Medhi Benatia – die ersten Wochen des Königtransfers

Christopher Trenner 08.10.2014

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Der Start beim FC Bayern verlief dabei alles andere als rund. Der Trainingsrückstand durch wochenlanges Einzeltraining beim AS Rom und die zeitgleich vielen Pflichtspiele gestalteten die ersten Tage als schwierig. Hinzu kamen kleinere Wehwehchen, die Benatia immer wieder zum Aussetzen zwangen. Inzwischen bestritt Benatia vier Pflichtspiele für den FC Bayern. Zwei in der Bundesliga und zwei Champions-League-Spiele stehen in seinem Leistungstagebuch. Insgesamt exakt 300 Minuten – 126 national und 174 international. Die Verletzung von Holger Badstuber am 3. Spieltag gegen den VfB Stuttgart führten zum Pflichtspieldebüt für Benatia gegen Manchester City.

Das erste Pflichtspiel – Manchester City

Natürlich kein einfacher Auftakt, aber da Jerome Boateng wohl eines seiner besten Spiele für den FC Bayern machte, fiel Benatia zumindest nicht negativ auf. In seinen ersten 85 Minuten hatte Benatia 76 Ballkontakte und eine Passquote von 94% – rund 1/3 davon in der gegnerischen Hälfte! Allerdings konnte er „nur“ jeden zweiten Zweikampf gewinnen. Dies liegt auch an den drei Foulspielen, die allesamt als „negativ“ in die Zweikampfstatistik einfließen. Insgesamt verlor er auch die Mehrzahl seiner Kopfballduelle (43% gewonnen). Positiv hervorzuheben: Er konnte zwei Bälle abfangen und vier Bälle klären. In der Summe hatte Benatia einen unauffälligen Auftritt, was für einen Verteidiger durchaus als Kompliment verbucht werden kann. Manchester City kam in der ganzen Partie auf sieben Torschüsse, wobei fünf als reelle Torchance angesehen werden. Zum Vergleich: selbst beim gefeierten 3:1 Auswärtssieg in Manchester vor einem Jahr hatte City vier gute Tormöglichkeiten.

Es vergingen zehn Tage, bis Benatia seinen zweiten Einsatz hatte. Gegen den 1. FC Köln wurde Benatia in der 55. Minute für Thomas Müller eingewechselt. Pep Guardiola stellte mit diesem Wechsel von einer 2/3er Kette um auf eine klarere Viererkette, die Benatia zusammen mit Alaba, Dante und Rafinha bildete. Auch wenn das Spiel zu diesem Zeitpunkt mit nur einem Tor Vorsprung zumindest auf dem Papier noch Spannung versprach, sah die Realität anders aus. Der FC Bayern hatte die Partie vollkommen im Griff. Kein Wunder, dass Benatia auf 100% Zweikampfquote und 97% Passquote kam. Schon in diesem Spiel hatte Benatia eine bessere Körpersprache, wobei er sich dabei weiterhin stark auf Anweisungen seiner Mitspieler verlässt. Vor allem Alonso, aber auch Dante geben immer wieder kleine Signale. Bei diesen kleinen Szenen fällt auf, dass die Abstimmung noch nicht gänzlich da ist, was nicht überrascht, da Benatia in der sowieso kurzen Vorbereitung fehlte.

Schwierigkeiten gegen ZSKA Moskau

Von Köln ging es direkt nach Moskau. Bei diesem Spiel hatte die komplette Defensive Probleme mit der Staffelung. Das Pressing griff in vielen Szenen nicht und der FC Bayern tat sich sichtlich schwer mit der destruktiven Spielweise von ZSKA Moskau. Vor allem die überfallartigen Konter setzten dem FC Bayern in der zweiten Halbzeit immer wieder zu. Hier machte auch Benatia keine gute Figur. Nur 17% gewonnene Zweikämpfe auf dem Boden verdeutlichen, was vielen aufgefallen ist: Benatia kam gegen Eremenko, Milanov und Musa nicht in die Zweikämpfe. Er wirkte schlicht zu langsam. Immerhin konnte er 80% der Kopfbälle gewinnen, wodurch er einige gefährliche Situationen nach Klärungen/ schnellen Abschlägen unterbinden konnte. Vor allem in dieser Champions-League-Partie wurden die vorhandenen Abstimmungsprobleme offensichtlich.
Am Wochenende gegen Hannover 96 durfte Benatia erneut zusammen mit Dante die Abwehr bilden, da Boateng erneut angeschlagen pausierte. Dank der schnellen Bayerntore, gab es bei diesem Spiel wenig zu mäkeln. Einzig bei der Torchance von Sobiech gab es erneut ein Missverständnis mit seinen Abwehrpartnern, das – Neuer sei Dank – folgenlos blieb. Mit 100% gewonnen Zweikämpfen mit dem Fuß und 71% gewonnenen Zweikämpfen in der Luft ließ er erneut seine Klasse aufblitzen. Allerdings spielte er deutlich weniger lange Bälle als seine Kollegen. Die durchschnittliche Passlänge beträgt gut 18 Meter – Boateng und Badstuber spielten im Schnitt mehrere Meter weiter. Insbesondere im Vergleich zu Boateng spielt Benatia im Spielaufbau noch deutlich zurückhaltender. Gegen Hannover hatte Dante doppelt so viele lange Pässe gespielt wie Benatia. Benatia spielte auch weniger Pässe nach vorne. Hier hat Dante in der laufenden Saison im Schnitt 17 Pässe mehr (hochgerechnet auf 90 Minuten). Benatia gab also öfters die Aufgabe des Spielaufbaues an den Nebenmann weiter. In der Zukunft – gerade gegen Mannschaften mit starkem Pressing wie Dortmund oder Leverkusen muss er sich in Sachen Spielaufbau steigern, da es sonst dem Gegner zu leicht gemacht wird.

Ausblick

In der Summe zeigte Benatia bisher gute Auftritte mit Abstrichen bei der Partie gegen Moskau. Es wird spannend zu sehen sein, welche Rolle ihm Pep Guardiola in der Zukunft zutraut. In den letzten beiden Partien hat Benatia vornehmlich die „rechte“ Abwehrseite gedeckt. Was angesichts des Linksfußes Dante natürlich Sinn ergibt. Aber auch bei der Partie gegen ManCity zusammen mit Rechtsfuß Boateng spielte Benatia eher den rechten Innenverteidiger. Eine Beobachtung, die nicht ganz unwichtig sein wird, wenn Holger Badstuber wieder fit ist, da die reine Dreierkette wieder eher ins taktische Portfolio rücken könnte. Bis dahin muss Benatia sich aber noch weiter beim FC Bayern einleben und vor allem an seiner Körpersprache arbeiten. In allen vier Spielen gab es Momente in denen er Verunsicherung ausstrahlte. Nichtsdestotrotz zeigte er einige gute Anlagen und antizipierte viele Laufwege der Gegner und gewannn in der Regel die Mehrzahl seiner Zweikämpfe. In einigen Szenen ließ er dabei seine Klasse aufblitzen. Ein erster Schritt beim FC Bayern ist gemacht.

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