Miasanrot Stats Corner: Saisonrückblick Teil 2 – Spielerstatistiken

Lukas Trenner 14.06.2021

Der Großteil der gerne zitierten Spielerstatistiken ist jeweils nur für einen bestimmten Spielerkreis relevant und ermöglicht wenig Vergleichbarkeit. Betrachten wir beispielsweise die Anzahl der geschossenen Tore, schneiden hier Stürmer naturgemäß besser ab als eher defensiv ausgelegte Spieler. Auch für Assists, Zweikämpfe und Pässe kommen sofort Rollen und Positionen in den Sinn, welche tendenziell besser abschneiden sollten. Auch wenn wir auf einige dieser Statistiken später auch noch zu sprechen kommen, beginnen wir den Rückblick mit einer objektiv sehr einfachen und gleichzeitig gut vergleichbaren Größe: der Spielzeit.

Kader

Nachfolgende Grafik zeigt uns die Anzahl der gespielten Minuten sämtlicher Spieler des FC Bayern in Pflichtspielen der Saison 2020/21. Farblich markiert sind zusätzlich Spieler, welche neu zum Verein gestoßen sind (in grün) oder den Verein nach der Saison verlassen haben (in blau). Insgesamt traten die Bayern zu 50 Pflichtspielen an, somit liegt die maximal mögliche Spielzeit bei ca. 4500 Minuten (nicht berücksichtigt sind hier Verlängerungen oder Transfers nach bereits eingesetztem Spielbetrieb).

Wenig überraschend kommt Manuel Neuer auf die meiste Spielzeit in der abgelaufenen Saison. Neuzugang Alexander Nübel durfte nur in 4 Partien (1x Bundesliga, 1x DFB Pokal, 2x Champions League) für den Welttorhüter einspringen.

Auf Platz 2 der Spieler mit den meisten Minuten folgt David Alaba. Wie bereits in einem früheren Artikel aufgezeigt, verlieren die Bayern mit ihm also ungewohnterweise einen sehr zentralen Spieler. Jérôme Boateng folgt einige Plätze hinter Alaba, weist jedoch immer noch über 3000 gespielte Minuten auf. Auch ihn wird der FC Bayern sicher vermissen.

Mit Müller, Lewandowski und Kimmich sind die Top-5 komplett. Alle drei waren tragende Säulen des Erfolgs und landen nicht überraschend im obersten Bereich der Grafik.

Ein Blick auf die Abbildung lässt noch weitere Erkenntnisse zu. Der klar sichtbare Sprung in der Spielzeit von Kader-Position 14 zu 15 zeigt, dass Hansi Flick zwar nicht nur elf Spieler einsetzte, aber auch nicht übermäßig rotierte. Unter Berücksichtigung der besonderen Umstände (Tolisso war lange verletzt, Musiala wurde langsam an die erste Mannschaft herangeführt und Choupo-Moting hatte einen gewissen Robert Lewandowski vor sich), kann man wohl 18 Spieler identifizieren, welche in den Plänen des Trainers eine größere Rolle spielten. Dass von den sieben Neuzugängen (Tiago Dantas ist Neuzugang und Abgang zugleich) nur zwei Spieler unter diesen 18 sind, ist sicherlich nicht ideal. Andererseits wurden diese auch größtenteils nur als Ersatz verpflichtet (als Ausnahme hierzu könnte Marc Roca genannt werden, der hoffentlich unter Nagelsmann mehr Spielzeit erhalten wird).

Nur die Spielzeit heranzuziehen und daraus auf die – vom Trainer gesehene – Qualität und Form eines Spielers schließen zu wollen, ist sicherlich zu wenig. Insbesondere, wenn externe Faktoren wie Verletzungen und Sperren hier einen größeren Einfluss haben können. Die nachfolgende Grafik zeigt daher nun den Anteil an Spielen, in welchen ein Spieler verfügbar war und eingesetzt wurde (in rot) an den Spielen, für welche er insgesamt verfügbar gewesen wäre (rot+grün). Verletzungen (hellblau) und Spielsperren (dunkelblau) sind hierbei herausgerechnet. Wichtig für die Interpretation ist noch, dass hierbei nicht zwischen einem 5-Minuten-Einsatz und einem Einsatz über die vollen 90 Minuten unterschieden wird.

