Bayern München vs. 1. FC Köln: Mandy Islacker, Dominika Škorvánková, Lineth Beerensteyn, Fridolina Rolfö © Sven Beyrich

Das sagen die Zahlen über die Saison der Bayern-Frauen

Jolle Trenner 16.07.2018

Erweiterte Zahlen, wie man sie von Opta und Statsbomb kennt, sind für die Bundesliga der Frauen derzeit noch nicht verfügbar. Schon Torvorlagen sind nur mühsam zu recherchieren. Aber einige Zahlen gibt es natürlich trotzdem. Miasanrot hat sie sich genauer angesehen und ergänzt das Saison-Fazit aus dem letzten Monat.

Torjägerinnen

Die Torschützenkönigin der abgelaufenen Saison ist Pernille Harder vom Meister VfL Wolfsburg. 17 Mal netzte sie ein. Die Nächstbesten waren ihr nicht mal annähernd auf den Fersen. Linda Dallmann aus Essen traf wie Bayern-Neuzugang Lina Magull in Freiburg zwölf Mal in die Maschen. Zum Vergleich: In der Vorsaison hatte Mandy Islacker noch 17 Mal aus dem Spiel und zweimal vom Elfmeterpunkt für den FFC Frankfurt getroffen. Vivianne Miedema folgte mit 14 Toren für Bayern und Hasret Kayikçi mit zwölf für Freiburg. In München gelangen Islacker im Jahr darauf lediglich sechs Treffer.

Dafür konnten die Bayern die Abhängigkeit von Topscorer Miedema abbauen, die 2016/17 fast 40 Prozent aller Bayerntore schoss. Fridolina Rolfö machte neun Tore, Sara Däbritz acht, Nicole Rolser, Jill Roord und Islacker steuerten jeweils sechs Treffer bei. Selbst Lucie Voňková, die nur 568 Minuten spielte und meist von der Bank kam, war viermal erfolgreich – genauso oft wie die Mittelfeldstrateginnen Simone Laudehr und Melanie Behringer, die allerdings zur Hälfte vom Elfmeterpunkt trafen.

#AFBL 2017/18 Torjägerinnen (mind. drei Tore)
#AFBL 2017/18 Torjägerinnen (mind. drei Tore)

Joker

Somit ist Voňková das Paradebeispiel eines Jokers. Noch idealtypischer agierten allerdings Lise Munk vom FFC Frankfurt, Zsanett Jakabfi vom VfL Wolfsburg und Nora Clausen von Werder Bremen, deren Tore-pro-90-Minuten-Quote noch besser aussieht. Aufgeführt in der folgenden Liste sind ausschließlich Spielerinnen, die mindestens dreifach trafen und mindestens ebenso oft von der Bank kamen.

Spielerin, TeamEin­wechsl.Tore inkl. ElfmeterMinutenTore/90 exkl. Elfmeter
Lise Munk, 1. FFC Frankfurt1554251.06
Zsanett Jakabfi, VfL Wolfsburg897861.03
Nora Clausen, Werder Bremen1133310.82
Lucie Vonková, Bayern München1145680.63
Lena Petermann, SC Freiburg8710750.59
Nicole Rolser, Bayern München869380.58
Mandy Islacker, Bayern München8610610.51
Ella Masar McLeod, VfL Wolfsburg335380.50
Jill Roord, Bayern München5610780.50
Milena Nikolic, SC Sand659100.49
Alexandra Popp, VfL Wolfsburg3714460.44
Tabea Waßmuth, 1899 Hoffenheim1036500.42
Lea Schüller, SGS Essen3716110.39
Hasret Kayikci, SC Freiburg3614790.37
Ewa Pajor, VfL Wolfsburg449990.36
Genoveva Añonma, MSV Duisburg338310.32
Sarah Freutel, SGS Essen13310490.26
Nicole Billa, 1899 Hoffenheim3310690.25
Nina Lührßen, Werder Bremen6311490.23
Lisa Seiler, FF USV Jena8311720.23
Sylvia Arnold, SC Sand5312420.22
Carolin Schiewe, SC Freiburg639250.19
Felicitas Rauch, Turbine Potsdam3414870.18
Melanie Behringer, Bayern München3413000.14

Torschützinnen pro 90 Minuten (mind. 500 Minuten)

Doch gute „Pro-90-Werte“ sind nicht nur den Jokern vergönnt. Um aussagen zu können, für wieviele Tore eine Spielerin aus dem Spiel heraus (v.a. ohne Elfmeter) in 90 Minuten gut ist, haben wir uns den Wert für alle Spielerinnen angesehen, die mindestens 500 Minuten gespielt haben. Emily van Egmond hat zum Beispiel in der abgelaufenen Saison nur ein Spiel bzw. 20 Minuten für den VfL Wolfsburg absolviert. Dabei schoss sie ein Tor. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass sie dieses Kunststück alle 20 Minuten wiederholt, denn sonst dürfte man 4,5 Tore pro Spiel von ihr erwarten.

