Vorschau: Fortuna Düsseldorf – FC Bayern München

Justin Trenner 12.04.2019

Düsseldorf ist eine der positiven Überraschungen der Liga. Unentschieden in Leipzig und Hoffenheim, Sieg daheim gegen Hoffenheim, Siege gegen Hertha BSC, Heimsiege gegen Dortmund sowie Gladbach und – last but not least – 3:3 in der Allianz Arena.

Es war ein verrücktes Spiel, das letztendlich beinahe dafür sorgte, dass Niko Kovač nach nur 12 Bundesliga-Spieltagen bereits entlassen wird. Vor allem aber ist es das größtmögliche Warnzeichen vor dem Rückspiel.

Auch wenn die Vorzeichen diesmal gänzlich andere sind, ist Düsseldorf eine Mannschaft, die den Teams aus der oberen Tabellenhälfte wehtun kann und ihnen bereits wehgetan hat. Der vorzeitige Klassenerhalt ist kein Zufall. Er ist das folgerichtige Resultat einer herausragenden Saison.

Funkelnder Friedhelm

Womöglich aber auch das Ergebnis eines Winters, der den Zusammenhalt intern gestärkt haben dürfte. Funkel geht, Funkel geht doch nicht – das Hin und Her in der Debatte rund um den Trainer führte zur Sorge, dass Düsseldorf jetzt in eine Negativspirale geraten könnte.

Doch so dämlich die Verantwortlichen in dieser Phase agierten, so gut haben sie danach reagiert. Die internen Konflikte wurden auf Eis gelegt und Entscheidungen konnten fortan wieder zum Wohle des Vereins getroffen werden.

In der Rückrunde folgten aus 11 Bundesliga-Spielen 6 Siege und 1 Unentschieden. Bemerkenswert. In der Rückrunden-Tabelle bedeutet das Platz 7. Spannt man den Bogen noch etwas weiter, so sind es aus den letzten 14 Spieltagen 9 Siege und das benannte Remis – Platz 4!

Einstellung, Taktik, Flexibilität

Funkel hat es mit seinem Trainerteam geschafft, die Mannschaft genau zu der Zeit auf Kurs zu bringen, wo andere Klubs in tiefe Krisen rutschen. Und er hat dabei gegen unterschiedlichste Gegner gepunktet. Düsseldorf fühlt sich natürlich wohl in der Rolle des Außenseiters, aber sie spielen nicht schüchtern.

Sie sind bei Ballgewinnen mutig, sie sind aggressiv und sie trauen sich zu, auch mal ins Risiko zu gehen. Die Einstellung dieser Mannschaft macht häufig den Unterschied. Aber auch fußballerisch und taktisch haben sie eine Flexibilität entwickelt, die in vielen Partien den entscheidenden Vorteil brachte.

Beispielsweise pendelt Fortuna aus der Grundordnung heraus das eine oder andere Mal zwischen Vierer- und Fünferkette. Sie reagieren mit diesem Mechanismus darauf, ob der Gegner nun bevorzugt über die Halbräume oder über das Zentrum agiert und wie sehr es nötig ist, den Zwischenlinienraum mit einem zusätzlichen Mittelfeldspieler abzusichern. Je nach Situation sind sie also in der Lage, die eigene Grundordnung anzupassen.

Umschaltexpress

Erobern sie den Ball, geht es dann häufig sehr schnell. Allerdings nicht kopflos vertikal, sondern strukturiert und zielführend. Hier liegt vielleicht eine der größten Waffen. Düsseldorf passt sich auch hier gut an den Gegner an und schafft es dadurch häufig, die jeweiligen Schwachpunkte zu bespielen.

In Berlin waren Verlagerungen und diagonale Pässe ein taktisches Stilmittel, um Herthas Rückwärtsbewegung zu stören. Die Berliner kamen dadurch immer wieder ins Straucheln. Gegen Bayern waren es in der Hinrunde eher die vertikalen Schnittstellenpässe durch den Halbraum, weil die Münchner hier besonders anfällig waren. Ein Fokus lag dabei auf Boateng, der keinen guten Tag erwischte.

