MUNICH, GERMANY - APRIL 16: Manuel Neuer of Bayern Muenchen celebrates victory during the Bundesliga match between FC Bayern Muenchen and FC Schalke 04 at Allianz Arena on April 16, 2016 in Munich, Germany. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

FC Bayern München – FC Schalke 04 3:0 (0:0)

Christopher Trenner 16.04.2016

Die Königsblauen hatten in der Vorwoche Borussia Dortmund einen Punkt abgeluchst und sicherten zugleich den Münchnern eine bessere Ausgangslage im Rennen für die Deutsche Meisterschaft zu. Für den vierten Titel in Folge benötigte der FC Bayern drei Heimsiege, um nicht auf die Schützenhilfe von Dortmund angewiesen zu sein. Den ersten sammelte die Mannschaft von Pep Guardiola gegen Schalke 04 ein.

Falls Ihr es verpasst habt:

Erwartungsgemäß und wohl mit einem kleinen Blick Richtung DFB-Pokal-Halbfinale am Dienstag gegen Werder Bremen, rotierte Pep Guardiola seine Aufstellung durch. Benatia, Rafinha, Bernat, Götze, Coman und Lewandowski kamen in die Mannschaft. Somit veränderte der Bayern-Trainer seine erste Elf gleich auf sechs Positionen im Vergleich zum Champions-League-Spiel gegen Benfica. Javi Martínez stand wohl aus Vorsichtsmaßnahmen nicht mal im Kader.

Benfica-Bayern, GrundformationenBundesliga-Spiel gegen Schalke 04, Grundformationen

Hinzu kamen aber auch einige taktische Anpassungen bei den Spielern die schon in Lissabon mitgewirkt haben. Costa durfte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf der linken Seite beginnen. Diese Änderung war bedingt durch die Schonung von Ribéry. Eine Positionsänderung gab es auch bei Philipp Lahm, der im Mittelfeld auf der Sechser-Position auflaufen durfte.

Auf Seiten von Schalke 04 setzte André Breitenreiter wie erwartet auf eine Fünferkette bestehend aus Aogo, Neustädter, Matip, Riether und Caicara. Davor agierten Geis und Højbjerg im defensiven Mittelfeld. Die Angriffsreihe bildeten Choupo-Moting, Sané und Huntelaar. Mit dieser taktischen Variante gelang es Breitenreiter schon in der Vorwoche recht kompakt zu stehen und zugleich Chancen über die schnellen Außenstürmer zu initiieren.

Der Plan des Schalke-Trainers ging zunächst auf, weil Schalke es schaffte das defensive 5-4-1 in eine gute Staffelung zu bringen. Vor allem die Abwehr- und Mittelfeldkette standen sehr kompakt. Dadurch konnten die Königsblauen auch relativ leicht die Außenstürmer der Münchner aus der Partie nehmen. Sané und Caicara standen Costa zunächst immer auf den Füßen. Auf der Gegenseite waren es Aogo und Choupo-Moting bei Coman.

Die Münchner verpassten es in der ersten halben Stunde, nachdem sie durch Costa in der 2. Minute eine sehr gute Abschlusschance hatten, das nötige Tempo in die Partie zu bringen. Mitschuld trugen daran auch die beiden Außenverteidiger der Münchner. Sie scheuten das ganz große Risiko, weil Schalke zwar selten, aber doch in guten Ansätzen ins Umschaltspiel gekommen ist. Vor allem wenn Sané seine Schnelligkeit und Dribblings in die Partie brachte. Im Laufe der Partie agierten Bernat und Rafinha aggressiver. Beim ersten Aufrücken Rafinhas zur Grundlinie flankte dieser auf Lewandowski, doch dessen Kopfball war nicht platziert genug um Fährmann zu überwinden (29.).