Mehr Tore in 90 Minuten als Torschützenkönigin Pernille Harder aus Wolfsburg erzielte ihre Teamkollegin Zsanett Jakabfi. Für ihre neun Treffer brauchte sie nur 786 Minuten auf dem Platz.

#AFBL Goals pro 90 Minuten (mind. 500 Minuten)
#AFBL Goals pro 90 Minuten (mind. 500 Minuten)

Champions League vs. Abstieg in den letzten 5 Saisons

Klar, an der Tabellenspitze wird mehr gepunktet und es werden mehr Tore geschossen als kassiert, während es am Tabellenende umgekehrt ist. Interessanter ist aber, dass die Zahl der eingesetzten Spielerinnen nichts über die Qualität des Kaders aussagt. Während Frankfurt 2013/14 mit nur 19 Spielerinnen auskam, setzten die Bayern 2016/17 zehn mehr, nämlich 29 ein. Beide Teams schnitten im jeweiligen Jahr als Tabellenzweiter ab. Der Wert ist mit Vorsicht zu genießen. Kurzeinsätze in der Nachspielzeit zählen hier genauso viel wie Spiele über 90 Minuten als Stammkraft. Über die Rotation und die Qualität auf der Bank sagt er nichts aus.

Im Schnitt fuhren die Meister-Teams in den letzten fünf Jahren 55,6 Punkte ein. Das sind 84,24 Prozent der möglichen 66 Punkte. Zum Vergleich: in der Bundesliga der Männer waren es knapp 83 Prozent, nämlich durchschnittlich 84,6 von möglichen 102 Punkten. Die Sieger und Siegerinnen erreichen also eine sehr ähnliche Punkteausbeute.

Absolut Außergewöhnliches gelang sowohl den Bayern als auch den Wolfsburgerinnen im Jahr 2014/15. Die Bayern schossen 49 Tore mehr, als sie kassierten und wurden mit einer einer Torquote von 8,00 Deutscher Meister. Wolfsburg hatte allerdings noch mal elf Tore mehr geschossen und drei weniger kassiert – die Quote lag bei 16,75. Es reichte dennoch nur für Platz 2 der Tabelle. In der jüngst abgelaufenen Saison genügte dann schon eine Quote von 7,00 für den Titel.

Am Ende der Tabelle brachten es Köln 2015/16 und Cloppenburg 2013/14 zu erstaunlichen Leistungen. Beide Teams hatten fünf verschiedene Torschützinnen – nicht wesentlich weniger als so mancher Meister, trafen das Tor 20 bzw. 34 Mal und punkteten so ganz ordentlich. Dennoch folgte der Abstieg in die 2. Liga.

Oben wurde bereits beschrieben, dass es den Bayern gelungen war, sich weniger abhängig von einer Toptorschützin zu machen und die Last des Toreschießens auf mehrere Schultern zu verteilen. Dabei brachten es die Bayern sogar zustande, insgesamt viel mehr Tore zu erzielen als im Vorjahr – mehr als 1,7 Mal soviele. Von 36 steigerten sie sich auf 62 Treffer. Die Anzahl der kassierten Tore blieb dabei konstant bei 15 – wesentlich mehr als in den beiden Meisterjahren, wo man nur 7 bzw. 8. Gegentore eingefangen hatte.

Bayerns Top-Torschützin schoss bekanntich 9 von 62 Toren und somit rund 15 Prozent der Bayerntreffer. Pernille Harder markierte dagegen einen doppelt so großen Anteil für ihr Team. Sie schoss 30 Prozent aller Bundesligatore des VfL.

