Youth League: U19 des FC Bayern im Achtelfinale! Drei Dinge, die beim Marić-Debüt auffielen

Justin Trenner 07.02.2024

Es war eine durchaus überraschende Nachricht: Kurz vor dem Aufeinandertreffen mit dem FC Basel in der Youth League hat der FC Bayern München bekanntgegeben, dass U19-Trainer Michael Hartmann mit sofortiger Wirkung freigestellt wurde. Das habe „eine eingehende Analyse der Situation am Montag“ ergeben.

Sein Nachfolger: René Marić. Der 31-Jährige ist seit Herbst beim FC Bayern als Teamleiter Trainerentwicklung & Spielphilosophie tätig und hat damit die Aufgabe, übergreifend an der fußballerischen Identität der Nachwuchsarbeit zu arbeiten. Zusätzlich ist er nun also auch als U19-Coach tätig. Montagabend leitete er seine erste Einheit.

Zwei Tage später stand bereits das erste wichtige Spiel für ihn und sein Team an. Beim FC Basel ging es für den FC Bayern um den Einzug ins Achtelfinale. In der Youth League kommen die Gruppenzweiten in eine Play-off-Runde. Die Sieger dieser spielen in der Runde der letzten 16 dann gegen einen Gruppensieger.

Youth League: FC Bayern schlägt den FC Basel

Dem FC Bayern ist dieses Vorhaben geglückt. Marić setzte dabei in einem 4-3-3-System auf eine Mischung aus erfahrenen Spielern, die teilweise bereits im Profitraining dabei waren und den jüngeren Jahrgängen, die in der U19 sonst auflaufen. Interessant: Robert Ramsak startete auf der Neunerposition. Der Stürmer wechselt im Sommer zu RB Leipzig.

Nach einer offenen Anfangsphase gelang es den Münchnern jedoch ziemlich schnell, die Kontrolle an sich zu reißen – und verdient in Führung zu gehen. In der 31. Minute führte ein Ballgewinn im Mittelfeld zu einer schnellen offensiven Umschaltsituation, die Javier Fernández und Lovro Zvonarek clever ausspielten. Der Kroate traf zum 1:0 für die Bayern.

Ein zweiter Treffer sollte trotz einiger Druckphasen ausbleiben. Im zweiten Durchgang kam so irgendwann der Punkt, an dem der Spielrhythmus etwas verloren ging. Die Bayern wurden vermutlich auch deshalb etwas zurückhaltender, weil ihnen bewusst war, dass sie ab jetzt viel zu verlieren hatten. In der Schlussphase aber drehten sie nochmal auf. Wieder war es Zvonarek, der in der vierten Minute der Nachspielzeit auf 2:0 erhöhte. Die Entscheidung zum insgesamt verdienten Erfolg in Basel.

Drei Dinge, die auffielen

René Marić: Eindrucksvolles Debüt

Ein Stream im Internet, keine Interviews, eine eher beschränkte Kameraperspektive – wie will man da schon ein seriöses Fazit zum Trainer ziehen können? Und doch gab es durchaus positive Szenen, die Mut machen – taktisch, aber auch rein optisch. Fangen wir mit der Optik an: Wann immer die Kamera Marić einfing, sei es vor dem Spiel oder bei den beiden Treffern, strahlte der Fußballlehrer eine angenehme Ruhe aus.

Sein Coaching, soweit es sich beurteilen ließ, war in jeder Phase des Spiels ruhig. Es hätte durchaus Anlass gegeben, hin und wieder etwas unruhiger oder lauter zu werden, doch Marić agierte so, wie man ihn aus der Vergangenheit kennt: analytisch, sachlich, fokussiert. Womöglich gelang es dem Team auch deshalb, schwierige Phasen des Spiels schnell zu drehen.

In der ersten Halbzeit riss man die Kontrolle vor allem durch kluges Mittelfeldspiel an sich. Taktisch setzte Marić dabei auf eine asymmetrische Konstellation der Außenverteidiger. Rechtsverteidiger Max Scholze bekam dabei eine besondere Aufgabe: In Ballbesitz rückte er stark ins zentrale Mittelfeld ein, half so dem Spielaufbau und ging auch mal diagonale oder vertikale Wege bis an oder gar in den gegnerischen Strafraum. So erarbeitete er sich nach starkem Dribbling und gutem Doppelpass eine Großchance im ersten Durchgang.

Linksverteidiger Adam Aznou hingegen hielt mehr die Linie und agierte sehr offensiv. So entstand oftmals eine Art 2-3-5, wobei die vorderen fünf sehr flexibel agierten. Häufig ließen sie sich von vorn bis tief ins Mittelfeld fallen, um sich einerseits anzubieten und andererseits Räume für die durchstartenden schnellen Offensivspieler freizuziehen – darunter auch Aznou. Mehrfach konnte so auch das Mittel des langen Balles gewählt werden, um hinter die Kette der Basler zu kommen.

FC Bayern: Hohe individuelle Qualität

Wenig überraschend konnte Marić dabei auf sehr hohe individuelle Qualität zurückgreifen. Gerade im zentralen Mittelfeld fiel die Kombinationsstärke von Fernández und Asp Jensen auf. Beide agierten gewohnt pressingresistent und hatten immer wieder gute Impulse im Spiel nach vorn.

Dort klappte dann nicht immer alles nach Plan. Auch weil es ein schmaler Grat zwischen hoher Qualität der Einzelspieler und zu viel Individualismus ist. Neben Zvonarek fielen auch Aznou und Adin Licina mit mehreren starken Dribblings auf. Manchmal aber suchten sie zu schnell den Abschluss oder verpassten die entscheidende letzte Aktion. So konnte aus der im Ansatz vorhandenen Dominanz nicht das entsprechende Ergebnis gezogen werden.

Trotzdem ist es bemerkenswert, über wie viel Tempo und technische Qualität dieses Team verfügt. Gerade im Vergleich zu einer eher überschaubaren Leistung des Gegners, stach der Qualitätsunterschied heraus.

Immer noch ein weiter Weg für die Bayern

Insofern muss auch der 2:0-Sieg richtig eingeordnet werden. Auf der Habenseite steht eine Leistung, mit der das gesamte Team durchaus zufrieden sein kann. Vor allem angesichts des Umstands, dass nicht nur die Spieler selten in dieser Konstellation zusammen sind, sondern auch der Wechsel im Trainerteam zu neuen Abläufen geführt hat.

Innerhalb von zwei Tagen zu erwarten, dass die Mannschaft so agiert, als hätte sie bereits seit Jahren zusammengespielt, wäre vermessen. Deshalb überwiegt auch ein positives Fazit nach dem Weiterkommen. Marić hat sofort einen spürbar positiven Einfluss hinterlassen und die Spieler, die von oben kommen, übernahmen Verantwortung und wurden dieser gerecht.

Klar ist dennoch, dass es in den kommenden Runden tendenziell nicht mehr reichen wird, sich auf Einzelaktionen, Dribblings und einen Qualitätsunterschied zu verlassen. Denn jetzt geht die Youth League erst richtig los. Am Freitag findet die Auslosung statt, die Münchner könnten unter anderem auf Real Madrid oder Marićs Ex-Club RB Salzburg treffen.

Auch dann wird es wieder ein entscheidendes Spiel geben. Ob daheim oder auswärts, entscheidet die Auslosung. Gespielt wird am 27. oder 28. Februar. Viel Zeit bleibt also nicht, um die in Basel noch fehlenden Abläufe herzustellen. Doch der erste Auftritt macht dennoch Mut, dass es gelingen kann.



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