Vorschau: FC Bayern München – Eintracht Frankfurt
Frankfurt war für den FC Bayern in dieser Saison der Wendepunkt. Am 2. November 2019 überrollte die Eintracht den Rekordmeister mit 5:1 und Niko Kovač war seinen Job an der Säbener Straße los. Anschließend gab es für den FCB 19 Siege, ein Unentschieden und nur zwei Niederlagen.
Einer der wichtigsten Faktoren dafür war Hansi Flick, der es in nur kürzester Zeit schaffte, die Mannschaft zu stabilisieren und insbesondere die Schlüsselspieler der letzten Jahre zu stärken. Thomas Müller, Thiago, David Alaba und auch Jérôme Boateng machten unter ihm große Sprünge.
Gerade im taktischen Bereich hatte sich jedoch viel verändert. Bis zur Coronapause war die Handschrift von Flick immer mehr zu erkennen. Und selbst nach der langen Unterbrechung deuteten die Münchner ihre zurückgewonnenen Qualitäten gegen Union Berlin schon wieder an.
Souveräner Start der Bayern?!
Nach 20 Minuten der Eingewöhnung kontrollierte das Team ihren Gegner und schaffte es, zwei Tore zu erzielen und so den ersten ungefährdeten Sieg auf der Zielgeraden der Saison zu erringen. Effizient im Pressing, mutig im Spiel nach vorn und hinten wach bei Kontersituationen – es war gewiss kein schlechter Auftakt.
Trotzdem blieb vieles nur in Ansätzen gut. Gerade die Präzision scheint in den vergangenen Wochen sehr gelitten zu haben. Rund 84 % Passquote ist für den Tabellenführer ein eher schwacher Wert. Wobei auch bei den angekommenen Pässen viele Ungenauigkeiten zu beobachten waren.
Union konnte diese aber nicht für sich nutzen, blieb im Spiel nach vorn zu limitiert. Jetzt also Eintracht Frankfurt. Eine Mannschaft, die auf dem Papier mindestens genauso unangenehm zu bespielen ist wie die Eisernen. Kompakt im Zentrum, aggressiv in den Zweikämpfen, keinesfalls ein Gegner, der sich nur hinten reinstellt – unter Adi Hütter spielt die Eintracht an guten Tagen einen dynamischen, sehr vertikalen und leidenschaftlichen Fußball.
Frankfurts Stärken und Schwächen
Mit ihrer Direktheit im Spiel nach vorn schaffen es die Frankfurter in aller Regelmäßigkeit, Pressingversuche des Gegners einfach zu überspielen. Und doch scheint in dieser Saison häufig der Wurm drin zu sein. Der SGE fehlt schlicht die Konstanz. Auch innerhalb eines Spiels wechseln sich gute Phasen mit schwächeren Phasen ab.
Ein Faktor für die Achterbahnfahrt in dieser Spielzeit dürfte sein, dass das Angriffsspiel berechenbarer geworden ist. Dass der Weggang von Rebić, Jović und Haller nicht so einfach aufzufangen sein wird, war absehbar. Und doch ist die Abhängigkeit von Filip Kostić einfach zu groß. Nicht nur seine 4 Tore und 8 Torvorlagen sind ein Indikator für diese These, sondern auch Spiele wie jenes zuletzt in Gladbach.
Die Borussia verstand es gut, Kostić aus dem Spiel zu nehmen, wodurch Frankfurt über weite Strecken recht ideenlos wirkte. Dem Flügelspiel fehlt es hier und da an Alternativen zu der typischen Kostić-Flanke. In der vergangenen Saison waren die Läufe und Positionswechsel in der Offensive effizienter, wodurch es von außen häufiger mal mit (diagonalen) Kombinationen statt durch einen hohen Ball ins Zentrum ging.
Und doch sollten die Bayern diese Partie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zwar spricht viel für sie, doch Frankfurt dürfte sich in der Außenseiterrolle wohlfühlen. Gegen Gladbach schien gerade der Ballbesitzanteil von rund 52 % ein Problem zu sein. Aus dem 4-1-4-1 heraus ließ sich stets ein Mittelfeldspieler zwischen die Innenverteidiger fallen, doch der Sechserraum blieb oft unbesetzt. Frankfurt schaffte es nicht, die höher positionierten Spieler einzusetzen und spielte mitunter fatale Fehlpässe.
Gegen Bayern werden sie weniger auf ihre Fähigkeiten im Aufbauspiel angewiesen sein. Dort können sie sich mehr auf ihre Stärken im Spiel gegen den Ball und im Umschalten konzentrieren. Die Frage ist nur, wie effizient und mit welcher Präzision ihnen das gelingt.
Mit Rückenwind ins Top-Spiel?
Eine weitere Frage wird sein, wie viel die Bayern zulassen. Gerade Benjamin Pavard und Jérôme Boateng werden gegen Kostić bei Kontersituationen im Mittelpunkt stehen. Ähnliche Ungenauigkeiten wie gegen Union könnten eventuell schneller zu Gegentoren führen, wenn man bei leichtfertigen Ballverlusten nicht gut organisiert ist. Flicks Mannschaft täte deshalb wohl gut daran, das Spiel mit mehr Ruhe zu beginnen als letzte Woche. Das Spiel der Frankfurter gegen Gladbach zeigte zudem, dass die SGE mit schnellen Seitenverlagerungen Probleme hatte. Vielleicht setzt Hütter deshalb nach längerer Zeit sogar mal wieder auf eine Fünferkette, die in der Breite womöglich besser verteidigen könnte.
Umso einscheidender wäre auf Bayern-Seite aber der Verlust Thiagos, sollte er es nicht rechtzeitig in den Kader schaffen. Er ist gerade gegen solche Gegner als pressingresistenter und raumöffnender Taktgeber von großer Bedeutung.
Vor dem Topspiel gegen Borussia Dortmund können sich die Bayern jedenfalls keinen Punktverlust mehr erlauben. Frankfurt ist die letzte Möglichkeit, entscheidenden Ryhthmus für Dienstag aufzunehmen. Gleichzeitig ist es für die Bundesliga vielleicht eine der letzten Möglichkeiten für einen weiteren Wendepunkt an der Tabellenspitze. Dann wäre Frankfurt diesmal aber der Spielverderber und nicht die Mannschaft, die den schlafenden Riesen weckt.
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So läuft es gegen Frankfurt …
Es wird wieder eine zähe Anfangsphase geben. Der Spielverlauf wird davon abhängen, ob Frankfurt in dieser Phase ein Tor gelingt. Ich tippe darauf, dass Bayern – vielleicht mit etwas Dusel – unbeschadet in die Pause geht und im zweiten Durchgang eine bessere Leistung abruft. Am Ende gewinnen die Münchner erneut mit 2:0.
So könnte Bayern spielen …
4-2-3-1: Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Goretzka – Müller, Coman, Gnabry (Perišić) – Lewandowski
Es fehlen: Süle, Coutinho, Tolisso (alle verletzt oder mit Trainingsrückstand), eventuell Thiago
So läuft der Spieltag …
Hertha BSC 1:2 Union Berlin
Freiburg 2:1 Bremen
Wolfsburg 1:3 Dortmund
Paderborn 1:2 Hoffenheim
Gladbach 3:2 Leverkusen
Bayern 2:0 Frankfurt
Schalke 2:1 Augsburg
Mainz 1:3 Leipzig
Köln 2:1 Düsseldorf