Round-Up: Kovac, der Fünfte

Maurice Trenner 26.04.2018

Zusammen mit seinem Bruder Robert Kovac wechselte Niko Kovac im Sommer 2001 an die Isar. Zur neuen Saison kehren die beiden Brüder nun an der Seitenlinie zurück in die Fußballhauptstadt Deutschlands. Insgesamt ist Kovac damit in der Bundesliga-Ära der fünfte frühere Spieler der Münchner, der später in der Karriere als Übungsleiter fungieren sollte. Im heutigen Round-Up wollen wir auf seine Vorgänger blicken.

Lerby, der Unvorbereitete

Von 1983 an wirbelte Sören Lerby im Mittelfeld der Roten. Der dänische Nationalspieler war jahrelang von Hoeneß umworben worden und überzeugte nach Anlaufschwierigkeiten in seinen drei Spielzeiten im Dress der Münchner. So gelangen Lerby in 89 Bundesliga-Partien beachtliche 22 Treffer.

Als man in die Saison 1991/92 mit Trainer Jupp Heynckes schwach startete und zudem gegen Homburg aus dem DFB-Pokal ausschied, besann sich Hoeneß auf seinen ehemaligen Mittelfeld-Leitwolf und holte Lerby, der erst zwei Jahre zuvor seine Karriere in Eindhoven beendet hatte und keinerlei Erfahrung als Trainer vorweisen konnte, als Coach zum FC Bayern.

Die Hoffnung von Hoeneß bestand wohl darin, dass der frühere Anführer auch diesem Hühnerhaufen von Mannschaft einen klaren Weg aufzeigen und eine notwendige Struktur implementieren könne. Aus Verbundenheit zum Manager und dem FC Bayern sagte der Däne zu, sollte diese Entscheidung jedoch schnell bereuen.

An der Seitenlinie war Lerby chronisch überfordert. Nicht einmal bis zum Ende der Saison hielt es der Neu-Trainer aus. In seine Amtszeit fielen eine peinliche 2:6-Niederlage gegen Bröndby Kopenhagen sowie hohe Pleiten gegen Kaiserslautern und Dortmund.

Nach nur 155 Tagen war das Experiment Lerby beendet. Der Däne konnte von 15 Bundesliga-Spielen nur vier Siege vorweisen. Für die restliche Saison übernahm Erich Ribbeck, doch auch der spätere Nationaltrainer konnte Bayern nicht auf einen Europapokalplatz führen.

Über seine 15 Spiele holte Lerby im Schnitt gerade einmal 1,2 Punkte/Spiel.

Beckenbauer, der Weltmeister-Trainer

Was hatte Franz Beckenbauer nicht schon alles erreicht. Als Spieler hatte sich der Kaiser als Libero des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft unsterblich gemacht und dann gelang es ihm 1990 auch noch als DFB-Teamchef den Weltpokal nach Deutschland zu holen.

Gleich zweimal ließ sich die selbsternannte Lichtgestalt des deutschen Fußballs erbarmen und übernahm in Zeiten von Not das Traineramt der Münchner. Beide Male sollten die Münchner am Ende mit einem Titel die Saison beenden.

Im Dezember 1993 war endgültig Schluss – Ribbeck hatte genug und trat zurück. Immer wieder wurde der erfahrene Bundesliga-Trainer für seine mäßigen Resultate bei den Münchnern kritisiert.

Beckenbauer übernahm den auf Platz zwei liegenden FC Bayern und schaffte es die Mannschaft umzukrempeln. Ab seinem Amtsantritt herrschten Ruhe und Disziplin an der Säbener Straße. Zudem zog mit dem Weltmeister-Trainer ein gewisser Glamour in München ein. Es konnte schließlich nicht jeder einen Beckenbauer als Trainer vorweisen. Und obwohl der Kaiser keine taktische Revolution brachte, so reichte es dennoch am Ende zum Meistertitel – dem ersten nach vier Jahren.

Kaiser und Kurzzeit-Trainer Beckenbauer feiert die Meisterschaft 1994 mit Klaus Augenthaler.
(Foto: Beate Mueller/Bongarts/Getty Images)

Zur darauffolgenden Saison übernahm Beckenbauer als Präsident des FC Bayern München e.V. und stellte Trapattoni als Trainer ein.

Nachdem es Trapattoni nur zwei Spielzeiten in München hielt, verpflichtete Beckenbauer höchstpersönlich den „besten und erfolgreichsten Trainer der Republik“ mit Otto Rehhagel, der zuvor mit Bremen Meister und Pokalsieger geworden war. König Otto kam bei der Mannschaft jedoch nie wirklich an und so musste nach einer Niederlage in Rostock im April erneut Kaiser Franz übernehmen.

