Schupfner/Bongarts/Getty Images)

Bis zum Sommer 2001 wird der Transferrekord noch drei weitere Male gebrochen. Erst durch Christian Vieri, dann durch Luis Figo, bevor der französische Dirigent Zinédine Zidane für die unvorstellbare Summe von 75 Millionen Euro – oder damals 150 Millionen Mark – sich den Königlichen in Madrid anschloss. Der FC Bayern verpflichtet im gleichen Sommer Claudio Pizarro für 8,2 Millionen Euro – knapp über einem Zehntel der Zidane-Ablöse.

Selbst in der Bundesliga ist Bayern damit weit unter der Rekordablöse. Im Sommer 2001 holt Borussia Dortmund Márcio Amoroso aus Parma und macht den Brasilianer mit 25 Millionen Euro Ablöse auf Jahre hinweg zum teuersten Bundesliga-Einkauf. Es ist die Zeit in der Bayern das Festgeldkonto unangetastet lässt und sich durch gezielte Käufe aus dem Bundesliga-Umfeld im Bereich bis 8 Millionen Euro verstärkt.

Erstmals zweistellige Ablösesummen

Erst im Sommer 2003 investieren die Münchner zum ersten Mal mehr als 10 Millionen Euro und holen den holländischen Stürmerstar Roy Makaay, der die Bayern zuvor mit La Coruna aus der Champions League geschossen hatte. Immerhin 19,75 Millionen Euro lässt sich Deportivo für das “Phantom” bezahlen. Erstmals liegt Bayern damit bei mehr als 25% der weltweiten Rekordsumme.

Bis zum nächsten internationalen Ablöserekord von Cristiano Ronaldo, der Real Madrid im Sommer 2009 94 Millionen Euro kostet, holt Bayern mit Franck Ribery (25 Millionen) und Mario Gomez (30 Millionen) zwei neue Rekordspieler.

Mittlerweile hat ein Umdenken an der Isar stattgefunden. Für internationalen Erfolg muss man sich auch an internationalem Beispiel orientieren. Der Transfer von Ribery stellt sieben Jahre nach Amoroso einen neuen Bundesliga-Rekord auf und entspricht zugleich einem Drittel der weltweiten Rekordablöse.

Die Münchner um Manager Hoeneß greifen nun das Festgeldkonto an, ohne jedoch die Mondpreise der internationalen Konkurrenz mitzumachen. Vielmehr versucht man eine Mannschaft aus gestandenen Bundesliga-Spielern mit einigen internationalen Spielern zu spicken, die an der Isar den Schritt in die Weltspitze machen sollen.

Als letzter solcher Transferrekord kann Manuel Neuer gesehen werden, der im Sommer 2011, wie zuvor auch Gomez, für 30 Millionen in die bayrische Landeshauptstadt wechselt.

40 Millionen für das Triple

Zur Saison 2012/13 verstärkt der oben bereits genannte Martinez das Münchner Star-Ensamble, das im Jahr zuvor in allen drei Wettbewerben den zweiten Platz belegte. Nach diesem Schock bezahlte Bayern erstmals 40 Millionen Euro für einen Spieler.

Die Ablöse von Javi Martinez stellt mit 42,6% der weltweiten Rekordsumme damit den anteilig höchsten Einkaufspreis für einen Bayern-Transfer dar.

Da bis zu diesem Sommer mit Gareth Bale 2013 (101 Millionen) und Paul Pogba 2016 (105 Millionen) der Transferrekord zwei weitere Male geknackt wurde, kommt auch die neue absolute Rekordablöse für Tolisso nicht an diesen Wert heran. So hat der Franzose nur 39,5% des weltweiten Transferrekords gekostet.

Die zwei teuersten Kicker der Welt.
(Bild: OLIVIER MORIN/AFP/Getty Images)
Der Trend ist dennoch nicht zu verkennen. Seit Martinez hat Bayern nun fünf Mal mehr als 35 Millionen Euro Ablöse gezahlt. Neben Tolisso kosteten Vidal, Götze, Hummels und Sanches mindestens diese Summe und damit in etwa 35% des weltweit teuersten Transfers.

Wann fällt der Vieri-Rekord von 1999?