Noch deutlicher als in der Grafik zuvor werden nun die 18 Spieler deutlich, welche für Flick zentral waren. Auch zeigen sich starke Effekte durch Verletzungen (Tolisso wurde in 92% der Spiele eingesetzt, in welchen er verfügbar war) und eingesetzte Minuten (Choupo-Moting, Musiala, Martínez und weitere kamen zwar in über 70% der jeweilig relevanten Spiele zum Einsatz, dies jedoch häufig nur für eine begrenzte Spielzeit).

Neben Tolisso sind sicher auch der hundertprozentige Einsatz von Müller sowie die sehr hohe Quote von Sané bemerkenswert. Am anderen Ende der Skala ist wiederum zu sehen, dass Marc Roca in 72% der Spiele, für welche er einsatzbereit gewesen wäre, nicht auf den Platz durfte.

Die einzigen Spieler, welche verletzungsbedingt kein Spiel verpassten, waren Neuer, Boateng, Sarr und Dantas (Corona-bedingte Ausfälle zählen wir hierfür als Verletzung).

Auch wenn die Spielzeit eine tolle Metrik ist, da sie den fairen Vergleich aller Spieler erlaubt, sind Tore doch immer noch die entscheidende Größe in jedem Fußballspiel. Daher werfen wir im folgenden auch einen Blick auf Tore und Torvorlagen: also Torbeteiligungen.

Torbeteiligungen

In obiger Grafik sind auf der vertikalen Achse sämtliche Torbeteiligungen in Pflichtspielen abgebildet. Zur besseren Vergleichbarkeit ist die Anzahl der Beteiligungen durch die Spielzeit geteilt und auf volle 90 Minuten hochgerechnet. Robert Lewandowski mit einem Wert von ca. 1.5 beteiligt sich also im Schnitt pro Spiel (genauer: pro 90 gespielten Minuten) an eineinhalb Toren. Auf der horizontalen Achse wiederum ist die Spielzeit abgetragen. Multiplizieren wir die Spielzeit mit den Torbeteiligung pro 90 Minuten, ergibt sich die absolute Anzahl an Beteiligungen. Diese kann anhand der grauen Linien nachvollzogen werden. Zudem finden sich in Klammern hinter dem Spielernamen jeweils die Anzahl an Toren und Vorlagen [T/V].

Offensichtlich bemerkenswert ist Robert Lewandowski. Beeindruckende 57 Torbeteiligungen heben ihn weit vom Rest ab. Auch Thomas Müller ist mit 15 Toren und 24 Assists noch in einer eigenen Liga. Seine Quote pro 90 Minuten ist zwar nicht ganz so deutlich über denen von Coman, Sané, Goretzka oder Gnabry; durch seine deutlich höhere Einsatzzeit kommt er jedoch absolut auf eine weit höhere Ausbeute.

Die Unterschiede zwischen den drei am meisten eingesetzten Flügelspielern sind nur gering. Coman kommt zwar auf weniger Tore als seine Konkurrenten, kann dafür jedoch mehr Vorlagen aufweisen. Gnabry hat die meisten Tore der drei, dafür am wenigsten Assists und Sané pendelt sich zwischen den beiden ein. Weiterhin bemerkenswert sind auch Goretzka und Kimmich, welche beide ähnlich viele Torbeteiligungen aufweisen können wie die drei nominell deutlich offensiveren Flügelspieler.

Wie schon häufig erwähnt sind diese Statistiken für sich genommen jedoch nur wenig aussagekräftig. Ein Vergleich mit anderen Spielern der größten fünf europäischen Ligen kann helfen die Zahlen ins Verhältnis zu setzen.

Europaweiter Vergleich

Statt wie bisher auf tatsächliche Tore und Vorlagen zu blicken, wechseln wir nun zu erwarteten Toren und erwarteten Torvorlagen (siehe hierzu auch die kurze Erklärung von “Expected Goals” aus Teil 1 der Serie). Erwartete Torvorlagen folgen dem selben Muster wie Expected Goals: Flankt etwa Coman auf Lewandowski und dieser schließt auf das Tor mit einem Expected-Goal-Wert von 0.5 ab, erhält Coman hierfür 0.5 Expected Assists zugeschrieben.

Obige Grafik zeigt also die erwarteten Tore pro 90 Minuten auf der y-Achse und die erwarteten Torvorlagen pro 90 Minuten auf der x-Achse. Anders als in der Grafik zuvor werden die Zahlen nun jedoch nicht ins Verhältnis zur Spielzeit gesetzt. Dies ist wichtig hervorzuheben, da das Standardisieren der Werte auf 90 Minuten zu seltsamen Ergebnissen führen kann: Ist beispielsweise der einzige Einsatz eines Spielers in einer Saison ein einminütiger Auftritt, welcher in einem Tor mündet, käme dieser Spieler auf im Schnitt 90 Tore pro 90 Minuten. Um solche Ausreißer auszuschließen, sind hier nur Spieler abgebildet, welche mindestens 1350 Minuten gespielt haben.

