Bayer Leverkusen vs. FC Bayern: Das waren die letzten fünf Spitzenspiele

Jonas Trenner 08.02.2024

Wenn am Samstag um 18:30 Uhr der Ball in der BayArena rollt, wird ganz Fußballdeutschland gespannt zugucken. Die meisten werden jedoch ihre Daumen vermutlich nicht dem FC Bayern, sondern der Mannschaft des fast gleichnamigen Konzerns drücken. Elf Meisterschaften in Folge haben schließlich ihre Spuren hinterlassen.

Diese Konstellation ist jedoch keine neue. In Jahrzehnten Bundesliga-Fußball gab es schon einige Spitzenduelle zwischen den beiden Clubs zu bestaunen. Und mit Spitzenspiel sind auch wirklich nur die Partien gemeint, in denen die beiden (egal in welcher Konstellation) Tabellenführer und erster Verfolger waren.

Bayer Leverkusen mag zwar meist oben mitspielen, für ganz oben hat es in der Bundesliga aber (Stichwort Vizekusen) noch nicht gereicht. Und so decken die letzten fünf Spitzenspiele einen Zeitraum von ganzen 26 Jahren ab. Wir liefern einen Überblick, wie sich der FC Bayern so geschlagen hat.

Bayer Leverkusen 1:5 FC Bayern München (17.10.2021)

Nimmt man das Hinspiel im vergangenen September aus, fand am 8. Spieltag der Saison 21/22 das letzte richtige Spitzenduell zwischen Leverkusen und Bayern statt. Mit der gleichen Punkteausbeute von respektablen, aber nicht überragenden 16 Punkten nach sieben Spielen fuhren die Münchner nach Leverkusen. Es wurde ein Spiel auf Augenhöhe erwartet, vor allem, weil die Bayern unter Julian Nagelsmann noch nicht so gefestigt schienen.

Das Spiel selbst hatte jedoch wenig mit Augenhöhe zu tun, erinnerte vielmehr an Flick- oder Guardiola-Zeiten, in denen der FCB ihre Gegner nicht selten in einer Halbzeit komplett auseinander nahmen. Und so stand es nach 37 Minuten bereits 0:5 aus Leverkusener Sicht, Robert Lewandowski (zweimal), Serge Gnabry (zweimal) und Thomas Müller hießen die Torschützen. Patrick Schick gelang nur noch der Ehrentreffer in einer langweiligen zweiten Hälfte.

Für die Werkself sollte es allerdings kein allzu großer Formkiller sein. 64 Punkte und ein starker dritter Platz standen am Ende der Saison, auch wenn es wieder zu keinem Titel reichen sollte. Zufrieden war man dennoch am Rhein. 

Wechselhaft ging es für den FC Bayern weiter. Vier Tage nach dem Spiel folgte die historische 0:5-Pokalpleite in Gladbach, die restliche Hinrunde wurden jedoch alle verbliebenen Spiele gewonnen. Die Meisterschaft wurde auch souverän eingetütet, doch in der Champions League folgte das unerwartete Aus im Viertelfinale gegen den FC Villarreal. Die ganze restliche Rückrunde sollte der Rekordmeister also nicht mehr an die Leistung dieses Spitzenspiels anknüpfen.

Bayer Leverkusen 1:2 FC Bayern München (19.12.2020)

Kurz vor Weihnachten reiste der FCB diesmal als Verfolger und mit einem Punkt Rückstand nach Leverkusen. Ein schwacher Dezember lag hinter der Mannschaft von Hansi Flick, die lange Corona-Saison und zahlreiche Verletzte hatten ihre Spuren hinterlassen. Viele sahen darin DIE Chance für die Werkself, in der Tabelle davonzuziehen.

Was folgte, war eine zähe und chancenarme Partie, in der Bayer in Person von Schick früh mit 1:0 führte. Es schien wirklich so, als könne man dem großen FCB zumindest die Weihnachtsmeisterschaft streitig machen. Doch zwei grausame Fehler in Leverkusens Hintermannschaft später schlug das Imperium in Person von Lewandowski zurück, der seiner Mannschaft in der 93. Minute den umjubelten Siegtreffer und damit die Tabellenführung brachte.

