FC Bayern – Schalke 04 1:1 (0:0)
Falls Ihr es verpasst habt
Pep Guardiola nahm drei Änderungen im Vergleich zur Pleite gegen Wolfsburg vor. In der Abwehr spielte Benatia für Dante. Weiser kam für Rode in die Startelf und Götze ersetzte Lewandowski. Aber nicht nur personell änderte Pep Guardiola seine Ausrichtung, sondern auch taktisch. In den ersten Minuten vertraute der spanische Trainer auf ein 3-4-3 Grundsystem. Mit Boateng im Abwehrzentrum – flankiert von Benatia und Alaba. Der Österreicher interpretierte seine Rolle gewohnt offensiv und zeigte gelegentliche Vorstöße. Die Anfangsphase war geprägt von einigen Standardsituationen der Münchner, bei der Schweinsteiger per Kopf die bis dato größte Chance hatte. Mit zunehmenden Spielverlauf harmonierte das Zusammenspiel zwischen Alonso, Götze und Schweinsteiger besser und die Münchner zeigten einige gelungene Kombinationen gegen die äußerst kompakt stehenden Schalker. Durch eine ebensolche Kombination entstand auch die erste größere Chance: Schweinsteiger lupfte über zwei Abwehrreihen auf den in die Spitze stoßenden Götze. Dieser probiert es nicht selbst per Kopf, sondern legt noch mal quer auf Müller, der den Ball allerdings nicht erreichen konnte. In der 17 Minute unterläuft Alaba einen langen Befreiungsschlag aus der Abwehr, sodass Sam gute Chancen hat und alleine auf Neuer zulaufen kann. Vor der Ballannahme wird dieser von Boateng regelwidrig gestoppt. Klare Entscheidung: Elfmeter und Platzverweis. Das Duell hieß Choupo-Moting vs. Neuer. Der Schalker hatte sechs seiner letzten Elfmeter verwandelt, doch diesmal scheiterte er mit einem ziemlich schwachen Schuss ins rechte Eck. Für Neuer war es schon der zweite parierte Ball bei den letzten drei Elfmetern gegen den FC Bayern.
Der FC Bayern hatte bis dato fast 80% Ballbesitz. 10 Minuten nach dem Platzverweis reagierte Guardiola, nachdem zunächst Alaba in die neu formierte Viererkette gerückt war. Er wechselte Götze aus und brachte Dante. Fortan spielte der FC Bayern in einem 4-4-1 System mit Weiser, Dante, Benatia und Bernat in der Abwehr. Alonso agierte vor ihnen auf der Sechser-Postion. Auf der rechten Halbposition Schweinsteiger. Über die linke Seite spielte Müller, der sich aber mit Robben in der Spitze abwechselte. Es dauerte bis zur 38. Minute als Robben in seiner bekannten Art einen Schlenzer knapp am Tor vorbeisetzte. Die bis dahin größte Chance des FC Bayern, nach einer Reihe technischer Fehler auf Seiten der Gäste.
In der Halbzeit musste Schalke 04 den Torwart tauschen. Für Giefer ging es nicht mehr weiter. Es kam mit Wellenreuther ein 19-jähriger Ersatztorwart. Der FC Bayern stellte nicht um, brachte aber ziemlich zeitig nach Wiederanpfiff Lewandowski für Müller, der in 66. Minute an einer kuriosen Szene beteiligt war. Lewandowski tankte sich nach einem Konter links im Strafraum durch, legt den Ball in die Mitte – die Kugel prallt erneut zu ihm, dabei versucht er Robben in der Mitte anzuspielen, trifft aber Uchida der den Ball ins Tor lenkt. Schiedsrichter Dankert entscheidet nach Rücksprache mit seinem Assistenten auf Eckball. Eine knappe Entscheidung. Allerdings gab es nur wenig Zeit zum Diskutieren. Alonso zirkelte den Ball auf Robbens Kopf und der köpft zum 1:0 ins Tor. Die Führung hielt aber nur gut fünf Minuten. Der FC Bayern kassierte seinen ersten Eckballgegentreffer der Saison. Höwedes stieg nach einer Ecke von Sam hoch und köpfte unbedrängt ins lange Eck. Lewandowski verpasste knapp den Ball, Weiser, der in der Nähe von Höwedes stand, war ohne wirkliche Chance den Schalker zu blocken bzw. zu behindern. In der 90. Spielminute hatte Lewandowski den Sieg auf dem Fuß, nachdem er eine Flanke von Alaba wundervoll annahm, doch der Ball versprang ihm. Der Schuss segelte weit übers Tor. So bleibt es letztendlich beim 1:1.
