Diskussion: FC Bayerns Finanzen – Status quo und Zukunftsperspektiven

Alexander Trenner 26.12.2019

Den Anfang machen Marc und Alex mit einer Diskussion über die aktuelle finanzielle Situation des FC Bayern anlässlich der kürzlichen Vorstellung der Fianzzahlen auf der Jahreshauptversammlung. Dabei diskutieren sie auch, was diese Zahlen in einem größeren Zusammenhang für die finanzielle Zukunft der Bayern bedeuten.

Diese Diskussion ist zuerst in Englisch auf miasanrot.com erschienen.

“Der lachhaft große finanzielle Vorsprung”

Marc: Alex, wenn du dir die von Swiss Ramble vorgestellten Zahlen einmal genauer anguckst, was fällt dir besonders ins Auge? Ich persönlich finde ja die Diskrepanz zwischen der immensen finanziellen Überlegenheit der Bayern in der Bundesliga und ihrem stetig zunehmenden Zurückfallen im Konzert der Großen auf europäischer Bühne am interessantesten.

Alex: Der Swiss-Ramble-Bericht beinhaltet eine ganze Reihe von Dingen, die ich ziemlich bemerkenswert finde. Der von dir erwähnte lachhaft große finanzielle Vorsprung der Bayern auf nationaler Ebene ist da nur ein Beispiel (mehr dazu später). Aber wenn ich zunächst auf den europäischen Kontext gucke, dann kann ich im Unterschied zu dir nicht ganz erkennen, dass die Bayern ihrer europäischen Konkurrenz immer weiter hinterherhinken sollen. Für mich sieht es eher so aus, als würden sie sich dort im Gegenteil sogar ganz gut behaupten können. Wie der Swiss Ramble Bericht zeigt, liegen sie beim Jahresumsatz seit über einem Jahrzehnt unter den vier stärksten Clubs in Europa und sie sind auch schon seit langem einer der profitabelsten Clubs in Europa.

Marc: Ja, im Moment sind die Bayern in Europa noch wettbewerbsfähig. Nichtsdestotrotz vergrößert sich der Abstand zu den anderen Top-Clubs sukzessive. Was mich aber noch mehr besorgt ist, dass inzwischen viele andere Clubs bei den Einnahmen aus Merchandising, Sponsoring und Werbung (den kommerziellen Einnahmen) zu den Bayern aufholen, also gerade in dem Bereich, in dem die Bayern lange am besten in Europa dastanden. Führt man sich dazu noch vor Augen, dass sich die Einnahmen aus der TV-Vermarktung nur sehr langsam ändern und die Bayern bei den Einnahmen hier bereits von England abgehängt sind, werden sie sich nach anderen Einkommensquellen umgucken müssen, wenn sie zukünftig noch mit den Großen in Europa mithalten wollen. Zusammengefasst würde ich also sagen, dass die Bayern vielleicht jetzt noch keinen finanziellen Wettbewerbsnachteil haben, aber wahrscheinlich bald einen bekommen werden, wenn die aktuelle Entwicklung so weitergeht.

Alex: Ich sehe das etwas anders als du. Der Jahresumsatz der Bayern liegt schon seit über einem Jahrzehnt konstant bei ca. 75-85% der jeweiligen europäischen Spitze. Und weil ich der Überzeugung bin, dass sich in diesen hohen finanziellen Sphären die sportliche Leistungsfähigkeit einer Mannschaft nicht mehr proportional mit den für sie verfügbaren finanziellen Mitteln (Transfers, Gehälter) steigern lässt, beunruhigt mich diese Situation nicht so sehr wie dich. Ja, der sportliche Erfolg eines Vereins korreliert stark mit seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten, aber ganz so direkt, dass der mit dem meisten Geld immer gewinnt, ist es dann doch nicht. Bei den Größenordnungen von > 700 Mio. € Jahresumsatz, über die wir hier sprechen, ist unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen im Profifußball irgendwann einfach der Punkt erreicht, wo sich nochmal 50 Mio. € Umsatz pro Jahr zusätzlich nicht mehr unmittelbar in einen signifikanten sportlichen Vorsprung übersetzen lassen, und daher mache ich mir um die sportliche Wettbewerbsfähigkeit der Bayern noch keine Sorgen.

Viel interessanter fand ich, dass die Einnahmen der Bayern aus Merchandising, Sponsoring, und Werbung schon seit längerem jedes Jahr zu den höchsten in Europa zählen. Das wusste ich vorher noch nicht. Die Bayern müssen wohl in andern Bereichen hervorragende Sponsorenverträge haben, denn bei ihrem Ausrüstervertrag und beim Trikotsponsoring fallen sie finanziell (wenig überraschend) ziemlich weit hinter solche Weltmarken wie Real Madrid, FC Barcelona und die englischen Vereine, insbesondere Manchester United, aufgrund der weltweiten Stärke der Premier League zurück. Nüchtern betrachtet würde ich aber sagen, dass sich gerade dieser Nachteil wahrscheinlich schlimmer anhört als er tatsächlich ist, weil ich glaube, dass es die Bayern hier bei den nächsten Vertragsverhandlungen viel leichter haben werden, einen besseren Deal herauszuschlagen als vielleicht anderswo, weil die Zahlen hier weitgehend verfügbar und transparent sind. Die Bayern können also auf Real und Konsorten verweisen und sagen: “Seht ihr, wie viel die kriegen? So viel wollen wir auch haben.”

Sweet Home Allianz Arena
Image: Adam Pretty/Getty Images

Im Großen und Ganzen stimme ich dir aber zu, dass die Bayern mittelfristig neue Einkommensquellen erschließen müssen, wenn sie auf Dauer mit der europäischen Konkurrenz mithalten oder diese sogar überholen wollen. Denn wenn wir uns die drei traditionellen organischen Einkommensquellen eines Fußballclubs einmal kurz anschauen, wird schnell klar, dass diese in ihrer Erweiterbarkeit doch arg limitiert sind:

Einnahmen aus Spielbetrieb: Nach oben begrenzt durch die Größe des Stadions, die Ticketpreise und die Anzahl der Spiele. Die Einkünfte der Bayern in diesem Bereich stagnieren seit Jahren und ich sehe auch nicht, wo ein Zuwachs in den nächsten Jahren herkommen sollte. Das Stadion ist jetzt schon dauernd ausverkauft, noch mehr Spiele in noch mehr Wettbewerben wird es kaum geben können, und die Ticketpreise lassen sich auch nicht unendlich weiter anheben, will man nicht riskieren, dass die Fans den Aufstand proben oder gleich ganz zu Hause bleiben. Die Hospitality-Leistungen wird man auch nicht ewig weiter ausdehnen können. Wo soll aus dem Spielbetrieb heraus also mehr Geld herkommen?

Einnahmen aus Merchandising, Sponsoring und Werbung: Diesen Punkt haben wir schon kurz gestreift. Die Einnahmen im kommerziellen Bereich eines Clubs sind zum größten Teil ein Ergebnis seiner Markenstärke und seiner internationalen Popularität. Im Moment sind Real, Barca und die großen englischen Teams den Bayern hier Meilen voraus und daher in einer viel besseren Ausgangslage, lukrative Werbeverträge etc. abschließen zu können. Also wird es auch hier nicht viele Möglichkeiten für die Bayern geben, an den anderen Clubs vorbeizuziehen.

Einnahmen aus der TV-Rechte-Vermarktung: Diese sind begrenzt durch den TV-Vertrag der DFL (1,16 Mrd. € pro Jahr national + 250 Mio. € pro Jahr international), der besser ist als der der Ligue 1 (1,15 Mrd. € pro Jahr national + 80 Mio. € pro Jahr international) und der der Serie A (970 Mio. € pro Jahr national + 370 Mio. € pro Jahr international), aber schwächer als der der spanischen La Liga (1,14 Mrd. € pro Jahr national + 900 Mio. € pro Jahr international) und deutlich schwächer als der der Premier League (1,8 Mrd. € pro Jahr national + 1,6 Mrd. € pro Jahr international). Außerdem deuten erste Anzeichen darauf hin, dass die nationale TV-Vermarktung langsam an ihren Sättigungspunkt kommt, weil sowohl die Premier League als auch die Serie A hier in bei den Verhandlungen für die nächste Periode weniger Geld als zuvor haben aushandeln können. Gleichzeitig wachsen aber die Summen für die internationalen Verwertungsrechte weiter deutlich an. In Anbetracht dieser Marktentwicklungen erscheint es mir quasi unmöglich, dass die Bayern mit den Einnahmen aus dieser Quelle einen Wettbewerbsvorteil den anderen großen Clubs gegenüber entwickeln können, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Gelder kollektiv von der DFL ausgehandelt und verteilt werden und die Bayern darauf nur sehr begrenzt Einfluss nehmen können.

Also Marc, wenn sich die Bayern weder über den Spielbetrieb noch ihre kommerziellen Einkünfte noch die TV-Rechte-Vermarktung finanziell von den anderen Clubs absetzen können, wo soll das Geld herkommen, dass sie auch in Zukunft weiter im Konzert der Großen mitspielen lässt?

“Es gibt keine natürlichen Grenzen für die Einnahmen aus Merchandising, Sponsoring und Werbung”

Marc: Ich glaube, das Management der Bayern hat dieses Thema schon länger auf dem Radar. Nimm z. B. die energische Expansion in die nordamerikanischen und asiatischen Märkte, welche sich wahrscheinlich in der Gründung der zwei Niederlassungen in New York und Shanghai am deutlichsten verkörpert. Dies ist eindeutig ein Versuch der Bayern, ihre Bekanntheit jenseits der Grenzen Europas deutlich zu erhöhen und daraus mehr Einnahmen zu generieren. Der FC Bayern war einer der ersten Clubs, die solche Büros gegründet haben, und mit meiner besonderen Perspektive als Bürger der USA kann ich nur attestieren, dass dies im Großen und Ganzen auch sehr gut funktioniert hat. Die Fans in den USA fühlen sich wertgeschätzt durch die enge kommunikative Bindung zum Büro in New York und durch die zahlreichen Sommertouren der Bayern durch ihr Land. Dieser Einsatz der Bayern mag sich jetzt vielleicht nicht direkt und unmittelbar finanziell in den Büchern niederschlagen, aber je stärker die Verbindungen des Vereins zu den Fans in den weltweiten Märkten werden, desto stärker wird auch die Marke FC Bayern München und desto größer sein Pfund in Vertragsverhandlungen mit Sponsoren und Rechtevermarktern.

Alex: Da stimme ich dir zu. Ihre Marke und ihre Bekanntheit zu stärken ist für die Bayern wahrscheinlich langfristig gesehen der vernünftigste und kurzfristig gesehen der am leichtesten zu beschreitende Weg um ihre kommerzielle Einnahmensituation zu verbessern. Im Unterschied zu den Einnahmen aus Spielbetrieb und der TV-Rechte-Vermarktung gibt es hier keine natürlichen Obergrenzen wie Stadiongröße oder Eintrittspreise oder spezielle vertragliche Konstellationen wie bei dem Kollektivvertrag mit der DFL, die die Bayern in ihrem Wachstum hindern würden. Auf der Welt leben mehr als 7 Milliarden Menschen verteilt auf zahllose Märkte in fünf Kontinenten, die einfach nur darauf warten, vom Fußballfieber erfasst zu werden und Trikots verkauft zu bekommen.

Ich stimme dir auch darin zu, dass das Management der Bayern dies prominent auf dem Schirm hat. Du hast die Büros in New York und Shanghai erwähnt, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs ihres internationalen Engagements. Ein oberflächlicher Blick nur allein auf die Überschriften der Pressemitteilungen der Bayern der letzten zwei Jahre reicht aus, um sofort zu erkennen, dass der Verein sehr viel Zeit und Energie in den Aufbau von Partnerschaften mit Fußballverbänden, Geschäftspartnern, die Errichtung von Nachwuchsleistungszentren usw. in einer ganzen Reihe neuer Märkte auf der ganzen Welt investiert. Und obwohl die Reals, Barcas und ManUniteds dieser Welt ganz eindeutig einen ziemlichen Vorsprung in diesem Bereich haben und (momentan noch) viel mehr Menschen erreichen, bin ich mir sicher, dass die Bayern schon seit längerem erkannt haben, wie wichtig ihre Bemühungen um Partnerschaften und zur Steigerung der Markenbekanntheit für eine finanziell gesicherte Zukunft sind und dass sie die richtigen Dinge diesbezüglich unternehmen.