Wenig überraschend ist Lewandowski auch im internationalen Vergleich immer noch Spitze. Auch wenn ihm hier Luis Muriel von Atalanta Bergamo dicht auf den Fersen ist. Gnabrys Ausbeute ist ebenfalls beeindruckend. Neben dem Wechsel von tatsächlichen Toren/Vorlagen zu erwarteten Toren/Vorlagen, wird hier zudem jeweils nur die Leistung in der nationalen Liga betrachtet. Die Ursache für das bessere Abschneiden von Gnabry im Vergleich zur vorherigen Betrachtung kann in beiden Änderungen gefunden werden. Zum einen erreichte er einen Großteil seiner Torbeteiligungen in der Liga (während z.B. Sané auch mehrmals in der CL und der Club WM traf) und zum anderen blieben insbesondere seine Assists deutlich unter den erwarteten Assists, wofür es eine Vielzahl unterschiedlicher Gründe geben kann, welche nicht unbedingt in der Kontrolle des Spielers selbst liegen müssen.

Neben dem internationalen Vergleich wollen wir auch einen kurzen Vergleich mit der jüngeren Vereinshistorie machen.

Kontinuität

Folgende Grafik zeigt Flügelspieler und Thomas Müller und bildet die Anzahl an Torbeteiligungen pro Saison ab. Zusätzlich ist mittels der grauen Balken noch die prozentuale Spielzeit zu sehen.

Wie die meisten Vergleiche mit vergangenen Saisons kann auch dieser viele verschiedene Geschichten erzählen:
Geschichten von der unglaublichen Konsistenz von Thomas Müller, seiner Transformation vom Torschützen zum Vorlagengeber, der jahrelangen Dominanz von Robben und Ribéry, von Comans stetig steigendem Einfluss oder der starken Torausbeute von Serge Gnabry.

Da dieser Artikel jedoch hauptsächlich die vergangene Saison beleuten soll, überlassen wir das Finden weiterer Geschichten an dieser Stelle gerne dem Leser.

Spielernoten

Nach einer solchen Vielzahl objektiver und quantitativer Statistiken wollen wir auch einen – zumindest kurzen – Blick auf eine etwas qualitativere Einschätzung von Spielern werfen. Im Gegensatz zu obigen Zahlen könnte in der Theorie hier zumindest der Bias gegenüber bestimmten Positionen und Rollen geringer ausfallen und somit ein Vergleich zwischen z. B. Stürmern und Verteidigern einfacher durchgeführt werden (ob dem in der Praxis auch so ist, möchte ich hier nicht näher beurteilen).

Für die folgende Grafik haben wir die durchschnittlichen Noten des Kickers, von Transfermarkt.de und von Ligainsider gebildet und diese visualisiert. Der rote Punkt steht hierbei jeweils für die Note des Kickers, der schwarze Balken verbindet die beste Note der drei Quellen mit der schlechtesten.

Analysieren wir einzig die Noten des Kickers, zeigen sich bereits einige Cluster. Robert Lewandowski befindet sich in einer eigenen Liga; auf ihn folgen mit Goretzka, Neuer, Müller und Kimmich vier weitere Schlüsselspieler. Coman hebt sich vielleicht noch etwas aus dem Mittelfeld ab, Sané und Süle finden sich jedoch bereits im eher unteren Bereich des Spektrums wieder. Insbesondere bei Sané überrascht diese Einstufung nach dem Blick auf seine sonstigen Statistiken. Vermutlich spielen hier auch die sehr hohen Erwartungen bei seinem Wechsel nach München eine Rolle.

Bei einigen Spielern wird deutlich, wie subjektiv Spielernoten doch sind. Manuel Neuer und Leroy Sané befinden sich laut Kicker am oberen bzw. unteren Ende des Notenspektrums. Beziehen wir die Noten von Transfermarkt und Ligainsider mit ein, könnte Sané sogar vor Neuer liegen.