Bis zum heutigen Tag hat Bayern noch keinen Spieler verpflichtet, der mehr als 50% der internationalen Rekordsumme gekostet hat. Ebenso hat Bayern bis heute noch keinen Spieler verpflichtet, der mehr kostete als Christian Vieri 1999 den Inter Mailand gekostet hat – nämlich 45 Millionen Euro. Eine Marke, die seit 18 Jahren besteht.

Der Vereins-Präsident Uli Hoeneß hatte nach dem Saisonende auf dem Rathausbalkon von einer Granate gesprochen, die es benötige, um den aktuellen Kader zu verstärken. Für diese Granate, sofern sie in der aktuellen Transferperiode noch kommen sollte, wären vermutlich beide Marken von oben fällig – sowohl die 50% als auch die 45 Millionen Euro.

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  1. Die Idee ist sehr gut, Ablösesummen erst mal ins Verhältnis zu setzen, bevor man sie vergleicht. Dabei auf eine weitere veröffentlichte Information zurückzugreifen, nämlich die Umsätze, macht Sinn. Andere Daten, die vielleicht noch aufschlussreicher wären, werden nun mal nicht veröffentlicht.

    Man muss bei alledem aber gerade deshalb immer daran erinnern, dass die Ablöse nur ein Teil des Deals ist – und oft nicht der wichtigste. Dass sich die Öffentlichkeit an den Ablösen orientiert, liegt daran, dass diese Zahl veröffentlicht wird (durchaus auch aus Marketinggesichtspunkten – der eine oder andere Verein / Präsident möchte schon auch zeigen, was er alles bezahlen kann und was er den Fans für teure Spieler beschafft). Javi Martinez ist sicherlich auch deshalb nicht der bislang teuerste FC Bayern-Spieler, weil sein Gehalt damals vergleichsweise niedrig war. Vielleicht war Robert Lewandowski, der in keiner dieser tollen Fotostrecken auftaucht, trotz Ablöse von “Null” sogar teurer. Daher dürfte auch der Transfer von Mario Götze der insgesamt teuerste der Bayerngeschichte sein.

    Was komplett außen vor bleibt sind die Vertragsverlängerungen. Die “fünf Jahre mehr” von Ribery, die Vertragsverlängerungen von Schweinsteiger, Boateng, Neuer, Lahm usw. haben mit Handgeld (= “signing bonus”) und jährlichem Salär eventuell vergleichsweise viel wie damals Martinez.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Dieses Handgeld-Thema ist wirklich unfassbar krass.
      Als kleines Indiz für die Relevanz sei die aktuelle Diskussion um Railo im Rahmen des Pogba-Transfers genannt. Die Ablösesumme liegt bei 105 Millionen €. Und Raiola soll 49 Millionen € verdient haben. Ich weiß nicht ob zusätzlich oder als Teil der Ablöse, aber unfassbar ist es so oder so.

  2. Sehr interessante Herangehensweise, die Ablösen in Relation zur finanziellen Potenz zu setzen.
    Noch besser als der Umsatz wäre wohl das EBITDA, da dann besser repräsentiert wäre, dass Engländer und Spanier gegenüber deutschen Clubs noch zusätzlich stark davon profitieren, dass sie enorm viele Fernsehgelder einnehmen, denen im Gegensatz zu Trikotverkäufen keine Kosten gegenüber stehen. Allerdings dürfte es sehr schwer sein, hierzu verlässliche Daten zu finden, das wird glaube ich nur für die letzen Jahre problemlos auffindbar sein.
    Wie Wipf oben schon angemerkt hat, wäre das Gesamtvolumen inklusive Gehalt und Handgeld auch relevant, hierzu dürfte es aber fast keine Daten geben.
    Was aber definitiv noch sehr wichtig ist, ist die Laufzeit des Erstvertrages. Wie mehr oder weniger allgemein bekannt ist, werden Ablösesummen über die Laufzeit des Erstvertrages abgeschrieben. Ein Martínez hat demnach 8 Mio/jahr gekostet, während Vidal und Götze aufgrund ihrer Vierjahresverträge pro Jahr mit 9,25 Mio. in die Gewinn- und Verlustrechnung eingegangen sind. Sie sind also schon ohne Berücksichtigung von Gehalt etc. die eigentlichen Rekordtransfers.