In nur noch vier Bundesliga-Spielen unter dem Interim gab es nur einen Sieg. Im von Beckenbauer selbst getauften Cup der Verlierer, dem UEFA-Pokal, konnte man jedoch beide Endspiele gewinnen. Der akribische Planer und Vorbereiter Beckenbauer hatte erneut einen Tiel an die Isar geholt.

Nach zwei Amtsperioden, 18 Bundesliga-Spielen und einem Schnitt von 1,83 Punkten/Spiel zog sich Beckenbauer aus dem Trainergeschäft zurück.

Klinsmann, das Experiment

Der 11. Januar 2008 schockte die deutsche Medienlandschaft. Jürgen Klinsmann, Initiator des Sommermärchens von 2006, wurde als Nachfolger des jahrelangen Erfolgtrainers Ottmar Hitzfeld in München der Öffentlichkeit präsentiert. Eine Nachricht, die viele überraschte und ein Medienecho bis zur Bundeskanzlerin hervorrief.

Obwohl Klinsmann in seinen beiden Spielzeiten in München jeweils bester Torschütze der Mannschaft war und im UEFA-Pokal 1996 mit 15 Toren sogar einen bis 2011 gültigen Rekord aufstellte, war der Schwabe nie eine Bayern-Legende gewesen. Bei den Fans wurde Klinsmann nach seiner Verpflichtung sogar sehr kritisch gesehen, hatte er doch vor der WM 2006 den Publikumsliebling Oliver Kahn aus dem Tor vertrieben.

Dennoch sah gerade Rummenigge in Klinsmann die Chance einen Hauch vom Sommermärchen an die Säbener Straße zu holen. Mit dem beliebten Cheftrainer sollte Bayern auf einer bundesweiten Sympathiewelle schwimmen. Dazu hatte der Ex-Nationaltrainer in Lahm, Schweinsteiger und Podolski auch drei seiner Hauptakteure des Sommers 2006 an der Seite.

Symbolisch für seine Zeit beim FC Bayern: Ex-Goalgetter Klinsmann im Abseits.
(Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Mit Klinsmann trat der FC Bayern eines der größten Experimente und zugleich eine der interessantesten Phasen in der Vereinshistorie an. Der Schwabe, der zuvor noch keine Erfahrung als Vereinstrainer hatte, krempelte, sofern es in seiner Macht stand, den kompletten Verein auf links. Ein neues Trainingszentrum sollte entstehen, Spieler sollten mehr Zeit auf der Anlage verbringen und mit Chefarzt Müller-Wohlfahrt überwarf er sich ebenfalls. Nicht zu vergessen die legendären Buddha-Figuren.

Als zudem der sportliche Erfolg ausblieb, man gegen Barcelona mit 0:4 untergegangen war und sich in der Liga 1:5 gegen Wolfsburg blamiert hatte, zog der Verein die Reißlinie. Nach 16 Siegen in 29 Spielen war das Mindestziel Qualifikation Champions-League in akuter Gefahr und Jupp Heynckes sprang kurzfristig als Trainer ein.

Trotz der frühen Entlassung schaffte Klinsmann einen Schnitt von 1,86 Punkten pro Spiel.

Sagnol, der Eintages-Trainer

Als bisher letzter Ex-Spieler durfte Willy Sagnol in dieser Saison ein Bundesliga-Spiel der Münchner leiten. Der ehemalige Flankengott war im Sommer 2017 dem italienischen Star-Coach Carlo Ancelotti als Aufpasser an die Seite gestellt worden. Als Spieler hatte Sagnol 2001 die Champions-League gewonnen und passte somit gut in die Phase der Hoeneß-Renaissance.

Doch auch mit Co-Trainer Sagnol sollte es mit Ancelotti und dem FC Bayern nicht bergauf gehen. Nach einer Klatsche in Paris wurde der Italiener kurzerhand entlassen und am nächsten Spieltag sollte Sagnol, der zuvor bereits Bordeaux trainiert hatte, die Münchner wieder in die Erfolgsspur bringen.

Nach einer 2:0-Führung durch Hummels und Lewandowski verschenkten die Roten jedoch leichtfertig den Sieg in der Hauptstadt und so musste der Franzose nach nur einem Spiel seine Sachen packen. Erneut übernahm kurzfristig Jupp Heynckes. Die Tatsache, dass der Vertrag mit Sagnol nach der Jupp-Rückkehr mehr oder wenig im stillen Kämmerchen aufgekündigt wurde, spricht Bände.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Tobias Günther entstanden.

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