FC Bayern München 2:1 RB Leipzig: Last-Minute-Kane! So wird man …

Andi Trenner 24.02.2024

Die erste Partie nach Bekanntgabe der Trennung von Thomas Tuchel zum Saisonende bot einige Fragen. Würde die Entscheidung die Mannschaft befreien? Kann der Negativlauf gegen Leipzig, mit denen die Münchner zuletzt immer Probleme hatten, durchbrochen werden? Und vor allem: Wie würde die von Tuchel angekündigte Freiheit in der Aufstellung aussehen?

Die letzte Frage kann noch nicht abschließend bewertet werden, da der Übungsleiter aufgrund von diversen Ausfällen nicht über die größte Auswahl verfügte. Getroffen hat die neue Freiheit zuerst einmal Kim Min-jae, der Südkoreaner sei etwas überspielt und fand sich auf der Bank wieder, obwohl Dayot Upamecano gesperrt nicht zur Verfügung stand und Matthijs de Ligt nie Tuchels Favorit war. Trotzdem begann der Niederländer zusammen mit Eric Dier in der Innenverteidigung. Bei der Rückkehr zur Viererkette wurde diese von Raphaël Guerreiro links und Joshua Kimmich rechts kompletiert.

Die Berufung von Kimmich als Rechtsverteidiger darf allerdings nicht falsch verstanden werden, denn durch die Verletzungen von Noussair Mazraoui und Sacha Boey mangelte es schlicht an Alternativen. Konrad Laimer kehrte zwar in den Kader zurück, aber eine Option für die Startelf war der flexibel einsetzbare Österreicher noch nicht. So war auch klar, dass Aleksandar Pavlović und Leon Goretzka die Doppelsechs bildeten. 

Davor agierten Thomas Müller, Jamal Musiala und Leroy Sané in der offensiven Dreierreihe hinter Mittelstürmer Harry Kane. Beim Gegner aus Leipzig gab es weniger Personalprobleme. Es fehlten einzig Lukas Klostermann und kurzfristig Stammtorhüter Péter Gulácsi, der Probleme mit der Bauchmuskulatur hatte. Er wurde von Janis Blaswich ersetzt. 

FC Bayern gegen RB Leipzig: Der Spielverlauf

Die große Befreiung war es für die Mannschaft nicht, aber der FC Bayern fand gut in die Partie. Bereits in der 5. Minute hätte Kane beinahe auf 1:0 gestellt. Der Torjäger kam nach einer Guerreiro-Flanke aus dem linken Halbfeld zum Kopfball und scheiterte lediglich an Blaswich und dem Innenpfosten. Trotz einiger guter Ansätze blieb dies die gefährlichste Situation der ersten 30 Minuten. 

Die Münchner kontrollierten das Geschehen, aber es mangelte im Offensivspiel an Ideen – wie der von Musiala in der 34. Minute. Der Mittelfeldspieler schickte Sané mit einem Traumpass frei auf Blaswich zu, Sané umkurvte den Leipziger Keeper, wurde allerdings dabei zu weit abgedrängt und verpasste den Abschluss.

Der zweite Abschnitt begann mit sehr viel aktivieren Gästen. Die Leipziger kamen innerhalb von kurzer Zeit zu drei gefährlichen Torschüssen. Das Tor machten jedoch die Bayern. Xaver Schlager spitzelte im eigenen Sechzehner dazwischen und legte den Ball genau in den Lauf von Kane, der eiskalt vollstreckte. 

RB blieb in der Folge dran und drängte auf den Ausgleich. Benjamin Šeško hatte zweimal die riesige Möglichkeit, aber scheiterte jeweils am glänzenden reagierenden Manuel Neuer. Bei Šeško dritter Chance war dann auch für den Nationaltorhüter nichts mehr zu machen, denn Goretzka fälschte den Schuss kurz innerhalb des Strafraums unhaltbar ab.

