Vorschau: Borussia Dortmund – FC Bayern München
Doch der BVB kam gut aus der Coronapause und schlug nicht nur Schalke 04 deutlich, sondern auch kompakt verteidigende Wolfsburger mit 2:0. Dortmund scheint bereits in der notwendigen Verfassung zu sein, um den Bayern am Dienstagabend das Leben möglichst schwer zu machen.
Wichtig für die Schwarzgelben ist, dass Mats Hummels sehr wahrscheinlich dabei sein kann. Der Abwehrchef musste in Wolfsburg zur Pause ausgewechselt werden, scheint aber rechtzeitig fit zu werden. Für den BVB war die erneute Verpflichtung des Weltmeisters ein Segen. Mit seiner Erfahrung und seinem Stellungsspiel verbesserte sich das Defensivspiel der Dortmunder sehr.
Spätestens mit der Umstellung auf ein 3-4-3-System bekam der BVB mehr Stabilität. Die Schwächen, die in der letzten Saison zu 44 Gegentoren und in den ersten 12 Bundesliga-Spielen der aktuellen Spielzeit zu 18 Gegentoren führten, wurden kleiner. In den darauffolgenden 15 Partien kassierte der BVB 15 Gegentreffer – darunter aber auch vier gegen Leverkusen und drei gegen Leipzig.
Dortmund gegen Bayern: Wer behält die Nerven?
Es wäre also zu viel des Lobes, Dortmund eine grundsolide Defensivarbeit zu attestieren. Trotzdem wurden sechs der letzten acht Spiele ohne Gegentreffer bestritten. Gerade Hummels profitiert enorm davon, zwei dynamischere und schnellere Spieler neben sich zu haben. So kann er seine Stärken voll einbringen, während andere die Schwächen insbesondere im Laufduell auffangen.
Für die Bayern wird es wichtig sein, die Fünferkette der Borussia durch viele Läufe zu beschäftigen und durcheinander zu bringen. Dann werden sich auch Möglichkeiten ergeben. Gerade im Aufbauspiel sind die Münchner unter Hansi Flick sehr flexibel geworden. In einem neuen Video haben wir einige der Variationen in der Spielgestaltung mal genauer unter die Lupe genommen:
Der BVB wird darauf hoffen, gerade die Pässe zwischen die eigenen Linien möglichst oft verteidigen zu können, um dann mit ihren 4-5 schnellen Offensivleuten direkt zu kontern. Darin ist Dortmund so stark wie kaum eine andere Mannschaft. Hinzu kam zuletzt eine Effizienz, mit der auch schwächere Phasen wie in der zweiten Halbzeit gegen Wolfsburg egalisiert werden konnten.
Den Bayern fehlt manchmal die Ruhe
Jadon Sancho nähert sich wieder seiner besten Form, Julian Brandt überzeugt mit seiner spielerischen Qualität in engen Räumen sowieso und über Erling Haaland muss ohnehin kein Wort mehr verloren werden. Hinzu kommen aber auch noch Achraf Hakimi und Raphaël Guerreiro, die in ihren sehr offensiv ausgerichteten Flügelrollen die Räume nutzen, die Brandt und Sancho (oder zuletzt eher Thorgan Hazard) für sie öffnen.
In der Grafik ist dargestellt, wo es möglicherweise für den FC Bayern problematisch werden könnte, wenn man den Ball zu ungünstigen Zeitpunkten verliert. Nicht immer sind die beiden Flügel gut abgesichert, wenn Alphonso Davies oder Benjamin Pavard hoch stehen. Einerseits ist es die Aufgabe von David Alaba, nachzuschieben. Andererseits muss aber auch aus dem Mittelfeld Unterstützung kommen.
Eine weitere kritische Baustelle vor dem Knüller ist die von Flick mehrfach angesprochene Ruhe im Ballbesitz. Seine Mannschaft hatte in den letzten Monaten viele Spiele, in denen die Luft während der zweiten Halbzeit raus zu sein schien. Flick begründet das zwischen den Zeilen damit, dass es seinen Spielern noch daran fehlt, Ball und Gegner in einigen Phasen mehr laufen zu lassen. Stattdessen entstehen Ballverluste und zu viele Minuten ohne Ball. Durch das Hinterherlaufen lässt die Mannschaft wichtige Federn, die sie dann wiederum in späteren Momenten gut gebrauchen könnte. Der Ausfall von Thiago wird jedenfalls nicht dabei helfen, es in Dortmund entscheidend besser zu machen.