“Die Super League ist finanziell ein sinnvoller Schritt”

Marc: Sehe ich genauso. Deshalb ergibt in meinen Augen auch die vieldiskutierte “Super League” Sinn, zumindest finanziell gesehen. Es leuchtet mir total ein, warum Vereine wie die Bayern, Juve, PSG und so weiter nach einem Weg suchen, wie sie ähnlich lukrative TV-Einnahmen wie die englische Premier League generieren können. Denn im Moment sind ihre Einnahmen diesbezüglich begrenzt durch die internationale Popularität ihrer heimischen Ligen, die in manchen Fällen nicht so wahnsinnig hoch ist und welche sie auch nur sehr eingeschränkt beeinflussen können. Die Super League wäre eine Ansammlung reiner Top-Clubs, die vermutlich auf ein viel größeres internationales Publikumsinteresse stoßen würde. Außerdem hätten sie in einer Super League auch einen direkteren Zugriff auf die TV-Einnahmen als z. B. in der Champions League, wo die Gelder zentral über die UEFA eingesammelt und ausgeschüttet werden. Allerdings hat die Super League eine Menge anderer Probleme und wird wahrscheinlich in dieser Form nicht kommen, zumindest nicht in der näheren Zukunft.

Alex: Ich teile deine Einschätzung. Unter der Voraussetzung, dass ein Projekt “Super League” vernünftig vermarktet und an Rechteverwerter auf der ganzen Welt lukrativ verkauft werden könnte – und somit schlussendlich auch an die Zuschauer und Fans – würde es den Bayern einen viel größeren Einfluss und viel mehr Zugriff auf die in ihrem Rahmen erwirtschafteten Gelder gewähren. Es gäbe keine UEFA, keine DFL und keine sonstigen Intermediäre, die sich in die Verteilung der Gelder einmischen würden. Vielleicht wäre es sogar so, dass eine Super League ganz neue Zuschauerschichten erreichen könnte, weil das Wettbewerbsniveau in der Liga viel ausgeglichener wäre als in den jeweiligen Herkunftsligen der teilnehmenden Vereine. Das könnte viele Zuschauer ansprechen, die von der Monotonie der ständigen und unangreifbaren nationalen Dominanz der Bayern, Juve, PSG, … und ihren Serienmeisterschaften inzwischen gelangweilt sind. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt wäre natürlich, dass die teilnehmenden Clubs ihre weltweite Markenstärke noch einmal erhöhen könnten.

Allerdings würde ich gerne einen kleinen Haken an der Sache für die Bayern aus ökonomischer Sicht erwähnen: Nur durch die Teilnahme an der Super League alleine würden sie nämlich keinen strategischen Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen teilnehmenden Clubs generieren können, denn alle Teilnehmer würden sich sicherlich vertraglich auf einen fairen Modus zur Verteilung der Einnahmen einigen, der niemanden zu kurz kommen lässt oder übermäßig bevorteilt.

“Die Bayern können im Jugendbereich noch viel mehr tun”

Marc: Ich stimme dir zu. Nur die Teilnahme an einer Super League alleine würde den Bayern zwar keinen Wettbewerbsvorteil verschaffen, aber ihnen zumindest erlauben, Schritt zu halten. Aber zu einem anderen Punkt: Wie einer der Leser in den Kommentaren unter meinem Orignalbeitrag zu diesem Thema berechtigterweise erwähnt hat, könnte das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) der Bayern einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass der Verein in Zukunft gleichzeitig geringere Ausgaben und höhere Einnahmen generieren kann. Die Investitionen in den Jugendfußball insgesamt und der Aufbau eines Talentepools könnten enorm wichtige Faktoren für die Zukunft werden. Zum einen spart es natürlich Transferausgaben, wenn man die Top-Talente direkt aus dem eigenen Nachwuchs hochziehen kann. Zum anderen kann man aber auch die Einnahmen aus den Verkäufen der Spieler, die es nicht ganz auf das Bayern-Niveau bringen, wieder in die nächsten Generationen und die erste Mannschaft reinvestieren. Natürlich werden die Bayern nicht zu einem Ausbildungsverein werden, aber der Jugendfußball ist definitiv ein Bereich, in dem sie noch viel mehr machen können und müssen.

Alex: In dieser Frage bin ich nicht ganz deiner Meinung. Ja, die Bayern können in Sachen Jugendfußball sicherlich noch viel mehr machen als bisher – und Hasan Salihamidžić scheint da tatsächlich einiges zu versuchen – aber der FC Bayern ist kein Ausbildungsverein und wird auch niemals einer sein. Die Idee, Nachwuchsfußballer aus dem eigenen Verein und der eigenen Region zu entwickeln und hochzuziehen ist doch, wenn wir mal ehrlich sind, nicht viel mehr als eine nette Geschichte für die Fans. Die Fans finden das total toll, weil es ihnen etwas an dem Verein gibt, mit dem sie sich identifizieren können und weil sie als Beweis sehen, dass der Verein seine Tradition und seine Herkunft nicht vergessen hat. Aber fußballerisch gesehen kann ein Club, der das Ziel hat, jedes Jahr Meister zu werden, in der Champions League weit zu kommen und vielleicht bald sogar in einer Super League mitzumachen, sein sportliches Schicksal wohl kaum in die Hände von jungen, unerfahrenen Jugendspielern frisch aus dem eigenen Nachwuchs legen. Das wäre fahrlässig, dafür steht einfach zu viel auf dem Spiel, dafür gibt es zu viel zu verlieren. 

Soweit meine sportliche Einschätzung. Ob auf der anderen Seite Jugendfußball wirtschaftlich gesehen etwas ist, das die Bayern mit mehr Energie betreiben sollten, da bin ich noch zwiegespalten. Das NLZ der Bayern hat ungefähr 70 Mio. € Investitionssumme gekostet und produziert jährliche Betriebskosten von circa 3 bis 5 Mio. €. Mit diesem Betrag wird ein Komplex von 185 Spielern verteilt auf elf Teams und trainiert von 26 Jugendtrainern am Leben gehalten. Einerseits könnte man jetzt sagen, dass dies gut investiertes Geld ist, da in Anbetracht des aktuellen Transferpreisklimas schon ein herausragendes Talent alle paar Jahre mehr als ausreicht, um alle Betriebskosten locker wieder einzuspielen und sogar im Falle eines Verkaufs noch einen satten Gewinn einzustreichen (und dies berücksichtigt noch nicht einmal den indirekten Wert, dass ein Spieler, der vielleicht zunächst erst einmal nicht gut genug für die Bayern ist und nach einem Vereinswechsel woanders zum Star wird, irgendwann möglicherweise zu den Bayern zurückkommen möchte, weil er noch eine enge emotionale Bindung zu seinem Jugendclub hat).

Andererseits werden andere Vereine dieselbe Rechnung aufmachen und ebenfalls in ihren Jugendfußball investieren. Und dann ein NLZ zu betreiben, das in einem solch intensiven Wettbewerb wirklich herausragt und etwas ganz besonderes ist, ist mit all den dafür nötigen Leuten, dem immensen Betriebsaufwand und der notwendigen hohen Managementaufmerksamkeit schon eine besondere Herausforderung. Ziemlich viele Menschen müssen eine ganze Menge Arbeit, Aufmerksamkeit, Gedankenkraft, Planungsenergie, Organisationstalent und Entscheidungskompetenz investieren, damit so ein Unterfangen vernünftig und effektiv funktionieren kann. Natürlich beansprucht das dann ganz viele Ressourcen und Energie, die der Verein nicht in andere Themen investieren kann, z. B. den Ausbau seiner internationalen Präsenz oder die Gewinnung neuer Partner. Man kann unter dem Strich also durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass oberhalb eines gewissen Mindestbetrags jeder weitere Euro, den die Bayern in ihren Jugendfußball stecken, vielleicht woanders rentierlicher investiert wäre.

Jugend forscht
(Image: Christof Stache/AFP via Getty Images)

Marc: Ich stimme dir zwar zu, dass die Bayern kein Ausbildungsverein sind, aber ich denke doch, dass der Jugendfußball für sie auch zukünftig durchaus eine Rolle spielen kann. Unter den Champions-League-Gewinnern von 2013 z. B. waren mit Lahm, Schweinsteiger, Müller, Alaba und Kroos gleich fünf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Das war zwar statistisch gesehen ein Ausreißer, keine Frage, aber ich glaube, dass es selbst bei einem so großen Club wie den Bayern das Potenzial gibt, regelmäßig Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft zu bringen.

Schlussendlich wird aber wohl keine der Möglichkeiten, die wir bisher diskutiert haben, dazu führen, dass die Bayern ihren Rückstand auf die großen europäischen Clubs nachhaltig werden wettmachen können. Ich glaube, dies war auch einer der wesentlichen Gründe hinter dem Plan, Herbert Hainer als Uli Hoeneß’ Nachfolger ins Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden zu bringen. Aber so ganz ohne weiteres sehe ich auch keinen offensichtlichen Königsweg für diese große Herausforderung. Dazu fehlt es mir an Kreativität und Einblick. Ich glaube, dass es für nahezu jedes Problem eine Lösung gibt, aber es bedarf immer kluger Köpfe, um diese Lösung auch sehen zu können. Ich hoffe, dass Hainer ein solcher Kopf ist. Hast du irgendwelche Ideen, wie Bayern noch weitere Einkünfte generieren könnte?

“Digital: virtuelle Welt, reales Potenzial”

Alex: Ich habe eine, aber lass mich zuerst sagen, dass ich genau wie du denke, dass der Input von Herbert Hainer von unschätzbarer Wichtigkeit für Bayerns geschäftliche Zukunft sein wird. im Unterschied zu Hoeneß ist er ein von der Pike auf gelernter Manager mit einem Diplom in BWL und der Erfahrung von 16 Jahren als Vorstandsvorsitzender von Adidas zwischen 2001 und 2016. Adidas ist ein weltweit tätiger Konzern mit einem besonderen Fokus auf Marketing, Branding und Sachen-an-den-Mann bringen. Wenn es bei den Bayern einen gibt, der weiß wie man eine Marke aufbaut, neue Märkte erschließt in den Leuten Sachen verkauft, dann ist es Hainer. Mit ihm an der Spitze haben die Bayern jetzt ein ganz starkes Pfund in ihren Reihen, das für die Stärkung ihres internationalen Profils und die Steigerung ihrer weltweiten Popularität Gold wert sein kann.

Eine Einkommensquelle, die wir bisher noch nicht diskutiert haben, die ich aber gleichsam für unschätzbar wichtig halte, ist das digitale Geschäft. Zwar ist die Allianz Arena dauerhaft ausverkauft und die heimischen Märkte weitgehend gesättigt, aber in der digitalen Sphäre gibt es meines Erachtens noch ein nahezu grenzenloses weltweites Wachstumspotential für die Bayern. Es gibt Milliarden von Menschen mit Zugang zum Internet auf dieser Welt, die potenziell nur einen Klick von einem fcbayern.tv-Abo oder dem Kauf einer Netflix oder Amazon Prime Hinter-den-Kulissen-Serie über den Verein entfernt sind. Manchester City und der BVB beispielsweise haben das vorgemacht. Es bedurfte nur eines einfachen Tweets von Thomas Müller zur Unterstützung der indischen Nationalmannschaft bei ihrer heimischen Cricket WM im Sommer und schon hatten die Bayern quasi über Nacht Millionen neuer Social Media Follower in Indien. Ein James oder Coutinho reichen aus um das Social Media Profil des FC Bayern in den jeweiligen Herkunftsländern der Spieler signifikant zu stärken. Coutinho alleine hat mehr Instagram-Follower als der gesamte FC Bayern. Solche und ähnliche Beispiele sollten den Bayern deutlich machen, wohin der Weg in Zukunft gehen muss: Überwinden der Grenzen der ohnehin in allen Aspekten mehr als gesättigten Heimatmärkte und der nationalen TV-Vermarktung über den Aufbau einer eigenen starken digitalen Präsenz und die entsprechende signifikante Stärkung ihrer Geschäftstätigkeit im digitalen Raum.

Die großen US-Sportarten, die MLB vorweg, haben mehr als deutlich gemacht, was man alles erreichen kann, wenn man das Digitalgeschäft mit Markenstärkung über eine starke Online-Präsenz, Streaming, E-Sports etc. ernst nimmt. Wenn es den Bayern gelingen sollte, eine umfassende, sorgfältig ausgearbeitete Digitalstrategie mit den Zielen Markenstärkung, Fangewinung und -bindung inklusive eines durchdachten OTT-Streamingkonzepts für ihre in-house Bewegtbildproduktion zu entwickeln, würden sie sich die Möglichkeit eröffnen, ihre Präsenz in den Haushalten der Menschen auf der ganzen Welt deutlich auszubauen, ihre Markenbekanntheit enorm zu stärken, den Club anfassbar für Dutzende von Millionen von Fans zu machen – und damit letztendlich Likes in fcbayern.tv-Abos und Social Media Follower in Trikotverkäufe zu verwandeln. Ich habe gerade erst die Bayern dafür gelobt, dass sie die Wichtigkeit ihrer kommerziellen Aktivitäten in Merchandising, Werbung und Sponsoring erkannt zu haben scheinen. Ich kann nur hoffen, dass sie dieselbe Erkenntnis auch mit Blick auf ihr Digitalgeschäft ereilt. UPDATE: Der unlängst erfolgte Launch ihres neuen E-Sports-Teams gibt mir Anlass zur Hoffnung, dass sie die Wichtigkeit des Themas Digital tatsächlich erkannt zu haben scheinen.

