Round-Up: Spieler des Monats September

Maurice Trenner 11.10.2017

Im Sommer stand für Joshua Kimmich eine nahezu unlösbare Aufgabe an. Als neu auserkorener Rechtsverteidiger sollte er nicht weniger als die Vereinslegende und Weltklasse-Spieler Philipp Lahm ersetzen. Die Position hatte Kimmich vorher hauptsächlich in der Nationalmannschaft gespielt und hier auch auf großer Bühne bei der Europameisterschaft und dem Confed-Cup Erfahrung gesammelt. Im Vereinsfußball war der junge Rottweiler hingegen hauptsächlich im Mittelfeld oder unter Ex-Coach Guardiola in der Innenverteidigung zum Einsatz gekommen.

Unser Spieler des Monats September: Joshua Kimmich
(Bild: Quelle für den POTM: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)

Daher waren durchaus Zweifel in der öffentlichen Meinung und unter den Experten vorhanden. Nicht wenige Fans forderten zudem die Verpflichtung eines erprobten Rechtsverteidigers. Von Club-Seite rückte Kimmich in dieser Zeit vor allem die Vorstandsriege um Karl-Heinz Rummenigge zur Seite, der den Youngster fest für die Nachfolge von Lahm einplante und ihm diese Rolle zutraute.

Natürlich kann Kimmich als Newcomer die Aufgabe nicht komplett erfüllt haben, dazu war Philipp Lahm zu prägend. Aber der frühere Leipziger ist auf einem guten Weg. Kimmich zeigt die gleichen Anlagen, die auch ein junger Lahm zeigte. Er versteht es, das Spiel von der Position eines Außenverteidigers in die Hand zu nehmen – so ist er nach Thiago der Bayern-Spieler mit den meisten Pässen pro Spiel. Dabei zeigt eine Passquote von 87,6% auch seine Übersicht und Überlegtheit am Ball. Er zeigt eine große Wissbegierde und eine starke Moral.

Darüber hinaus ist sein Offensivdrang wichtig für das Bayern-Spiel, das bisher in der Saison durchaus Belebung benötigte. Kimmich schlägt von allen Spielern der Bundesliga die meisten Flanken und liegt bei der Anzahl der Key Passes an Position zwei hinter Gonzalo Castro. Gerade im Zusammenspiel mit Corentin Tolisso zeigte sich hier eine interessante Aufgabenteilung mit verschiedenen Variationen, die gegnerische Abwehrketten vor schwierige Aufgaben stellte.

Als Rechtsverteidiger ist das Zusammenspiel mit seinem Partner auf dem offensiven Flügel essentiell. Hier muss Kimmich jedoch mit vielen verschiedenen Typen zurecht kommen, die sich auch in ihrem Spielstil stark unterscheiden. So durften der Raumdeuter Thomas Müller, der eigentliche Mittelfeld-Dirigent James Rodriguez, der schnelle Kingsley Coman und der nach innen-ziehende und den Abschluss suchende Arjen Robben vor ihm auflaufen.

Gerade bei dem jungen David Alaba hatte man gesehen, wie wichtig eine Bezugsperson bzw. ein erfahrener Partner auf dem Flügel sein kann. Ein Offensivspieler der den jungen Verteidiger entlasten kann, ihm Räume öffnet und auch in der Defensive unterstützt, aber auch auf Fehler hinweist. Nur so wurde Alaba-Ribéry eine international gefürchtete linke Seite. Diese Unterstützung fehlt Kimmich nun. Umso höher ist somit seine eigene Leistung einzuschätzen. Ein dauerhafter Partner für Kimmich könnte ihm jedoch helfen, noch einen Schritt nach vorne zu machen.

Ohne Frage zeigte Kimmich sein bestes Spiel im Monat September beim Heimspiel gegen den FSV Mainz. Gegen die Domstädter assistierte Kimmich drei Tore, kreierte insgesamt acht Chancen und hatte 144 Ballkontakte. Nachdem er zwei Mal mustergültig auf Müller und Robben durchgesteckt hatte, bereitete er das 4:0 durch Lewandowski per genau platzierter Halbfeldflanke vor. Gegen einen zugegebenermaßen offensiv wenig zwingenden Gegner zeigte der in Stuttgart Ausgebildete sein ganzes offensives Potential und hatte bei nahezu allen gefährlichen Aktionen seinen Fuß im Spiel.

Gegen Paris war Kimmich in einer im gesamten überforderten Bayern-Mannschaft noch einer der besseren. Von einem 22-jährigen kann man – vielleicht anders als von einem Lahm – an dieser Stelle nicht erwarten, dass er alleine eine ganze Mannschaft rumreißt. Allerdings zeigte sich auch, dass er gegen die ganz starken Flügelspieler, die Bayern in der Champions League erwarten, noch defensives Optimierungspotential im direkten Eins-gegen-Eins hat. Gerade die Balance aus seinen Offensivaktionen und dem dann folgenden Umschaltverhalten in die Defensive lässt noch zu wünschen übrig.

Für einen 22-jährigen ist dies allerdings kein Grund zur Sorge. Gerade wenn man über eine Arbeitsmoral und Wissbegierde wie Kimmich verfügt, werden diese Fehler helfen. Und wenn in Zukunft Trainer an der Seitenlinie stehen, die ihn besser fördern und einsetzen als der Vorgänger, dann erwarten den Nationalspieler große Jahre.

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