Diese Subjektivität in der Betrachtung ist für objektive Kennzahlen zu erwarten. Vielleicht können sich die jeweiligen Quellen zumindest darauf einigen, welcher Spieler im Vergleich zur Vorsaison bessere oder schlechtere Leistung zeigte? Hierfür haben wir die oben dargestellten Noten mit denen der Saison 2019/20 verglichen. In rot zeigen wir die Veränderung der Kicker-Noten und mittels der schwarzen Linie das Spektrum zwischen größter positiver und größter negativer Veränderung der drei Quellen. Da es sich um die einfache Differenz der Noten handelt, bedeutet eine negative Veränderung eine Verbesserung im Vergleich zur Vorsaison.

Notenveränderungen

Wie schon zuvor ist auch hier eine große Diskrepanz zwischen den verschiedenen Quellen zu beobachten. Mit der Ausnahme von vier Spielern scheint es nicht eindeutig, ob Spieler nun besser oder schlechter als in der Vorsaison gespielt hatten. Wenigstens für Boateng, Alaba, Pavard und Davies scheint Einigkeit dahingehend zu bestehen, dass deren Leistungen im Vergleich zur Vorsaison schwächer ausfielen. Dass die beiden erstgenannten Spieler den Verein nun verlassen werden, mag zumindest hinsichtlich Gehaltsverhandlungen und Selbstverständnis erwähnenswert sein. Der starke Abfall von Pavard und Davies, insbesondere im Vergleich zu außergewöhnlich starken Leistungen in der Vorsaison, ist wohl jedem aufgefallen, welcher Spiele des FC Bayern aktiv verfolgte.

Zum Abschluss dieses Artikels müssen wir noch auf einen Mann zu sprechen kommen. Einem, welcher sich zurecht FIFA-Weltfußballer des Jahres nennen darf: Robert Lewandowski.

Robert Lewandowski

Obige Grafik bedarf keiner großen Erklärung. Abgebildet ist die Torjagd des Polen verglichen mit der aus der bisherigen Rekordsaison von Gerd Müller. Trotz phänomenalen Starts wurde es am Ende – insbesondere auch aufgrund des längeren verletzungsbedingten Ausfalls – noch einmal knapp für Lewandowski. In – wortwörtlich – letzter Minute gelang ihm dann jedoch gegen Augsburg noch das Tor zum alleinigen Rekord: 41 Tore in nur 29 Spielen.

Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass in der Saison viele hervoragende Leistungen bewundert werden durften. Allen zuvorderst natürlich die 41 Tore von Robert Lewandowski. Jedoch wurden auch einige Fragen aufgeworfen, welche nur die nächste Saison beantworten können wird:

Findet Sané endgültig zu der Leistung zurück, welche ihn beinahe zu einem 100-Millionen-Euro-Transfer gemacht hatte? Können Pavard und Davies das Jahr vergessen machen und an die Leistungen der Triple-Saison anknüpfen? Kann Tolisso endlich eine Spielzeit ohne größere Verletzungssorgen absolvieren (oder wechselt er gar noch den Verein)? Erhält Roca vom neuen Trainer Nagelsmann eine Chance sich auf dem Platz zu beweisen? Kann Lewandowski auch nur annäherend die Leistungen der letzten zwei Jahre wiederholen? Wer wird David Alaba auf und neben dem Platz ersetzen? Wie wird sich Upamecano in das Mannschaftsgefüge integrieren können?

Bevor wir anfangen können Antworten auf viele diese Fragen zu finden, dürfen wir einige der Spieler noch bei der laufenden Europameisterschaft bewundern.

Im letzten Teil dieser Serie werden wir in Kürze noch einen Blick auf die Saison der FC Bayern Frauen werfen, welche nach einer überragenden Saison den nächsten Meistertitel für den Verein sichern konnten.

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  1. Schöner Artikel,
    aber sollten wir nicht von der Konstanz des Thomas Müllers sprechen? Ich denke, dass er sich in der Konsistenz nicht sonderlich von anderen Menschen unterscheidet. Sind halt Haut und Knochen und was sonst noch alles dazu gehört dran.

  2. Mir bleibt schleierhaft, warum die Personalie Roca bzw. dessen Einsatzzeiten immer wieder so kritisch diskutiert werden. Roca hat in knapp 180 Minuten Bundesliga 1 gelbe Karte gezogen. In der CL hat er noch weniger gespielt und sich 1x gelb-rot abgeholt. Davor kam er aus Spanien und hatte was im Gepäck? Eine gelb-rote Karte. Das sind jetzt keine Leitungsdaten, bei denen man als Trainer dem Spieler großes Vertrauen schenkt, wenn dieser Spieler dem Spiel nicht etwas Besonderes geben kann. Den verschossenen Elfmeter in Kiel kann man dabei gerne noch aus der Wertung rausnehmen. Es bleibt dennoch eine äußerst problematische Leistung, bei der man gut verstehen kann, warum er so wenig Einsatzzeit bekommen hat. Er hat seine Chancen schlicht nicht genutzt, wenn er sie bekommen hat.