“Momentan beschreiten die Bayern einen Mittelweg”

Marc: Okay, dann lass uns zum nächsten Thema kommen, denn eine andere Beobachtung, die ich wirklich interessant finde, bezieht sich auf die Transferausgaben in der Bundesliga. Ich glaube, die meisten Leute nehmen an, dass die Bayern am meisten Geld für neue Spieler ausgeben, aber das stimmt nicht. Sie sind Nummer zwei, sowohl in der Netto- als auch in der Bruttobetrachtung. Natürlich gibt es dafür eine ganze Menge Gründe. Leipzig z. B. möchte schnellsten Weges nach oben und gibt daher entsprechend viel für neue Spieler aus und der BVB hat eine ganze Reihe Hochkaräter verkauft, die es möglichst gleichwertig zu ersetzen galt. Gleichzeitig haben die Bayern einige clevere ablösefreie Transfers getätigt. Alles in allem geben die Bayern für meinen Geschmack in Anbetracht ihres riesigen ökonomischen Vorsprungs in der Liga immer noch relativ moderate Summen für neue Spieler aus.

Alex: Das stimmt. Und man kann dies auf zweierlei Arten interpretieren, die ich beide für gleichermaßen gerechtfertigt halte. Alles hängt von der fundamentalen Frage ab, ob die Bayern in erster Linie ein profitables Unternehmen und erst in zweiter Linie ein erfolgreicher Fußballverein sein wollen, oder umgekehrt. Die Bayern waren schon immer sehr stolz auf ihr konservatives Finanzgebaren. Wir alle kennen den Spruch von dem prall gefüllten Festgeldkonto zur genüge. Wenn es den Bayern auch in Zukunft primär darum gehen sollte, einen ordentlichen Profit an ihre Anteilseigner ausschütten zu können, dann sind sie meines Erachtens so wie sie wirtschaftlich momentan verfahren genau auf dem richtigen Weg. Ab einem gewissen Punkt nimmt der sportliche Wert jedes weiteren Euros, den die Bayern für Transfers und Gehälter in ihre Spieler investieren, ziemlich rapide ab. Bisher haben die Bayern hier immer genug investiert, um verlässlich jedes Jahr Meister zu werden und in der Champions League bis in die K.-o.-Runde zu kommen. Ökonomisch gesehen halte ich das für ein sehr vernünftiges Agieren, weil es einen fast idealen Ausgleich zwischen sportlichem Erfolg und ökonomischer Nachhaltigkeit schafft. Der Fakt, dass sie ein Verhältnis von Umsatz zu Spielergehältern von ungefähr 50 % haben (was deutlich weniger ist als bei vielen anderen Top-Clubs in Europa), unterstreicht dies noch einmal zusätzlich.

Sollten sich die Bayern allerdings umgekehrt als ein erfolgreicher Fußballverein zuerst und erst dann als ein profitables Wirtschsftsunternehmen sehen, dann werden sie in Zukunft ziemlich sicher mehr Geld in ihren Kader investieren und auch größere Risiken bei der Verpflichtung neuer Spieler eingehen müssen, als sie es bisher getan haben. Dies beinhaltet auch hin und wieder das Wagnis einen Spieler zu verpflichten, der zwar vielversprechend ist, aber doch ein nicht unerhebliches Risiko des Scheiterns in sich birgt, wie z. B. bei einem jungen Talent, dessen weiterer Entwicklungsweg noch nicht verlässlich vorhergesagt werden kann. Außerdem bedeutet es auch, dass die Bayern gelegentlich bereit sein müssen, mehr für einen Spieler zu bezahlen als dieser objektiv wert ist, wenn er einen großen sportlichen Mehrwert für das Team bedeutet oder eine kritische Lücke im Kader füllen kann, wie es z. B. bei einem Kevin de Bruyne oder Leroy Sané in der Vergangenheit der Fall gewesen wäre.

Letztendlich werden sie ziemlich sicher einen Mittelweg einschlagen (was sie ja auch schon angefangen haben zu tun) und erkennen, dass sie manchmal für einen Spieler, den sie unbedingt verpflichten müssten, um nicht hinter die europäische Konkurrenz zurückzufallen, mehr ausgeben müssen als sie normalerweise eigentlich zu tun bereit wären, ohne sich gleichzeitig allerdings regelmäßig wie verrückt auf große Einkaufstouren zu begeben. Findest du diesen Weg clever? Oder würdest du den Bayern raten, ihre Ausgabenzügel in Zukunft deutlich zu lockern?

Marc: Ich sehe das auch so, dass sie momentan einen Mittelweg eingeschlagen haben. Aber einen Mittelweg zu gehen ist immer eine besondere Herausforderung. Ein Schritt zuviel in die eine oder andere Richtung kann den ganzen Verein aus der Bahn werfen. Die Bayern haben schon in der Vergangenheit jüngere Spieler für verhältnismäßig hohe Transfersummen eingekauft, siehe Renato Sanches, Corentin Tolisso usw., aber der Markt für Nachwuchsspieler wird immer noch teurer. Alle Vereine versuchen, vielversprechende Talente so früh wie möglich zu verpflichten, gerade weil etablierte Spieler in den letzten Jahren im Durchschnitt immer teurer geworden sind, und dann haben wir das Problem von Spielzeit und Weiterentwicklung noch gar nicht angesprochen.

Außerdem gibt es auch einen gewissen Druck auf den Verein sowohl aus den Reihen ihrer eigenen Fans als auch von Teilen der allgemeinen Fußball-Community, ihr bisher sehr erfolgreiches zurückhaltendes Ausgabeverhalten nicht komplett über Bord zu werfen. Natürlich könnte der Verein solche Erwartungen ignorieren, aber es ist, glaube ich, im eigenem besten Interesse des FC Bayern, dies nicht vollkommen zu tun. Welchen Zwischenweg sie genau zwischen finanzieller Vernunft und größerem Risiko bei Transfers finden sollten, lässt sich zwar nicht mathematisch exakt berechnen, aber wohl hinreichend präzise aus dem Gefühl heraus bestimmen.

Aber ungeachtet all dessen wäre ich vor dem Hintergrund der aktuellen Umwälzungen in Aufsichtsrat und Management momentan vorsichtig damit, vorschnell irgendwelche Urteile zu fällen. Was Hainer und Kahn zukünftig machen werden, kann sich deutlich von dem, was Hoeneß und Rummenigge gemacht haben, unterscheiden. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das zukünftige Management etwas ausgabenfreudiger bei den Transfers neuer Spieler auftreten wird. 

Alex: Also sind wir uns grundsätzlich einig. Der FC Bayern sollte wahrscheinlich zukünftig stärker gewillt sein als bisher, mehr Geld für neue Spieler auszugeben, insbesondere solche, die der Verein für unabdingbar zur Aufrechterhaltung seiner sportlichen Wettbewerbsfähigkeit hält, ohne sich aber gleichzeitig an den verrücktesten Transferexzessen so mancher neureicher Großclubs zu beteiligen. Ich fände es aber vielleicht noch wichtiger, dass die Bayern zukünftig ihre Transferbemühungen für die Spieler, die sie wirklich haben wollen, konsequenter durchziehen als bisher. Sie sollten aufhören mit dieser ständigen Rumeierei. Sobald sie sich für einen Spieler als Transferziel entschieden haben, sollten sie so schnell wie möglich in Verhandlungen einsteigen und zu einem Abschluss kommen, ob das jetzt ein Ja oder Nein ist. Mir ist selbstverständlich klar, dass es nicht vollständig in der Hoheit nur einer Seite liegt, wie schnell solche Verhandlungen vorankommen, aber solange die Bayern nicht eine Vertragsverhandlung aus strategischen Gründen absichtlich in die Länge ziehen, sehe ich keinen vernünftigen Grund, warum man sich in endlosen halbherzigen Verhandlungsbemühungen verkämpfen sollte. So etwas verbraucht nur unnötig viel Energie und wertvolle Arbeitszeit viel zu vieler Menschen, die besser in andere Dinge gesteckt werden könnte.

Ist Hainer der Schlüssel zur wirtschaftlich erfolgreichen Zukunft der Bayern?
(Image: Ina Fassbender/AFP via Getty Images)

Wir haben ja schon über die finanzielle Wettbewerbsfähigkeit der Bayern gegenüber den anderen großen Clubs in Europa gesprochen. Was mich diesbezüglich wirklich überrascht hat ist, wie schnell und deutlich die Jahresumsätze der Top-Clubs vom ersten Platz abwärts abnehmen, zwar auch in Europa, aber vor allem in der Bundesliga. Auf europäischer Bühne gibt es ein paar wenige Klubs, die jedes Jahr verlässlich mehr als 600 Mio. € umsetzen, zu denen auch die Bayern zählen, und dann noch eine ganze Reihe weiterer Klubs, die sich irgendwo zwischen 400 Mio. € und 600 Mio. € einordnen. Prozentual gesehen ist der Abstand zwischen den Klubs dabei zwar in den letzten Jahren geringer geworden, aber in absoluten Größen ist er ungefähr gleich geblieben und die Bayern sind bisher immer einer der Top vier gewesen.

Für die Bundesliga sieht die Situation sehr viel düsterer aus – für die anderen Vereine. Es hat mich wirklich erschrocken zu erfahren, wie groß Bayern Münchens finanzieller Vorsprung in der Bundesliga tatsächlich ist. Abzüglich der Transfererlöse haben die Bayern im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 650 Mio. € ungefähr zweimal so viel umgesetzt wie der BVB (320 Mio. €) auf Platz zwei und 2,5 mal so viel wie der FC Schalke (250 Mio. €) auf Platz drei. Und dann haben wir noch keinen der restlichen 14 Clubs erwähnt, nicht mal RB Leipzig. Wenn ich die DFL oder der DFB wäre und mir Gedanken über die Wettbewerbsgleichheit in der Bundesliga machen würde, dann wäre ich massiv besorgt über diese Entwicklung. In Anbetracht dessen, wie die Geldströme im europäischen Fußball strukturiert sind, können die Abstände zwischen der Spitze und dem Rest der Liga in Zukunft nur noch weiter wachsen. Dass die Bayern in der Bundesliga jetzt schon siebenmal in Folge Meister geworden sind, ist kein glücklicher Zufall, sondern eine logische Konsequenz der strukturellen Einnahmen- und Verteilungssituation der Umsätze in der Bundesliga und im europäischen Geschäft. Wenn diese Monotonie in Zukunft nicht ewig so weitergehen soll, dann muss sich etwas ändern, und den einzigen Ausweg, den ich momentan sehe, ist die Abschaffung von 50 + 1, damit auch kleinere Clubs perspektivisch eine Chance bekommen, Zugriff auf die notwendigen finanziellen Ressourcen zu haben, die sie brauchen, um den Abstand zu Bayern, Dortmund und bald auch Leipzig nachhaltig reduzieren zu können.

“Financial Fair Play … hält die großen Clubs groß und die kleinen Clubs klein”

Marc: Ja, das ist natürlich ein gigantisches Problem, dem sich der DFB dort ausgesetzt sieht und ehrlich gesagt auch die allermeisten Clubs in ganz Europa. Es gibt meines Erachtens keinen Königsweg, um wieder einen ausgeglichenen Wettbewerb in Europa herzustellen. Sieh dir nur Spanien, Frankreich und Italien z. B. an, wo es gar kein 50 + 1 gibt und trotzdem eine massive sportliche Ungleichheit zwischen den Vereinen besteht. Sogar in England gibt es sechs große Clubs, die dem Rest der Liga finanziell deutlich voraus sind.

Man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und daher werden Vereine wie die Bayern, Real, Barca, Juve usw. immer einen deutlichen finanziellen Vorsprung gegenüber dem Rest haben, einfach weil sie viel mehr Fans und eine größere weltweite Bekanntheit haben. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen, dass das UEFA Financial Fair Play (FFP), was ja eigentlich den Wettbewerb ausgeglichener machen soll, in der Realität viel eher dazu beiträgt, dass die großen Clubs groß und die kleinen Clubs klein bleiben. Der Umstand, dass die großen Clubs mehr umsetzen, erlaubt Ihnen auch, wieder mehr auszugeben und die Regelungen des FFP schränken die Möglichkeit von Investoren ein, kleine Clubs außerhalb der normalen Einkommensquellen mit viel Geld zu einem großen Club aufzupäppeln. 