Natürlich spielen die individuelle Klasse und das Tempo von Lukebakio (8 Tore, 3 Assists) und Raman (9 Tore, 3 Assists) eine gewichtige Rolle. Aber es macht eben überhaupt nicht den Anschein, dass die Kontersituationen Düsseldorfs in irgendeiner Form zu lesen sind. Der Umschaltexpress fährt nicht immer dieselbe Strecke, sondern hat mehrere Punkte, an denen die Weichen so gestellt werden, dass das Ziel bestmöglich erreicht wird. Und das ist womöglich der Grund, weshalb Fortuna Düsseldorf in der Liga bleibt.

Bayern wie gegen Dortmund?

Schon im Spielaufbau werden oft gute Entscheidungen getroffen. Fortuna traut sich, auch bei höherem Pressing des Gegners die Schnittstellen zu suchen. Mit rund 65 langen Bällen pro Partie haben sie einen durchschnittlichen Wert, was wiederum sehr gesund für die eigene Spielkultur ist.

Für den FC Bayern wird es wichtig sein, Düsseldorf zu unkontrollierten Pässen in die Spitze zu zwingen. Fortuna darf sich nicht aus dem Druck der Münchner befreien. Ein ähnliches Gegenpressing wie gegen Dortmund sowie das konsequente Nachschieben der gesamten Mannschaft sind dafür erforderlich.

Nur wird Düsseldorf wahrscheinlich mutiger agieren als der BVB – so komisch das auch klingen mag. Funkel weiß um die Qualitäten der Bayern im Aufbauspiel, er weiß aber auch um ihre Schwächen im Aufbauspiel. Schon im ersten Duell mit dem Rekordmeister ließ er deshalb konsequent die Anspielstationen im Zentrum zustellen. Damals spielten mit Martínez, Goretzka und Sanches aber auch drei Spieler, die nicht dafür bekannt sind, im Spielaufbau die Initiative zu ergreifen. Gerade Martínez stand konsequent zu tief, um dem Spiel nach vorne zu helfen.

Größe zeigen

Es ist aber trotzdem damit zu rechnen, dass Düsseldorf aus einer kompakten und tiefen Staffelung heraus auch mal nach vorn schiebt, um das Spiel durch die Mitte und das Andribbeln der Bayern im Spielaufbau zu verhindern.

Bayern muss also Lösungen finden, das eigene Spiel durchzudrücken und schon in Ballbesitz keine allzu großen Passwege entstehen zu lassen. Denn dann hat Düsseldorf Raum für Raman und/oder Lukebakio.

Die Münchner sind jetzt zwar wieder Tabellenführer. Aber so paradox diese These auch klingen mag: Der größte Stolperstein war und ist nicht das direkte Duell mit Borussia Dortmund. Die Stolpersteine kommen jetzt. Fortuna Düsseldorf hat nicht nur im Hinspiel bewiesen, dass sie dazu in der Lage sind, die Großen von Oben auf Augenhöhe herunterzuziehen und sie dann mit Ohrfeigen zu bestrafen. Nur wenn der FC Bayern das verhindert und Größe zeigt, wird er diese wichtigen 3 Punkte aus Düsseldorf mitnehmen.

Das Thesen-Duell

Die Regeln findet ihr hier. Die Zahl für These 3 wurde diesmal von Justin gewählt.

Ergebnisse der letzten Vorschau: Justin 2,8 – 4,6 Fatbardh

Zwischenstand insgesamt: Justin 104,4 – 94 Fatbardh

Justins Tipps

  1. Torschütze: Robert Lewandowski
  2. Freie These: Düsseldorf trifft.
  3. Über/Unter 2,5: Über!
  4. Aufstellung: Neuer – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Thiago, Goretzka – James – Gnabry, Lewandowski, Coman

Fatbardhs Tipps

  1. Torschütze: Serge Gnabry
  2. Freie These: Bayern gewinnt mit mindestens 2 Toren Unterschied.
  3. Über/Unter 2,5: Über!
  4. Aufstellung: Neuer – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Thiago, Goretzka – James – Müller, Lewandowski, Gnabry