3 Dinge, die auffielen
1. Alabas Fehlgriff?
Die 17. Minute änderte das Spiel, als Alaba einen langen Ball unterlaufen hat und so Schalke 04 eine klare Torchance ermöglichte. Der Rettungsversuch von Boateng missglückte. Es gab die rote Karte und Elfmeter. Zwar verhinderte Manuel Neuer das Tor, allerdings vergab Schalke den fälligen Elfmeter, was die Sperre von Boateng um ein Spiel verlängern wird (Erläuterung in den Kommentaren).
Alaba wirkte wie schon gegen Wolfsburg phasenweise unglücklich in seiner Entscheidungsfindung. Das er schon 180 Minuten auf der Uhr hat, ist insofern überraschend, da er in allen drei Testspielen relativ wenig zum Einsatz kam. Die mangelnde Spielpraxis merkte man dem Österreich an. Nach dem Platzverweis für Boateng kämpfte er sich aber zunehmend in die Partie. Die Rolle als linker Außenverteidiger gab seinem Spiel mehr Sicherheit – wie schon in Wolfsburg. Allerdings konnte er zusammen mit Bernat nur wenige offensive Akzente setzen. Fast 80% aller Angriffe liefen über die rechte Seite – Obwohl das Tor und die größte Chance auf die erneute Führung über die linke Seite herausgespielt wurden. Immerhin gewann Alaba 100% seiner Zweikämpfe und spielte lediglich sechs Fehlpässe bei 88 Versuchen. In der Summe kein schlechter Aufritt des Österreichers, aber seine Qualität und sein Anspruch sind ein anderer. Er braucht noch Zeit, die angesichts der dünnen Personaldecke auf seiner Position nicht vorhanden ist.
2. Benatias Glücksgriff?
Über die Leistung von Dante wurde im Nachgang der Wolfsburg-Partie viel geschrieben und analysiert. Es war wenig verwunderlich, dass Pep Guardiola den Brasilianer diesmal außen vor lies und Benatia eine Chance gab. Dieser blühte nach dem Platzverweis von Boateng auf und war ein Grund, weshalb sich Schalke kaum Torchancen erspielen konnte. 13 Klärungen konnte der Marokkaner am Ende verbuchen. Eine mehr als der gesamte FC Bayern bei der Niederlage in Wolfsburg. Hinzu kamen 5 abgefangene Bälle – ein überragender Wert für einen Verteidiger. Taktisch spielte Benatia eine herausragende Partie. Antizipierte früh die Schalker Ball- und Laufwege.
Trotz Unterzahl schob Benatia phasenweise hoch raus und nahm seine Gegenspieler schon an der Mittellinie in Empfang. Da fällt auch die durchschnittliche Zweikampfquote von 56% wenig ins Gewicht. Diese Statistik wurde getrübt von zwei Foulspielen und dem einzigen Kritikpunkt des Abends. Eine relativ überflüssige gelbe Karte, nachdem er die Hand im Gesicht seines Gegenspielers hatte.