    (Ablöse + Gehaltsvolumen) / Anzahl der Vertragsjahre in Relation zum EBITDA

    wäre wohl die beste Annäherung, aber sehr aufwendig zu berechnen.

    Tatsächlich habe ich jetzt noch die Ebitda-Zahlen seit 2006 gefunden und mal die Transfers nachgerechnet, die ich als teuerste erwarte:

    Vidal:
    37 Ablöse + ca. 13 Mio Gehalt (laut Fottballleaks) = 19,25 / Jahr
    Ebitda 2014/2015: 111,3 Mio => Vidal bei Verpflichtung pro Jahr ca. 20% des Vorjahres-Ebitda gekostet

    Götze:
    37 Ablöse + 10 Mio Gehalt (von mir geschätzt) = 19,25 / Jahr
    37 Ablöse + 12 Mio Gehalt (häufig kolportiert, glaube ich aber nicht) = 21,25 / Jahr
    Ebitda 2012/2013: 67,4 Mio. => 28,5 bis 31,5 % des Vorjahres-Ebitda

    Mein Geheimtipp: Luca Toni
    13 Ablöse + 12 Mio Gehalt (Gerichtsakten) = 15,25/Jahr
    Ebitda 2006/2007: 53,5 Mio. => 28,5 % des Vorjahres-Ebitda

    Ich habe mich sicher irgendwo verrechnet, Bonuszahlen bei Gehalt und Ablöse nicht berücksichtigen können und eventuell geflossene Handgelder nicht miteinberechnet, aber das dürfte sonst schon ein guter Einblick sein.

    Zu Makaay habe ich auf die Schnelle kein Ebitda finden können und Gehälter kann man von damals eh sehr schlecht einschätzen.

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. EBITDA ist natürlich auch ein Gedanke – allerdings unterstellt dieser betriebswirtschaftliche Vernunft. Bei südeuropäischen Clubs wie dem aktuellen CL-Titelträger ist man es ja gewohnt, dass die jahrelang Rekordverluste auftürmen, die dann durch Grundstücksdeals mit der Kommune oder Steuererlass durch Fiskus und Monarchen (“real” – “königlich”) auf einen Schlag ausgeglichen werden.

      Übrigens: Vielleicht wäre es am “richtigsten”, einfach die Gesamt-Abschreibungen auf Transfersummen (des Jahres, in dem der Transfer stattfindet), zu den durch den Transfer hinzukommenden jährlichen Abschreibungen ins Verhältnis zu setzen (das soll aber dann bitte Herr Dreesen machen …).

      Interessant auch der spiegelverkehrte Fall des Verkaufs: Wie lange hatte ein Spieler noch Vertrag und wie hoch war die Ablöse? Dann wurde Douglas Costa (40 Mio. bei Vertrag bis 2020) im Vergleich zu Toni Kroos (30 Mio. bei einem Jahr Restlaufzeit) geradezu verschleudert.

      1. Eigentlich nicht. Toni Kroos ist nämlich bei weitem stärker als Costa, und das spielt bei der Ablöse bekanntlich auch eine Rolle ;)

    2. Guter Ansatz hier von Dir. Ich dachte auch daran, das man das eigentlich nicht am (brutto-) Umsatz des (ganzen) Vereins messen kann. Wenn ich es bspw. an die Umsatzrendite der jeweiligen Jahre knüpfe ergeben sich nochmal andere Werte. Vielleicht wäre weiterhin auch interessant in die “Berechnungen” einfließen zu lassen, inwieweit ein Transfer /eine Vertragsverlängerungen sich auch günstig auf Umsätze bzw. das Geschäftsergebnis insgesamt auswirken. Bei Real Madrid beispielsweise sollen ja vorgeblich weit mehr als 100 Millionen Euro erlöst worden sein allein durch den Trikotverkauf bei Ronaldo. Vorher hatten sie ja wohl bereits eine Bestmarke im Trikotverkauf bei David Beckham gesetzt. Also kann man wohl schlussendlich nur “seriös” beantworten wer der teuerste Transfer war, wenn man die Spieler isoliert, betriebswirtschaftlich als “Abteilung” mit einzelnen Ein-/Ausgaben betrachtet und am Ende abrechnet. Einen Transfer machen ja bspw. auch eine langwierige Verletzung, oder Leistungsschwäche und/oder ein weiterer Transfer des jeweiligen Spielers teurer oder günstiger.

