On this day – 21. Februar 2004: Michael Rensing debütiert als Ersatz für Oliver Kahn

Katrin Trenner 21.02.2024

Es war eigentlich nur eine Randnotiz beim schwachen, eher glücklichen 1-0 Heimsieg des FC Bayern gegen den HSV: Torwart Oliver Kahn fiel kurzfristig wegen Rückenproblemen aus. Also musste der damals 19-jährige Michael Rensing ins Tor und gab damit am 21. Februar 2004 sein Bundesliga-Debüt. Alles „business as usual“, der erste und folgerichtige Mini-Schritt für Rensing, der die Nachfolge von Kahn antreten sollte, wenn dieser sich dazu entschloss, in den Fußball-Ruhestand zu gehen.

Überhaupt ist der Name Michael Rensing wohl nicht mehr als eine Fußnote beim FC Bayern, und das, obwohl er die Hälfte seiner Profikarriere beim Rekordmeister unter Vertrag stand (fun fact: er stand noch mit Thomas Müller gemeinsam auf dem Platz). Warum eigentlich? Also, von vorne: Rensing wechselte im Jahr 2000 vom TuS Lingen in die Jugendabteilung des FC Bayern und galt als eines der größten Torwarttalente im deutschen Fußball. Ab der Saison 2003/04 gehörte er zum Profi-Kader.

Rensing wusste sehr wohl, dass er an Kahn nie vorbeikommen würde und gab sich deswegen mit einem Platz auf der Ersatzbank zufrieden – auch, weil er Rückendeckung von oberster Stelle bekam, und das Versprechen, die Nummer eins zu werden, sobald der Titan abtrat. Nach Rensings Bundesliga-Debüt im Februar 2004 dauerte das allerdings noch vier lange Jahre.

Michael Rensing und Uli Hoeneß: It’s complicated

Dennoch: Bis Kahns Rücktritt 2008 hatte Rensing immerhin 36 Pflichtspiele für die Münchner absolviert. Und die Bosse taten ihr Übriges, um Rensing als Thronfolger der deutschen Torhüter zu etablieren. So sagte Uli Hoeneß beispielsweise bereits 2006 der Süddeutschen Zeitung: „Lehmanns Nachfolger in der Nationalelf wird auf jeden Fall Rensing und sonst keiner. Da können sich alle anderen auf den Kopf stellen“ – und lehnte sich damit sehr weit aus dem Fenster.

Doch zwischen Rensing und dem damaligen Bayern-Manager gab es auch durchaus Spannungen. Als die Bayern im Oktober 2007 in der Champions League-Gruppenphase nur mit knapper Müh und Not gegen Roter Stern Belgrad gewinnen konnte, war Hoeneß stinksauer und wetterte auch gegen den Torwart, der für Kahn im Tor stand.

 „Es ist gut, wenn Michael sich ein bisschen mehr auf Fußball konzentriert – und nicht so sehr auf das Sportstudio“, sagte Hoeneß und fügte hinzu, dass Rensing sich vor der Partie zu sehr um seine serbische Verwandtschaft gekümmert hatte: „Wir hatten hier ein Europapokalspiel, keine Familienzusammenführung.“ (Anmerkung der Autorin: Rensing hat einen deutschen Vater und eine serbische Mutter, außerdem: WTF?!).

Als Kahn im Sommer 2008 endgültig seine Karriere beendete, hielt Hoeneß allerdings sein Versprechen, und Rensing wurde unter dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann zum Stammtorhüter befördert. Rensing machte seine Sache ordentlich. Aber „ordentlich“ ist für die Bayern nicht gut genug. Und die Fußstapfen von Oliver Kahn waren sehr, sehr groß. Klinsmann verbannte Rensing nach der Winterpause schließlich wieder auf die Bank und gab Hans-Jörg Butt den Vorrang.

Klinsmann und van Gaal: Zweiter Anlauf für Rensing – zweite Pleite

Klinsmann sollte nicht lange bei den Bayern bleiben, und Rensing – der seiner Enttäuschung nach dem Rauswurf des Trainers Luft machte und sich selbst als „Opfer“ von Klinsmann bezeichnete – schöpfte neue Hoffnung. Unter Louis van Gaal wurde er wieder zum Stammkeeper. Aber auch diese Phase währte nur einige Monate, und das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel ging weiter: Rensing, Butt, Rensing, Butt.

Klar, dass auch Hoeneß sich wieder einschaltete: „Als klar war, dass er die Nummer 1 ist, hätte ich erwartet, dass er sich den Arsch aufreißt, dass er im Urlaub trainiert wie ein Geisteskranker. Das war alles nicht der Fall. Er kam in einem katastrophalen Zustand zum Training“, sagte er. Rensing bestritt dies vehement. Doch es half alles nichts: nur kurze Zeit später wurde verkündet, dass Rensings auslaufender Vertrag nicht verlängert wird.

Der Fall war tief, der Aufprall heftig und schmerzhaft: auf einmal war der einst so hochgelobte Rensing vereinslos und ohne passende Angebote. Erst zur Winterpause klingelte das Telefon, und Rensing wurde vom 1. FC Köln verpflichtet. Seine Zeit beim FC Bayern endete nach einem ganzen Jahrzehnt also ohne Glanz und Gloria, sein Name geriet schnell in Vergessenheit.

Was macht Michael Rensing heute?

In Köln aber zeigte Rensing, warum er einst so hoch gehandelt wurde. Leider ging seine Pechsträhne erst einmal weiter. Obwohl er gute Leistungen zeigte und zum Publikumsliebling avancierte, musste er den Verein im Sommer 2012 verlassen, als Köln abstieg und Rensings Gehalt nicht mehr bezahlen konnte. Nach einer Saison bei Leverkusen schloss Rensing sich schließlich Fortuna Düsseldorf an, für die er in sieben Jahren insgesamt 137 Spiele absolvierte, bevor er seine Karriere 2020 beendete.

Für den Rekordmeister hat es aber wohl einfach nicht gereicht: vielleicht war der Druck zu groß und die Bereitschaft, den ein oder anderen Fehler oder Patzer zu verzeihen, nicht vorhanden. Heute sitzt Rensing im Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf, ist ehrenamtlicher Jugendleiter beim Verein, und hat nebenbei auch noch eine Golftrainer-Ausbildung absolviert.

Den Bayern drückt er selbst heute noch die Daumen, sagte er 2022 in einem Interview mit Sport 1, und auch für Uli Hoeneß fand er ausschließlich warme Worte: „Ein beeindruckender Mensch, bei dem noch ein Wort und ein Handschlag zählten. Das gibt es gerade in diesem Business nur ganz selten. So bin ich beim FC Bayern groß geworden.“

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