SaisonTeamTabel­len­platzPunkteTore er­zieltTore kas­siertTorver­hältnisAn­zahl Tor­schüt­zin­nenEin­ge­setz­te Spie­le­rin­nen
2013/2014VfL Sindelfingen12241230.03226
2017/20181. FC Köln11118780.10227
2016/2017Bor. Mönchengladbach1268660.12226
2014/2015Herforder SV12518890.20422
2017/2018FF USV Jena121012560.21423
2016/2017Bayer Leverkusen11916530.30424
2015/2016Werder Bremen111317530.32325
2015/20161. FC Köln121220600.33525
2014/2015MSV Duisburg111718490.37321
2013/2014BV Cloppenburg111734600.57522
2016/2017Bayern München25236152.40529
2015/2016VfL Wolfsburg24756222.55623
2016/2017VfL Wolfsburg15456144.00724
2017/2018Bayern München25362154.13624
2013/2014VfL Wolfsburg15568164.25824
2013/20141. FFC Frankfurt25380155.33819
2015/2016Bayern München1574785.88624
2017/2018VfL Wolfsburg1565687.00725
2014/2015Bayern München1565678.00923
2014/2015VfL Wolfsburg25567416.75822

FC Bayern München Frauen 2017/18 vs. 2016/17

Im Folgenden lassen sich die Einsatzzeiten, Tore, Wechsel etc. der Bayern in der letzten mit der vorletzten Saison vergleichen. Beispielsweise spielte Gina Lewandowski im Vergleich zu den Vorjahren eine kleinere Rolle. Die 33-Jährige hatte in der Saison 2015/17 noch 94 Prozent aller Minuten auf dem Platz gestanden, 2017/18 nur noch 63 Prozent. Dennoch war sie mit 17 Einsetzen und 13 von Beginn an Stammkraft und tragende Säule des Bayern-Spiels.

Die Bayern 2017/18

SpielerinSpieleMinu­tenAnteil Minu­tenStart­elfEin­wechs.Aus­wechs.Tore/90 exkl. Elf­meterTore inkl. Elf­meterAnteil Tore
Mandy Islacker2010610.5412880.5160.10
Carina Wenninger2017870.9020010.1020.03
Manuela Zinsberger2018000.912000000
Nicole Rolser199380.47118100.5860.10
Fridolina Rolfö1915100.7618170.5490.15
Melanie Leupolz1914580.741819000
Melanie Behringer1813000.6615360.1440.06
Leonie Maier1815990.8118030.1120.03
Dominika Škorvánková1810470.5310840.0910.02
Jill Roord1710780.5412540.5060.10
Gina Lewandowski1712390.6313400.1520.03
Verena Faißt1714930.751701000
Lucie Vonková165.680.2951150.6340.06
Sara Däbritz1612870.6514220.5680.13
Kristin Demann1412600.6414000.1420.03
Simone Laudehr1310630.5412110.1740.06
Lineth Beerensteyn103150.163720.5720.03
Verena Wieder61880.09151000
Jovana Damnjanović31260.061201.4320.03
Viktoria Schnaderbeck32700.14300000
Tinja-Riikka Korpela21800.09200000
Sydney Lohmann1400.021012.2510.02
Laura Georges1900.05100000
Leah Galton1720.04101000

Die Bayern 2016/17

Spiele­rinSpieleMinu­tenAnteil Minu­tenStart­elfEin­wechs.Aus­wechs.Tore/90 exkl. Elf­meterTore inkl. Elf­meterAnteil Tore
Anna Gerhardt92910.152710.3110.03
Barbara Brecht1160.01010000
Carina Wenninger1912960.6514510.0710.03
Caroline Abbé159570.4810500.1920.06
Fridolina Rolfö52800.14323000
Gina Lewandowski2118700.9421010.1020.06
Ivana Slipcevic1830.04101000
Katharina Baunach125610.286630.1610.03
Lena Lotzen2980.051100.9210.03
Leonie Maier1712820.651524000
Lisa Evans1510460.5313210000
Mana Iwabuchi31320.07212000
Manuela Zinsberger109000.451000000
Melanie Behringer2016750.8520050.1650.14
Melanie Leupolz105300.27551000
Melike Pekel1130.01010000
Nicole Rolser169820.5010660.3740.11
Nora Holstad Berge1511410.5813220.0810.03
Sara Däbritz2218650.9421140.0510.03
Sarah Romert3370.02030000
Simone Laudehr75310.276130.1710.03
Stefanie van der Gragt97650.39903000
Sydney Lohmann32130.11211000
Tinja-Riikka Korpela1210800.551200000
Vanessa Bürki72880.153410.3110.03
Verena Faißt119230.471010000
Verena Wieder2380.02020000
Viktoria Schnaderbeck1210800.551200000
Vivianne Miedema2218050.9121180.70140.39

Ein besonderer Dank geht an den Zahlenwühler Lukas.