Alex: Wahr, nur allzu wahr. Ich stimme dir vollkommen zu. Ganz offensichtlich hat die Einführung einer Begrenzung der Investitionsmöglichkeiten in keiner der großen europäischen fünf Ligen zur Aufrechterhaltung eines level playing fields zwischen den Vereinen beigetragen. Gleichzeitig fällt es mir aber sehr schwer, in der Bundesliga einen Ausweg zu sehen ohne die Abschaffung von 50 + 1 und eine gleichzeitige Suspendierung des UEFA FFP, welches ja der eigentliche begrenzende Faktor für die Menge des Geldes ist, die Investoren in Fußballvereine stecken können. Meiner Meinung nach wären zwar die Abschaffung von 50 + 1 und die gleichzeitige Suspendierung des FFP keine hinreichende Bedingung für die Wiederherstellung eines sportlich ausbalancierten Wettbewerbs, aber eine notwendige. Nur in einer Bundesliga, in der ein steinreicher Investor unbeschränkt viel Geld in einen Fußballverein seiner Wahl stecken darf, der nicht schon von vornherein einer der großen Clubs ist, hat dieser kleinere Club überhaupt eine Chance, irgendwann zu den Bayerns und Dortmunds dieser Welt aufzuholen. Das mag sich aus Sicht vieler Leser vielleicht erschreckend fatalistisch anhören, aber so wie sich die permanente Teilnahme eines Clubs an der Champions League und seine weltweite Bekanntheit und Markenstärke gegenseitig ökonomisch befruchten und dazu führen, dass diese Clubs finanziell einen strukturell immer unangreifbareren Vorteil gegenüber dem Rest der Liga genießen, lässt für mich keine andere Schlussfolgerung zu – mit Ausnahme vielleicht der Einführung einer Super League und dem Verlassen der zu groß gewordenen Clubs ihrer heimischen Ligen. Und damit schließt sich der Kreis wieder.

Marc: Einverstanden. Mir fällt es auch schwer einen anderen Weg zur Wiederherstellung eines fairen Wettbewerbs für alle Beteiligten zu sehen als den, all die großen Clubs in ihrer eigene Liga zu stecken, in der sie sich dann untereinander beharken können anstatt auf die kleineren Clubs einzuprügeln, die weder wirtschaftlich noch sportlich mit ihnen mithalten können. Aber wer wird sich für die heimischen Ligen noch interessieren, wenn die großen Clubs sie verlassen haben und in ihrer eigenen Liga spielen?

Alex: Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht. In der reinen Theorie wäre ja die Einführung einer Super League nichts anderes als dass man eine weitere Wettbewerbsebene an der Spitze der europäischen Ligenstruktur hinzufügen würde. Und in Anbetracht einer wachsenden Begeisterung für den Fußball auf der ganzen Welt sollte eine weitere Ebene an der Spitze zumindest quantitativ nicht zwingend dazu führen, dass das Interesse an den bestehenden Ligen nachlässt. Aber leider ist Fußball ja oft keine Mathematik, insbesondere für die Fans und ihre Gefühle. Ich stimme dir zu, dass wenn z. B. die Bayern und Dortmund die Bundesliga verlassen würden um sich zusammen mit allen anderen großen europäischen Clubs einer Super League anzuschließen, die Attraktivität der Bundesliga und der anderen großen nationalen Ligen in Europa sicherlich massiv leiden würde. 

Aber eine Super League in dieser Extremform wird wahrscheinlich allein schon aufgrund zahlreicher kleinerer und größerer praktischer Probleme nicht kommen. Für meinen Geschmack ist doch allein schon die Reisebelastung für ein oder zwei Spiele pro Woche quer durch Europa für die beteiligten Vereine realistischerweise kaum zu stemmen. Die Spieler wären ja mehr in der Luft oder im Bus als auf den Trainingsplatz! Ich fasse mir immer erstaunt an den Kopf, wie ihr dies in den großen vier Sportarten in den USA offensichtlich so problemlos hinbekommt.

Während ich also nicht glaube, dass eine Super League die jeweiligen heimischen Ligen für manche Vereine ersetzen wird, glaube ich doch, dass sie als eine Art Turnier früher oder später trotzdem kommen wird. Mit der Champions League gibt es etwas vergleichbares schon jetzt, mit Beginn der Austragung im Jahr 2021 in China wird es eine neue, reformierte Klub-WM mit 24 Teams geben, und vor wenigen Wochen kamen neue Pläne des Präsidenten von Real Madrid, Florentino Perez, für eine neue europäische Superliga mit 20 Vereinen ans Licht. Und obwohl ich mir sicher bin, dass weder die Bayern noch Dortmund noch sonstwer auf absehbare Zeit die Bundesliga verlassen werden, ist es für mich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie an einer wie auch immer gearteten neuen Super League im Wettbewerbs-Format teilnehmen werden.

Unterm Strich wird die Bundesliga also trotz der Super League zunächst einmal als Wettbewerb unbeschädigt bleiben und weiterhin die erste Anlaufstelle für junge Talente und die Fans sein.

Marc: Was das Reisepensum anbetrifft, das lässt sich natürlich händeln. Wie du schon erwähnt hast, beweisen viele Teams in den vier großen US-Sportarten, dass man nahezu täglich durch die Gegend fliegen kann, um drei bis vier Spiele oder mehr pro Woche zu absolvieren. Nicht, dass ich erwarte, dass dies in Bälde auch im Fußball passieren wird, aber logistisch möglich wäre das zweifellos. Wenn es genug Geld zu verdienen gibt, wird sich ein Weg finden lassen.

Letztendlich stimme ich zu, dass wir wahrscheinlich innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre einen neue, überholte Version der Champions League sehen werden. Die großen Klubs wollen mehr Geld. Der einfachste Weg dies zu erreichen ist es, die UEFA aus der Gleichung zu eliminieren und einen eigenen Wettbewerb der 10 bis 20 besten europäischen Teams ins Leben zu rufen. Dies wird zwar wahrscheinlich schwer zu verdauen sein für die vielen Fans all der Clubs, die dabei draußen bleiben müssen, aber am Ende des Tages wollen die Leute doch die besten Teams im Wettstreit untereinander sehen. Außerdem erscheint dies für mich zunehmend wie der einfachste Weg für die großen Clubs auszusehen, noch mehr Geld zu verdienen, da Gelder aus der TV-Vermarktung einen immer größeren Anteil der Einkünfte der Vereine ausmachen und Streaming ohnehin die Zukunft ist.

Und dabei haben Marc und Alex es dann belassen. Was haben wir besprochen? Weltweite Partnerschaften, die Super League, Jugendfußball, das Digitalgeschäft, die nationale Dominanz des FC Bayern, seine Transferpolitik – selbstverständlich hätten wir viele der Themen noch viel ausführlicher und intensiver diskutieren können. Und bestimmt haben wir viele weitere spannende Themen gar nicht erst erwähnt. Aber wir wollten euch, den Lesern, eigentlich nur ein paar Gedankenanstöße und Stoff zum Nachdenken anbieten und euch nicht in länglichen Diskussionen ertränken (zu spät?).

Wir würden uns beide sehr freuen, die Diskussion mit euch fortzusetzen. Ihr könnt uns individuell per E-Mail erreichen, Marc und Alex, aber natürlich würden wir uns auch sehr freuen, wenn ihr uns eure Gedanken im Kommentarbereich unter diesem Text mitteilt. Wir reagieren auf jeden Fall.

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  1. Ich finde es gut die social media Kanäle des FCB zu stärken und zu erweitern. Außerdem würde ich auch viel mehr auf den Nachwuchs setzen. Aber die Super League kann meiner Meinung nach eine große Gefahr mit sich bringen. Wenn ich mich mit vielen bodenständigen Bayernfans unterhalte sagen alle, dass ihnen die TV – Ausgaben für ein Abo von SKY, DAZN und bald auch Amazon Prime viel zu teuer werden und deshalb glaube ich, dass die Einschaltquoten viel geringer werden. Die Super League kann deshalb eine Gefahr sein, weil viele Fans diesen Wahnsinn nichnicht mehr mitmachen wollen und ihnen dieser ganze Komerz mächtig auf den Senkel geht.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. 100 Prozent richtig. Nicht nur die Super League ist eine Gefahr. Ich habe seit 1995 eine Jahreskarte. Dieses Jahr verzichte ich das erste mal auf die Champions League Option. Anstoßzeiten um 21 Uhr, damit man an einem Tag zwei Zeitfenster fürs Fernsehen hat, dazu Wucherpreise schon bei den Achtelfinalspielen (letzte Saison 120 Euro für das Liverpoolspiel), das ist mir zuwider. Ich schau mir nur noch die Bundesliga live im Stadion an. Solange Klatschpappen-Fetischisten den Scheiß mitmachen, soll es mir recht sein und die Vereine das Geld einsacken. Und wenn die wieder weg sind, dann bin ich immer noch da :-)

  2. Ich stimme zu, dass die Bayern sicher kein Ausbildungsverein werde. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Talent in der f-jugend zu den Bayern stößt und dann dort zum Superstar wird, ist eher gering.
    Aber die Bayern könnten durchaus ein feinschliff-verein werden. Und meines Erachtens deutet einiges darauf hin, dass das der Plan ist.

    Auch wenn viele über brazzo gerne lachen ist mir aufgefallen, dass man immer wieder liest, wenn junge Spieler für die erste, zweite oder jugendmannschaft geholt wurden, dass sich die Spieler deswegen für die Bayern und gegen die Konkurrenz entschieden haben, weil brazzo den klarsten langfristigen Plan für den Spieler hatte. Schaut euch als Beispiele mal die Statements von davies und auch die loblieder über ihn vom abgebenden Verein an.
    Und davies könnte durchaus der Prototyp eines feinschliffkonzeptes sein.
    Ein ausbildungsverein setzt auf Talente, und hofft, dass sie profitauglich werden. Ein feinschliff Verein muss die Diamanten eigentlich kaum noch schleifen, sondern polieren.
    In der letzten Zeit haben die Bayern einige Spieler gekauft, bei denen es fraglich war, ob sie es direkt schaffen. Und von außen wirkt es oft wie ein versagen der Spieler und des Vereins, wenn sie dann für die amateur auflaufen. Bei davies ist das von vorne herein so kommuniziert worden, darum wurde das kaum thematisiert. Ich kann mir vorstellen, dass diese Option intern auch mit arp, cuisance, (süle?), (nübel?) im Vorfeld besprochen wurde, falls es nicht sofort hinhaut. Spiele in der dritten Liga und mit den Bayern Stars trainieren kann für einige kurzfristig sehr wertvoll sein.
    Manchen Spielern kann man vielleicht die zweite Mannschaft erklärbar machen, wenn es eine klare Perspektive auf die erste Mannschaft gibt. Und der bisherige Erfolg von Davis wird solche karriereplanungen, wenn die Bayern sie ins Spiel bringen, zukünftig noch mit Glaubwürdigkeit unterfüttert, dass junge Spieler dort nicht geparkt, sondern vollendet werden. Der Aufstieg in die 3. Liga war sicher auch hilfreich.

    Andere Spieler, bei denen das nicht passt oder die den Weg so nicht (mehr) gehen wollen, oder echte ausbildungspieler sind (gnabri, sanchez, fein, demnächst früchtel) werden verliehen.

    Das wird nicht immer gelingen, aber die ausbeute wird deutlich größer sein als bei der Ausbildung von der Pike an. Dazu kommen frühzeitige Verpflichtungen und leihen mit kaufoption, die am Ende bares Geld bedeuten wenn sie funktionieren. Und die Bayern haben finde ich deutlich gemacht, dass sie gewillt sind den Prozess lange durchzuhalten, wenn man sich anschaut, wie lange sie mit sanchez Geduld bewiesen haben.

    Insgesamt glaube ich, dass der versuch Spieler ein bis zwei Jahre vor der stammelftauglichkeit zu verpflichten deutlich erkennbar ist. Und dass man den Spielern dabei trotzdem eine deutlich positive Perspektive vermittelt und (zumindest im Fall von Davis) auch einhält. Wie gut brazzo solche Perspektiven vermitteln zu können scheint, erkennt man an gut an dem wehklagen der abgebenden Vereine von Spielern wie cuisance und (nübel) und dem lautstarken öffentlichen Behauptungen, sie würden auf der Bayern Bank ihrer Karriere schaden. Sogar schon bevor der Transfer durch ist. Das ist sogar ein starkes Argument. Dass solche Spieler trotzdem kommen zeigt, dass die Bayern scheinbar gute Argumente haben, wie es weiter gehen soll. Und vielleicht schwingt dabei auch die Angst der kaderplaner mit, ihre besten Talente zukünftig noch früher an die Bayern zu verlieren.

