FC Bayern München 8:1 FSV Mainz 05: Dem Fußballgott eine Chance geben

Justin Trenner 09.03.2024

Thomas Tuchel setzte gegen den FSV Mainz 05 auf eine vorsichtige Rotation. Alphonso Davies und Konrad Laimer rückten für Raphaël Guerreiro und den gesperrten Aleksandar Pavlović in die Startelf. Ansonsten stellte der Trainer die restlichen neun Spieler auf, die gegen Lazio Rom unter der Woche erfolgreich waren. Nachdem Davies früh wegen eines Fußes im Gesicht ausgewechselt werden musste, stand auch Guerreiro wieder auf dem Platz.

Auf der anderen Seite schickte Bo Henriksen eine Fünferkette ins Rennen und hoffte darauf, den Bayern so das Leben möglichst lange schwer zu machen. Lange hielt diese Hoffnung aber nicht an. Harry Kane (13.) und Leon Goretzka (19.) brachten die Münchner auf Kurs. Auch ein Traumtor von Nadiem Amiri (31.) beirrte die Heimmannschaft nicht.

Kane (45.+7) und Thomas Müller (47.) machten früh den Deckel drauf. Nach einer kurzen Mainzer Drangphase legte Jamal Musiala nach (62.). Wenige Minuten später erhöhten Serge Gnabry sehenswert per Hacke (67.) und Kane auf 7:1 (70.) – das wäre dann auch fast der Endstand gewesen. Goretzka aber hatte noch einen weiteren Treffer zu bieten. Mit dem 8:1 setzten die Bayern ein klares Zeichen.

Dinge, die auffielen

FC Bayern: Das Selbstvertrauen ist zurück

Auffällig: Die Bayern zocken wieder mehr. Besonders deutlich wird das bei Musiala, der auch gegen Mainz wieder eine starke Leistung zeigte. Aber auch darüber hinaus präsentierten sich die Münchner deutlich spielfreudiger als über weite Teile des bisherigen Kalenderjahres.

Einer, der besonders davon profitiert, ist Kane. Der Engländer hatte zahlreiche gute Gelegenheiten. Einerseits, weil die Einbindung besser war als zuletzt und andererseits, weil er durch die Bewegungsfreude der restlichen Spieler mehr Raum hatte.

Was kann Serge Gnabry dem FCB noch geben?

Das 6:1 von Gnabry war ein Paradebeispiel für die Spielfreude des FC Bayern. Eine tolle Hereingabe aus dem Halbfeld verwertete der Angreifer aus der Drehung per Hacke. Ein Traumtor. Eine Erinnerung an das, was Gnabrys Talent einst versprach.

In dieser Bundesliga-Saison war es der erste Treffer des 28-Jährigen. Viel Zeit hat er nicht mehr, um sich zu empfehlen, aber mit Blick auf die kommende Europameisterschaft und sein angeschlagenes Standing beim FC Bayern können die kommenden Wochen und Monate entscheidend werden. Mit seinem Offensivdrang und seiner Dynamik kann er das in den vergangenen Monaten eingeschlafene Offensivspiel womöglich beleben.

Es dürfte seine letzte Chance sein.

Leon Goretzka startet durch

Goretzka scheint von der Umstellung mit Kimmich als Rechtsverteidiger am meisten zu profitieren. Der 29-Jährige war gegen Mainz 05 einer der herausragenden Spieler, traf selbst doppelt und bereitete zwei weitere Tore vor. Gerade weil das Spiel größtenteils in eine Richtung ging – nämlich nach vorn –, ist die Leistung eher kein Gradmesser für seine defensive Stabilität.

Zumal es auch wieder Momente gab, in denen Mainz gefährlich über den Sechserraum zum Abschluss kam. Ein Allheilmittel ist seine derzeitige Verfassung entsprechend nicht. Aber definitiv ein wichtiger Baustein für die Bayern in der aktuellen Saisonphase.

Hier gibt es mehr zu Leon Goretzka und seiner aktuellen Situation zu lesen.

Umschaltmomente funktionieren unter Tuchel

Wenn es etwas gibt, was Tuchel erfolgreich beim FC Bayern verändert hat, dann ist es die Effizienz bei offensiven Umschaltsituationen. Gegen Mainz waren es drei Tore, die nach solchen erfolgten, auch im restlichen Saisonverlauf kam man trotz hoher Ballverluste immer wieder zu Torerfolgen nach Ballgewinnen in der eigenen Hälfte oder weiter vorn auf dem Spielfeld.

Abhängigkeit von Positiverlebnissen

Es mag bei einem derart deutlichen Erfolg und insgesamt wenigen Mainzer Chance überspitzt wirken, doch die Bayern haben auch am Samstagnachmittag wieder kurze Phasen der Nachlässigkeit gehabt. Besonders einprägsam war jene nach dem 4:1 durch Müller.

Mainz kam innerhalb von wenigen Minuten mehrfach gefährlich in den zentralen Raum direkt vor dem Bayern-Strafraum – der Zone 14. Ein Problem, das es unabhängig vom Trainer in den letzten Jahren häufig gab. Viel interessanter als die taktischen oder personellen Probleme ist aber die Frage danach, warum es den Bayern nur selten gelingt, ein Spiel über die komplette Distanz gleich fokussiert zu absolvieren.

Gegen Mainz fiel das wegen der starken Offensivleistung nicht so sehr ins Gewicht. Musialas Tor machte nach einem Konter den Deckel drauf und die Drangphase der Mainzer war vorbei. Dramatisch war der Leistungsumschwung der Bayern also keinesfalls. Doch Müller sprach es nach dem Lazio-Spiel sehr klar an: Konstanz von Spiel zu Spiel und innerhalb eines Spiels sind die großen Probleme dieses FC Bayern.

Den Fußballgott herausfordern

Was Müller ebenfalls sagte: Man wolle den Fußballgott in der Bundesliga nochmal herausfordern. So unwahrscheinlich es auch ist, dass die Bayern ihre restlichen Partien allesamt gewinnen und Leverkusen gleichzeitig noch genügend Punkte liegen lässt, so wichtig ist es auch für die Champions League, die Anspannung nicht zu verlieren.

Gegen Mainz ist das trotz Detailkritik gelungen. Gegen einen Gegner, der durch die frühen Gegentore noch verunsicherter war, als er es ohnehin schon ist. Insofern gilt es auch nach diesem Spiel, die Ruhe zu bewahren und den deutlichen Sieg nicht überzubewerten.

Für die bayerische Seele sind die zwei deutlichen Siege mit ansprechender Leistung aber Balsam. Ob der Fußballgott tatsächlich noch eine irre Wendung dieser enttäuschenden Saison für den Rekordmeister hat, bleibt abzuwarten.



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