Vorschau: Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern München

Justin Trenner 11.01.2018

Leverkusen ist da direkt ein äußerst unangenehmer Gegner für den Tabellenführer. Zwar ging das Hinspiel vom Ergebnis her klar an die Bayern, doch schon diese Partie war sehr eng. Speziell nachdem Herrlich umstellte und so wichtige Erfahrungen sammelte.

Mutige Werkself?

Nachdem Leverkusen ziemlich früh mit 0:3 hinten lag, stellte der Trainer auf ein offensiveres 3-4-3 um und plötzlich war die Werkself im Spiel. Aggressives, aber strukturiertes Anlaufen, Druck für die bayerische Defensive und das Ausnutzen von fehlenden Automatismen im Spiel des Rekordmeisters führten zu einer Partie, die Bayer 04 fortan dominierte. Dass es nicht noch zum 3:3 oder gar zu einer Niederlage kam, lag vor allem an der miserablen Torausbeute der Gäste.

Parallelen zum Spiel am Freitag sind natürlich etwas schwierig. Ancelotti sitzt nicht mehr auf der Ersatzbank und unter Heynckes ist durchaus eine Anpassung auf veränderte Spielumstände zu erwarten. Allerdings liegt auch diesmal eine längere Zeit ohne Pflichtspiel hinter den beiden Teams. Außerdem kommt erschwerend Leverkusens Heimvorteil hinzu.

In 42 Spielen holte Bayern in der BayArena nur 18 Siege – 14 Mal verloren sie. Den letzten Sieg in Leverkusen gab es für den aktuellen Spitzenreiter am 8.4.2015 – nach Elfmeterschießen. Am 16.3.2013 holten die Münchner ihren letzten Auswärtssieg gegen die Werkself nach 90 Minuten. Damals saß Jupp Heynckes auf der Bank.

Allein das zeigt, welch unangenehmer Gegner Leverkusen für den FC Bayern sein kann. So durchwachsen die letzten Monate und Jahre auch liefen, so motiviert und konzentriert agierte die Mannschaft aber, wenn es zu Hause gegen den Serienmeister ging. Zumal Bayer mit Herrlich ohnehin so ein bisschen unter dem Radar lief. In den letzten 6 Spielen holte die Werkself 12 Punkte und setzte sich damit in der Spitzengruppe fest.

Herrlich hat es geschafft, das Team zu stabilisieren und die richtige Mischung aus Defensive sowie Offensive zu finden. Das wiederum führte zu deutlich konstanteren Ergebnissen, wenngleich immer noch Luft nach oben ist und auch die Schwäche anderer die Tabellenposition begünstigt. Trotzdem erreichte Leverkusen zwei Unentschieden gegen Leipzig und Dortmund. Mit einer jeweils engagierten, motivierten und taktisch zumindest souveränen Leistung.

Selbiges ist auch am Freitag zu erwarten. Heiko Herrlich sollte aus dem Hinspiel gelernt haben, dass ein FC Bayern am Anfang einer Runde nur dann zu verwunden ist, wenn man sie früh stört und es schafft, strukturiert, kompakt, aber auch hoch zu pressen. Leverkusen wird sich sehr wahrscheinlich nicht nochmal so hinten reinstellen wie am 1. Spieltag. Und diesmal haben sie mit Bailey und Volland zwei Spieler, die zuletzt sehr torgefährlich agierten. Sie könnten den ein oder anderen Konter besser vollenden als das noch im Sommer 2017 der Fall war.

Bayern muss direkt in die Spur kommen

Umso spannender wird es sein, wie Heynckes und sein Team die Feiertage überstanden haben. Lewandowski und Hummels werden dem Herbstmeister in jedem Fall noch fehlen. Auch hinter Joshua Kimmich ist noch ein Fragezeichen. Dafür bietet sich die erste große Gelegenheit für Sandro Wagner, sich direkt anzubieten.

Der Neuzugang ist „die erste Option“ am Freitag, kündigte Heynckes bereits an. Seine Einbindung ins Spiel wird sehr spannend zu beobachten sein. Gerade lange Bälle von Jérôme Boateng auf Wagner könnten ein Mittel sein, um das hohe Mittelfeldpressing des Gegners zu überbrücken und dann schnell nachzurücken. Wagner kann diese Situationen kontrollieren und so zum wichtigen Fixpunkt zwischen den Linien werden, um dann James oder einen anderen Mittelfeldspieler zu bedienen.