    Davis hat etwas über 10 Millionen gekostet. Wenn der stattdessen zu einem anderen Verein gegangen wäre würden wir in einem Jahr wahrscheinlich über ganz andere summen sprechen. Und wenn man die zahlt ist er noch nicht in die Strukturen eingebunden und man hat seine Sozialisation als europäischer Profi nicht in der eigenen Hand.

    Ich denke auf diese Weise können die Bayern nicht nur viel Geld sparen, sondern bei Erfolg auch generieren. Viele Transfers in der letzten Zeit (auch für die Jugend und amateur Mannschaft) deuten darauf hin, dass das ein Teil des Plans ist. Und wenn der aufgeht kann ich mir vorstellen, dass in ein zwei Jahren brazzo öffentlich in einem ganz anderen Licht dasteht.

  3. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Clubs wie Bayern einfach mit sehr grossen Kadern arbeiten und damit sowohl eine Superliga als auch die Bundesliga bestreiten. Das wäre für mich ein guter Mittelweg. Eine Bayern-B-Mannschaft aus aufstrebenden Talenten und alternden Stars würde immer noch um die Meisterschaft mitspielen und wäre für die eingefleischten Fans auch nicht uninteressant. Die Perspektive für junge Spieler bei Bayern würde sich dadurch deutlich verbessern.
    Zum Thema internationaler Vermarktung möchte ich nur kurz die Ist-Situation hier in Brasilien beschreiben: auf den Sportkanälen (Espn, Fox Sports…) sind die Bundesliga, Premier League und La Liga ähnlich präsent (3 Livespiele jedes Wochenende). Das Hauptinteresse liegt meiner Meinung gar nicht mal so auf dem Meisterschaftskampf, sondern darin guten Fussball, schöne Tore und bekannte Spieler zu sehen. Fussball als einfaches Konsumgut. Folgerichtig wird auch bei 20 Punkten Vorsprung lieber ein Bayern-Spiel gezeigt, als ein Abstiegsknüller Paderborn gegen Düsseldorf. International ist die Bundesliga 70% Bayern, 20% Dortmund und 10% der Rest. Da es in der Premier League aus internationaler Sicht mehr interessante Mannschaften gibt, also mehr Spiele mit hohen Einschaltquoten lässt sie sich natürlich besser vermarkten.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. (…) Zum Thema internationaler Vermarktung möchte ich nur kurz die Ist-Situation hier in Brasilien beschreiben: auf den Sportkanälen (Espn, Fox Sports…) sind die Bundesliga, Premier League und La Liga ähnlich präsent (3 Livespiele jedes Wochenende). Das Hauptinteresse liegt meiner Meinung gar nicht mal so auf dem Meisterschaftskampf, sondern darin guten Fussball, schöne Tore und bekannte Spieler zu sehen. Fussball als einfaches Konsumgut. (…)

      Ähnliche Prioritäten bzgl. Event- und Starspielerkult bescheinigt Mediendirektor Mennerich auch dem chinesischen Markt:

      https://www.cmo.com/de/articles/2017/5/4/stefan-mennerich-erklart-wie-der-fc-bayern-als-weltweite-marke-punktet.html#gs.ocvr5e

      Mennerich über die Digitalisierungsentwicklung und -relevanz beim FC Bayern:

      https://www.youtube.com/watch?v=W0gphJljVgo

      https://www.youtube.com/watch?v=nn42TFvN5uE

      https://www.ispo.com/people/id_79080798/fc-bayern-4-0-mit-neuer-digitalstrategie-an-die-weltspitze.html

      https://www.ispo.com/maerkte/fc-bayern-medien-chef-ueber-die-digitale-transformation

      Als Klinsmann das FCB.tv an der Säbener Str. einführte:

      https://www.merkur.de/sport/fc-bayern/zweigleisig-massstaebe-setzen-88654.html

  4. Habe ja schon auf der englischen Seite kommentiert we’re aber nicht müde zu wiederholen das der Bereich Commercial Revenue wieder mehr Schwung braucht. Wir waren da immer vorne auch vor MUFC und sind jetzt von Real Barca MUFC eingeholt worden was umso schmerzhafter ist weil diese Clubs eben 100 Mo + mehr aus TV Einnahmen erhalten.
    MMn ist die Konstellation mit den AAA die ursprünglich mal sehr positiv war inzwischen ein Nachteil. Eigentümer und Sponsor in einem beinhalten eben doch auf Dauer zu viele Interessenskonflikte.
    Erstens sind Eigentümerwechsel nicht so einfach wie man bei der Audi/BMW Geschichte gesehen hat.
    Zweitens sind unsere Eigentümer eben nicht bereit uns immer auch das zu zahlen was man teilweise anderen top Clubs zahlt. Beispiel Adidas die Teal und MUFC sehr viel mehr zahlen.
    Die AAA Sponsoren zu wechseln ist nicht problemlos möglich weil die Verträge eben an das shareholding gekoppelt waren.
    Offensichtlich hat man eine armths length Klausel nicht drin.
    Und zu den Anteilen hat man wohl auch kein Vorkaufsrecht.
    Denke dieser Bereich ist extrem sensitiv und problematisch zugleich und erhoffe mir von Hainer das er hilft diese Knoten aufzulösen.?

    Viele Dinge die der Vorstand bei der weiteren Internationalisierung der Marke im Sinn hatte sind sicherlich von Uli gebremst worden und können jetzt realisiert werden wie esports.

    Man muss leider sagen das unsere unnötige öffentliche Festlegung zu gewissen Entwicklungen einfach nicht klug waren und dem Konflikt Uli KHR geschuldet waren.
    MMn ist die größte Fehleinschätzung neben der Trainerauswahl nach Pep eben die totale Ignorierung der Marktmechanismen nach den neuen EPL TV Deals 2015.
    KdB Sane sind nur zwei Beispiele die wir völlig unnötig verpasst haben.
    Gewinne aus dem Costatransfer hätte es eben mehr geben können.
    Auch hat man Verpflichtungen von Persoektivspielern zu lange vernachlässigt mit dem Argument das man keinen Menschenhandel wie CFC betreibe.
    Wir haben uns dadurch völlig unnötig Talenten versperrt und potentielle Transfereinnahmen.
    Egal welches Modell man geht aber diejenigen die ein großen Talentepool haben und Spieler verleihen oder bei verbundenen Clubs parkt haben einfach mehr Optionalität die nicht viel mehr kostet.
    Zum TV kann man nur sagen das KHR zusammen mit Agnelli über die ECA extrem mehr von der UEFA reingeholt haben. Die UEFA hat rechtzeitig eingelenkt und angepasst.
    Solange das so bleibt und die Einnahmen für die großen Clubs entsprechend strukturiert gibt es mMn keine Grundlage eine Superliga einzuführen. Irgendwann gibt es evtl. eine europäische Superliga neben den nationalen Ligen. Vermeiden muss man auf jeden Fall den Infantino Wahnsinn eine Weltliga zu gründen.

    Um das zu bewerkstelligen und größere Kader produktiver nutzen zu können kann man sich Regeländerungen vorstellen die eben mehr Spieler pro Spiel involvieren als das man sie auf der Bank oder Tribüne versauern lässt.

    ZB könnte man mehr Spieler pro Spiel einwechseln, oder sogar während des Spiels ein und auswechseln.
    Oder statt nach zwei gelben Karten mit Platzverweis einen Austausch des Spielers vorzunehmen so das es 11:11 weitergeht.
    Denke damit könnte man nicht nur mehr Spieler eines großen Kaders besser und öfter involvieren sondern auch NW Spieler.

    Auch im Bereich Digitalisierung und Social Media ist noch viel Aufholpotential.

    Wünschenswert wäre das wir trotz des wohltuenden wichtigen Family Gedankens auch immer mal wieder disrupter und Querdenker ins management holen.

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. AAA: Du schilderst die Problematik m. E. treffend, wir haben das ja auch schon andernorts diskutiert. Aber ich glaube kaum, dass Hainer hier irgendeinen Knoten durchschlagen wird, sondern ich glaube, dass sie Bayern sich ganz bewusst für diesen Modus einer sehr engen Partnerschaft mit ihren Anteilseignern entschieden haben, auch wenn sie das bei ihren Sponsoringaktivitäten eventuell einschränkt. Kurze Dienstwege, Verlässlichkeit, man kennt sich, man schätzt sich usw. Lieber der Spatz in der Hand (und Ruhe im Verein) als die Taube auf dem Dach (und vielleicht ständig irgendwelchen Ärger in Vertragsverhandlungen). Die Bayern haben es einfach gerne ruhig und gemütlich und geordnet. Ein would-be Weltverein mit der Seele eines Familienbetriebs.

      Weltliga: Wird aus logistischen Gründen kaum möglich sein, es sei denn, die Vereine haben zukünftig zwei parallel agierende Teams, wie einer der anderen Leser schon vorgeschlagen hat. Bayern I und Bayern II, wie beim Bob-Fahren. ;-)

      1. Das war anfangs so aber jetzt dämmert es das es uns eher zum Nachteil reicht.

        Und das Beispiel Audi zeigt das die angebliche Harmonie immer eine Grenze hat.

        Geld und Familie/Freunde……..

        MMn werden wir in den nächsten Jahren einen Showdown sehen wenn die AAA nicht anpassen

  5. Ihr macht den verbreiteten Fehler den Umsatz mit dem potentiell investierbaren Geld gleichzusetzen, den Einnahmen stehen aber auch Ausgaben gegenüber, 100mio hart erwirtschaftete Euro sind nicht das selbe wie 100mio für einen kreativen Sponsorenvertrag vom Staatsfond eines Ölstaates.

    Wir haben etwa 60mio mehr Umsatz als City und jährlich Gewinne im eher unteren zweistelligen Millionenbereich – wir geben aber im Schnitt über 100 Mio jedes Jahr weniger für Transfers aus als City (Gehälter noch gar nicht berücksichtigt).
    Wir würden also trotz mehr Umsatz in kürzester Zeit in die Verschuldung rutschen wenn wir bei den Transferausgaben gleichziehen.

    Umsatz sagt nunmal nichts darüber aus wie viel Geld zur freien Verfügung steht, es wäre aussagekräftiger hier mal auf den Cash Flow zu achten statt sich immer auf den Umsatz zu fixieren.

    Antwortsymbol10 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Liquiditätsüberschuss!!

      Deshalb ist es ja problematisch das unser Ebitda trotz im Vergleich der Top 5 niedrigen Personalkosten vergleichsweise klein ist.

      Unter der Position andere Bertriebsausgaben kann alles mögliche sein.
      Erst wenn die detaillierten Abschlüsse im Bundesanzeiger veröffentlicht sind kann man etwas mehr dazu sagen.

      Aber eins ist auch klar.
      Wir rühmen uns das wir Dividenden zahlen wie ein börsennotiertes Unternehmen.
      Das ist aber nonsense denn wir zahlen Dividenden an Anteilseigner die Sponsoren sind aber unseren größten Konkurrenten höhere Sponsorengelder zahlen.
      Und davor natürlich Steuern.

      Unsere Abschreibungen sind nahezu auf alltime low und im top 10 Vergleich grotesk niedrig. Es spiegelt eben unsere verfehlte Transferpolitik wieder, die dazu führte Liquiditätsüberschüsse auch in Steuern und Dividenden zu investieren.
      Seit 2014 sind das kommutiert über 150 Mio die man locker in einen KdB Sane Gabriel etc investieren könnte.
      Wir müssen unsere Liquidität ja nicht verschleudern aber Investitionen in die richtigen Spieler haben bei Real Barca LFC MCFC zu riesigen Aufwertungen der Kaderwerte bzw. bei Verkauf zu nennenswerten Transfergewinnen geführt die wir nicht hatten.
      Kann ja verstehen das man mit RibRob immer wieder verlängert aber warum man mit verletzungsanfälligen Spielern wie zB Boa und Javi verlängert statt aufzufrischen ist ein Problem.
      Und eben die nicht Investitionen in internationale Perspektivspieler ( was man jetzt nachholt).

      Unsere Ausgangslage ist vergleichsweise optimal gewesen aber wir haben sie mMn nicht optimal genutzt.

      Weder sportlich noch wirtschaftlich.
      Das muss man leider so knallhart konzidieren

      1. Nochmal hier eine interessante Studie der CIES

        2010-19 sind unsere netto Transferausgaben 300 Mio

        Real aber nur unwesentlich mehr mit über 400 Mio
        Die konnten eben Rekordtransferzugänge auch durch gute Transfereinnahmen finanzieren.

        https://football-observatory.com/IMG/sites/mr/mr50/en/

      2. Das Thema mit den hohen Betriebsausgaben hatten wir doch schon. Das liegt an dem Aufwand, der für die Ausbuchung der Restbuchwerte der abgehenden Spieler entsteht.