  3. Interessant wäre evtl. auch eine Saisonrangliste.
    Z.B. wieviele Spieler wechselten in selben Jahr für eine höhere Ablöse den Verein.
    Waren Makaay und Martinez die zweitteuersten oder zwanzigsteuersten Transfers der entsprechenden Transferperiode.
    Gefühlt würde ich sagen, dass der FCB die letzten Jahre vorsichtiger agierte. Denn Makkay, Ribery, Robben oder auch Martinez setzten mit den Ablösesummen schon gewiss Ausrufezeichen. Heutzutage hauen einen 40 Mio. nicht mehr wirklich vom Hocker.

    Klar, alles ein wenig subjektiv, da Ablösefreie Spieler nicht erfasst werden, genauso wie Unverkäufliche.

  4. Bei der Hitze habe ich andere Gedanken und Rechenbeispiele.
    Habt ihr euch auch gefragt, wo das hinführt und was soll Bayern, nach Kenntnis der Zahlenspiele ander machen?
    Auch ist das Sommerloch ausgebrochen.

  5. Auch hier ist das Sommerloch ausgebrochen

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Ich finde diese Themen übrigens deutlich spannender als das sechste und unbedeutende CL-Hauptrunden-Gruppenspiel zu Hause gegen Traktor Tarnow oder einen eventuellen DFB-Pokal”knaller” gegen den Hamburger Kapitulations- und Sportverein. Dass Bayern ganz bewusst bei Auslandstransfers eine vom Mainstream abweichende Linie fährt, und das seit Jahrzehnten, ist doch die Basis der heutigen wirtschaftlichen Stärke.

  6. Der Vergleich ist nicht uninteressant – vor allem für einen Statistikfreak wie mich.

    Nachdem dies aber ein FCB-Forum ist, vermisse ich hier eigentlich die Würdigung der Leistung des Vereins durch seine Fans: Obwohl man diesen gruseligen Transferwahnsinn nicht mitgemacht hat, gehört der FCB in diesem Jahrzehnt zu den Top3-Clubs auf diesem Planeten. Das freut mich persönlich wirklich und macht mich stolz auf meinen Verein.

    Übrigens:

    “Im letzten Transfersommer blickten wir im Blog bereits auf die teuersten Bayern-Transfers der Vereinshistorie. Damals setzten wir diese Ausgaben ins Verhältnis zu den Umsätzen aus der Vorsaison, um den “relativen Preis” des Spielers zu bestimmen. Als “teuerster” Spieler wurde dabei Roy Makaay mit einem Umsatzanteil von 12,1% ermittelt und Javi Martinez landete nur auf Platz zwei mit 10,7%.”

    Ich bin ja schon etwas länger beim FCB dabei, und habe durchaus auch bemerkt, dass hier im Beitrag eher die Zahlen dieses Jahrtausends bzw. der letzten ca. 20 Jahre verwendet werden. ABER wenn wir von den FCB-Rekordtransfers der Vereinshistorie bzgl. des Verhältnisses zu den Vorsaisonumsätzen sprechen, dann würde ich gerne das Augenmerk auf 1978 und 1980 lenken:

    1978 wurde ein gewisser Paul Breitner von Eintracht Braunschweig verpflichtet: Ablösesumme damals: 1,75 Mio DM – der Umsatz in jener Zeit war ungefähr 10 Mio DM … macht dann wohl ca. 17,5%!!
    (Breitner ließ man übrigens 1974 für 3 Mio DM nach Madrid ziehen)
    Und 1980 gab es den legendären Transfer von Calle Del Haye von M´gladbach zu den Bayern. Der Beginn des Märchens, dass Bayern durch Transfers hauptsächlich die BL-Konkurrenten schwächen möchte.
    Del Haye, der in München zwar nicht riesig eingeschlagen hat, aber beileibe auch nicht der Ersatzspieler war, den viele später aus ihm gemacht haben, kostete legendäre 1,3 Mio DM … der Umsatz sollte 1979/80 bei ca. 10-12 Mio DM gelegen haben …