Die Detailprobleme anhand der vier Phasen
Anhand der vier Phasen des Fußballs (nach Louis van Gaal) lassen sich die Probleme der Bayern am einfachsten erklären.
In der Phase des Ballbesitzes gibt es im Prinzip nur noch Defizite im Detail. Darunter zählt eben die fehlende Geduld. Manchmal suchen die Bayern zu viele Vertikalpässe am Stück und befinden sich dann durch mehrere Ballverluste hintereinander in einer zu wilden Spielphase. Verlieren sie den Ball, schalten sie dafür aber meistens schnell um. Das Gegenpressing ist eine der größten Stärken unter Hansi Flick. Die Bayern verstehen es gut, sofort Druck auf den Gegner auszuüben und ihn entweder zu langen Bällen oder zu Fehlern zu zwingen. Auch im Umschaltmoment nach Ballgewinnen sind die Bayern meist gut, wenngleich nicht so effizient wie beispielsweise Dortmund oder Leipzig.
Problematisch wird es allerdings, wenn das Gegenpressing mal nicht greift. Dann setzt die nächste Phase ein, in der der Gegner den Ball hat. Die Bayern lassen sich dann meist in ein Mittelfeldpressing fallen und laufen hinterher. Wie schon unter Niko Kovač damals mehrfach gesehen, kommen die Spieler mit einer solchen Situation meist nicht gut zurecht.
Besonders gefährlich scheinen aber die Situationen zu sein, in denen die Bayern ihr Gegenpressing zu spät abbrechen und einen Tick zu lange dem Ball hinterherlaufen statt sich neu zu ordnen. Dortmund hat intelligente und technisch begabte Spieler im Mittelfeldzentrum. Ist die vorderste Pressinglinie der Bayern mal überspielt, wird es schnell gefährlich.
Welches Detail entscheidet den Knüller?
Es sind Detailfragen, die im Anspruchsdenken des FC Bayern den Unterschied zwischen gut und sehr gut ausmachen. Am Dienstagabend könnte es darüber hinaus den Unterschied zwischen einem Gegentor zu viel oder eben nicht ausmachen. Nimmt man allein die gezeigten Leistungen beider Mannschaften seit dem Hinspiel, wo Flick erstmals in der Bundesliga als Chef auf der Trainerbank saß, dürften die Bayern das komplettere und ausbalanciertere Team sein.
Hinzu kommt der große Vorteil, dass der BVB auf seine Fans verzichten muss. Gerade im Westfalenstadion kann der Druck für die Gäste ins unermessliche steigen. Andererseits hat Dortmund durch die beiden Spiele nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs ordentlich an Selbstvertrauen hinzugewonnen. Ihre Leistungen deuten an, dass die Begegnung am Dienstag eine auf Augenhöhe wird.
Wie so oft werden Details über den Spielverlauf entscheiden. Wer macht weniger Fehler? Wer ist effizienter vorm Tor? Und wer hat die nötige mentale Ruhe und Stärke, um dem Gegner das eigene Spiel aufdrücken zu können? Es gibt aktuell viele Unbekannte. Aber es treffen wohl zwei Teams aufeinander, die sich nach der Coronapause gemeinsam mit Leverkusen am besten präsentiert haben. Es sind überdies die beiden Teams, die wohl den Titel unter sich ausmachen werden.
Gewinnen die Bayern, dürfte ihnen der achte Titel in Folge trotz eines schweren Restprogramms nicht mehr zu nehmen sein. Dortmund hingegen kann den Druck auf den Rivalen entsprechend erhöhen. Müssen die Münchner möglicherweise mit nur einem Punkt Vorsprung in die Duelle mit Gladbach oder Leverkusen, wird es richtig spannend.
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So läuft es gegen Dortmund …
Es wird ein intensives und packendes Duell auf Augenhöhe. Nach 80 Minuten steht es 2:2 und dann taucht Lewandowski plötzlich vor Bürki auf und macht das 3:2. Dabei bleibt es dann.
So könnte Bayern spielen …
4-2-3-1: Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Goretzka – Müller, Coman, Gnabry – Lewandowski
Es fehlen: Süle, Coutinho, Tolisso (alle verletzt oder mit Trainingsrückstand), Thiago
So läuft der Spieltag …
Dortmund 2:3 Bayern
Frankfurt 2:1 Freiburg
Bremen 1:3 Gladbach
Leverkusen 2:1 Wolfsburg
Leipzig 2:1 Hertha
Düsseldorf 2:0 Schalke
Hoffenheim 1:1 Köln
Augsburg 1:2 Paderborn
Union 2:1 Mainz