      3. @Alex
        Das trifft bei anderen Clubs eher zu als bei uns.
        RibRob Rafa waren voll abgeschrieben.
        Die Restlaufwerte von Bernat Vidal Wagner Rudy Hummels die vor 5 Jahresperioden verkauft wurden sind marginal.

        Bleibe dabei da sind andere Dinge drin die wir jetzt noch nicht sehen können.

        MUFC Barca Real mit erheblich höherem Ebitda trotz höherwertiger Restwerte der Abgänge

      4. @Alexander:
        “Das Thema mit den hohen Betriebsausgaben hatten wir doch schon. Das liegt an dem Aufwand, der für die Ausbuchung der Restbuchwerte der abgehenden Spieler entsteht.”

        Das erklärt nur den relativ starken Anstieg im letzten Geschäftsjahr (ungefähr 2/3), nicht aber die absolute Höhe.
        Dazu sind diese Werte zu volatil. Im vorletzten Gj war das z.B. nur ein Bruchteil davon.

      5. @Jo, 918:

        Ich kopiere mal die für die sonstigen betrieblichen Aufwendungen relevanten Passagen aus den Geschäftsberichten 2016/17 und 2017/18 aus dem Bundesanzeiger hierhin. Das vermittelt vielleicht eine Ahnung davon, was sich hinter dieser ominösen Größe verbirgt.

        2016/17:
        “Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind per Saldo analog der Umsatzentwicklung moderat um 4 % gestiegen.

        Im Einzelnen erhöhten sich die Aufwendungen im Spielbetrieb und bei der Eigenvermarktung während die Aufwendungen aus Transfers und in der allgemeinen Verwaltung gesenkt werden konnten.

        Die Zunahme bei den Aufwendungen für die Eigenvermarktung resultiert aus der Gründung der Marketing-Tochter FC BAYERN MUNICH (Shanghai) Co.Ltd., in Shanghai und der Weiterentwicklungen der Social Media Plattformen.

        In der Allianz Arena München Stadion GmbH macht sich die Betriebsdauer in steigenden Aufwendungen für die technische Betriebsführung bemerkbar. Auch wurde das Leistungsspektrum im Hospitalityumfeld verbessert.”

        2017/18:
        “Die übrigen Aufwendungen sind per Saldo leicht gesunken. Dies basiert auf diversen gegenläufigen Effekten:

        Im Spielbetrieb sind die Aufwendungen, vor allem wegen den Auswirkungen der geringeren Anzahl von in der Allianz Arena durchgeführten Spielen, deutlich gesunken.

        Im Bereich Werbung und Eigenvermarktung stiegen die Aufwendungen, u.a. durch den Aufbau eines neuen Fernsehkanals zusammen mit der Telekom AG. Weitere Kosteneffekte sind in der Ausweitung der Internationalisierung und im Ausbau der Social-Media Plattformen begründet.

        Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen sind moderat und im Verhältnis zum Umsatz gestiegen.

        Die Inbetriebnahme des FC BAYERN Campus ist mit einem erheblichen Anstieg der Ausbildungskosten für das Junior Team verbunden.”

        Ob für all die erwähnten Dinge wie Internationalisierung, Campus etc. jetzt so viel Geld ausgegeben wird, dass das auch die absolute Höhe erklärt, fällt mir schwer zu sagen.

      6. @Alex
        Habe leider keine Zeit mir das momentan nochmal detailliert anzusehen.
        Klar sind in den Betriebsausgaben dann die Ausgaben in der G+V drin die nicht unter Investitionen laufen. Aus Erinnerung sind das aber nicht so hohe Summen von mehreren 10 Mio.

        Denke wir warten den JA 6/19 ab.

        Umsatz inkl. Transfers/ohne Transfers/Ebitda inkl. Transfers/ ohne Transfers der top Clubs die 6/19 veröffentlicht haben

        Real 809/757/176/124
        Barca. 990/877/179/56
        MUFC. 750/720/223/193
        FCB. 750/660/146/56

        Die Nettoumsätze (ohne Transfers) sind insofern nicht ganz vergleichbar weil Real und MUFC wie es sich gehört einen net income aus tranfers mitteilen während wir nur Bruttoerlöse inkl Transfers mitteilen ohne die Gewinne/Verluste aus den Verkäufen.
        Gleiches gilt bei Brutto Ebitda .

        So oder so unser Ebitda ohne Transfer ist vergleichsweise unerklärlich sehr niedrig.

        Insbesondere weil unsere Personalkosten erheblich niedriger als die der anderen sind.

        Empfehle mal die Abschlüsse von Real und MUFC zu lesen die sehr transparent sind.

        Es ist sowieso merkwürdig das wir als einziger top Club die detaillierten Abschlüsse nicht auf die Website stellen wie die anderen.

        Real ist auch da Vorreiter

        https://www.realmadrid.com/media/document/annual-report-real-madrid-2019.pdf

        https://ir.manutd.com/~/media/Files/M/Manutd-IR/documents/2019-mu-plc-form-20-f.pdf

        https://ir.manutd.com/~/media/Files/M/Manutd-IR/Governance%20Document/4q-2019-man-united-plc-earnings-release.pdf

        https://www.fcbarcelona.com/en/club/organisation-and-strategic-plan/commissions-and-bodies/annual-reports#

      7. Ich habe mir die Abschlüsse noch einmal angeguckt. Bei ManUnited kann ich deine Zahlen nicht ganz nachvollziehen. Der Financial Report 2019 liefert mir leicht andere Werte.

        Wie dem auch sei, viele der Werte sind aber ohnehin so oder so nicht besonders vielsagend, da z. B. ManUnited explizit einen eigen definierten “adjusted EBITDA” angibt, der keinen offiziellen Rechnungslegungsregeln entspricht. Ich finde daher einen Vergleich zwischen den Vereinen auch recht schwierig. Im Zweifelsfall würde ich mich unter diesen Umständen auf das Betriebsergebnis vor Steuern stützen – und da stehen die Bayern im Vergleich gar nicht schlecht da.

        Ich stimme dir übrigens zu, dass es vollkommen anachronistisch ist, dass die Bayern ihren Geschäftsbericht nicht ordentlich auf ihrer Webseite veröffentlichen. Stattdessen muss man ein halbes Jahr länger warten als bei allen anderen Vereinen und ist dann auch noch auf den Bundesanzeiger angewiesen. Vorsinflutlich. Passt irgendwie zu dem Club… ;-)

    2. Sehe ich nicht so. Mehrere Punkte:

      I. Schau dir die Einnahmequellen doch mal im Detail an.

      1. Matchday: Hier sehe ich keinen systematischen Nachteil der Bayern gegenüber City (oder anderen Vereinen mit eigenem Stadion). Beide Vereine haben proportional vergleichbaren Aufwand um ihr Stadion abzubezahlen, zu warten und zu pflegen. Und beide Vereine haben proportional vergleichbaren Aufwand um Ihre Tickets zu verkaufen und Hospitality-Leistungen zu erbringen. => Struktureller Gleichstand

      2. TV-Revenues: Sozusagen das “bedingungslose Grundeinkommen” des Fußballs. Hier müssen beide Vereine keinen Finger regen, das Geld kommt einfach rein. => Struktureller Gleichstand

      3. Commercial revenues: Auch hier herrscht struktureller Gleichstand. Es dürfte für beide Vereine ungefähr gleich aufwändig sein, neue Partner zu akquirieren, neue Werbeverträge abzuschließen usw. Der Aufwand hierfür dürfte zum größten Teil Personalaufwand sein – und der ist übrigens im Verhältnis zu dem Personalaufwand für Spieler auch noch vernachlässigbar gering. => Struktureller Gleichstand

      Will sagen: Beide Vereine müssen also ungefähr gleich viel Aufwand betreiben um ihre Einnahmenbasis zu sichern. Von einem “hart erwirtschafteten Euro”-Nachteil für die Bayern kann ich nicht viel erkennen. Und selbst falls sie 4 oder 5 Telefonate mehr führen müssten, um ihre Werbepartner zu gewinnen, würden diese Personalkosten im Vergleich zu denen des Kaders nicht ansatzweise ins Gewicht fallen.

      Ich kann also beim Aufwand keinen systematischen Nachteil der Bayern gegenüber City erkennen. Kannst du?

      II. Die Verpflichtung eines Spielers ist nicht unmittelbar gewinnmindernder Aufwand. Es handelt sich bilanziell um einen Aktivtausch: Geld raus, Spieler in gleicher Höhe rein in die Bilanz. Aufwand- und gewinnmäßig ist damit noch gar nichts passiert. Den Aufwand produzieren die Spieler erst über ihre jährlichen Abschreibungen über die Vertragslaufzeit (sozusagen als bilanziell festgehaltener Aufwand für ihre abnutzungsbedingte Wertminderung über die Zeit) und ihre Gehälter. Also könnten die Bayern sich, verfügbare Liquidität vorausgesetzt, theoretisch unendlich viele Spieler gleichzeitig kaufen (ergo mit City bei den Transferausgaben gleichziehen, das war dein Punkt) ohne damit Aufwand zu produzieren und ihren Gewinn zu zerstören. Sie müssten sie nur schnell genug wieder loswerden (am besten über Einstandspreis ) bevor die Gehälter und die Abschreibungen zuschlagen.

      III. Cash Flow: Na ja, wir haben ja den Gewinn, der ja letztendlich die ultimative Größe zur Beurteilung des Erfolgs eines Unternehmens ist. Der Cash Flow als Kenngröße ist vor allem interessant, um die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) eines Unternehmens zu beurteilen. Problematisch kann der Cash Flow aus dem operativen Geschäft vor allem werden, wenn ein Unternehmen zu viele Produkte auf Lager produziert, die zwar bilanziell als Vermögen erfasst werden, sich aber am Markt nicht kurzfristig umsetzen lassen (kommt bei Fußballvereinen nicht vor), oder wenn ein Unternehmen sehr hohe kontinuierliche Aufwendungen für seine Verbindlichkeiten hat (Zinsen und Tilgungen), was bei den Bayern auch nicht vorkommt, da sie keine Bankverbindlichkeiten haben.

      Also sollten die Bayern technisch gesehen gegenüber City beim Cash Flow sogar systematisch im Vorteil sein (es sei denn, City hat auch keine Schulden).

      1. MCFC Eigentümer haben die Darlehen in Equity gewandelt dh MCFC ist heute der Club mit dem größten EK.

        Abra hat seine Darlehen nach IFRS nachrangig gestellt also auch quasi EK.

  6. Im Grunde braucht es nur einen chinesischen Spieler, der regelmäßig aufläuft und im besten Falle regelmäßig für ein Tor gut ist. Dann verkaufst in China schnell mal 10 Mio FCB TV-Abos für 20 Euro im Jahr und machst nur mit Inhalten zusätzliche 200 Mio im Jahr. Das Leben könnte so einfach sein.

    Zum Thema Nachwuchs und Ausbildungsverein: Angenommen die Qualität der Förderung ist so hoch, dass es regelmäßig gelingt Weltklasse aus der eigenen Jugend hervorzubringen. Dann dürfte die Qualität der anderen Spieler aber immer noch so hoch sein, dass sie in Deutschland und Europa sehr gefragt ist. Mal kurz auf den Punkt: 10 bundesligataugliche Spieler für je 5 Mio sind am Ende auch eine nette Summe.

    Zum Thema sportlichen Erfolg sei gesagt, dass wir in den vergangenen 10 Jahren schon eindeutig sehen, dass dieser Erfolg auch vom Faktor Trainer abhängig ist. Barcelona feierte die größte Zeit unter Pep, hatte einfach gepasst. Jupp, der es beinahe geschafft hatte bei jeder CL-Teilnahme ins Finale vorzustoßen oder eben Klopp, der erst ein in der Theorie unterlegenes Dortmund ins Finale führt und später mit Liverpool das alles auf noch höherem Niveau vollendet. Zindane gehört ohne Zweifel auch in diese Reihe.

    Mir ist schon klar, dass die Trainersuche wohl zu den komplexesten Fragen im Business gehört, weil der Markt klein ist, besonders wenn wir eben von solchen Trainern reden. Theoretisch müsste man da genauso viel Arbeit in das Scouting investieren bzw. in die Ausbildung der Trainer wie bei den Spielern selbst, weil es essentiell ist und es das eine ohne das andere nicht gibt.

    Beschweren kann man sich da aber eigentlich auch nicht, weil unsere ehemaligen Trainer schon jetzt sehr gefragt sind und teilweise auch große bzw. unerwartete Erfolge feiern konnten (ten Haag @Ajax z. B..)