    Internationale Rekordtransfers damals?
    http://www.spiegel.de/sport/fussball/transfers-die-entwicklung-der-rekord-abloesesummen-a-920108.html
    Cruyff 1973 beim Wechsel von Ajax zu Barca angeblich umgerechnete 1,9 Mio EURO … da war der Transfer vom Breitner Paul ein Jahr später nicht weit davon entfernt.
    1984: Maradona Barca => Napoli 12 Mio EURO … und damit doppelt so teuer wie der Kalle bei seinem Wechsel zu Inter? (12 Mio DM) Er erzählt ja noch heute gerne, dass damit der Verein auf einen Schlag schuldenfrei war … ;-)

    Abschließend kann ich nur sagen: Ich finde die Entwicklung der Transfersummen nur noch besch****n – und wenn man dann hört, dass ein Raiola angeblich beim Pogba-Wechsel 50 Mio EURO kassiert hat, dann ist Dauerko***n angesagt. Ganz übel!!

    Antwortsymbol5 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Das waren aber die Zeiten vor Bosmann. Auch wenn ein Vertrag ausgelaufen war, konnte ein Spieler nicht ablösefrei wechseln. Er hat entweder mit seinem bisherigen Verein verlängert, oder er wechselte den Verein, wenn die beiden Clubs bei der Ablöse zusammenkamen (wie die errechnet wurde weiß ich nicht – es gab wohl DFB- bzw. UEFA-Vorgaben).

      Der deutsche Rekordtransfer der frühen 70er Jahre war übrigens Paul Breitner – ging für sage und schreibe fast 3 Mio. DM ins Franco Spanien zu Real Madrid ..

      Soweit ich mich richtig erinnere gingen die Ablösen nach dem Bosmann-Urteil auch erst mal runter – nicht allzu lang, dann ging der Wahnsinn los.

    2. “Obwohl man diesen gruseligen Transferwahnsinn nicht mitgemacht hat,”

      12 Millionen/Jahr Gehalt im Jahr 2007 für den 30-jährigen Luca Toni
      35 Millionen + x Boni für einen 18-jährigen Sanches mit einem halben Jahr Profierfahrung.
      102 Millionen für Gómez, Götze und Sanches, obwohl alle drei von den jeweiligen Trainern nicht gewollt waren.
      Mehr als 90 Millionen für Innenverteidiger seit 2012 – Martínez, der vor und nach der Saison 12/13 sowie in der N11 auch immer Innenverteidiger gespielt hat, nicht mal eingerechnet.

      Das klingt alles für mich nach ziemlich viel Wahnsinn.

      Es passiert sicher extrem viel “Wahnsinn” auf dem Transfermarkt, bei dem es gut ist, dass man beim FC Bayern nicht mitzieht.
      Kategorisch sinnvolle, langfristige Transfers wie De Bruyne aus Prinzip zu verweigern, weil die Ablöse mal etwas höher ist, aber dafür dann jährlich unnötige Spieler für 35+ Millionen zu holen, ist mindestens genauso viel Wahnsinn.

      1. Toni: Hat – jedenfalls bis zur EM 2008 – adäquat geliefert.
        Sanches: Entscheidend sind Ablöse und Gehalt – die Ablöse wird man für den Fall, dass es mit Sanches nicht klappen sollte, wieder reinholen. Und – bist Du sicher dass CA ihn nicht wollte?
        Gomez: Der war schon da, bevor man den Trainer (van Gaal) verpflichtet hatte. van Gaal hat sein Urteil über Gomez später übrigens relativert (eine Seltenheit bei einem Mann wie van Gaal).
        Götze: Alle fünf Jahre macht Bayern einen für mich komplett unnachvollziebaren Transfer.

        Innenverteidiger: Bayern kauft seit Bremens Meistertitel 2004 mindestens alle zwei Jahre einen Innenverteidiger für einen jeweils deutlichen zweistelligen Millionenvertrag. Hummels wurde sicher auch aus Marketinggesichtspunkten geholt (Deutscher, eloquenter Spieler).

