Vorschau: Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern München
Leverkusen ist da direkt ein äußerst unangenehmer Gegner für den Tabellenführer. Zwar ging das Hinspiel vom Ergebnis her klar an die Bayern, doch schon diese Partie war sehr eng. Speziell nachdem Herrlich umstellte und so wichtige Erfahrungen sammelte.
Mutige Werkself?
Nachdem Leverkusen ziemlich früh mit 0:3 hinten lag, stellte der Trainer auf ein offensiveres 3-4-3 um und plötzlich war die Werkself im Spiel. Aggressives, aber strukturiertes Anlaufen, Druck für die bayerische Defensive und das Ausnutzen von fehlenden Automatismen im Spiel des Rekordmeisters führten zu einer Partie, die Bayer 04 fortan dominierte. Dass es nicht noch zum 3:3 oder gar zu einer Niederlage kam, lag vor allem an der miserablen Torausbeute der Gäste.
Parallelen zum Spiel am Freitag sind natürlich etwas schwierig. Ancelotti sitzt nicht mehr auf der Ersatzbank und unter Heynckes ist durchaus eine Anpassung auf veränderte Spielumstände zu erwarten. Allerdings liegt auch diesmal eine längere Zeit ohne Pflichtspiel hinter den beiden Teams. Außerdem kommt erschwerend Leverkusens Heimvorteil hinzu.
In 42 Spielen holte Bayern in der BayArena nur 18 Siege – 14 Mal verloren sie. Den letzten Sieg in Leverkusen gab es für den aktuellen Spitzenreiter am 8.4.2015 – nach Elfmeterschießen. Am 16.3.2013 holten die Münchner ihren letzten Auswärtssieg gegen die Werkself nach 90 Minuten. Damals saß Jupp Heynckes auf der Bank.
Allein das zeigt, welch unangenehmer Gegner Leverkusen für den FC Bayern sein kann. So durchwachsen die letzten Monate und Jahre auch liefen, so motiviert und konzentriert agierte die Mannschaft aber, wenn es zu Hause gegen den Serienmeister ging. Zumal Bayer mit Herrlich ohnehin so ein bisschen unter dem Radar lief. In den letzten 6 Spielen holte die Werkself 12 Punkte und setzte sich damit in der Spitzengruppe fest.
Herrlich hat es geschafft, das Team zu stabilisieren und die richtige Mischung aus Defensive sowie Offensive zu finden. Das wiederum führte zu deutlich konstanteren Ergebnissen, wenngleich immer noch Luft nach oben ist und auch die Schwäche anderer die Tabellenposition begünstigt. Trotzdem erreichte Leverkusen zwei Unentschieden gegen Leipzig und Dortmund. Mit einer jeweils engagierten, motivierten und taktisch zumindest souveränen Leistung.
Selbiges ist auch am Freitag zu erwarten. Heiko Herrlich sollte aus dem Hinspiel gelernt haben, dass ein FC Bayern am Anfang einer Runde nur dann zu verwunden ist, wenn man sie früh stört und es schafft, strukturiert, kompakt, aber auch hoch zu pressen. Leverkusen wird sich sehr wahrscheinlich nicht nochmal so hinten reinstellen wie am 1. Spieltag. Und diesmal haben sie mit Bailey und Volland zwei Spieler, die zuletzt sehr torgefährlich agierten. Sie könnten den ein oder anderen Konter besser vollenden als das noch im Sommer 2017 der Fall war.
Bayern muss direkt in die Spur kommen
Umso spannender wird es sein, wie Heynckes und sein Team die Feiertage überstanden haben. Lewandowski und Hummels werden dem Herbstmeister in jedem Fall noch fehlen. Auch hinter Joshua Kimmich ist noch ein Fragezeichen. Dafür bietet sich die erste große Gelegenheit für Sandro Wagner, sich direkt anzubieten.