Auch in die Offensive konnte sich Benatia besser einschalten als zuletzt – erst recht im Vergleich zu Dante, der bekanntermaßen in Wolfsburg große Probleme mit dem Spielaufbau hatte. Großteils auf Höhe der Mittelinie leitete er die Angriffsbemühungen der Bayern ein. Meist über die rechte Seite. Was fehlt, sind allerdings noch immer lange öffnende Bälle. Benatia spielte lediglich vier von 87 Pässen über eine größere Distanz. Bemerkenswert waren überdies seine Lucionesken Vorstöße, die angesichts der Unterzahl Situation nicht immer sinnvoll waren, aber doch für etwas Gefahr sorgten.
3. Guardiolas Rückgriff!
Pep Guardiola reagierte sehr konsequent auf die herbe Niederlage gegen Wolfsburg. Er wechselte auf drei Positionen und änderte seine taktische Grundausrichtung komplett. In Wolfsburg gab es noch eine klare Viererkette, die auch in allen Testspielen zum Einsatz kam. Gegen Schalke griff Guardiola auf das bewährte taktische Grundsystem aus dem Herbst zurück – Die Dreierkette. Zunächst mit Alaba-Boateng-Benatia. Schon in den ersten Minuten wurden die Vorteile des Systems offensichtlich. Das zaghafte Pressing der Schalker konnte schnell überspielt werden. Alonso und vor allem Schweinsteiger waren von Beginn an besser in das Spiel eingebunden, aber auch die Flügelspieler lieferten ihren Beitrag. Bis zum Platzverweis wurden die Angriffe genauer – ein Tor für den FC Bayern lag durchaus in der Luft.
Durch ebenjenen Platzverweis wurde die Dreierkette geschwächt. Das Duo Alaba-Benatia konnte – flankiert von Weiser und Bernat – nicht mehr die nötige Sicherheit ausstrahlen, weshalb sich der spanische Trainer folgerichtig für einen personellen und taktischen Wechsel entschied. Es ist müßig darüber zu diskutieren, wie die Partie ohne die rote Karte ausgegangen wäre. Dass der FC Bayern am Ende fast 60% Ballbesitz hatte, zeigt, dass Guardiola an den richtigen Stellschrauben gedreht hat. Allerdings fehlt noch immer die letzte Sicherheit im Defensivverbund bzw. das fehlerfreie individuelle Spiel der Akteure. In allen fünf Spielen der Saison 2015 gab es Gegentore. Auch diesmal, weil der beste Schalke Kopfballspieler unzureichend gedeckt bzw. bedrängt wurde. Durch die folgende Sperre für Boateng wird Guardiola in den nächsten Wochen erneut umstellen und Lösungen finden müssen.
In der Summe war das Spiel eine gute Reaktion auf die Niederlage in Wolfsburg. Mit vielen guten Ansätzen. Vor allem die Tatsache, dass sich der Gegner trotz 75-minütiger Überzahl keine nennenswerten Torchancen erspielen konnte, stimmt zuversichtlich. Ungelöst bleibt allerdings weiterhin die Abstimmung zwischen Schweinsteiger und Alonso, die sich zwar verbessert zeigte, aber noch immer nicht die erhoffte Dominanz ausstrahlen kann.
FC BAYERN – FC SCHALKE 04 1:1 (0:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Benatia, J. Boateng, Alaba – Weiser (88. Rode), Alonso, Schweinsteiger, Bernat – Robben, Müller (55. Lewandowski), Götze (27. Dante) |
Bank | Reina, Badstuber, Gaudino, Pizarro |
FC Schalke 04 | Giefer (46. Wellenreuther) – Uchida, Höwedes, Matip, Nastasic, Fuchs – Neustädter, K.-P. Boateng (86. Barnetta) – Sam (77. Sane), Meyer – Choupo-Moting) |
Bank | Aogo, Ayhan, Sobottka, Platte |
Tore | 1:0 Robben (67.), 1:1 Höwedes (72.) |
Karten | Gelb: Benatia, Weiser, Schweinsteiger / Höwedes – Rot: Boateng |
Zuschauer | 75.000! (ausverkauft) |
Schiedsrichter | Bastian Dankert (Rostock) |