Bayerns neue Nummer 2 ist ein Stürmer. Sandro Wagner bekommt schon in Leverkusen seine große Chance, sich zu beweisen.
(Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Neben diesen neuen Verbindungen muss aber auch altbewährtes wieder eingespielt werden. Im Idealfall finden die Bayern schon in Leverkusen ihren Rhythmus, um im Januar Selbstvertrauen für den so wichtigen Februar zu sammeln. Der Anspruch liegt dabei speziell im spielerischen Bereich. Dass die Münchner Duelle aus der individuellen Klasse heraus entscheiden können, ist nicht neu. Allerdings sieht auch Heynckes noch viel Luft nach oben.

In der Defensive stehen die Bayern zwar gut, aber noch nicht so wie der Trainer das möchte. Gerade im Pressing tun sich durch Undiszipliniertheiten immer wieder kleinere Räume auf, die starke Gegner bestrafen können. Vidal ist hier gerne ein Kandidat für zu hektisches Herausrücken, aber auch Rudy zeigte mehrfach Probleme, seinen Raum zu verteidigen.

Spielerisch machten die Bayern zwar ebenfalls große Schritte nach vorne, doch speziell im Halbraum und über das Zentrum darf noch mehr erwartet werden. Zu häufig laufen die Angriffe über die Außenbahn und gerade am Ende der Hinrunde merkte man aus verschiedenen Gründen, dass die Münchner noch oft in alte Ancelotti-Zeiten zurückfallen. Eine Flanke nach der anderen segelt dann in des Gegners Box.

Und doch kann man davon sprechen, dass bis jetzt alles im Soll ist. Heynckes und Hermann entwickelten das Pressing wieder zu einem der stärksten und flexibelsten in Europa und die Situation in allen Wettbewerben untermauert die Kehrtwende. Auch das Heimspiel gegen Paris war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Nur müssen jetzt weitere folgen. Auch wenn gegen Leverkusen noch nicht alles funktionieren sollte, so hat man jetzt dank eines guten Spielplans die Gelegenheit, sich bis Februar und März in eine noch bessere Verfassung zu bringen. Dann zählt es und dann kann man endgültig bewerten, ob dieser FC Bayern noch zu Europas Spitze zählt.

Fantipp

Im Fantipp tippt einer unserer Leser den Spielausgang. Für den richtigen Tipp gibt es drei Punkte und für die richtige Tendenz (Sieg, Unentschieden, Niederlage) einen Punkt. Verglichen wird dies dann mit einem Tipp aus der Miasanrot-Redaktion. Am Ende der Saison wird sich zeigen, ob die eingeladenen Fans mehr Punkte erreicht haben, als die Redaktion.

Bayern gewann gegen den BVB mit 2:1. Beide Tipps der letzten Vorschau waren somit nur tendenziell richtig. Insgesamt steht es jetzt 27:18 für die Redaktion.

Unser Gast ist diese Woche Henry Ossenschmidt, 31 Jahre alt und selbst Blogger.

Henry: Aufgrund der derzeitigen Tabellensituation und der aktuellen Form beider Mannschaften wird es eine spannende Partie auf Augenhöhe. Den Bayern muss es gelingen, das Spiel früh unter Kontrolle zu bekommen, da die Leverkusener vor allem im eigenen Stadion sehr spielstark sind. Besonders auf die brandgefährliche Bayer-Offensive um Brandt, Bailey und Co. muss die Münchner Defensive höllisch aufpassen. Wenn die Bayern hochkonzentriert in das Spiel gehen, kann ein Sieg möglich sein. 1:2 für unsere Bayern.

Justin: Der FC Bayern wird ordentlich aus der Winterpause kommen, aber nicht überragend. Am Ende reicht eine Leistung mit Höhen und Tiefen zum knappen 2:1-Erfolg in Leverkusen.

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  1. Sehe ich das richtig, dass ihr beide sagt, dass Bayern 2:1 gewinnt, ihr euch aber nicht einig seid, wo das Spiel stattfindet!?

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Ach komm. Ist im Kontext bei beiden doch sehr klar.