        De Bruyne: Wäre aus heutiger Sicht eventuell richtig gewesen, ihn zu holen (zumal die 65 Mio. sich heute relativeren). Aber ich denke, wenn Bayern einmal damit anfängt, mehr als 40 Mio. zu bezahlen, wollen alle mehr als 40 Mio.

      2. “Toni: Hat – jedenfalls bis zur EM 2008 – adäquat geliefert.”
        Eine Saison lang bei hochdotiertem Vierjahresvertrag. Abgesehen davon will ich auch gar nicht sagen, dass ich jeden einzelnen von mir genannten Transfer ablehne. Toni hatte durchaus einen gewaltigen Impact in der Saison 07/08. Mir geht’s nur darum, dass die Konditionen eben tatsächlich schlicht und ergreifend der öffentlichkeitswirksam so oft geschmähte Wahninn waren. 12 Mio. im Jahr 2007 – da müsste er doch einer der bestbezahlten Spieler der Welt gewesen sein, was zum gepflegten Image doch so gar nicht passt.

        Sanches
        Es sieht zumindest nicht so aus, als ob Ancelotti auch nur irgendetwas mit ihm anfangen kann. Und ob man die gezahlte Sockelablöse plus Übertragung der Klauseln von einem anderen Verein bekommt, wage ich zu bezweifeln. Aber sowohl das eine als auch das andere sind eigentlich zweitrangig. Es kommt darauf an, dass diese Konditionen für jemanden mit kaum Profierfahrung doch wieder ebenjener Wahnsinn sind und quasi ohne Parallele in der Transfergeschichte. Anderson bei United fällt mir noch ein – ein positives Beispiel ist der aber sicher nicht.

        “Gomez: Der war schon da, bevor man den Trainer (van Gaal) verpflichtet hatte”
        In diesem Satz steckt die Quintessenz aller Probleme des FC Bayern. Wie kann man bitte auf die Idee kommen, einen neuen Rekordtransfer zu tätigen, ohne diesen mit dem neuen Trainer abzustimmen bzw. den neuen Trainer und dessen Vorlieben zu können. Einen Konterstoßstürmer für eine Rekordablöse verpflichten und dann den größten Ballbesitzfetischisten der Welt als Trainer verpflichten – man weiß nicht ob man lachen oder weinen soll.

        Aber ich drifte hier schon wieder viel zu sehr in die falsche Richtung ab. Mit geht es gerade mehr um die rein finanzielle Bewertung der Transfers als um die Eignung der Spieler. Und da fällt auf, dass man eben auch dann den Transferwahnsinn mitmacht, wenn man nicht die aller teuersten Transfers tätigt. Auch die Umstände können den viel beschworenen Wahnsinn ausmachen. Übrigens nicht nur hier, sondern auch woanders. Der wahnsinnigste Transfer bei Real ist für mich zum Beispiel kein Ronaldo oder Bale, sondern Vinicius Jr. Deutlich billiger, aber aufgrund der Umstände wahnsinniger.

      3. Und gleich noch ein Nachtrag zu Toni.
        Der ist ja geradezu ein Paradebeispiel, dass man den “Wahnsinn” manchmal eben doch mitmachen muss. Die Konditionen waren wie gesagt nahezu absurd, aber es hat sich trotzdem ausgezahlt, ihn zu verpflichten.
        Der Toni-Transfer ist also weniger ein Negativbeispiel, sondern vielmehr Beleg für die Inkonsequenz und Widersprüchlichkeit der Transferphilosophie.

  7. Es ist immer ein Erlebnis,wenn man einfach mal die Klappe hält
    Gruss

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Hahaha – jaaaa, wie recht du doch hast – Genau auf den Punkt gebracht! ;-) ;-)

  8. Sprechen wir hier überhaupt noch von richtigem Geld oder nur noch von Zahlen auf Papier ist doch bekloppt
    das mit solchen Massen an Geld zu machen. Es geht hier nur um Menschen die einen Job machen wie jeder andere auch. Mann sollte mal überlegen ob sich das ganze nicht viel zu hoch gebauscht hat. Und sinnvoller mit dem Geld umgehen wenn interessiert es wie viele Autos sich die Profis damit kaufen können. Fahren kann man nur mit einem.

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