    Aber wenn ich meinen Erfolg reproduzierbar machen will fände ich das nur konsequent eine FCB-Trainer-Akademie aufzubauen, die den Geist von Jupps Mannschaftsführung und Peps Trainingsmethoden mit höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen an die besten neuen Trainer vermittelt.

    Weil wenn man das hat kann man auch Mannschaften in den USA bzw. China haben und dort Spieler ausbilden die das Zeug zur Weltklasse haben, die dann die Marke FCB repräsentieren.

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Hört sich vordergründig erst einmal gut an. Aber es gibt ja schon eine Art Trainer-NLZ mit der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB, die ja auch die offiziellen Titel verleiht, die man als Trainer in Deutschland braucht (was der FCB wohl nicht tun könnte). Außerdem dürfte der Markt für Trainer viel zu klein sein, um solch eine Parallelinstitution wirtschaftlich und inhaltlich zu rechtfertigen. Und drittens muss ein Trainer von Tag 1 an funktionieren. Die Bayern könnten es sich gar nicht leisten, ihren neuen Trainer erst einmal ein halbes Jahr durch ihre Akademie zu schieben.

      Ein etwas intensiveres Trainer-Scouting mit vielen Vorgesprächen und auch einer Einschätzung der Persönlichkeiten der potenziellen neuen Kandidaten wäre vielleicht der sinnvollere Weg.

      1. Ich verstehe deinen Einwand, aber bleibe trotzdem bei der Notwendigkeit der Spezialisierung der zumindest FCB-Trainer. Nach der Uni hat der Student auch ein Fachwissen, muss sich aber im Laufe der nächsten Jahren auch spezialisieren und bei Bayern sind das andere Anforderungen als im breiten Markt.
        Wenn der breite Markt aber nur vereinzelt neue, junge Trainer rausbringt, die den Anforderungen entsprechen muss ich am Ende selbst dafür sorgen, dass mehr Trainer diesen Ansprüchen gerecht werden, Stichpunkt Ballbesitz usw.
        Nennen wir es die FCB-Weiterbildung oder wie auch immer, aber als Wirtschaftsunternehmen, welches aus locker 10 Mal so vielen Auszubildenden besteht wie Facharbeiter muss die Stelle des Ausbilders höchste Priorität genießen.

        Wirtschaftlichkeit dürfte da kein Argument sein, weil der Transfer nur eines Jugendspielers bzw. Trainers potenziell sämtliche Kosten wieder reinspielen könnte

        Frage ich mal anders in die Runde: WEiß jemand, ob Red Bull genau ein solches Konzept schon verfolgt?

  7. Der einzige Bereich, in dem Bayern gegenüber der internationalen Konkurrenz massiv hinterherhinkt, ist die internationale Vermarktung. Leute, die sich in China, Indien oder den USA für Fussball interessieren und sich eine Mannschaft frei von regionalen Bindungen heraussuchen, ist der Verein einfach deutlich weniger präsent, als man dem sportlichen Erfolg nach erwarten dürfte. Traditionelle Fans mögen darüber lachen, wenn man die Unterstützung nach Facebook- oder Instagram-Followern bemisst, oder Transfers (auch) danach tätigt, wieviel davon neue Stars mitbringen. Aber im Endeffekt ist das bares Geld wert und entscheidet letztendlich auch über die langfristige Konkurrenzfähigkeit.

    Ich glaube, speziell in China ist für Bayern noch jede Menge zu holen. Deutschland an sich wie auch deutscher Fussball im besonderen sind hoch angesehen, bayerische Folklore ist auch schon ein Begriff und sicher einfacher zu vermarkten als Ruhrpott-Romantik. Woran es hapert, sind zum einen Stars als Identifikationsfiguren (da sticht eigentlich nur Thomas Müller heraus), und zum anderen die Organisation von Fanklubs. Wer sich etwa zu Man United hingezogen fühlt, findet leicht eine Gruppe, die sich regelmässig trifft und Spiele schaut oder sogar Reisen organisiert, Bayern-Fans sind selbst in grösseren Städten meistens auf sich alleine gestellt. Mit dem Lokalbüro und regelmässigen Tourneen ist schon ein Anfang gemacht, aber da gibt es noch einiges aufzuholen, bis die Verankerung an die von United, Barca oder Real heranreicht.

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    1. Das hat einiges für sich!
      Man muß sich doch nur einmal die wirklichen Global Player ansehen.
      Warum wohl sichert sich ausgerechnet FACEBOOK die Übertragungsrechte für CL und PL für den asiatischen Markt. Sicherlich nicht, weil da kein Geld zu verdienen ist.
      Betrachtet man sich mal den deutschen oder europäischen Markt. Deutschland ca. 80 Mio und Europa 500 Mio
      Ein Anbieter wie Sky bringt es in Europa auf ganze 13 Mio Abos = 2,5% der Gesamtbevölkerung.
      Alleine 1% des asiatischen Markts wäre schon fast das Vierfache – bei 2,5% wäre man schon beim Zehnfachen.
      Das sind die Märkte der Zukunft.
      Der deutsche und europäische Markt sind scho fast ausgereizt.
      Alleine Amazon, die jetzt ins TV-Fußball-Geschäft einsteigen, haben jetzt schon weit über 100 Mio Abos, genau wie z.B. Netflix.

    2. @Horst Mohammed

      (…) ist der Verein einfach deutlich weniger präsent, als man dem sportlichen Erfolg nach erwarten dürfte. Traditionelle Fans mögen darüber lachen, wenn man die Unterstützung nach Facebook- oder Instagram-Followern bemisst, oder Transfers (auch) danach tätigt, wieviel davon neue Stars mitbringen. Aber im Endeffekt ist das bares Geld wert und entscheidet letztendlich auch über die langfristige Konkurrenzfähigkeit. (…)

      Dazu beispielhaft der monetäre Social M.-Wert von int. Starspielern wie James Rodriguez (2017; der Gesamtwert aller Real Madrid-Accounts wurde damals mit 1,4 Mrd. € fast vierfach so hoch taxiert wie der aller Bayernspieler-Accounts):
      http://www.education-gateway.de/market-intelligence_detail_digital-social-value.php

      Berechnungsmodell zum monetären Gegenwert von Social M.-Interaktionen:
      https://www.lobeco.org/wie-hoch-ist-der-wert-von-digitaler-reichweite/

      Anzahl der Klub-Follower in den fünf Top-Ligen lt. GSSS-Report 2019 (Seiten 56, 68, 72, 76, 80):
      https://globalsportssalaries.com/GSSS%202019.pdf

      Demnach marschieren Real M., Barça und weit dahinter Man Utd deutlich vorneweg (wobei Real M. beim spanischsprachigen Twitter doppelt so hoch wie Barça liegt, während Barça beim englischsprachigen Twitter nicht nur um das Dreifache vor Real M., sondern auch vor allen PL-Klubs liegt).
      Juve legte durch den CR7-Faktor insbesondere auf Instagram sprunghaft zu, Liverpool durch den Klopp-(Erfolgs-)Faktor um 16 Mio. Follower.

      Bayern München rutschte in Summe von Rang fünf auf sechs (bei Facebook Rang vier – Mediendirektor Mennerich setzt “content“mäßig besonders auf Instagram), aber noch vor einigen PL-Topklubs sowie vor PSG.
      Dortmund vor Inter und Tottenham.

  8. Informierter Austausch und generell ein starker Dezember mit schönen Akzenten. Glaube nur dass dem Artikel etwas redigierte Antworten helfen würden.

  9. @Alex

    Zum Stadion und weiteren Strukturen etc
    Das ein Stadion nicht nur ein Stadion in dem alten Sinne ist und ein Trainings bzw NLZ mehr sein können als was der eigentliche Zweck sind beweisen ja MCFC Real und Barca mit den erschaffenen bzw. geplanten Strukturen.
    Im letzten Brand Report wurde gerade genau analysiert wie dort zusätzliche Einnahmen geschaffen werden.

    AA
    Bautechnisch kann man die AA auf 100- 120000 ausbauen aber es liegt wohl an Infrastruktur und Genehmigung der Stadt.
    Deshalb muss man der Stadt ein Angebot machen und neben dem Stadionausbau eben mehr anbieten so das die Infrastruktur angepasst werden kann.
    Man kann zb das Gelände um das NLZ weiter ausbauen auch für öffentliche Sport Angebote.
    Nicht nur Fußball sondern auch für anderen leistungs und breitensport insbesondere für Schulen und Kids und Olympia Sportarten.
    Man könnte ein schulungs und studiumzentrum bauen für Spitzensport und Medizintechnik .
    Zb Stützpunkte für schwimmen Leichtathletik Handball Hockey Skate schiessen Baseball Football Rugby Kampfsport cricket Tennis Rad.
    Mann muss Arbeitsplätze schaffen.
    Modernes Einkaufszentrum und Wohnanlagen
    Think big.
    So wie es gerade Qataris und Chinesen machen.
    Wie es aber auch ManCity gemacht haben die mit ihrem Riesencampus tausende Arbeitsplätze und ein riesiges breitensportangebot in der Stadt für die Kids umsonst bereitstellen.
    ManCity ist extrem populär in Manchester bei der Stadt Kommune und den Menschen .
    MUFC dagegen ist immer unpopulärer.

    Real hat Real City gebaut. Auch mit vielen Angeboten.
    Real hat sogar einen eigenen Studiengang etabliert.
    Barca plant ähnliches.

    Wenn man das macht dann bekommt man auch die Zusagen.

    MMn ist D und EU noch nicht ausgelutscht.
    Man kann sich wie zb RBL Partnerclubs in AU CH oder B suchen .

    Warum macht man nur Profekte in PRC und Afrika?

    Warum macht man zb nichts in Brasilien?

    Nach der WM 14 ist unser ohnehin großes Ansehen nochmals gestiegen.
    Pelé hat einen super Draht zu Franz.
    Wir haben ex Spieler wie Elber Lucio zeRoberto Jorginho Sergio Rafa die alle sich der FCB Philosophie verschrieben haben.
    Lucie soll Coutinho ermutigt haben.

    Also warum keine Fussballschule in Brasilien
    Warum keine Partnerschaft zb mit Flamengo?

    Oder warum nichts in Argentinien Peru Mexico?

    Oder man kann die Präsenz in USA und Asien durch die Popularität von Basti boosten.

    Es gibt unendlich viele Ansätze

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. @918: Stimme dir in allen Punkten zu: Erweiterung des Campus, Gedanken zur extrakurrikulären Nutzung der Allianz Arena, ggf. sogar ein Ausbau, Vereinsnetzwerke, Partnerschaften auch in Südamerika (Mittelamerika nicht zu vergessen) – vollkommen d’accord! Hört sich alles sehr überlegenswert an. Du sagst es selbst: Es gibt unheimlich viele Ansätze. Think big.

  10. Wow, erstmal Kompliment an Mark und Alex sowie die Kommentatoren hier für echt viel Input.

    Was 50+1 betrifft seh ich das klar so wie Marc, Alex überschätzt (ähnlich wie viele Fans) deren Bedeutung total. Diese Regel ist ein völlig zahnloser Tiger, weder liefert sie das, was sich ihre Befürworter erhoffen, noch das, was ihre Gegner befürchten.
    Wie Marc schon sagt: obwohl es in Frankreich, Italien, Spanien diese Regel nicht gibt ist die Liga trotzdem eher sogar noch einseitiger als hierzulande. Und obwohl es sie hierzulande gibt haben wir mit Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim gleich vier Kunstvereine in der Bundesliga, die es ausschließlich aufgrund eines Investors überhaupt auf Profiniveau gibt. Wenn ein Investor einen Verein pushen will dann kann er das offentlich auch-ob nun mit oder ohne 50+1.
    Aber um in Schlagdistanz zu Bayern (oder Juve/PSG/Real/Barca) zu kommen musst du halt wirklich ganz extrem viel Geld investieren (dreistellige Millionenbeträge in wenigen Jahren), und dazu sind nur sehr wenige Leute/Unternehmen auf der Welt fähig und bereit. Hopp hat Hoffenheim mit extremem finanziellem Aufwand aus dem Amateurbereich in die Bundesliga geführt, um dann scheinbar ziemlich das Interesse zu verlieren. Keine Ahnung was das sollte. Wolfsburg hat eine Zeit lang versucht, ganz oben anzuklopfen, was in den letzten 10 Jahren immerhin in einem Meistertitel und einem Pokalsieg mündete. Seit ein paar Jahren ist VW aber offensichtlich zu nennenswerten Investitionen nicht mehr fähig oder willens. Leverkusen ähnlich, wenn auch auf etwas höherem sportlichen und vielleicht auch finanziellem Niveau als Wolfsburg und Hoffenheim. Diese drei Vereine werden von ihren Sponsoren in einem Ausmaß unterstützt, das ihre Nachteile im Bereich des Merchandisings und der Spieltagseinnahmen gegenüber populäreren Traditionsvereinen ausgleicht-aber nicht in einem Ausmaß, um an den sportlichen Machtverhältnissen in der Liga zu rütteln. Ich wünsch allen drei Vereinen den Abstieg, da sie der Liga durch niedrige Zuschauerzahlen und Einschaltquoten schaden, ohne einen entsprechenden sportlichen Mehrwert zu schaffen (Leverkusen mit Abstrichen vielleicht ausgenommen). Borussia Mönchengladbach zeigt, dass mit TV-Einnahmen aus Europapokal und guten Platzierungen auch “normale” BL-Vereine in ähnlichen Ausmaßen investieren können wie die drei Plastikklubs, dabei aber höhere Einschaltquoten und größeres Interesse hervorrufen. Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim bringen für die Liga also die Nachteile von Investorenklubs, nicht aber die Vorteile. Bei Leipzig muss man langfristig beobachten, ob sie sich wirklich dauerhaft mindestens auf Dortmund-Niveau festbeissen. Nur dann hat ein solcher Verein einen wirklichen Mehrwert für die Liga.