      Übrigens scheint auch der kicker so seine Zweifel zu haben, wo das Spiel ist http://www.kicker.de/news/video/2024132/video_herrlich_sehen-das-spiel-in-muenchen-nicht-olympisch.html ;-)

  2. Puh was für ne Frage in Leverkusen?

    Ich finde es super das Hummels ne Babypause bekommen hat. Der kleine hat heute Mittag das Licht der Welt erblickt.

    Ich Tippe Leverkusen 1 : 3 FC Bayern

    Damit wäre die Frage der Ortes auch geklärt. Übrigens Hinspiel war der Saisonauftakt in München falls das jemand anzweifelt.

  3. Meine fünf Thesen zum Rückrundenauftakt gegen Bayer Leverkusen:

    1. Wagner trifft.

    2. Zu keinem Zeitpunkt dominiert Bayer Leverkusen das Spiel.
    3. Bayern München kassiert maximal ein Tor.

    4. James erzielt einen Scorerpunkt.

    5. Die Bayern gewinnen das erste Spiel der Rückrunde.

    Gegen Dortmund im Pokal trafen drei der fünf Thesen zu.

    Meine Trefferquote liegt weiterhin bei 56%. (Insg. 59 von 105 richtig)

  4. Worauf basieren deine Thesen denn?
    Reine Vermutungen?
    Taktische Analyse?
    u.s.w. ?

  5. Erstmal „A guads Neis“ an alle Foristen!

    Die meisten scheinen ja noch im Winterschlaf zu sein, so wenig Kommentare wie hier zu finden sind.
    Gibt es denn keine Spekulationen über die Aufstellung?

    Gerade in der Offensive wird es spannend sein, wie Jupp aufstellt.
    Im letzten Test hat der gute alt Rib mit drei Toren überzeugt. Doch auch Coman und Müller trafen, bei einem eher durchschnittlichen Auftritt von Robben. James sollte gesetzt sein und wenn Wagner spielt, gibt es ein 2 aus 4 bei Rib, Rob, Müller und Coman.
    Defensiv wird sich Heynckes auch zwischen Vidal und Martinez entscheiden müssen. Nur die 4er Kette stellt sich von selbst auf (wenn Kimmich gesund ist).
    Mein Tipp:
    Ulreich-Kimmich, Süle, Boateng, Alaba-Martinez, Tolisso, James-Robben, Wagner, Coman

    Wie sehen Eure Tipps zur Aufstellung aus?

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Ja, ich finde die Frage nach der Aufstellung diesmal auch hochspannend.
      Nominell dürfte das eines der schwierigsten Spiele der Rückrunde auf nationaler Ebene sein. Gleichzeitig dürften zu diesem Zeitpunkt Rotation und Belastungssteuerung keine Rolle spielen.
      D.h. alles spricht dafür ganz einfach die stärkste aktuell verfügbare Mannschaft zu bringen. Und die sieht aus Sicht des Trainers wie aus? Diese Frage dürften sich derzeit auch einige Spieler stellen. Jupp muss, vielleicht zum erstenmal in dieser Saison, in dieser Hinsicht Farbe bekennen und hat da eine durchaus knifflige Aufgabe.
      Egal wie seine Überlegungen ausfallen und wahrscheinlich auch egal wie das Spiel verläuft, über Personalien wird hinterher sicher heiß zu debattieren sein.

  6. Diese Aufstellung passt. Für Tolisso spielt m.M.n. Vidal. Ist aber im Augenblick schwer vorauszusehen, da Ribéry auch gut in Form ist. Müller kommt auch Infrage. Für die Kreativität sollte James gesetzt sein.
    Ich sehe Ballbesitzfussball und eine gute Ordnung in der Rückwärtsbewegung gg. schnelle Leverkusener als Schlüssel zum Erfolg.

  7. Ich denke mal, dass Müller und Wagner beginnen. ist nur so ein Bauchgefühl. Ich denke mal, es wird für Wagner ein einfacherer Start, wenn nicht die ganze Last des „Toreschießenmüssens“ an ihm festgemacht wird.

    Wenn Robben 100% fit ist, was wohl der Fall ist, muss er de facto spielen. Coman würde dann erst mal draußen bleiben.

  8. Bayern gewinnt mit 2 Toren

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