    Antwortsymbol5 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Sport1:
      “In der Verlängerung macht er jedoch einen guten Eindruck, gewann Zweikämpfe und verteilte gute Bälle.”

      Gerade im Spiel gegen Kiel hat er gezeigt, dass er eine absolute Verstärkung sein kann. Die Chance hat er mehr als genutzt.
      Vor allem hat er sich den Elfmeter zugetraut und Verantwortung übernommen, wo erfahrenere Spieler gekniffen haben.

    2. Die Einsatzzeiten werden so kritisch diskutiert, weil es immer einen gibt dessen Einsatzzeiten kritisiert werden. Meistens sind es mehrere. Im Nachhinein oft amüsant, wenn man daran zurückdenkt über wen da so engagiert debattiert wurde.
      Auch nächste Saison wird es das geben. Nur wer das sein wird, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis.

      Für Roca selbst war das in vieler Hinsicht eine gebrauchte Saison. Fängt schon damit an, am letzten Tag des Transferfensters zu kommen. Keine Vorbereitung, keine Trainingsspiele, Corona-bedingt schwierige Situation für eine Mannschaftsintegration.

      Dann darf er zum erstenmal gegen Salzburg starten und fliegt vom Platz. Dummerweise verpasst er durch die Sperre gleich das nächste CL-Spiel in Madrid, bei dem er mit großer Wahrscheinlichkeit gespielt hätte.
      Dann darf er in Kiel ran, prompt fällt noch der Ausgleich nach seiner Auswechslung und er verschießt den entscheidenden Elfer. Da spreche ich nicht von Schuld, sondern von maximal unglücklich.
      Kurz darauf darf er gegen Hoffenheim starten. Kassiert eine Gelbe, foult sofort darauf nochmal, bleibt mit viel Glück auf dem Platz und wird trotzdem gleich runtergeholt, um die fast sichere Rote zu verhindern.
      Der nächste Starter ist gegen Frankfurt, wo er mit der Mannschaft untergeht und zur Halbzeit vom Platz muss.
      Dann verletzt er sich und verpasst natürlich ausgerechnet das Spiel gegen Union, wo jeder ran durfte der nicht Stammspieler hieß.

      Also insgesamt eine ziemlich verkorkste Saison, die aber mit einem Quentchen mehr Glück auch um einiges besser hätte verlaufen können.
      Aber wenigstens macht er abseits des Platzes bella figura. Sehr vernünftige Interviews, ein paar Deutschkenntnisse, fleißige Trainingssessions in der Pause. Das sieht zumindest nach Bayernmaterial aus. Nicht nach einer unglücklichen Saison resignieren, sondern erst recht Gas geben.
      Er reiht sich da sehr gut in die Riege unserer spanischen Spieler ein, die als Persönlichkeit alle über jeden Zweifel erhaben waren.
      Ich schreibe ihn auch sportlich noch nicht ab. Neuer Trainer, neues Glück. Er wäre nicht der Erste, der unter neuen Gegebenheiten erst richtig aufblüht.

      1. Die Mentalität mag ja stimmen, aber in so wenigen Minuten so oft gelb-rot zu sehen oder gelb-rot gefährdet zu sein, deutet schon eher auf Qualitätsprobleme hin. Ich schreibe ihn auch noch nicht ganz ab, aber kann schon nachvollziehen, warum Flick ihn so selten gebracht hat. Wer so oft vom Platz fliegt oder kurz davor steht, der ist eben eine Gefahr für die Mannschaft. Da hilft auch eine positive Kritik vom Qualitätsmedium der Extraklasse wie Sport 1 nicht – erst recht nicht, wenn der Gegner ein Zweitligist war, wenn er im Gegenzug auf Bundesliganiveau und CL-Niveau nunmal einfach zu häufig zu behäbig agiert hat und sich so die ganzen Karten eingehandelt hat.

      2. Die Mentalität mag ja stimmen, aber in so wenigen Minuten so oft gelb-rot zu sehen oder gelb-rot gefährdet zu sein, deutet schon eher auf Qualitätsprobleme hin.