Wirklich erholen konnte man sich in Leverkusen im neuen Jahr nicht von dem Schock. Der damalige Trainer Peter Bosz musste bald seinen Hut nehmen und die Werkself schied wie so häufig früh in den Pokalwettbewerben aus. Auch in der Liga erreichte man nur einen eher enttäuschenden sechsten Platz.

Den Bayern verging die Feierlaune bereits im Januar. Ein Zweitrunden-Aus im Kieler Schneesturm war man so in München (noch) nicht gewohnt. Auch das Ausscheiden in der Champions League im Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain war mehr als ärgerlich. Mit der Meisterschaft und dem Tore-Rekord von Lewandowski sollte die Saison jedoch noch ein versöhnliches Ende nehmen.

FC Bayern München 4:1 Bayer Leverkusen (09.02.2000)

Für das nächste „echte“ Spitzenspiel müssen wir ganze 20 Jahre zurückgehen. Am 19. Spieltag der Saison 99/00 kam die Werkself punktgleich ins Olympiastadion, um sich die Tabellenführung zu schnappen. Es geht also um die Zeit, in der der Mythos „Vizekusen“ entstand. 

In der Startelf von Ottmar Hitzfeld standen noch Legenden wie Stefan Effenberg oder Giovane Élber. Selbst Lothar Matthäus schnürte damals noch seine Schuhe für den FCB. Auf Seiten von Bayer war Christoph Daum zu der Zeit dabei, sich etwas aufzubauen. Und auch wenn er aufgrund einer gewissen Drogen-Affäre neun Monate später entlassen wurde, sollten Michael Ballack, Zé Roberto und Co. auch in den darauffolgenden Jahren noch am Meistertitel schnuppern. Das galt jedoch auch für diese Saison, wenngleich der große Coup letztendlich nicht gelingen sollte.

Dies lag zum einen an besagtem Spiel: Bereits nach zwei Minuten schmiss Verteidiger Thorben Hoffmann mit einem unglücklichen Eigentor den gesamten Matchplan über den Haufen. Die Bayern kontrollierten in der Folge das Spiel in typischer Hitzfeld-Manier aus der Defensive heraus und gewannen am Ende durch die weiteren Tore von Effenberg, Mehmet Scholl und Alexander Zickler mit 4:1, Ballack erzielte den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer.

Zum anderen lag es aber an Bayer selbst. Am 34. Spieltag lag die Werkself nämlich drei Punkte vor dem Rekordmeister. Was folgte, war einer der legendärsten Spieltage der Bundesligageschichte. Leverkusen verlor bekanntlich – unter anderem durch ein Eigentor von Ballack – völlig überraschend gegen Aufsteiger Unterhaching, während der FC Bayern sein Heimspiel gegen Werder Bremen mit 3:1 gewann und sich doch noch die Meisterschale holte.

Bayer Leverkusen 1:2 FC Bayern München (29.05.1999)

Das wohl unwichtigste Spitzenduell ereignete sich ein paar Monate zuvor. Am 34. Spieltag der Saison 98/99 trafen die beiden Kotrahenten aufeinander. Allerdings war die Meisterschaft bereits seit mehreren Spieltagen entschieden. Was dem Spiel dennoch einen sehr speziellen Charakter verlieh, war ein gewisses traumatisches Champions-League-Finale gegen Manchester United, das drei Tage vorher stattfand und über das jeder Bayern-Fan wohl lieber den Mantel des Schweigens legt.

Der FC Bayern musste natürlich trotzdem in Leverkusen antreten, gewann durch die Tore von Mario Basler und Mehmet Scholl auch mit 2:1. Es ist dennoch eine Begegnung, die das Prädikat „Spitzenspiel“ nicht verdient hat(te).

FC Bayern München 2:0 Bayer Leverkusen (13.12.1998)

Selbst im Hinspiel gab es die Konstellation eher weniger her, dem Spiel ein solches Prädikat zu verleihen. Mit drei Punkten Rückstand reiste die Werkself nach München. Und nach dem Spieltag sollten es schließlich sechs Punkte sein. Michael Tarnat und Elber schossen die Tore für den FCB.

„Ein hochverdienter Erfolg des Rekordmeisters, der den ängstlichen Gästen von Beginn an den Schneid abkaufte“, hieß es im damaligen Spielbericht vom Kicker. So oder so ähnlich wünschen es sich die Bayern vermutlich auch für den kommenden Samstag.



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