Bayern vs. Paris: Starke 2. Halbzeit sichert Sieg im Testcup
Knapp acht Wochen nach der DFB-Pokalfinal-Niederlage gab es also wieder eine Partie der FC Bayern Profis. Pikanter Randaspekt war natürlich, dass der Fast-Bayerntrainer Thomas Tuchel auf den neuen Bayern-Trainer Niko Kovac traf.
Falls ihr es verpasst habt:
Niko Kovac hatte natürlich noch nicht alle Spieler an Board. Diejenigen, die an der Weltmeisterschaft teilnahmen, fehlten in Klagenfurt komplett. Dennoch standen mit Ribery, Robben, Rafinha, Martinez, Wagner und Ulreich einige bekannte Gesichter in der Startelf. Ergänzt wurde die Truppe von Spielern aus den verschiedenen U-Mannschaften der Bayern, unter anderem von Stanisic, Batista Meier und Will.
Auf der Gegenseite gab die Elf von Thomas Tuchel ein ähnliches Bild ab: Viele Jugendspieler in der Startelf. Rabiot und Buffon dürften wohl auch zukünftig im Kader stehen, andere werden sich hinter den vielen Stars im Kader anstellen müssen. Dennoch entwickelte sich eine spannende Partie.
Nach einigen Halbchancen auf beiden Seiten ging PSG durch Weah in Führung. Will spielte im Mittelfeld einen Fehlpass und Paris konnte schnell umschalten. Weah wurde ins direkte Duell mit Stanisic geschickt. Der Bayern-Spieler hatte keine Chance und auch Ulreich konnte nicht mehr entscheidend eingreifen (31.).
Die zweite Halbzeit begann mit Chancen auf beiden Seiten wild. Wagner traf mit einem Kopfball die Latte. Auf der Gegenseite vergab Nkunku freistehend vor Ulreich zwei exzellente Möglichkeiten.
In der 60. Minute gelang der FC Bayern durch eine Standardsituation der Ausgleich. Eine Ecke von Robben fand Martinez, der unbedrängt einköpfen konnte. Nach einigen weiteren Wechseln auf beiden Seiten, schlug der FC Bayern erneut zu.
Sanches, der bereits einige gute Ecken getreten hatte, trat zum Freistoß am rechten Strafraumeck an und schnippelte den Ball mit rechts an der Mauer vorbei ins Tor.
Das erhöhte Tempo macht sich in der zweiten Halbzeit bezahlt. zwischen eingewechselte Gnabry empfing einen langen Ball und leitet den Ball ins Zentrum. Dort lauerte der ebenfalls eingewechselte Zirkzee, der eiskalt zum 3:1 verwandelte.
Der FC Bayern gewann aufgrund einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdient mit 3:1. Das erhöhte Tempo der Münchner setzte Paris stärker unter Druck. Fast folgerichtig fielen die Tore für die Münchner. Paris verpasste es kurz nach der Pause für eine Vorentscheidung zu sorgen.
Dinge, die auffielen:
1. Renato Sanches
Renato Sanches begann im linken Halbraum. Er spielte etwas höher als der alleinige Sechser Will. Sanches versuchte über hohe Laufbereitschaft immer wieder als Anspielstation zur Verfügung zu stehen. Teilweise befreite er sich sehr gut durch geschickte Körperdrehungen aus dem Mittelfeldpressing von PSG.
Das Highlight für Sanches war das Tor. Der Freistoß war wunderschön geschossen. Auch schön zu sehen, war die Körpersprache nach dem Treffer. Sanches streckte den Arm nach oben, lachte und wurde von seinen Mitspielern geherzt. Ein wichtiges Tor für Sanches. Auf vielen Ebenen!
Was ihm nach wie vor fehlt, ist das richtige Gefühl für den Raum. Hier muss seine Entscheidungsfindung noch besser werden: “Muss ich wirklich in den Zweikampf gehen? Oder reicht es den Raum abzudecken?” Spielpraxis in den nächsten Wochen wird ihm hoffentlich zusätzlich Sicherheit geben.
Dennoch war es ein hoffnungsvoller Auftritt des Portugiesen, der über beide Halbzeiten gesehen, der beste Bayern-Spieler war.
2. Behäbiges Aufbauspiel in der 1. Halbzeit
Der FC Bayern hatte in diesem Spiel noch keine Idee, wie er ein strukturiertes Spiel aufziehen will.
PSG setzte auf ein variables 3-4-3 System, welches bei eigenem Ballverlust zur Fünferkette wurde. Anschließend versuchte es die Mannschaft von Tuchel mit Mittelfeldpressing, um wieder in Ballbesitz zu kommen.
Den Münchnern fielen über weite Strecken keine Lösungen ein. Ribery und Robben waren auf den Außenbahnen isoliert. Aus der Abwehr heraus kam zu wenig Entlastung im Aufbau. Die folge war oftmals eine strukturelle Unterzahl von Will und Sanches gegen drei oder vier Spieler aus Paris. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch einige Ballverluste durch zu erwartbaren Fehlpässen. Somit hatten die Münchner de facto keine ernsthafte Torchance in der ersten Halbzeit.
3. Alt-Stars müssen sich beweisen
Die Auftritte von Ribery, Robben, Martinez, Rafinha und Wagner haben in der ersten Halbzeit mehr Fragen als Antworten geliefert. Bei allen genannten Spielern fällt es schwer, eine gelungene Aktion zu nennen. Am ehesten war es noch Arjen Robben, der immer wieder versuchte Angriffe einzuleiten. Einige Kombinationen mit Batista Meier waren durchaus vielversprechend, verpufften letztendlich dann aber bereits in ihren Ansätzen.
Durch die in Punkt 2 aufgeführten Probleme, waren Wagner und auch Ribery deutlich abgemeldet und hatten keinerlei Chance, auf sich aufmerksam zu machen.
Rafinha und Martinez hatten doch einige Probleme im Spielaufbau und im Passspiel. Gefühlt konnte keiner der genannten Spieler einen Vorteil aus dem frühen Training ziehen.
4. Coman und Alaba beleben müde Bayern
In der Halbzeit brachte Kovac Kingsley Coman und David Alaba. Diese beiden Wechsel brachten mehr Sicherheit und Schwung in die Mannschaft. Coman brach auf der linken Seite immer wieder durch und initiierte zusammen mit Alaba und Sanches Angriffe über die linke Seite, die im ersten Durchgang noch völlig ohne Aktion geblieben ist. Es war auffällig, wie das Tempo von Coman das Spiel der Münchner belebte. Dieser Effekt wurde ab Mitte der zweiten Hälfte noch verstärkt, als Gnabry aufs Feld kam.
Positiv auf den Spielaufbau wirkte sich ebenfalls die Handlungsschnelligkeit von Alaba aus, dadurch konnte sich die Mannschaft von Tuchel nicht mehr so gut stellen, als noch in der ersten Halbzeit.