Stolpert Bayer(n) noch? Das Restprogramm um die Meisterschaft im Check

Jonas Trenner 14.03.2024

Neun Spieltage noch, dann endet für den FC Bayern wohl die bis dato einmalige Serie an Meisterschaften. Zehn Punkte Rückstand auf ein ungeschlagenes Bayer Leverkusen sprechen eigentlich eine deutliche Sprache – auch historisch gesehen. Noch keine Mannschaft in der Bundesliga konnte so einen Rückstand zu diesem Zeitpunkt der Saison aufholen.

Das ist auch den Profis des FC Bayern klar. Dennoch betont beispielsweise Thomas Müller, dass sie „den Fußballgott nochmal herausfordern wollen“. Auch Leon Goretzka sprach nach dem Spiel gegen Mainz 05 davon, dass man da sein wolle, sollte Leverkusen doch noch „Angst vorm Gewinnen bekommen“. Die Werkself ließ das bisher kalt.

Doch wie realistisch ist es, dass sich das ändert? Was könnte Bayern-Fans noch Hoffnung machen? Was ist zu erwarten? Wir blicken auf das Restprogramm der beiden Teams und spekulieren ein wenig in die Zukunft.

Das Restprogramm des FC Bayern

Um das Wunder wirklich noch vollbringen zu können, muss der FC Bayern in den letzten neun Ligaspielen unbedingt seine Hausaufgaben erledigen. Und das bedeutet, dass eigentlich jedes einzelne Spiel gewonnen werden sollte.

In der Hinrunde schafften die Bayern das sogar fast gegen alle verbleibenden Gegner. „Nur“ bei Eintracht Frankfurt verlor die Mannschaft von Thomas Tuchel, auch wenn das 1:5 wohl zu den schmerzhaftesten Erlebnissen der laufenden Saison gehört. Vielleicht eine gute Motivation für das Rückspiel in der Allianz Arena.

Die Spiele gegen den SV Darmstadt, den 1. FC Köln, Union Berlin und den VfL Wolfsburg – alles Teams aus der unteren Tabellenhälfte – sollten eine eher geringe Hürde darstellen. Zwar tut sich der FC Bayern in dieser Saison häufig schwer gegen tief und aggressiv verteidigende Gegner, doch die hohe individuelle Qualität sollte ähnlich wie in der Hinrunde trotzdem ausreichen.

Auch die Auswärtsspiele in Heidenheim und am letzten Spieltag bei der TSG Hoffenheim sollten von einem FC Bayern mit Meisterschaftsambitionen gewonnen werden – wenngleich beide Gegner Potenzial mitbringen, den Münchnern weitere Steine in den Weg zu legen.

Mit Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart befinden sich jedoch auch zwei namhafte Gegner im Münchner Restprogramm. Insbesondere die Partie beim VfB am 32. Spieltag wird vermutlich ein harter Brocken. Denn möglicherweise könnte es hier noch zusätzlich um die Vizemeisterschaft gehen.

Das Restprogramm von Bayer Leverkusen

Die Werkself hat in der Hinrunde gegen ihre neun verbleibenden Kontrahenten tatsächlich weniger Punkte als der FCB geholt. Einen ganzen Punkt. Die Mannschaft von Xabi Alonso ist nämlich sowohl gegen den VfB Stuttgart als auch gegen den BVB nicht über ein Unentschieden hinausgekommen. Vielleicht schafft es die Mannschaft von Edin Terzić nochmal, sich ein Unentschieden zu ermauern. Auch den spielstarken Stuttgartern ist ein erneuter Punktgewinn durchaus zuzutrauen.

Zudem könnten die Auswärtsspiele in Freiburg, Frankfurt und Bochum allesamt zu Stolpersteinen für Leverkusen mutieren. Alle drei Teams sind sehr heimstark und können an einem guten Tag gegen jeden Gegner punkten. Auch wenn sich so etwas natürlich besonders im Saisonendspurt niemals logisch vorhersagen lässt.

Unter den richtigen Umständen kann Bayer selbstverständlich auch gegen Union, Hoffenheim, Werder Bremen oder den FC Augsburg Punkte lassen, das sollten aber die Spiele sein, in denen sie ihre Tabellenführung eher festigen.

So paradox es sich anhört: Im Jahr 2024 tut sich die Mannschaft von Xabi Alonso sichtlich schwerer als noch in der Hinrunde. Außer gegen den FC Bayern gewann die Werkself ihre Spiele nie mit mehr als zwei Toren Vorsprung. Oftmals sogar erst spät in der Nachspielzeit oder durch Platzverweise der Gegner.

Das soll natürlich nicht bedeuten, dass diese Siege nicht trotzdem verdient gewesen sind. Meistens spielte die Werkself ihre Gegner müde und erzwang viele der Siege auch. Es ist trotzdem ein Aspekt, der noch ein kleines bisschen Hoffnung machen könnte. Sollte Leverkusen erstmals in dieser Saison verlieren, kommen sie vielleicht doch nochmal ins Nachdenken. Klar ist auch, dass diese Niederlage sehr bald kommen müsste.

Prognose: Ist ein versöhnlicher Saisonabschluss für den FC Bayern noch möglich?

Trotzdem glauben wohl nur noch die kühnsten Optimisten noch immer an die zwölfte Meisterschaft in Folge für den FC Bayern und den Fortbestand des Mythos „Vizekusen“. Zu viele Punkte Abstand liegen zwischen den beiden Kontrahenten, zu konstant präsentierte sich Bayer Leverkusen über die Saison hinweg. Die Werkself könnte gar noch als erstes Team in der Bundesliga eine ganze Spielzeit ungeschlagen bleiben.

Eine gewisse Resthoffnung wird jedoch bis zur rechnerischen Unmöglichkeit trotzdem bleiben, sowohl bei den Fans als auch beim Verein selbst. Denn Wunder gibt es im Fußball – und im Zusammenhang mit dem FC Bayern – immer wieder. Das macht den Sport ja auch aus. Und falls die Münchner weiterhin ihre Spiele gewinnen, bekommen die titelunerfahrenen Leverkusener vielleicht doch noch „Angst vorm Gewinnen“, wie es Leon Goretzka so schön ausgedrückt hat.

Zudem tanzt Bayer immer noch auf allen drei Hochzeiten – Punkteverluste an Sonntagen nach anstrengenden Abenden in der Europa League sind zumindest nicht ausgeschlossen, auch wenn sich der FC Bayern sicher ebenfalls noch ein paar Spiele gegen internationale Gegner in dieser Saison wünscht.

Im Hinblick auf die Champions League wäre es ohnehin ratsam, zumindest die theoretische Chance auf die Meisterschaft so lange wie möglich zu wahren. Denn eine Entscheidung im Titelkampf könnte einen Spannungsabfall verursachen, der in möglichen Viertel- oder Halbfinalspielen das Aus bedeuten könnte.

Und falls der FC Bayern seine restlichen Bundesliga-Spiele gewinnt und in der Champions League – je nach Gegner – noch ein, zwei besondere Abende veranstalten kann, stehen die Chancen für einen versöhnlichen Saisonabschluss vielleicht doch gar nicht so schlecht.



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