Vorschau: FC Bayern München – FC Augsburg

Justin Trenner 24.09.2018

Vier Spiele, 6:7 Tore, vier Punkte – um den FC Augsburg könnte es besser aber auch schlechter stehen. Am Wochenende wurde Trainer Manuel Baum nach dem Spiel jedoch emotional. Seine Mannschaft hatte gegen Werder Bremen gerade mit 2:3 verloren. Nach großem Kampf gelang es, einen 0:2-Rückstand auszugleichen. Dann patzte jedoch Torwart Fabian Giefer und Bremen sicherte sich die drei Punkte.

„Mit dem Menschen fühle ich mit“, sagte Baum mit Tränen in den Augen und nahm damit seinen Torwart in Schutz. „Ich habe in meiner Laufbahn noch kein Spiel erlebt, das wir so ungerecht verloren haben“, ergänzte er. Individuelle Fehler seien es gewesen, die Augsburg den Sieg kosteten.

Augsburger Mannorientierungen

Tatsächlich kann man diese Analyse vertreten. Augsburg war vorbereitet. In einem 3-4-3 schob die Mannschaft teilweise weit nach vorn. Baum wollte sicherstellen, dass Werders Schaltzentrale um Klaassen und Kruse aus dem Spiel genommen wird.

Das gelang, indem die Dreierkette die abkippenden Bewegungen Kruses durch konsequentes Herausrücken verteidigten. Für Werder ging relativ wenig durch die Mitte und durch cleveres Verschieben wurden die Räume aufgefangen.

Taktisch war das ohne Ball eine großartige Leistung, die dem FCA Mut für das Duell mit den Bayern geben sollte. Gerade im Zentrum arbeiteten sie mit vielen Mannorientierungen, die Werder das eigene Passspiel enorm erschwerten. 77% Passquote war in der Bundesliga der schwächste Wert, den Bremen bis jetzt hatte.

Gegen Bayern könnte sich die taktische Marschroute wiederholen. Vielleicht setzt Baum dann ebenfalls auf ein sehr aggressives und teilweise auch hohes Pressing, bei dem bis zu drei Augsburger vorne den Spielaufbau stören. Am Wochenende war manchmal eine 1-2-Staffelung zu beobachten, die die Passwege der Innenverteidiger in die Halbräume und auf die Sechs verkomplizierte.

Warum nicht auch in München? Zu verlieren hat der FC Augsburg sowieso nichts und Bayern zeigte sich in einigen Phasen auch mal bereit, den Ball leichtfertig abzugeben. Außerdem wird damit gerechnet, dass Kovač vor dem Auftritt in seiner Heimatstadt Berlin nochmal kräftig rotiert. Baums Mannschaft kann deshalb nur gewinnen.

Ankommen wird es ihm aber vor allem auf die Kompaktheit. Ob hohe oder tiefere Staffelung, seine Spieler sollen die gefährlichen Zonen im Achterraum gut zustellen, um die Verbindungen des Rekordmeisters in die Offensive frühzeitig zu kappen. Besonders die individuellen Fehler sollen aber endlich minimiert werden. Ein Ziel, das viele Teams in der Allianz Arena hatten, dessen Umsetzung in dieser Saison aber unfassbar schwer ist.

Mit einem Patzer sorgte Giefer für den Führungstreffer der Bremer.
(Foto: Christian Kaspar-Bartke / Bongarts / Getty Images)

Bayern und die Langeweile-Liga

Das liegt vor allem an sehr starken Bayern, die im Gegenpressing einen unglaublichen Druck entfachen können und nach vier Spielen schon wieder der Liga wegzurennen drohen. Es ist die alte Diskussion. Wird der Rekordmeister zu wenig gefordert, um international konkurrenzfähig zu bleiben? Die Antwort darauf ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu geben.

Auch Niko Kovač zeigt keinerlei Interesse daran, jetzt schon so weit in die Zukunft zu denken: „Es sind noch 30 Spiele zu gehen und es wird auch Spiele geben, in denen wir Punkte lassen.“ Für ihn zählen die nächsten Wochen, in denen er bereits Rotation ankündigte. Wagner werde ebenso auf seine Einsätze kommen wie Renato Sanches.

Auf der Außenverteidiger-Position werde der Trainer die Entwicklung abwarten. Aktuell, so Kovač, haben sowohl Kimmich als auch Alaba die ausreichende Fitness, um ihre Spiele zu machen. Solle es aber in eine gefährliche Richtung laufen, müsse er die Handbremse ziehen.

Die Rotation wird gegen den FC Augsburg vor allem aus spieltaktischer Sicht für Spannung sorgen. Wie schnell kann sich Sandro Wagner, der auf Schalke noch etwas mit dem Spiel fremdelte, in die Mannschaft integrieren? Wie stark wird Kovač rotieren? Könnte es dadurch erstmals zu größeren Problemen in der eigenen Ballzirkulation kommen?

Immer wieder hatte der FC Bayern kleinere Phasen, in denen sie den Ball ohne Gegnerdruck herschenkten. Das gilt es abzustellen. Es sind solche Nuancen, die im April und Mai die Champions League entscheiden.

Umso wichtiger ist der Rhythmus des gesamten Kaders. Kovač versprach jedem Spieler Spielzeit und wird seinen Worten bereits am Dienstagabend Taten folgen lassen. Dann wird man erstmals sehen, was der vermeintliche zweite Anzug so hermacht.

Aggressive Augsburger werden jede Naht auf Rissfestigkeit überprüfen. Ein Spaziergang wird dieser Test für den FC Bayern jedenfalls nicht. Die Bundesliga droht, wenn man sich die Tabelle ansieht, in der Meisterfrage wieder Langeweile-Liga zu werden. Doch in den Einzelspielen werden Mannschaften wie Augsburg dem Rekordmeister wieder viel abverlangen.

Das Thesen-Duell

Die Regeln findet ihr hier. Die Zahl für These 3 wurde diesmal von Justin gewählt. Kurzfristige Änderungen sind bis zum Spieltag noch möglich.

Ergebnis des letzten Spieltags: Justin 4 : 2,4 Fatbardh

Zwischenstand insgesamt: Justin 20,6 : 14,4 Fatbardh

Justins Tipps

  1. Torschütze: Sandro Wagner
  2. Freie These: Bayern hat mindestens 70% Ballbesitz.
  3. Über/Unter 3,5: Unter!
  4. Aufstellung: Neuer – Kimmich, Süle, Boateng, Alaba – Martínez – Sanches, James – Robben, Wagner, Gnabry

Fatbardhs Tipps

  1. Torschütze: Arjen Robben
  2. Freie These: Augsburg trifft nicht.
  3. Über/Unter 3,5: Über!
  4. Aufstellung: Neuer, Kimmich, Süle, Hummels, Alaba, Thiago, James, Sanches, Robben, Lewandowski, Gnabry