        Da er in seiner Karriere nicht durch übermäßig viele gelbe Karten und Platzverweise aufgefallen ist, deutet es eher auf mangelnde Spielpraxis hin.
        Wettkampfpraxis kriegt man nunmal weder im Training, noch auf der Bank.

    3. @Lukas
      Vielen Dank für die (einmal mehr) interessanten Statistiken.

      Besonders interessant finde ich Darstellung 4: hier sieht man in Europa eine Zweiteilung der Spielertypen. Während Lewa die Gruppe der Torjäger klar anführt, fallen unsere Mittelfeldspieler bei den Assists recht deutlich hinter die anderen Spitzenspieler in Europa zurück. Selbst Müller (in Europa führend mit Vorlagen) kommt gerade noch an die Spitzengruppe heran.

      Besonders auffällig ist die geringe Wertung Kimmichs, obwohl er ein Spieler ist, der mit die meisten Flanken und weiten Bälle in Europa schlägt. Auch bei den Assists und key Passes pro Spiel ist er stets unter den Top 20. Insofern sehe ich hier einen gewissen Widerspruch. Denn Kimmich verteilt nicht nur, er verteilt auch “qualitativ”.
      Könnte ein Grund sein die von dir genannte künstliche Hochrechnung auf 90 Minuten? Immerhin dürfte Kimmich wirklich alle Spiele komplett bestritten haben, wohingegen sich ein Spieler leichter tut, der die Hälfte der Saison nur von der Bank gekommen ist und dann voll hochgerechnet sind; 1350 Minuten Minimum sind lediglich 15 Spiele. (Ich persönlich bin kein Fan der 90 Minuten Hochrechnung, da sie immer eine theoretische Leistung darstellt, die so nie stattgefunden hat. Per game ist dagegen die Realität und wenn ein Spieler wenige Minuten spielt, dann hat das eben auch seine Gründe).

      Für die Darstellung spricht, dass Neymar der einzige Spieler in Europa ist, der Torgefahr und Vorlagen gleichzeitig hoch ausstrahlt (und witzigerweise ist es Serge Gnabry, der ihm auf den Fersen ist).

      Danke in dem Zusammenhang für die sachliche Aufdröselung des Notenspiegels. Ich frage mich schon seit längerer Zeit, wer diese Bewertungen überhaupt noch ernst nimmt. In Zeiten immer offener zu Schau getragener Subjektivität bei der Berichterstattung darf man auch hier von unterschiedlichen “Wahrnehmungen” (neudeutsch: bias) sprechen: Manuel Neuer’s Saison ist entweder so gut wie die von Müller oder Kimmich. Oder schlechter, als die von Hernandez. Interessant.

  3. Sehr interessant finde ich die Statistik mit den Einsätzen in Bezug zur tatsächlichen Verfügbarkeit der Spieler. Hier zeigt sich mMn ein Fehler, den Flick gemacht hat, nämlich nicht öfter eine Rotation zwischen Davies, Hernandez und Alaba zu machen, wenn alle drei fit waren. Alaba und Davies haben beide eine Quote von 90% oder darüber, während Hernandez mit 77% hier schon deutlich abfällt. Der Wert wäre vermutlich noch niedriger, wenn Davies nicht wegen Verletzung und Sperren mehr als 10 Spiele verpasst hätte. Gerade zum Ende der Hinrunde und auch zu Beginn der Rückrunde kam es Flick ja quasi nie in den Sinn, einmal darüber nachzudenken, dass man Alaba auch im Mittelfeld zur Entlastung für Kimmich oder Goretzka einsetzen könnte und dafür Hernandez in die IV stellt. Ein einziges Spiel in Leverkusen, das prompt gewonnen wurde, wurde mit Alaba im Mittelfeld gespielt. Bei der Klub-WM dann auch aber wirklich konsequent geschah das eigentlich erst in der Endphase der Saison. Hier hätte man durchaus Möglichkeiten gehabt, um dem Duo Kimmich/ Goretzka ein paar Pausen zu verschaffen, die sie im Hinblick auf die CL dringend gebraucht hätten.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Ja das sehe ich auch so.
      Lucas hätte sehr viel öfter auf LIV spielen müssen und dafür Alaba mit Kimmich oder Goretzka.
      Insbesondere auch im PSG Hinspiel da gerade Goretzka offensichtlich nach den Länderspielen total überspielt war.

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