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. @Olorin: Erst einmal danke für die warmen Worte! Freut mich, freut uns.

      Zu deinen Punkten:

      50 + 1: Ich überschätze die Bedeutung dieser Bestimmung keineswegs, ich schreibe ja auch in dem Artikel, dass das FFP der UEFA der eigentliche begrenzende Faktor ist, wenn es darum geht, wie viel Geld in wie kurzer Zeit Investoren in Vereine pumpen dürfen.

      Du hingegen begehst den Fehler des logisch unzulässigen Umkehrschlusses. Nur weil es in Italien und Spanien einen einseitigen Wettbewerb gibt, obwohl es dort keine 50 + 1 Regel gibt, heißt das ja im Umkehrschluss nicht, dass die Abschaffung der 50 + 1 Regel hier in Deutschland gar nichts zu einem ausgeglicheneren Wettbewerb beitragen könnte. Wie ich im Text schon schreibe, wäre die Abschaffung von 50 + 1 sicherlich nicht hinreichend für einen fairen Wettbewerb, aber bestimmt notwendig. Denn Fakt ist ja, dass die 50 + 1 Regel Investoren daran hindert, mehr als 50% – eine Stimme, also quasi eine kontrollierende Mehrheit, in den Gesellschaftergremien der Vereine zu erlangen, in die sie investieren. Das ist dann natürlich ein massiver Anreiz, genau diese Investitionen dann auch zu unterlassen. Warum sollte ich als russischer Oligarch, arabischer Scheich oder chinesischer Industriegigant massiv Geld in Anteile an einem deutschen Bundesligaverein investieren, wenn mir hinterher Opa Paschulke und die anderen Vereinsmitglieder über ihre Mehrheit im Verein effektiv die Entscheidungen diktieren können?

      Also ich hielte die Abschaffung von 50 + 1 als einer massiven Investitionsanreizbremse schon für notwendig, was aber nur mit einer zeitgleichen Suspendierung des UEFA FFP die notwendige Wirkung entfalten könnte, dass Investoren oder Mäzene “kleine” Clubs schnell mit viel Geld zu “großen” Clubs machen können. Ich sage nicht, dass das alleine ausreicht, um wieder einen etwas ausgeglicheneren Wettbewerb herzustellen, aber ohne das wird es wohl nicht gehen (wenn man mal von revolutionären radikalen Umverteilungsmaßnahmen der TV-Gelder und sonstigen Einnahmen der Vereine absieht).

      Hopp: Sehe ich anders. Er ist der Prototyp des gutwilligen Mäzens, der wirklich aus Verbundenheit zu seiner Region mit langem Atem seinen Heimatclub aufgepäppelt und groß gemacht hat. Ich kann auch nicht erkennen, dass er jetzt das Interesse verloren haben soll (obwohl ich es ihm bei den ständigen Anfeindungen, denen er sich ausgesetzt sieht, nicht verübeln würde). Woraus schließt du auf seinen Motivationsverlust?

      Leverkusen und Wolfsburg: Deine sportliche Einschätzung teile ich. Aber dass die Vereine absteigen sollten, weil sie vermeintliche “Plastikclubs” sind? Oder keine Tradition haben? Oder anderen den Platz wegnehmen? Wieso denn? Wieso hat ein Verein wie Leverkusen ein geringeres Recht auf Existenz als beispielsweise Schalke? Wer legt das denn fest? Was ist denn dein Maßstab? Erhebst du dich damit nicht zum Richter über das, was “gut” und wertvoll ist und das, was “böse” und unwert ist?

      Ich bin der Meinung, dass solange die Clubs die geltenden Regeln und Gesetze einhalten, ihre sportlichen Leistungen und die Zuschauer mit ihren Füßen und Einschaltquoten darüber entscheiden sollten, welcher Verein wie viele Fans hat und in der ersten Liga spielt – oder sogar existieren darf – und welcher nicht. Ja, das sehe ich auch so für RB Leipzig. Tradition oder Leidenschaft alleine verleihen keinen Anspruch auf Bevorzugung. Wenn Vereine wie Leverkusen oder Wolfsburg tatsächlich einmal keiner mehr sehen wollen würde, dann würden auch Bayer und VW ihr Interesse verlieren, weil es dann irgendwann peinlich würde, und ihre Clubs vom Spielbetrieb abmelden. Da vertraue ich ganz auf die Selbstregulierungskräfte des Fußballs. :-)

      1. Das Beispiel RB Leipzig zeigt, dass sich Investoren der Wirkung dieser Regel komplett entziehen können. Red Bull hat die absolute Kontrolle über das, was dort geschieht.

        Also ich hielte die Abschaffung von 50 + 1 als einer massiven Investitionsanreizbremse schon für notwendig, was aber nur mit einer zeitgleichen Suspendierung des UEFA FFP die notwendige Wirkung entfalten könnte, dass Investoren oder Mäzene “kleine” Clubs schnell mit viel Geld zu “großen” Clubs machen können.

        Genau. Eine Abschaffung von 50+1 hätte nur einen echten Effekt, wenn zugleich auch das FFP fällt. Ob das so positiv wäre (grad auch für den FCB) wage ich zu bezweifeln. Schließlich ist das FFP die einzige Institution, die uns davor schützt, dass ManCity und PSG endgültig Milliardenbeträge investieren und damit alle “normalen” Fußballvereine” ausstechen-was dann auch nicht zu mehr sportlichem Wettbewerb führen würde, nur zu anderen Monopolisten.

        Hoffenheim ist in den letzten Jahren offensichtlich in hohem Ausmaß darauf angewiesen, Überschüsse auf dem Transfermarkt zu erzielen, um ihre Kosten zu decken. Laut transfermarkt haben sie in den letzten Jahren nur einmal mehr Geld investiert als eingenommen, das war letzte Saison (-25,88 Mio €). Kein Wunder, schließlich schafften sie es da in die CL. Ansonsten steht da diese Saison +87,1 Mio, 17/18 +31,05 Mio, 16/17 +9,56 Mio und 15/16 +33,75 Mio. Diese Zahlen unterscheiden sich massiv von denen vor ca zehn Jahren-und das obwohl eigentlich immer mehr Geld in den Fußballzirkus gelangt. In der Zweitligasaison 2007/08 erwirtschaftete Hoffenheim ein Transferminus von sage und schreibe 18,75 Mio €-das wäre selbst heutzutage für einen Zweitligisten extrem viel. Und ich wüsste auch nicht, dass Hopp außerhalb von Spielern noch nennenswert investiert…Stadion und Trainingsgelände sind schließlich seit Jahren fertig. Im Grunde lebt Hoffenheim finanziell gesehen seit Jahren auf Reserve, was dank eines guten Händchens auf dem Transfermarkt und des Trainer-Glücksgriffs Nagelsmann sogar ganz gut funktioniert hat. Dass Hopp das Interesse verloren hat ist jetzt meine Interpretation…vielleicht ist ihm auch das Geld ausgegangen oder er hatte von vornherein nur vor, seiner Heimat einen Bundesliga-Durchschnittsklub zu schenken und keinen Meisterschaftsanwärter.

        Wieso hat ein Verein wie Leverkusen ein geringeres Recht auf Existenz als beispielsweise Schalke?…Ich bin der Meinung, dass solange die Clubs die geltenden Regeln und Gesetze einhalten, ihre sportlichen Leistungen und die Zuschauer mit ihren Füßen und Einschaltquoten darüber entscheiden sollten, welcher Verein wie viele Fans hat und in der ersten Liga spielt – oder sogar existieren darf – und welcher nicht.

        Da hast du ja den entscheidenden Punkt schon genannt: die Zuschauer mit ihren Füßen und Einschaltquoten.
        https://de.statista.com/statistik/daten/studie/204358/umfrage/quoten-ranking-der-bundesligavereine-bei-sky-deutschland/
        Und genau da sind Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim (Leipzig gar nicht mal so sehr) nunmal ziemlich mies in Anbetracht ihres Tabellenstands und rangieren im Bereich der Aufsteiger und der ganz kleinen Teams. Und die wären vermutlich wesentlich besser, wenn sie wie Leverkusen seit Jahren international spielen würden. Und solch eine Statistik tangiert nunmal nicht nur diese Vereine sondern die ganze Liga. Je geringer die Einschaltquoten, desto schlechter wird der TV-Deal. Für die Liga im Ganzen hat also ein Verein wie Schalke, Köln oder Frankfurt, der viele Fans ins Stadion und vor den Fernseher bringt, einen größeren Mehrwert als Wolfsburg oder Leverkusen-es sei denn, dieser Retortenverein wäre sportlich signifikant besser (was aber derzeit nur auf Leipzig zutrifft).

      2. 50 + 1 und FFP: Genau das habe ich in der Diskussion mit Marc ja auch so geschrieben. Deshalb hat mich dein Kommentar in deinem ersten Posting auch so verwundert. Über wie wünschenswert die Konsequenzen in the bigger picture sind, können wir gerne diskutieren, aber ohne Abschaffung von 50 + 1 und FFP wird ein Verein wie FSV Mainz 05 niemals die finanziellen Möglichkeiten eines FC Bayern erreichen.

        Hoffenheim: Du machst den Fehler, dass du dir die Transfersummen isoliert anguckst. Erstens machen die ja nur einen Teil des wirtschaftlichen Betriebs eines Vereins aus (neben ganz vielen anderen Einnahmens- und Ausgabenarten), und zweitens sind Spieler ja keine Handelsware und Vereine nicht darauf angelegt, mit Transfers Geld zu verdienen. Der Zweck der Spieler ist, dass sie spielen, und nicht, dass man durch ihren Verkauf Geld verdient.

        Stell dir einen Spieler einfach wie eine Maschine in einem Industrieunternehmen vor, wenn dir das hilft. Da würdest du ja auch nicht hingehen und eine Rechnung aufmachen, wie viel Verlust die Firma mit dem Kauf von neuen und Verkauf von alten Maschinen gemacht hat. Da würdest du ja auch sagen: Ja klar macht die Firma rein mit ihren Maschinen ständig Verlust, aber das macht ja nichts, denn damit werden ja schließlich die Produkte hergestellt, die die Firma verkauft, womit sie kann ja ihren eigentlichen Gewinn macht. Bei Fußballern ist das ganz analog der Fall. Die produzieren das Produkt “Fußball” und nutzen sich dabei ab, was sich in Marktwertverlusten widerspiegelt. Deshalb finde ich diese isolierte Betrachtung von Transfersalden auch ökonomisch immer ziemlich unsinnig.

        Leverkusen et al.: Ich wusste, dass du auf die Sache mit den Zuschauern zurückkommen würdest. ;-) Mein Fehler. Was ich sagen wollte ist, dass solange alle Gesetze und Regeln eingehalten werden, meiner Meinung nach keine höhere Instanz (Du, ich, irgendwer) das Recht hat/haben sollte zu entscheiden, welche Vereine in der Bundesliga spielen dürfen und welche nicht. Das regelt sich schon ganz alleine auf sportlichem Wege. Und weniger Fans als Hessen Kassel, Darmstadt oder ganz viele andere Traditionsvereine haben Leverkusen und Wolfsburg auch nicht.

        Schalke bekommt sein Geld von Gazprom, Bayern von Audi, Allianz, Adidas und Telekom, und Leverkusen von Bayer – so what? Niemand hält den HSV oder VfB Stuttgart davon ab, aufzusteigen und Wolfsburg und Leverkusen zu den nächsten Absteigern zu schießen.

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