Der Neuzugang ist „die erste Option“ am Freitag, kündigte Heynckes bereits an. Seine Einbindung ins Spiel wird sehr spannend zu beobachten sein. Gerade lange Bälle von Jérôme Boateng auf Wagner könnten ein Mittel sein, um das hohe Mittelfeldpressing des Gegners zu überbrücken und dann schnell nachzurücken. Wagner kann diese Situationen kontrollieren und so zum wichtigen Fixpunkt zwischen den Linien werden, um dann James oder einen anderen Mittelfeldspieler zu bedienen.
Neben diesen neuen Verbindungen muss aber auch altbewährtes wieder eingespielt werden. Im Idealfall finden die Bayern schon in Leverkusen ihren Rhythmus, um im Januar Selbstvertrauen für den so wichtigen Februar zu sammeln. Der Anspruch liegt dabei speziell im spielerischen Bereich. Dass die Münchner Duelle aus der individuellen Klasse heraus entscheiden können, ist nicht neu. Allerdings sieht auch Heynckes noch viel Luft nach oben.
In der Defensive stehen die Bayern zwar gut, aber noch nicht so wie der Trainer das möchte. Gerade im Pressing tun sich durch Undiszipliniertheiten immer wieder kleinere Räume auf, die starke Gegner bestrafen können. Vidal ist hier gerne ein Kandidat für zu hektisches Herausrücken, aber auch Rudy zeigte mehrfach Probleme, seinen Raum zu verteidigen.
Spielerisch machten die Bayern zwar ebenfalls große Schritte nach vorne, doch speziell im Halbraum und über das Zentrum darf noch mehr erwartet werden. Zu häufig laufen die Angriffe über die Außenbahn und gerade am Ende der Hinrunde merkte man aus verschiedenen Gründen, dass die Münchner noch oft in alte Ancelotti-Zeiten zurückfallen. Eine Flanke nach der anderen segelt dann in des Gegners Box.
Und doch kann man davon sprechen, dass bis jetzt alles im Soll ist. Heynckes und Hermann entwickelten das Pressing wieder zu einem der stärksten und flexibelsten in Europa und die Situation in allen Wettbewerben untermauert die Kehrtwende. Auch das Heimspiel gegen Paris war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Nur müssen jetzt weitere folgen. Auch wenn gegen Leverkusen noch nicht alles funktionieren sollte, so hat man jetzt dank eines guten Spielplans die Gelegenheit, sich bis Februar und März in eine noch bessere Verfassung zu bringen. Dann zählt es und dann kann man endgültig bewerten, ob dieser FC Bayern noch zu Europas Spitze zählt.
Fantipp
Im Fantipp tippt einer unserer Leser den Spielausgang. Für den richtigen Tipp gibt es drei Punkte und für die richtige Tendenz (Sieg, Unentschieden, Niederlage) einen Punkt. Verglichen wird dies dann mit einem Tipp aus der Miasanrot-Redaktion. Am Ende der Saison wird sich zeigen, ob die eingeladenen Fans mehr Punkte erreicht haben, als die Redaktion.
Bayern gewann gegen den BVB mit 2:1. Beide Tipps der letzten Vorschau waren somit nur tendenziell richtig. Insgesamt steht es jetzt 27:18 für die Redaktion.
Unser Gast ist diese Woche Henry Ossenschmidt, 31 Jahre alt und selbst Blogger.
Henry: Aufgrund der derzeitigen Tabellensituation und der aktuellen Form beider Mannschaften wird es eine spannende Partie auf Augenhöhe. Den Bayern muss es gelingen, das Spiel früh unter Kontrolle zu bekommen, da die Leverkusener vor allem im eigenen Stadion sehr spielstark sind. Besonders auf die brandgefährliche Bayer-Offensive um Brandt, Bailey und Co. muss die Münchner Defensive höllisch aufpassen. Wenn die Bayern hochkonzentriert in das Spiel gehen, kann ein Sieg möglich sein. 1:2 für unsere Bayern.
Justin: Der FC Bayern wird ordentlich aus der Winterpause kommen, aber nicht überragend. Am Ende reicht eine Leistung mit Höhen und Tiefen zum knappen 2:1-Erfolg in Leverkusen.