Ohne personelle Wechsel kamen die Mannschaften aus der Kabine. Pep Guardiola passte seine Elf leicht an. Vidal spielte fortan höher, aber auch Coman zog mehr ins Zentrum. Lewandowski versuchte die Manndeckung von Neustädter durch Rückfallbewegungen ins Mittelfeld zu kontern. Durch all diese Maßnahmen war das Zentrum gestärkt und die Münchner hatten durch kluges Stellungsspiel von Götze Überzahl im Mittelfeld. Dies machte sich in den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit bemerkbar. Insgesamt spielten sie sich dort vier Torschüsse heraus. Soviel wie in der gesamten ersten Halbzeit.

Erneut – wie gegen Lissabon – half ein Eckball um die Münchner auf die Siegerstraße zu bringen. Die Ecke wurde kurz ausgeführt und Alaba bekommt 30 Meter zentral vor dem Tor den Ball. Eine Flanke des Österreichers findet anschließend Vidal am langen Pfosten, der den Ball per Kopf auf Lewandowski ablegt. Dieser verwandelt mit einem Drehschuss zum 1:0. Es war bereits sein siebter Treffer zum 1:0 in dieser Saison.

In der Folge zogen die Münchner das Tempo sogar noch mal an. Nur elf Minuten nach der Führung traf Lewandowski erneut. Nach einem ähnlichen Spielzug wie in der 29. Minute. Lahm bringt den Ball auf der rechten Seite zu Coman, der auf den hinterlaufenden Rafinha wartet. Der Brasilianer flankt auf Lewandowski, der sich gegen Neustädter geschickt durchsetzt. Es war der 27. Saisontreffer für Lewandowski.

Pep Guardiola brachte in der Zwischenzeit Ribéry. Der Franzose brauchte nur fünf Minuten zur Entscheidung. Nach einer guten Verlagerung auf die linke Außenbahn, dribbelt sich Ribéry durch drei Gegner durch und bringt den Ball mit der Fußspitze zu Vidal. Dieser krönt seine Leistung mit seinem zweiten Treffer in dieser Woche.

Anschließend setzte Schalke auf ein starkes Angriffspressing und kam zu ein paar guten Möglichkeiten. Die größte Chance hatte Belhanda, der frei vor Neuer zum Abschluss kam, aber sein Schuss war zu unplatziert. Die Münchner indes taten nicht mehr als nötig. Somit blieb es beim 3:0-Heimsieg für die Bayern. Nach anfänglichen Schwierigkeiten zeigte der Rekordmeister sicherlich die beste zweite Hälfte in dieser Rückrunde. Somit geht die Elf von Pep Guardiola definitiv mit mindestens sieben Punkten Vorsprung in die letzten vier Bundesliga-Partien.

3 Dinge, die auffielen:

1. Vidal und Lahm

Die Leistung von Vidal und Lahm in dieser Partie ist in Worten kaum zu beschreiben. Beide überzeugten mit grandiosem Stellungsspiel. Immer wieder konnten Bälle im Angriffsdrittel erobert werden. Daraus resultierten meist gute Torchancen, da Schalke noch nicht in seine 5-4-1-Ordnung zurückfallen konnte. Zugleich verhinderten beide Akteure zusammen einige Umschaltmomente nach Ballverlusten. Auch in der Offensive trugen sie maßgeblichen Anteil am Erfolg des Rekordmeisters. Vidal verteilte die Bälle aus dem Secherraum klug. Er brachte zwölf von 13 langen Bällen an. Philipp Lahm immerhin noch fünf von acht Versuchen. Vidal überzeugte hier mit seiner Ballsicherheit sicherlich noch ein Tick mehr (94,4% Passquote), wobei Lahm mit seinen Dribblings mehr ins Risiko ging und so versuchte Freiräume für die rechte Außenbahn zu reißen. Beide Spieler waren an allen drei Toren der Münchner durch Vorlage bzw. Pre-Assist beteiligt.

Es ist immer mehr absehbar, dass Pep Guardiola mit dieser Konstellation seine bestmögliche Formation gefunden hat. Vidal ist aktuell der stärkere Alonso und Lahm erreicht langsam wieder das Niveau früherer Jahre. Beide zusammen werden vor allem in der Champions League noch eine tragende Rolle spielen müssen, soll die Reise nicht im Halbfinale enden.