In der Schlussphase kamen die Gastgeber noch einmal auf und setzten durch Kane den Lucky Punch. Eric Maxim Choupo-Moting nahm einen langen Ball auf der linken Seite stark an und setzte sein Sturmkollegen im Zentrum ein, der eiskalt vollstreckte. So gewinnt man normalerweise Meisterschaften, wenn man nicht bereits acht Punkte Rückstand auf den Tabellenführer aufweisen würde.

Drei Dinge, die auffielen

Fehlende Kreativität und Torgefahr

Der FC Bayern hatte wie fast immer mehr Ballbesitz, mehr Abschlüsse und einen höheren xGoals-Wert. Die große Spielfreude war jedoch nicht zu sehen. Die Mannschaft tat sich auch in der heimischen Allianz Arena schwer, Torchancen zu erspielen. In der ersten Hälfte waren es lediglich zwei große Möglichkeiten und die wurden leichtfertig vergeben. Das und die restlichen Aktionen glichen einem Symbolbild der aktuellen Misere. Einmal traf Kane in sehr aussichtsreicher Position den Ball nicht, dann blockte mit Sané ein Mitspieler einen gefährlichen Abschluss des Engländers.

Besonders frappierend war abermals die passive Phase nach einer Führung. Erst als Leipzig der Ausgleich gelang, drückten die Münchner vorn wieder etwas mehr – ohne die ganz große Idee zu haben. Selbst der abermalige Führungstreffer wirkte in der Inszenierung eher zufällig. Torgefahr entstand zumeist nur nach Flanken oder Aktionen von den Einzelkönnern Musiala und Kane. Der Kreativität zuträglich war es auch nicht, dass Tuchel in der Schlussphase auf Wucht und Dynamik setzte. Sané, Müller und Musiala gingen vom Feld und Bayern agierte in einem 3-4-3 mit Choupo-Moting, Tel und Kane in vorderster Front.

Abstimmung zwischen de Ligt und Dier

Tuchel begründete vor der Partie die Entscheidung für Dier und de Ligt in der Innenverteidigung mit der Überspieltheit Min-jaes und dem besseren Verständnis der beiden Starter. Genau dieses Verständnis war dann auch zu sehen. De Ligt und Dier ergänzten sich stark. 

Dier attackierte zumeist aggressiv, während sein Partner die Tiefe verteidigte. Das funktionierte zu Beginn durch die gute Kommunikation auch gegen die deutlich schnelleren Leipziger Angreifer. 

Im zweiten Abschnitt mit deutlich verbesserten Leipzigern überzeugte das Duo nicht mehr ganz genauso, allerdings kann das Experiment mit den eher hinten anstehenden Innenverteidigern als geglückt angesehen werden.

Fehlende Geschwindigkeit bei Kimmich

Kimmich soll bei der Euro 2024 nach der Rückkehr von Toni Kroos in die deutsche Nationalmannschaft die Lösung rechts hinten sein. Viele Experten sehen ihn auf der Position seiner Anfänge in München auch am stärksten, allerdings so wirklich geeignet ist der Spielmacher dafür nicht. Er kann zwar seine Stärke bei Flanken und im Spielverständnis in der Offensive einbringen, es fehlt ihm jedoch weiterhin an der nötigen Geschwindigkeit für Außen. Direkt zu Beginn des Spiels wurde er so auch zweimal von David Raum und Xavi Simons überspielt. Danach stabilisierte Kimmich sich, ohne aber so richtig überzeugen zu können.

Die Daten zum Spiel

Tore: 1:0 Kane (56.), 1:1 Sesko (70.), 2:1 Kane (90.+1)
Gelbe Karten: Pavlović (37.), Orban (41.), de Ligt (59.), Musiala (66.), Schlager (67.), Simakan (80.)
FC Bayern: Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Guerreiro – Pavlović (Kim, 81.), Goretzka – Sané (Tel, 65.), Müller (Laimer, 65.), Musiala (Choupo-Moting, 84.) – Kane
RB Leipzig: Blaswich – Henrichs, Simakan, Orban, Raum – Xavi (Elmas, 87.), Haidara (Kampl, 74.), Schlager, Xavi – Openda (Poulsen, 74.), Sesko (Baumgartner, 90.+3)

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