Fan aus der Miasanrot-Community startet Petition gegen Jérôme Boateng beim FC Bayern
Jérôme Boateng könnte bald zum FC Bayern München zurückkehren. Der ehemalige Innenverteidiger des Rekordmeister kündigte jüngst an, dass er bei Vincent Kompany hospitieren dürfe und das bald tun werde.
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Das wiederum sorgt für Ärger bei einigen Fans des FCB. In der Miasanrot-Kurve mündete das Unverständnis schließlich in einer Petition, die der User „patricksaint“ erstellt hat. Ziel dieser Petition sei es, dass Boateng „auf keinen Fall zum Verein zurückkehren darf“.
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Jérôme Boateng: Was ist passiert?
In den vergangenen Jahren gab es mehrere Recherchen, Vorwürfe und Gerichtsverfahren gegen den Weltmeister von 2014. Dabei ging es um Machtmissbrauch, häusliche Gewalt, psychische Gewalt und auch Erpressung. Vor Gericht stand Boateng konkret wegen häuslicher Gewalt und erhielt dafür im vergangenen Jahr vom Landgericht München I eine Verwarnung wegen vorsätzlicher Körperverletzung an seiner Ex-Partnerin. Ein Urteil, das für Verwunderung sorgte, wie hier dargestellt. Boateng ist damit nicht vorbestraft, aber dennoch schuldig gesprochen.
Darüber hinaus liefen über viele Jahre hinweg Ermittlungen im Fall Kasia Lenhardt. Auch hier ging es um Körperverletzung. Lenhardt nahm sich 2021 das Leben. Mittlerweile wurden die Ermittlungen dahingehend eingestellt. Anders als es Boateng selbst auf seinen sozialen Kanälen aber darstellte, kam es nicht zu einem offiziellen Freispruch. Auch wenn die Unschuldsvermutung in Deutschland eine zentrale Rolle spielt und hier nach dem Prinzip „im Zweifel für den Angeklagten“ entschieden wurde, liegt zwischen einem Freispruch und dem Mangel an eindeutigen Beweisen ein großer Unterschied.
Die Ermittlungen wurden deshalb beendet, weil die „Geschädigte selbst als Zeugin nicht mehr zur Verfügung steht und die auf Fotos und im Obduktionsbericht der Staatsanwaltschaft Berlin dokumentierten Verletzungen für sich genommen für einen Tatnachweis nicht ausreichen, weil sie keinen Beleg für die Entstehung der Verletzungen darstellen“, teilte die Staatsanwaltschaft laut dem Spiegel damals mit.
Eine weitere Zeugin, die einen neuen Ansatz in den Ermittlungen in Aussicht stellte, sei zudem abgetaucht.
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Erdrückende Recherchen gegen Boateng
Eine Recherche von Correctiv und SZ zum Thema „Machtmissbrauch im Profifußball“ deckte einen strukturellen Hintergrund von psychischer und körperlicher Gewalt gegen Frauen auf. Demnach hätten ihnen Hinweise und Chatverläufe vorgelegen, die das auch im Fall Boateng nahelegen. Dafür, dass seine Ex-Freundin ihre Aussagen zurückzieht, soll ihr sogar Geld angeboten worden sein.
Ein weiterer Vorwurf in dieser Recherche: Boateng soll laut Chats und Aussagen aus dem Umfeld Lenhardts seine frühere Lebensgefährtin geschlagen und massiv unter Druck gesetzt haben – sogar wenige Wochen zuvor habe er sie aufgesucht und mit Gewalt zur Unterzeichnung einer Verschwiegenheitsverpflichtung gebracht. Fragen dazu ließen er und sein Anwalt damals unbeantwortet.
Auch im Spiegel-Podcast „Die Akte Kasia Lenhardt“ geht es um diesen Fall und um Gerüchte, Erpressung und Hass. Kurz bevor Lenhardt sich das Leben nahm, wurden demnach Nacktbilder von ihr im Internet angeboten und es wurden Gerüchte verbreitet, in ihrem Auto wären Drogen gefunden worden.
Dutzende Stunden Sprachnachrichten, die mit Erlaubnis der Familie von Lenhardt verwendet werden durften, zeichnen ein einseitiges Machtverhältnis – an dem auch die Medien von Axel Springer mit ihrer Einflussnahme massiv beteiligt waren.
FC Bayern: Wie geht es jetzt weiter?
Nachdem das Ermittlungsverfahren gegen Boateng in diesem Jahr eingestellt wurde, schickte er zu Ostern mit einem Foto Grüße an seine Fans. Zu sehen waren er und der Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Vor ihnen platziert: Eine Zeitung mit der Schlagzeile „Von Lindemann bis Boateng: ‚Schuldig!'“
Eine Inszenierung als Opfer von Vorverurteilung. Denn auch Lindemann wurde der sexualisierten Gewalt gegen Frauen beschuldigt. Nochmal einige Monate später steht Boateng nun also kurz davor, beim FC Bayern zu hospitieren.
Schon 2023 protestierten zahlreiche Bayern-Fans gegen einen sich anbahnenden Transfer des damals vereinslosen Profis. „Misogyne Gewalt ist keine Privatsache“, hieß es damals auf drei Bannern: „Steht zu unseren proklamierten Werten, oder sind Satzung und Awareness doch nur Marketing?“
Vom FC Bayern gibt es noch keine Reaktion auf die sehr offensiven Boateng-Aussagen.
Weiterführend zum Thema:
- Zum Karriereende von Boateng: Häusliche Gewalt gegen Frauen
- Kehrt Boateng zum FC Bayern zurück? Bro-Culture schlägt im Fußball moralische Werte (Tagesspiegel)
- Fußballer und Gewaltvorwürfe: Verantwortung gefragt (1&1)
- Boateng beim FC Bayern: Blind oder einfach heuchlerisch? (11Freunde, €)
- Podcast: 11Freunde am Abend: Boateng vor Rückkehr zum FCB: Keine gute Idee