2. Lewandowski in besserer Rolle

Robert Lewandowski hat mit einem eindrucksvollen Doppelpack seine vier Spiele andauernde Torflaute überwunden. Zwar gelang es den Münchnern durch die Hereinnahme von Coman bzw. Costa nicht mehr Torabschlüsse für Lewandowski zu generieren, beide hatten nur eine Torschussvorlage, doch der Stürmer nutzte seine wenigen Möglichkeiten in diesem Spiel effizienter als in den Vorwochen. Der Drehschuss zum 1:0 mit links und der Kopfball, sowie das damit verbundene Lösen von Neustädter waren höchstes technisches Niveau. In den letzten Wochen litt Lewandowski spürbar an der vielen Spielzeit von Ribéry sowie Costa auf dem rechten Flügel. Die beiden konnten ihn nicht so gut in Szene setzen, wie es Costa, Müller und Coman in der Hinrunde gelang. Umsowichtiger ist es, dass Lewandowski auch aus wenigen Möglichkeiten viel generiert. Gegen Schalke waren es vier Torschüsse. Drei waren hochkarätige Chancen und immerhin konnte er zwei von ihnen nutzen.

Der FC Bayern wird einen starken Lewandowski in den nächsten Wochen mehr denn je in den entscheidenden Spielen brauchen. Zu abhängig ist das Spiel von ihm. 37.5% aller Bayerntore in der Bundesliga erzielte der Pole. Sieben Mal traf er zum 1:0. Titel in Pokalwettbewerben sind aber nur möglich, wenn er an seine gute Form, die er über weite Strecken der Saison hatte, wieder anknüpfen kann.

3. Fokus auf Pokalwettbewerbe

Es ist besser immer ‚Vollgas‘ zu geben, so setzte Robert Lewandowski nach dem Spiel im Sky-Interview ein klares Zeichen. Über weite Teile der Partie kann man diese Aussagen auch unterstreichen. Zwar wechselte Pep Guardiola stark durch im Vergleich zur Champions League, allerdings profitiert er dabei vom breiten Kader. Ein Leistungsabfall oder eine fehlende Abstimmung war anfänglich erkennbar, doch überzeugten die Münchner über weite Teile der Partie mit einem sehr guten Pressing. Lediglich in den ersten 20-30 Minuten fehlte der letzte Mut, gegen gut gestaffelte Schalker.

Es wird interessant zu sehen sein, wie Pep Guardiola mit diesem Sieg und dem Vorsprung in der Bundesliga umgeht. Das Spiel gegen Atlético Madrid ist bereits in elf Tagen. Dazwischen liegt ein DFB-Pokal-Halbfinale und ein Auswärtsspiel beim Tabellenvierten der Bundesliga. Durch den Sieg wird sich der Fokus von Guardiola weiter verschieben. Aktuell sind Müller, aber auch Costa und Kimmich von der Rotation betroffen. Gegen Lissabon und Schalke hat sich die Schonung einzelner Spieler bezahlt gemacht. Ob es für alle Akteure gilt, kann seriös erst am Ende der Saison beantwortet werden. Auch auf die Gefahr hin, dass in den entscheiden Spielen der Rhythmus fehlt.

FC Bayern – FC Schalke 04 3:0 (0:0)
FC BAYERN Neuer – Rafinha, Benatia (63. Kimmich), Alaba, Bernat – Lahm, Vidal (78. Rode) – Coman, Götze, Costa (68. Ribéry) – Lewandowski
Bank Ulreich, Tasci, Thiago, Müller
FC SCHALKE 04 Fährmann – Caicara, Riether, Matip, Neustädter, Aogo – Sané, Geis (69. Belhanda), Höjbjerg, Choupo-Moting (82. Schöpf) – Huntelaar (69. Meyer)
Bank Nübel, Friedrich, Kehrer, di Santo
Tore 1:0 Lewandowski (54.), 2:0 Lewandowski (65.), 3:0 Vidal (73.)
Karten
Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden)
Zuschauer 75.000 (ausverkauft)